Letzte Aktualisierung am 15. März 2023
Nun ist es passiert: Nachdem meine Kurzwellenantenne auf dem Dach Probleme macht, habe ich meinen Transceiver weggegeben und kann die Kurzwelle nur noch mit einem Weltempfänger hören. Einerseits ist das für mich zwar nicht dramatisch, immerhin habe ich mein letztes QSO – also Funkgespräch – bestimmt vor bald fünf Jahren geführt. Andererseits aber war mir immer klar, dass wenn ich das Gerät abgebe, es das Ende dieses an sich schönen Hobbys bedeuten würde. Und das habe ich nun getan und bereue diese Entscheidung nicht. Warum das so ist, möchte ich im Folgenden erläutern.
Schon Mitte der 80er Jahre, als wir in der Schule die Funk-AG besuchten, war mir klar, irgendwann eine Amateurfunklizenz zu besitzen. Bis dahin sollte aber noch knapp ein Jahrzehnt vergehen und während dieser Zeit nutzte ich den CB-Funk und knüpfte Freundschaften außerhalt unseres Schulinternats. Das war eine schöne Zeit und Querelen mit teils etwas seltsamen Menschen waren zu verschmerzen. Im Jahr 1997 erreichte ich das Ziel und wollte fortan den Amateurfunk als Kommunikationsdienst mit gleichgesinnten Freunden einsetzen. Handygespräche waren damals noch teuer und das Funkgerät war somit die willkommene Alternative. Verabredungen oder abendliche Runden waren unkompliziert möglich, später in der Fachhochschule war auch eine ständige Verbindung mit Kommilitonen sinnvoll. Die Kurzwelle, die mich schon früher begeisterte, ergänzte dies und so waren Direktverbindungen in ferne Länder möglich.
Die Faszination im Hobby Amateurfunk liegt genau darin, dass man –ohne Kommunikationsunternehmen und –Netze – Verbindungen miteinander aufbauen KANN. Genau genommen ist der Amateurfunk das erste multimediale und soziale Netzwerk der Welt. Ein Funkfreund formulierte es einmal so: „Du rufst und irgendwo antwortet jemand, der dich hört und du weißt nicht, wer es ist“. Dabei kann dieser Mensch auch in einem ganz anderen Teil der Erde leben. Besonders Silvester kann man über die Datumsgrenze hinweg Glückwünsche in das für manche bereits begonnene Neujahr aussenden. Die Vielfältigkeit der Frequenzbereiche und Techniken ergänzt das Ganze, so sind Verbindungen über den Mond als Reflektor möglich oder ein Ruf um die ganze Welt, den man selbst nach einer Verzögerung wieder hören kann. Kommunikation mit der internationalen Raumstation, Satellitenfunk, Amateurfernsehen und digitale Betriebsarten ergänzen das Angebot und so ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der Amateurfunk setzt übrigens Maßstäbe für Technologien, die wir im Alltag nutzen. Telefax, mobiles Internet mit paketvermittelter Datenübertragung, überhaupt die drahtlose Übertragung digitaler Informationen, beruhen auf Erfahrungen im Amateurfunk. Die Telegraphie, auch als Morse bekannt, ist nicht nur inzwischen immaterielles Weltkulturerbe, sondern auch die erste digitale Datenübertragung überhaupt. So gibt es Nullen und Einsen, in kurze und lange Töne unterteilt, sowie Pausen und ein Endsignal. Auch wenn es anders scheint, gibt es noch viele Funkamateure und die Begeisterung besonders bei jungen Menschen nimmt scheinbar wieder zu.
