Letzte Aktualisierung am 12. Dezember 2020
Nicht nur Update, sondern eine komplett neue Windows-Version. Die Fachpresse überschlägt sich fast, wie bei iOS-Updates wird über neue Funktionen und Erweiterungen des Herbst-Updates für Windows 10 geschrieben, als sei das die Offenbarung schlecht hin. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie im Hinblick auf ältere Meldungen die neuen dann noch höher, schneller und weiter scheinen, zumal aus vergangener Sicht doch alles bereits perfekt sein müsste. Und wie immer kommt das erste Service-Pack – wenn auch diesmal wenige Monate nach Veröffentlichung – und spendiert die nie da gewesenen Vorteile. Seit Windows as a Service, spricht man von Update und während viele Blogs von dem „kaum erwarten können“ schreiben, wird so manches verschwiegen. Denn schaut man etwas genauer hin, dürfte das Update eher als Schlappe bewertet werden. Immerhin ist es ein Service-Pack, das aber im Gegensatz dazu fast wie ein Windows-Upgrade wirkt. Und genauso verläuft auch die Installation: Update downloaden, Neustart und anschließende Ersteinrichtung mit dem großen Prozent-Zähler, als würde man sein Windows 10 neu installieren. Nach der Erstanmeldung erscheint die typische Ersteinrichtung und man fragt sich, ob das System wirklich aktualisiert oder gar platt gemacht wurde. Der Windows.old-Ordner im Root-Verzeichnis bringt dann die Ernüchterung, dass man soeben eine neue Windows-Version erhalten hat.
Damit erreichen wir einen Punkt, der mich vor lauter Fragen vergessen lässt zu prüfen, was nun eigentlich verbessert wurde. Als Computerservice könnte ich nun das große Geschäft wittern, denn ohnehin schon volle Festplatten bereits älterer Rechner werden nun mit einem weiteren alten Windows wiederum befüllt und die Alarmglocken der Nutzer könnten klingeln. Allerdings frage ich mich viel mehr, wieso man einen kompletten Systemumbau forciert, war das hoch gelobte beste Windows aller Zeiten doch nicht so gut? Vielleicht soll auch die Änderung des Copyright unter System auf 2016 (statt bisher 2015) darauf hindeuten, dass Windows 10 nun der Zeit voraus sei.
Während ich so nachdenke, bereinigen sich die zwei bereits aktualisierten Rechner im Hintergrund und lassen auch danach das Windows.old-Verzeichnis mit den Treiberlaichen stehen, das von Hand nicht gelöscht werden kann. Kosmetischer Blödsinn und eigentlich vollkommen unverständlich. Gut, das sind Kleinigkeiten, aber mit Blick auf die Vergangenheit lässt es sich immer schwerer an die Lobpreisungen des Konzerns glauben, wenn man schon nicht aus nebensächlichen Fehlern lernt.
Als wäre das nicht genug, fordert mich die neue Skype Video App direkt zur Einrichtung und Eingabe meiner Rufnummer auf. Hallo, die habe ich doch längst in meinem Microsoft-Konto hinterlegt. Hatten wir uns vor einem halben Jahr unter Windows 8.1 nicht von der App Skype zu Gunsten der Desktop-App verabschieden müssen? Windows in alten Zeiten ist das nicht, da durfte ich noch selbst entscheiden, was ich mit meinem System mache. Nur wenn jetzt alle drei Monate diese tollen Updates kommen, habe ich in drei Jahren ein fragmentiertes Windows.old099-Verzeichnis und darf mich mit schwer entfernbarem Datenmüll rum ärgern
Dies bedarf einer besonderen Beachtung, denn eigentlich sollen die alten Windows-old-Ordner sich nach 30 Tagen löschen bzw. können über die Datenträgerbereinigung entfernt werden. Trotzdem passiert es, dass manche Treiberdateien, unter Anderem im Ordner \DriverStore\FileRepository verbleiben. Zwar ist das nicht viel, kosmetisch nervt das aber schon. Löschen mit Unlock-Tools, Besitzrechte-Übernahme oder Starten im abgesicherten Modus funktioniert nicht. Nach Besitzübernahme lassen sich die Daten umbenennen und verschieben, mehr aber nicht. Auch konnte ich feststellen, dass es sich zumeist um Intel-Treiberdateien handelt. Einziges mir bekanntes Mittel ist ein Verschieben in den Windows-Ordner, dann vergisst man sie wenigstens.
Auch wenn dieses Problem nervt und ich gerne verstehen würde, warum das so ist, ärgert mich das noch am Wenigsten. Nur dass die Freiheit, die wir uns im Internet bewahren, bei unseren Maschinen nicht mehr gilt und wir uns zusehens in einer quasi Abhängigkeit großer Konzerne mehr und mehr begeben, in die wir förmlich hinein gezogen werden, beschleicht mich nun auch bei Microsoft das gleiche ungute Gefühl, das ich sowohl bei Apple und auch bei Google hatte. Vor vielleicht noch fünf Jahren hätte ich Microsoft vertraut und an die ausnahmslose Seriosität geglaubt. Auch heute denke ich, dass selbst Google und Apple ebenso vertrauenswürdige Unternehmen sind, denn Massenpannen können sie sich nicht leisten. Aber dass man sich sowohl am Computer, als auch am Smartphone, nicht unabhängig bewegen kann, ist schon bedauerlich. Ist man wie ich zudem auf Zugänglichkeit angewiesen, kann selbst ein Firefox OS nicht das bieten, was ich erwarte und mit Linux sieht das leider nicht anders aus.
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