Letzte Aktualisierung am 8. September 2020
Während ich bereits in meinem Keys- und Studio-Report bei AMAZONA.de alles Wichtige zusammengefasst habe, möchte ich mich in diesem Artikel dem Hersteller PSI Audio widmen. Im Maritim-Hotel neben dem Messegelände wurden wir am Abend zu einer sehr beeindruckenden Hörsession der besonderen Art eingeladen.
PSI Audio ist ein Schweizer Hersteller, der all seine Lautsprecher nicht nur von Hand, sondern vollständig analog aufbaut. Nach meinem Gefühl hätte ich gedacht, dass ein bis zum Lautsprecher rein digitaler Signalweg die prinzipbedingt bessere Lösung wäre, dem ist aber nicht so. Trotz hoher Sampling-Raten und guten Wandlern gibt es nämlich Probleme bei den Endstufen, wie ungewollte Latenzen (Verzögerungen) und Grundrauschen, das von den PWM-Endstufen erzeugt wird. Bei PSI Audio hatte man im Vorfeld eine digitale gegenüber einer analogen Schaltung gegenübergestellt und ermittelt, dass analog einfach besser klingt. Zugegeben mit einem diskreten Schaltungsaufbau und hochwertigen Bauteilen, dafür aber impulsgenauer und somit auch detaillierter. Als Weiteres hat jeder die Freiheit, seinen eigenen D/A-Wandler vorzuschalten, ein voll digitales System ist hingegen, wie es ist. Ganz ehrlich, warum sollte man ein analoges Signal auch digitalisieren, um es schlussendlich wieder analog aus dem Schallwandler zu holen?
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- PSI Audio A23-M Studio Black
- PSI Audio A23-M Studio Red
- PSI Audio Sub A125-M Studio Red
- PSI Audio AVAA C20 Black
PSI Audio A23-M, aktiver Studiomonitor
Komplett neu entwickelt wurde die A23-M, ein Studiomonitor mit drei Wegen, der puristischer nicht sein kann und von einem passenden Subwoofer unterstützt wurde. XLR-Eingang und Netzschalter, Pegelanpassung und das war es auch ziemlich. Der Bassport zeigt als Schlitz zur Vorderseite, der Frequenzgang beginnt ab 32 Hz, allerdings mit einer Ansprechzeit von -6 dB. Der Lautsprecher lässt sich stehend oder liegend aufstellen, dazu können Mittel- und Hochtöner gedreht werden. Sie sind in eine quadratische Platte montiert, die man einfach durch vier Schrauben lösen kann. Herkömmliche Studiomonitore sind fest konfiguriert, so dass man einen rechten oder linken kaufen muss, hier aber ist man frei in der Aufstellung. Senkrecht sind Mittel- und Hochtöner übereinander angeordnet, liegend jeweils rechts oder links neben dem Woofer.
Das PSI Audiowerk gibt es übrigens schon seit 1977 und hat Referenzen auf der ganzen Welt eingefahren. Referenz ist hier nicht nur ein Werbe-Slogan, denn in vielen Studios sorgen Lautsprecher von PSI Audio für Welterfolge, Bob Kaz sei als bekanntes Beispiel stellvertretend erwähnt. Dabei sehen sie recht unspektakulär aus, so bewerben manche bestimmte Formen der Schallwand oder bauen wahnwitzige Konzepte zur Richtwirkung ein. Nicht bei PSI Audio, die A23-M ist, wie auch die übrigen Lautsprecher, sehr schlicht gehalten. Gerade Schallwand, abgerundete Gehäusekanten, in schwarz oder rot erhältlich. Die Preise bewegen sich klar im vierstelligen Bereich, einsteigen kann man mit dem Zwei-Wege-Monitor A14-M für knapp über 1.000 Euro je Stück. Die A25-M kostet je Lautsprecher um 4.400 Euro.
PSI Audio C20 AVAA-System
Die aktive Bassfalle AVAA C20 hat es in sich und funktioniert auch mit anderen Lautsprechern. In einem akustisch nicht optimierten Raum, wie der Hotel-Suite, kann man die Wirkung sofort hören. In einer Messehalle hätte die C20 keine Chance. Lautsprecher in Hallen machen eh wenig Sinn, trotz abschirmender In-Raum-Konstruktionen dringt der Lärm immer durch.
Einfach erklärt absorbiert das AVAA-System Reflexionen in unteren Frequenzbereichen zwischen 15 und 150 Hz. Wer sich den Schlag einer Bassdrum aus der heimischen Stereoanlage anhört, wird dessen Echo noch einige Zeit nachhallen hören. Im ungünstigsten Fall hört man nicht einmal die tiefen Frequenzen, durch Raummoden können manche Anteile an der Hörposition regelrecht ausgelöscht werden. Hier wirkt die C20 entgegen und reduziert nicht nur das Echo, sondern sorgt zugleich auch für eine konturierte Basswiedergabe, indem man den Raummoden durch die aktive Schaltung zu Leibe rückt.
Um das Prinzip zu verstehen, muss ich etwas ausholen. In einem Raum breiten sich Frequenzen unterschiedlich schnell aus, tiefe Frequenzen sind von ihrer Wellenstruktur länger und träger, so dass deren Nachhallzeit schwerer zu beeinflussen ist. In kleineren oder akustisch nicht optimalen Räumen kommt es zu Flatter- und Halleffekten, die den teuersten Lautsprecher daran hindern, gut zu klingen. Daher könnte man es fast schon zweifelnd betrachten, wenn der freundliche HiFi-Händler einen Lautsprecher verkauft, ohne das Wohnzimmer je gesehen zu haben – er ist eben Verkäufer und kein Tontechniker. So machen Investitionen in teure Kabel und die besten Lautsprecher wenig Sinn, wenn man sich nicht zuvor Gedanken über die akustische Raumsituation macht. Diese ändert sich auch, beispielsweise bei neuen Möbeln oder Teppichen. Verschiedene Akustikelemente, wie Bassfallen, Diffusoren oder Absorber können eingesetzt werden, im Idealfall wird ein Raum komplett vermessen. Die AVAA C20 ersetzt zwar nicht die akustische Optimierung, vereinfacht diese aber ungemein, zumal man durch einfache Veränderung der Aufstellung eine bessere Wirkung erzielen kann.
Eigentlich hätte ich gedacht, es handelt sich um eine Phasenkorrektur, so dass man mit Antischall den störenden Frequenzen entgegen wirkt. So ist es aber nicht, wie mir erklärt wurde, das System nimmt zwar den Schall akustisch auf und bearbeitet ihn, jedoch nach anderen Prinzipien. Voll analog aufgebaut ist es extrem impulstreu, denn die C20 wird nicht in den Signalweg eingeschliffen und muss von daher ständig die akustischen Rauminformationen analysieren. Obiges Beispiel mit der Bassdrum wurde auch im Hörraum demonstriert, die Unterschiede mit und ohne C20 sind sehr eindrucksvoll. Ganz einfach beschrieben ersetzt die C20 die Wand in ein Loch, so als ob sie nicht da wäre.
Fazit
PSI Audio bietet hochwertige Lautsprecher und mit dem AVAA-System eine effektive Möglichkeit zur unterstützenden Raumanpassung an. Allerdings geht es hier um High-End im Studiobereich, das entsprechend auch kosten darf. Es sind Audiowerkzeuge, die schlussendlich auch Geld einbringen und den Tonmeistern helfen, ihre Produktionen schneller zu optimieren. Klanglich mag ich diese Präzision, so dass sie mir auch als HiFi-Lautsprecher gefallen würden.
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