Wo viel Licht ist, ist allerdings auch viel Schatten und die Zeiten haben sich geändert. Dreht man heute über die Kurzwelle, so hört man deutlich weniger Stationen, als es noch vor 15 Jahren der Fall war. Gespräche reduzieren sich auf Verbindungsdaten und Funkwettbewerbe dominieren die Kommunikation. Werden diese ausgetragen, ist das Band voll, der Informationsgehalt allerdings entsprechend reduziert und hektisch. Hinzu kommt, dass digitale Techniken im Vormarsch sind, das Internet in Form des HamNet ein Teil des Funkbetriebs ist, auch werden digitale Übertragungsverfahren von manchen Herstellern exzessiv vorangetrieben. Und hier hört der Spaß für mich auf, denn eigentlich ist von einer offenen Sprache die Rede. Das bedeutet eine Kommunikationsform, die öffentlich von Jedermann empfangen und mitgehört werden kann. Verschlüsselungen sind nicht gestattet, ebenso das Verbreiten politischer Inhalte. Kurios ist es daher, wenn Firmen eigene Techniken nur für eigene Geräte etablieren und ebenso erstaunlich ist, wie das Internet Einzug in den Funkbetrieb hält. So tauschen sich Funkamateure jetzt nicht nur in Runden per Funk oder Packet Radio aus, sondern auch in Internet-Foren, das eigentlich dem Hobby total entgegen steht. In den 80er Jahren war es noch gesetzlich verboten, ein PhonePatch-Modul zu betreiben, das eine Amateurfunkstelle mit einem Telefon verbindet. Denn die Bundespost wollte natürlich nicht, dass Funkamateure Nachrichten übermitteln, die Privatpersonen über das Telefon kostenpflichtig austauschen könnten. Weiterhin zählt in oben erwähntem Contest-Betrieb – den Wettbewerben – die Leistung und entsprechende Antennen. Wenn viele Stationen auf einen Ruf antworten, hat man mit einer einfachen Antenne ohnehin keine Chance, ebenso wenig mit geringer Sendeleistung.
Etwas Kritik muss ich auch am deutschen Amateurfunkverband DARC e.V. üben, der bei manchen Funkamateuren nicht zu den beliebtesten Instanzen gehört, viele fühlen sich von diesem nicht ausreichend vertreten. Aber hier gab es die letzten Jahre nach meiner Beobachtungen positive Entwicklungen, vor Allem bezogen auf die Unterstützung für Newcomer. Ich bin zwar längst ausgetreten, aber die Gemeinschaft und Aktivitäten sind sicherlich nicht zu unterschätzen. Trotzdem sind die Bänder wesentlich leerer als noch vor rund 30 oder 40 Jahren, aber der Trend kehrt sich inzwischen weltweit etwas um.
Allerdings ist wie erwähnt der Amateurfunk eine Möglichkeit, direkt zu kommunizieren, das ist im Katastrophenfall eine wichtige Sache. Wenn beispielsweise bei Naturkatastrophen die Energieversorgung und somit auch das Kommunikationsnetz ausfällt, können Funkamateure sich in Windeseile über große Distanzen und ohne Drittmittel in Echtzeit verständigen. Und auch die kommerzielle Frequenznutzung, mögliche Beeinträchtigung durch elektromagnetische Störungen oder Einsatz des technischen Wissen in der Industrie machen den Amateurfunk wiederum sehr sinnvoll. Doch scheint der Einfluss von Funkamateuren inzwischen nicht mehr so groß zu sein, wie er noch vor Jahrzehnten war. Powerline, auch als PLC bekannt (Datenübertragung über das Stromnetz), wurde Trotz einstimmiger Bedenken eingeführt und vermasselt nun dem Funkamateur den Kurzwellenempfang. Vielleicht ist das auch ein Grund für die Funkstille.
Warum dieses Hobby perspektivisch nur übergangsweise an Bedeutung verloren hat, denn hier geht es zum zweiten Teil, führe ich auf die Veränderungen zurück, die bislang einzug hielten und noch kommen werden. Analoger Rundfunk wird immer mehr abgeschaltet, die Aussendungen von Amateurfunkstellen erfolgen zunehmend digital und das in unterschiedlichen Formaten, Geräte sind somit nicht immer miteinander kompatibel und an Contesten habe ich persönlich kein Interesse. Was da noch bleibt, ist ein bisschen Drehen über die Kurzwelle, so wie ich es als Kind auch schon gemacht habe. Und wenn hier nichts mehr kommt, bleibt als Ersatz noch das Internet.
Hier eine Liste der Podcast-Episoden, die sich mit dem Amateurfunk befassen:
Das liest sich alles ganz doll….
Es liegt an jedem selber was er aus dem Hobby macht. War da nicht noch was mit Eigenbau?
Also ich habe mehrere Projekte dich ich bis zu meinem eventuellen Alzheimerbefall
noch machen möchte . Das ganz alleine für mich und meinem Technischen Interesse.
Dazu benötige ich weder Digitalen Umsetzteverkehr noch Internet. Eigentlich auch keinen DARC der wieder mal die Beiträge erhöht für was? Für eine Zeitung die vollgepackt ist mit
Werbung. Einem Privatanzeigenteil bei dem die Schnäppchen schon weg sind bevor ich die Zeitung im Briefkasten hatte. Was bleibt ist meine Technikbegeisterung und die legale Möglichkeit das eine Oder andere Gerät selber bauen und benutzen / testen zu dürfen.
