Letzte Aktualisierung am 10. April 2020
Wer sich ein neues Smartphone kauft, ersteht für wenige Euro eine optionale Schutzhülle gleich mit. Das ist nicht nur schick, sondern man möchte sein neues Gadget auch vor Unfällen bewahren. Die meisten dieser Hüllen kommen aus China und entstammen günstigen Fertigungsprozessen. Das fühlt man nicht nur, sondern riecht es auch gelegentlich. Lösen sich dann die Klebestellen auf, ist die gute Bewertung meist geschrieben und man kauft schnell eine neue. Bei wenigen Euros stört das nicht, aber es gibt Alternativen, die meist länger halten, als man das Smartphone nutzt. Suncase und fitBAG seien als positive Beispiele an dieser Stelle erwähnt, allerdings bieten sie hauptsächlich Einsteckhüllen. So muss man das Smartphone entnehmen und fällt es dann doch einmal herunter, war die gute Hülle nutzlos.
Konkret suchte ich nach einer Schutzhülle für das Lenovo Moto One Vision. Zwar liegt typischerweise im Lieferumfang eine Silikonschale bei, jedoch bleibt das Display ungeschützt und alternativ zu einer Schutzfolie kam für mich ein so genanntes Flipcase in Frage. Hierbei schützt die Abdeckung das Display und lässt sich zur Rückseite umklappen. Nachteilig bei einer Schutzfolie ist, dass das Smartphone beim Telefonieren ständig verschmiert. Gute Flipcases bieten Aussparungen für Lautsprecher und Mikrofon, so dass sich stattdessen beim Telefonieren der weiche Deckel an die Wange schmiegt. Abgesehen von rauen Alltagsumgebungen, beispielsweise wenn es etwas staubiger zugeht, lässt sich daher auf eine Schutzfolie verzichten. Will man das Display im Blick behalten, klappt man die Tasche um. Ein weiterer Vorteil ist die schräge Aufstellfunktion, beispielsweise zum gemeinsamen Betrachten von Fotos und Videos.
Mobiwear, tolle Qualität aus Polen
Sucht man im Netz nach qualitativ hochwertigen Schutzhüllen, stellt sich dies als schwierig heraus. Einerseits aufgrund der massigen Anzahl von Billigprodukten, andererseits sind hohe Preise und die Angabe von echtem Leder, das sich meist als echtes Kunstleder erweist, kein Garant für eine gute Qualität. Das gilt ebenso für Handyhüllen aus dem Fachmarkt, denn trotz bekannter Marken müssen sie nicht besser sein, sind gleichwohl jedoch teurer. Es war daher ein Zufall, dass ich auf Mobiwear aufmerksam wurde und war auf die versprochene Qualität gespannt. So stellt sich Mobiwear selbstbewusst gegen billige Produkte aus China und bewirbt die Qualität der Stettiner Manufaktur. Italienisches Ziegenleder und polnische Materialien dienen als Werkstoff, denn man möchte in Europa produzieren und einkaufen, das empfinde ich als positiv. Dabei rangieren die Taschen je nach Ausführung zwischen 20 und 30 Euro, versendet wird aus Deutschland. Neben der vorliegenden Tasche aus braunem, weich gegerbten Ziegenleder hat der Hersteller auch andere Varianten im Programm, teilweise mit Motiv und aus anderen Materialien gefertigt. Verkauft werden die Produkte hauptsächlich über eBay und Amazon, verschickt wird von Mobiwear direkt. Der Name scheint ein Wortspiel zu sein und steht vermutlich für Handytaschen, die qualitativ ebenso als Accessoire überzeugen sollen. Die derzeit hundertprozentige Zufriedenheit bei eBay lässt darauf schließen, dass nicht nur ich dieser Ansicht bin.