Das ist für mich “ Amateurfunk“ und wird es auch noch eine Weile bleiben.
55 73
Hallo Funkfreund,
danke für die Ergänzung, die Möglichkeiten des Eigenbaus habe ich Mangels meiner Fähigkeiten ganz außer Acht gelassen. Einfach deshalb, weil das nie für mich in Frage kam und bei mir die Kommunikation an sich im Vordergrund steht. Hier las ich heute im Netz irgendwo die gegenteilige Bemerkung, dass die Kommunikation eben für viele im Hintergrund stünde. Das nenne ich mal Fluch und Segen zugleich. Und es ist unbestritten, dass dieses Hobby sehr vielfältig ist und natürlich jeder was draus machen kann. Nur wenn keiner mehr vordergründig kommunizieren will, dann nimmt auch das Interesse ab.
Auch habe ich mich heute mal mit den Flaggschiffen der großen japanischen Hersteller befasst und beschlossen, dass ich von diesen sicher kein Gerät mehr kaufen werde. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, jeder schreibt von der massiven Verbreitung seines Digital-Standards, obwohl es offenbar mit DMR sogar einen offenen Standard gäbe. Da will man lieber versuchen, den Vereinen die Digital-Umsetzer zu verschachern, weil das ja nach dem Schneeballprinzip dann für Kunden sorgt. Sorry, aber das ist weder nichtkommerziell, noch offener Standard, das ist einfach unglaublich, wie das noch vom Vereinswesen sogar unterstützt wird. Und da bliebe dann der Eigenbau als tatsächlich einzige und logische Konsequenz.
Viele Grüße und 73!
ich habe 92 die lizenz theorie in b abgelegt.
zum morsen hat es nicht ganz gereicht…
und plötzlich habe ich klasse a?….ich fühle mich moralisch verpflichtet, das cw besser hinzubekommen @!
und lerne täglich….schon der Tradition willen !
[…] https://merkst.de/amateurfunk-vorlaeufiges-ende-eines-hobbys/ […]
Leider muss ich dem Schreiber des langen Artikels recht geben. Es ist immer mehr so, dass der Amateurfunk zum neuen CB-funk wird. Leider haben die Leute allgemein verlernt zu Kommunizieren, es läuft alles nur noch über die Mobiltelefone. Wer spricht noch mit seinem Gegenüber, selbst am Mittagstisch, können die meisten nicht auf das Handy verzichten. Das ist für mich Dauerstress und ganz klar eine Sucht in die viele verfallen und es nicht einmal merken. Vor ca. 10 Jahren hat man den Amateurfunk zu Tode getragen als man versuchte mit vereinfachten Lizenz Prüfungen Funk-Freunde anzulocken. Nur, wenn man heute so über die Bänder dreht, hört man fast nichts und wenn, nur sinnloses gefasel aber keine interessannten Gespräche mehr über Technik, Wissen und anderes. Nein, nur noch wie gehts, ja du kommst gut an bei mir und damit hat sich das schon wieder. Können die Leute überhaupt noch miteinander Kommunizieren? Nein, und genau das ist der springende Punkt. An der Intelligenz liegt es sicherlich nicht, aber an was dann. Vielleicht ,dass viele nicht mehr nach links oder rechts schaeuen. Egoismuss? Ja, das wäre eine Erklährung für das Phänomen welches sich in den letzten Jahren aufgetan hat, nicht nur auf dem Amateurfunk, nein ganz besonders bei den Jungen Leuten. Nun für micht sieht es nicht anders aus als beim vorgehenden Artikel. Auch ich werde meine Geräte versorgen und eventuell in 10 Jahren wieder einmal hervornehmen. Was ich noch betonen muss, vor 20 Jahren, gab es noch Freundschaften unter den Amateuren, aber heute ist es meist ein Konkurenzkampf ohne gleichen, jeder ist der Bessere. Bei den Amateufunk verbänden geht es heute nicht mehr um zusammenhalt oder einfahc zusammen sitzen. Nein es wurde vollkommen Komerzionalisiert, es zählt nur noch die Kohle welceh eingenommen wird.
Für mich bedeutet diese Entwicklung den Untergang des ansonsten schon vom Mitglieder- schwund betroeffenen Amateurfunks.
Best 73
Versucht es neu anzupacken. bevor es 12 Uhr ist. Es ist 5 vor 12 Uhr. Beeilt euch.
… und da muss ich jetzt widersprechen:
Als ich meine Lizenz ein halbes Jahr vor der Klasse 1 bestand, war das auch eine Klasse 3 Lizenz. Wir waren drei Leute und machten diese eben wegen der Kommunikation, weil CB-Handfunkgeräte aufgrund des KW-Bandes umständlicher zu nutzen waren. Die Handygesprächsminute war damals noch recht teuer. Im Laufe des Funkbetriebs stellte ich allerdings fest, dass sich DO-Neulinge wesentlich disziplinierter und freundlicher verhielten, als die alteingesessenen Hasen. Diese nämlich konterten durch Ignoranz, Störung oder einfach dadurch, dass sie bewusst technisch hoch qualifizierte Themen ansprachen, um die Zuhörer zu langweilen. Das passierte allerdings nicht in Marburg. Als dann die KW-Zulassung für die dritte Klasse erfolgte, wurde dieser Unmut lauter und Störbaken wurden nicht von den Einsteigern gesetzt. Ob es Neid war, weil weder die Mindestaltersgrenze von 14 Jahren, noch ein Führungszeugnis mehr verlangt wurde, weiß ich nicht. Ich habe mich auch darüber ziemlich geärgert, dass CW-Prüfungen abgeschafft wurden und inzwischen ohne weiteres Zutun die Kurzwelle genutzt werden kann. Vielleicht hat man diese Entscheidung getroffen, um der drohenden Überalterung der Funkamateure entgegen zu wirken. Aber trotzdem respektiere ich die Einsteiger genauso, wie alle anderen, die sich vernünftig benehmen können. Ob der CB-Funk niveauloser ist, kann ich nicht allgemein sagen. Aber es waren Funkamateure, die sich ganz bewusst in CB-Runden einschalteten und ihre 2m-QSO’s und technische Umbauarbeiten an den Antennen besprachen oder das Relais lautstark im Hintergrund mitlaufen ließen. Und das waren auch nicht nur Einsteiger, zudem mit einer für CB-Verhältnisse außerordentlich guten Modulation.
Vielleicht sorgten eben jene Diskussionen und obig erwähntes Verhalten der Funkamateure zu dieser Veränderung. Genau genommen müssten jene Amateure dankbar dafür sein, dass es mobiles Internet, Smartphones und das entsprechende Suchtpotential gibt. So werden diese Menschen sich wohl nicht mehr für den Amateurfunk begeistern lassen. Auch ist es ihnen egal, wie sie die Verbindungen in Echtzeit um die ganze Welt erschließen können. In dieser verbreiteten Sucht und Oberflächlichkeit wird dann ausgeblendet, dass man sich abhängig von Providern und Diensten macht, ständig von der Industrie manipuliert wird und sich von massenhaft Fotos, Videos und Texten überreizen lässt. Das hat nicht nur das Denken, sondern auch die Form der Kommunikation verändert, ganz klar. Aber das ist sicher nicht der Grund dafür, warum sich der Amateurfunk verändert hat und weiter verändern wird. Auch hier hat die Industrie ein zu großes Mitspracherecht, siehe digitale Betriebsarten. Denn hier wird auch viel manipuliert und beschönt. Die Werbeprospekte lesen sich ja geradewegs so, als dass der Hersteller schon für mich sorgt, dass ich auch ja in der richtigen, natürlich zukunftsweisenden und ohnehin immer verbreitenderen Betriebsart sende. Und wenn hier kein Ruf aus der Amateurfunkgemeinde ertönt, sind diese auch nicht besser, als die sprachlosen Smartphone-Nerds. Für mich ist klar, ich werde bei FM, AM und SSB bleiben. Wenn dann da keiner mehr spricht, hört auch keiner mehr zu und es gibt endlich eine nicht abhörgefährdete Kommunikationsart.
Sehr gut geschrieben! Und mir aus der Seele gesprochen. Ich bin seit 1980 AFU, mal mehr, mal weniger, und kann deine Beobachtungen gut nachvollziehen. Bei mir war es wie bei Dir, der Wunsch nach Kommunikation mit Menschen in fernen Ländern! Als junger Bursche hatte ich schrecklich Fernweh! Und 1980 gab es ja weder Internet noch Satellitenfernsehen.