Geliefert wird die Tasche in einer schicken Pappverpackung, einziger Kunststoff ist der transparente Plastikdeckel. Auch wenn der Kunststoffanteil vergleichsweise gering ist, hätte es ruhig ein vollständiger Pappkarton sein dürfen, denn ich persönlich brauche keine schicken Umverpackungen für Alltagsgegenstände. So ziert die Rückseite ein Pappdeckel, der auf den Inhalt des Kartons hindeutet, die Front ist wie erwähnt vollständig transparent. Mobiwear will die Tasche möglichst schlank halten, so dass auf Gürtelclips verzichtet wird, ein ohnehin fragwürdiges Feature. Im Kern besteht sie aus einer umschließenden Silikonschale, an deren Rückseite die Lederklappe im rechten Drittel aufgeklebt ist. Ein Ziehen an dieser Verbundstelle lässt einen sehr festen Sitz vermuten, der sicherlich erst bei extremer Nässe aufweichen dürfte. Hier wäre ein Langzeittest nötig, um die tatsächliche Qualität beurteilen zu können. Die milchig transparente Silikonschale passt exakt um mein Moto One Vision und lässt die blaue Gerätefarbe nicht wirklich durchschimmern. Aussparungen für Mikrofone und Anschlüsse an den kurzen Seiten wurden ebenso berücksichtigt und sind sehr exakt, auch an das rückseitige Loch für den Fingerabdrucksensor wurde gedacht. Schöner wäre es sicher gewesen, wenn man auch Leder um die Kamera herum vorfinden würde, diesen Bereich hat man jedoch ausgespart. Von Hinten betrachtet wirkt die Tasche daher etwas unvollkommen, der Platz um die Kamera hätte ausgereicht, so dass man das Leder auch hier hätte ausstanzen können.
Das Silikonförmchen endet gleichmäßig über dem Displayrand und gibt keinen Anlass zur Kritik. Einzig die Aussparung für den Headset-Anschluss könnte für massive Klinkenstecker etwas eng sein. Ein Problem bei manchen Flipcases ist der Deckel, der sich beim in die Hand nehmen gerne verschiebt, nicht aber bei Mobiwear. So sitzt er sicher auf dem Display und wird von einer seitlichen Lasche mit Magnet an Ort und Stelle gehalten, bei randlosen Displays gibt es vermutlich keine Alternative. Sie trägt übrigens nicht auf und verbreitert die Tasche nur unwesentlich. Vorteilhaft ist, dass man auf der Innenseite Kartenfächer ausgespart hat, denn Plastikkarten könnten das Display verkratzen. Die Innenseite besteht aus demselben weichen Leder, ein Mikrofaserbezug hätte praktischerweise zur Displaypflege beitragen können. Positiv ist die Aussparung am oberen Deckelrand, so dass der Hörer frei zugänglich ist und auch das Telefonieren bei geschlossenem Case ermöglicht wird. Im Deckel findet man Hinweise auf den Hersteller des Case. Die in das Leder imprägniert wurden, die Vorderseite ziert das Logo ganz unten rechts. Auf beiden Seiten wurde das Leder mit innenliegenden Kunststoffplättchen verstärkt, das dient im vorderen Teil dem Displayschutz, im hinteren Teil entsteht ein Scharnier, so dass man das Gerät aufstellen kann. Entsprechend wurde eine Aussparung für den Fingerabdrucksensor in die Kunststoffplatten geschnitten, die Kamera liegt wie erwähnt frei und wird nur durch den Rand der Silikonschale geschützt. Immerhin liegt das Smartphone nicht auf dem Objektiv auf, was die Lederrückseite verhindert. Das Leder wurde nicht vernäht, sondern sauber auf den Kunststoff aufgeklebt. Es gibt jedoch keinerlei Unebenheiten oder Abweichungen, die Fertigungsqualität ist auch hier sehr exakt.