Schon damals waren auf KW QSO´s mit Inhalt zwar nicht immer möglich, aber dennoch wesentlich häufiger als heutzutage. Und auf 2m musste man sich bei manchen Repeatern regelrecht anstellen. Auch mir ist die Faszination, Sinn und intelligenzmäßige Herausforderung schleierhaft, stundenlang five-nine in ein Mikrofon zu brüllen. Ein Kollege, der die gleiche Sinnkrise wie ich mitmachte, erzählte mir kurz vor seinem geplanten AFU-Exodus (seine Geräte waren schon verkauft), dass er – gottseidank noch rechtzeitig – eine QRP-Gruppe (ich glaube es ist sogar ein Club) gefunden hat, wo er jetzt mit aus Bausätzen zusammengestellten Geräten CW macht, wo im Club rege Kommunikation unter Gleichgesinnten mit viel Ham-Spirit stattfindet und er so seine Freude am AFU wiedergefunden hat.
Ich denke, ich werde auch diesen Weg beschreiten. Alternativ fasziniert mich UKW-DX in allen Variationen, allerdings ist das doch recht aufwändig und oft wenig ergiebig.
Hoffentlich wirkts! Denn letztendlich existiert (angeblich) auch eine Welt außerhalb des AFU 🙂
Im wesentlichen zutreffend beschrieben. Hinsichtlich des Fortbestands des Amateurfunks würde ich es allerdings nicht so kritisch sehen. Ich selbst bin primär auf KW tätig und sehe für mich nach wie vor die Spielwiesen CW, QRP, digitale Betriebsarten und Antennen (obwohl ich keinen technischen Beruf ausübe). Und so kann ich Amateurfunk als technisches Hobby durchaus auch Unbeteiligten auch im 21. Jahrhundert vermitteln (und nicht zuletzt deswegen habe ich in den letzten Jahren auch so einige Leute zur AFu-Genehmigung geführt). Dem CB-Funk fehlen diese technischen Möglichkeiten de jure weitestgehend; das, was er früher an Kommunikationsmöglichkeiten bot, ermöglicht heutzutage das Internet in wesentlich weiterem Umfang. Deswegen sehe ich für den Amateurfunk weiterhin Existenzmöglichkeiten als technisches Hobby; der CB-Funk ist dagegen meines Erachtens durch das Internet substituiert.
Die Welt aendert sich und natuerlich auch der Amateurfunk. ABER: wer will kann sich immer noch den Betriebarten widmen die er von „kleinauf“ im Afu kennengelernt hat: SSB / FM Sprechfunk, Telegrafie und Funkfernschreiben. Man muss sich nicht unbedingt denen anschlieszen die gerne ihr Logbuch vollschreiben oder nur Jagd auf einzelne Rufzeichen machen. JEDER kann wie er will. Ueber die Jahrzehnte sind sogar Frequenzen hinzugekommen und gerade erst wieder ein neues Band, 5Mhz mit interessanten Ausbreitungsregeln. Obwohl sehr schmal, gibt immer Platz fuer eine gepflegte Telegraphie-Verbindung. Das geht sogar mit ganz kurzen Antennen vom Auto aus. Allein das Lauschen auf der Kurzwelle ist allen Unkenrufen zum Trotz immer noch spannend ! – Und auch die Radiostationen kommen wieder – scheinbar hat man doch erkannt dass ein wirklich anonymes Hoeren koennen – ohne IP-Adressen-Verfolgung fuer den freien Informationszugang eine nicht zu vernachlaessigende Bedeutung hat. Bitte ueberlegt nur mal wie sich die Welt veraendert hat nachdem bspw. die meisten KW-Sprachdienste der Deutschen Welle eingestellt wurden und wie in ganz naher Nachbarschaft mit Leuten umgegangen wird die ggf. im Internet nur eine nicht regierungsgenehme Seite aufrufen !
Da ist der Schritt zu solchen Zetteln schon erfolgt, auch wenn es jetzt bits und bytes sind:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/af/Paper_tag_on_Volksempfaenger_radios_german.gif/220px-Paper_tag_on_Volksempfaenger_radios_german.gif
Wehret den Anfaengen !
Danke für diesen tollen Beitrag, den ich inhaltlich so unterstreichen kann. Allerdings möchte ich etwas differenzieren, für mich mag auch die Motivation zum Erwerb der Amateurfunklizenz eine andere gewesen sein. Hobby natürlich auch, aber für mich war es eine Kommunikationsform von vielen, die mich zugegeben heute nicht mehr so fasziniert. Es ist bezogen auf die Kurzwelle ein teures und aufwendiges Hobby geworden, deren Hürden größer sind, als der subjektiv daraus zu ziehende Nutzen. Und daher ist es die Konsequenz gewesen, mich vom Amateurfunk zumindest vorläufig zu verabschieden. Während beispielsweise das Fax und GPRS sicher ohne den Amateurfunk nicht oder kaum denkbar gewesen wären, adaptiert man kommerziell verfügbare Technik in den Amateurfunk. Das fasziniert mich nicht wirklich und hat sicher auch wenig mit direkter Kommunikation zu tun. Auch denke ich, dass man die Informationsverbreitung, wie Radio, nicht mit dem Hobby Amateurfunk gleichsetzen kann. Hier stehen kommerzielle Interessen im Vordergrund, die schlussendlich durch den Amateurfunk auch nicht aufgehalten werden und das finde ich natürlich ebenso problematisch.
Als „oller“ OM habe ich in letzter Zeit auch so meine Erfahrungen gesammelt. Mein erste Afu-Prüfung hatte ich 1970 in Ostberlin gemacht, wo die meisten nur bei so genannten Clubstatioen funken dürften. Es gab auch DM-2-Lizensen, die auch Zuhause eigene Stationen betreiben konnten, aber das waren hauptsächlich Menschen, die als regierungstreu galten…
Nun, nach der Wende machte ich sofort meine DL-Prüfung und machte mit großem Spaß Afu, auch schon SSTV und andere digitale Betriebsarten.
Habe dann wegen beruflicher Aktivitäten in den letzten 25 Jahren privat ausgesetzt, da ich u.a. Redakteur bei den Zeitschriften „Funkamateur“ und später bei der „CQ DL“ war.
Und vor ein paar Jahren, als ich Rentner wurde, dachte ich, jetzt machst Du wieder dein altes Hobby zum Mittelpunkt. Es war enttäuschend in meinem Mietshaus. Der neue Yaesu FT-990 brachte fast nur Störsignale trotz Magnetantenne auf dem Balkon. Kaum QSOs und kaum Rundfunksignale mehr. Ich war sehr enttäuscht.
Auf den UKW-Relais hörte ich nur die alten (!) bekannten Stimmen, mit denen man nur die üblichen Flausen bespricht bzw. erzählt. Den Lötkolben nehme ich aber noch sehr gern in die Hand für die Richtung Audio und Gitarre. Ich werde meine Genehmigung dieses Jahr abgeben, weil es mich ja unnütze Gebühren kostet. Wenn man keine PTT-Taste mehr drückt, muss man der Bundesnetzagentur kein Geld mehr schenken. Ich denke, dass der Amateurfunk mit uns Alten sterben wird. Die Jahre des DARC sind gezählt.
Sorry für diese Quintessenz…
73 aus Berlin, Jörg (66 Jahre), DL7UJW
Hallo Jörg, fand ich sehr spannend zu lesen. Die Veränderungen auf den Bändern ist natürlich gerade in Deiner Situation sicher problematisch, einhergehend mit den anstehenden Störungen durch digitalisiertes Kabelfernsehen und zunehmende Anwendungen im Bereich Smart Home. Allerdings liegt dieser Artikel ja schon etwas zurück und wie ich zumindest in meiner Region erfahre, bekommt der DARC doch einigen Zulauf. Schaue ich mir die Zahl neuer Zuteilungen an, wundere ich mich fast schon über den Boom, der aber vielleicht auch nicht ewig anhalten wird. Neben der Erkenntnis, dass das Hobby natürlich viele Facetten hat und somit auch moderne Technologien ebenfalls Einzug erhalten, muss man auch den starken Boom kommerzieller Dienste zur Kommunikation mit in die Überlegungen mit einbeziehen, für die man nicht mal Geld ausgeben muss. Während für mich vorwiegend die Kommunikationsmöglichkeit ein Grund war, die Lizenz zu machen, würde ich das aus heutiger Sicht anders sehen. Meine Lizenz zurückgeben möchte ich aber nicht. Natürlich kostet sie Gebühren, aber dafür habe ich schließlich auch was geleistet. Ich weiß nicht, ob ich zukünftig nicht doch mal wieder aktiver werde. Was ich aber weiß ist, dass wenn ich sie morgen abgebe, sie wohl niemals mehr wieder erhalten kann. Gibt man ein Rufzeichen zurück, muss man die Prüfung neu durchlaufen und bei den ganzen Änderungen bedeutet dies auch, alles erneut lernen zu müssen.