Mobiwear in der Praxis
Die Nutzung ist ebenso unkompliziert wie die Anbringung. Dass die Klappe über die Längsseite geklappt wird, finde ich besonders bei großen Geräten vorteilhaft und die Standfunktion ist dadurch möglich. Durch das glatte Material liegt das Smartphone rutschsicher auf dem Tisch, was sich in Flugzeugen oder Zügen positiv erweisen dürfte. Das Aufstellen klappt auch stufenlos in verschiedenen Winkeln butterweich. Während ich von vielen Taschen kenne, dass sich die Lasche beim Aufstellen über das Display neigt, hat man auch hier mitgedacht und das geringe Gewicht des Magneten verhindert dies. Bei der Materialanmutung ist die Wahrnehmung unterschiedlich, so bevorzugen manche eher gröberes, andere wiederum glattes und eher weiches Leder. Letzteres trifft auf diese Tasche zu, das Obermaterial ist in der Tat recht weich und auch dick. Es ist also keine Hülle mit einer extrem dünn aufgetragenen Lederschicht auf einem Plastikuntergrund, sondern schon stark gearbeitet, was man insbesondere an der Flanke zwischen Rück- und Vorderseite fühlt und das Prädikat hochwertig durchaus verdient. Sicher wird sich im Laufe der Zeit eine Patina bilden, das Leder wird sich aber nicht wie bei manch teuren Taschen abschürfen. Als Negativbeispiel kann ich aus eigener Erfahrung die Ledertasche von Apple anführen, deren mitternachtsblaue Farbe sich bereits bei zwei Taschen nach einigen Monaten zu offensichtlichem Schwarz hin verfärbt hat. Kratzer geben zudem schnell den Blick auf die Kunststoffschale bei, weshalb ich auf die günstigere Silikonvariante umgestiegen bin. Ein ähnliches Problem hatte ich bei der Tasche für den Amazon Kindle, auch hier wirkt das Leder wie eine dünn aufgetragene Oberfläche. Diese riecht zwar nach Leder, schürft sich allerdings selbst bei normaler Alltagsnutzung schnell ab und gibt den Blick auf das Karbonmaterial frei.
Natürlich gibt es auch einiges bei der Tasche von Mobiwear zu kritisieren. Neben der bereits erwähnten Aussparung des Leders um die Kamera herum ist auch die Bedienung der Seitentasten etwas gewöhnungsbedürftig. Während viele Silikonhüllen an diesen Stellen Verdickungen aufweisen, hat sich Mobiwear für eine schmale Aussparung entschieden, die kaum größer als die Tasten sind. So drückt man mit dem Finger in das Loch und damit direkt auf die Seitentasten, was sich für mich persönlich nicht als Problem herausstellt. Anwender mit dicken Fingern aber könnte dies ebenso stören, wie Menschen mit motorischen Einschränkungen oder empfindlicheren Händen. Gleichwohl sitzt auch der Fingerabdrucksensor etwas tiefer, bei umgeschlagener Frontklappe ist er verdeckt. Liegt das Smartphone auf dem Tisch, hebt man es einfach links an und schiebt den Finger zwischen Silikontasche und Frontklappe, das gelingt sehr gut und stört mich ebenfalls nicht. Dabei hilft der Umstand, dass der Lederumschlag nur halbseitig auf die Silikonschale geklebt wurde und wie erwähnt zweigeteilt ist. Schlussendlich kann auch die Tasche nichts dafür, dass Lenovo sich für einen rückseitigen Sensor entschieden hat, im Zweifel ließe sich auch eine andere Entsperrmethode verwenden.
Fazit:
Taschen zu bewerten ist immer schwierig, weil jeder einen eigenen Anspruch an Design und Funktionalität hat. Trotzdem aber lassen sich Verarbeitungsqualität, Materialanmutung und Funktionalität anhand der Aussagen des Herstellers messen. Hier verspricht Mobiwear jedenfalls nicht zu viel und bietet eine am Preis gemessen hochwertige Qualität. Vergleicht man diese mit den Taschen von Amazon und Apple, kann es Mobiwear deutlich besser zum günstigeren Preis. Allerdings erinnere ich mich an Gerätetaschen aus dickerem Rindsleder, handvernäht, wie damals von Eixo oder Krusell, welche bei besonders kleinen Handys allerdings ziemlich dekadent wirkten. Auch konnte man für hochwertige Ledertaschen schon deutlich mehr Geld ausgeben, so dass Mobiwear sich nicht einmal am oberen Ende der Preisskala bewegt. Die Verarbeitung und Materialanmutung ist wertig und mehr als nur dem Preis angemessen. Die Taschen gibt es übrigens in verschiedenen Formen und Farben, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Ich bin gespannt, ob man auch in den nächsten Jahren von Mobiwear kontinuierlich versorgt wird, oder ob man sich irgendwann wieder nach einer anderen Marke mit ähnlich hohem Qualitätsanspruch umschauen muss.
Hallo,
ich bin bei der Suche nach einer Handyhülle auf deinen Artikel gestoßen.
Gibt es mittlerweile ein Update zu der Langlebigkeit?
Grüße Sascha
Hallo Sascha, zumindest kann ich die Langlebigkeit bestätigen, meine Hülle ist noch wie am ersten Tag.
Okay, danke dir 🙂