Falsch!!!
Ich hatte meine C-Lizenz 1994 nach 13 Jahren zurückgegeben und hatte letzte Woche ein Gespräch mit der BNetzAg zwecks neuer Lizenz.
Ich kann sie jederzeit wieder erhalten, da ich mir damals entsprechende Nachweise ausstellen ließ.
Ohne neue Prüfung! Ich bekomme sogar die höchste Lizenzstufe, da ich damals trotz nur C-Lizenz die Technik für die damalige Klasse B erfüllt habe.
Kostet nur einmalig 70 € für das Rufzeichen.
Wandel ist ganz normal. Ich betreibe auch nicht mehr die Hobbys meiner Jugend (bin jetzt 66). Dass manche sich enttäuscht abwenden, auch das verstehe ich nur zu gut. Jedoch — das Amateurfunkhobby ist so vielfältig, da kann man seine Nische finden. Und wenn man, lach, nur ein neues Log-Format nebst zugehörigem Log-Programm bastelt … das nun „entgültig verbindliche“ u.s.w.
Wenn ich mehr Zeit hätte und nicht so viel andere Programmieraufträge, dann würde ich ein Programm basteln, dass selbstständig mit modernen digitalen Betriebarbeiten rödelt, bis dann mein Drucker ein DXCC-Zertifikat ausspuckt! DAS ist die Zukunft!
Also: Lasset doch jedem seine Freude! Der eine macht dies, der andere jenes. Doch.stören(!) tun uns Funkfreunde andere: PLC-Nutzer, auch dann und wann klimaschonende Leuchtmittel, CE-fake-Aufkleber, strahlenangstgeschädigte Antennenerkenner, eine nur wenig technikgebildete Legislative und dergleichen mehr.
Vielleicht zur Erklärung, ich bin weder enttäuscht, noch frustriert. Es sind ganz rationale Beobachtungen, die mich zu einer Entscheidung haben kommen lassen und mich auch wundern würden, wenn ich damit nicht der Einzige wäre. Ich denke, dass die Gründe nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche sind. Heute kommuniziert man anders, eindimensionaler, weniger empathisch. Warum sollte der Amateurfunk davon nicht verschont bleiben? Die Auswahl ist aber ungleich eingeschränkter, als in anderen sozialen Medien, die Auflagen für große Antennenanlagen ebenfalls komplex. Nehmen wir den Begriff Wandel, hat sich in 50 Jahren weniger verändert, als die letzten 10 Jahre.
Eine Hobby-Pause machen viele. Manchmal ueber Jahre und Jahrzehte. MICH hat die Faszination Kurzwelle nie verlassen. Und: jetzt wo die Telegraphie nicht mehr behoerdlich geprueft wird, sondern die Funkfreunde nach Herzenslust morsen DUERFEN tun sie es auch. Ich habe den Eindruck mehr als jemals zuvor. In allen Auspraegungen, langsam schnell, im Conteststil oder auch in ausgedehnten fingertalks. Es gibt auch Sparten die mir persoenlich weniger zusagen. Aber insgesamt ist das Schoene an dem Hobby: jeder kann nach seinem Geschmack. Die Kurzwelle lebt ! – Und inzwischen erkennen das immer mehr, auch aus Kreisen die frueher alles belaechelt haben.
Hallo Jürgen, einerseits hast Du sicherlich Recht, andererseits denke ich schon, dass sich einiges verändert hat. Zunächst ist das, wie auch der Artikel, nur meine bescheidene Sicht der Dinge. Damals hatte ich noch den Yaesu FT-897D und ich wusste, dass wenn ich ihn verkaufen würde, das Thema für mich erledigt sei. Einen getauschten Weltempfänger habe ich nach einigen Monaten der Nichtnutzung ebenfalls weggegeben. Es mag auch etwas anderes sein, wenn man löten und Antennen selbst aufstellen und vermessen kann. Ich wäre diesbezüglich stets auf Hilfe angewiesen und Dank der neuen Normen wäre es hier auch nicht möglich, hohe Leistungen zu fahren. Dazu kommt noch der Anschaffungswiderstand, denn bevor ich einige Tausend Euro in eine gute Funkausrüstung samt Antennenpläne investiere, was vor 20 Jahren übrigens mein größter Traum war, würde ich mir stattdessen ein tolles Modularsystem kaufen. Das quietscht auch schön und erhält mir wenigstens meine Kreativität. Die Kommunikation hat sich bei mir ins Netz verlagert und ich wüsste auch nicht mehr, worüber ich mich auf einem Relais unterhalten sollte. Perspektivisch aus heutiger Sicht haben mich früher schon diese seichten Unterhaltungen und Fahrtbegleitungen genervt, bei denen ich mich, nach heutigem Stand, als „Alexa-Ersatz“ gefühlt habe. Die Themen liefen dann immer in den Konsens, wir sind ja Funkfreunde und haben uns irgendwas zu erzählen und falls nicht, kommt irgendwann ein dritter und lockert das festgefahrene Gespräch auf. Wie oft habe ich diese dann vorzeitig mit „ich habe 600“ oder „ich muss noch weg“ beendet, weil das einfach nichts für mich ist. Klar hatten wir auch Runden, das ist auch was anderes und war auch immer nett und lustig, aber heute telefoniere ich mit diesen Leuten. Vor Allem schon deshalb, weil ich mit meinem noch vorhandenen Handgerät immer einen fixen Standort einnehmen müsste, damit ich die Relais überhaupt erreiche. Natürlich freut es mich, wenn Menschen Spaß an der Sache finden und es gibt auch viele Neuzugänge, was auch schön ist. Nur ich bin für mich aus dem Thema raus und mit einigem Abstand zu diesem Artikel hat sich meine Einstellung dazu noch gefestigt. Ich befasse mich mit anderen Dingen, die mir alle ungleich mehr Freude bereiten, als mich durch die Lattenzäune der LED-Glühlampen und sonstigen Störfelder mit halbgaren Mitteln über die Kurzwelle zu fräsen. Daher habe ich den Transceiver auch verkauft, weil es unverhältnismäßig wäre, die Haussicherungen der Nachbarhäuser zu Funkzeiten abzuschalten.
Das spricht mir aus der Seele.
Ich habe meine Lizenz jetzt relativ genau seit zwei Jahren. Aber die Lust, an einem sekundären Standort eine Kurzwellen-Antenne aufzubauen, wird erheblich dadurch getrübt, dass da in 90% der Fälle bloß Zahlen ausgetauscht werden. Amateurfunk scheint zu 90% aus diesem langweiligen, beliebig austauschbaren „CQ – 599 – 73 gl“ besteht. In der Langform vielleicht „CQ – 599 – ich hab ein Yaesu und wohne in XY – 73 gl“.
Grade letztens erst erlebt: Super Sprachqualität auf 40m mit einer russischen Station. Und das Gespräch? Ich habe also seinen Namen erfahren, was er für ein Gerät und was er für eine Antenne hat, und dass er in Toljatti ist. Auf meine Nachfrage, ob das bei Samara wäre, noch eine grobe Ortsangabe. Und dann kam auch schon von ihm 73, thank you for this really nice QSO. Oh yes, how very nice, na super, danke fürs Gespräch.
Am Wochenende hört man im ganzen 20m-Band nichts anderes als hektisches „CQ Contest, CQ Contest“. Manchmal dazwischen in wohltuender Gelassenheit ein, zwei italienische QSOs, ganz offensichtlich Ragchew — aber leider kann ich kein Italienisch.
Dabei geht’s doch auch anders. Im Urlaub hatte ich mit JS8 (das ist ein recht neuer digitaler Modus für sehr schlechte Verbindungen) zwei mindestens halbstündige QSOs, einmal mit einem Spanier mit ca. 3W auf 40m, einmal mit einem Amerikaner mit ca. 3W auf 20m. Das war echt persönlich. Der Spanier hatte früher einen C64 und in seiner Stadt ist ein Weltkulturerbe. Der Amerikaner ist vor Corona in sein Ferienhaus auf einer winzigen Insel vor Long Island geflüchtet. War zwar nur per Tastatur und ja, ich hätte genau so ein Gespräch auch in einem beliebigen IRC-Channel haben können. Aber es war persönlich, ein echtes Gespräch. Wie auf einer Geburtstagsparty ein Gespräch mit einer interessanten Person. Nur halt schriftlich und mit ein paar 1000km dazwischen.
Wenn ich funke, dann ist es meistens immer wieder mit denselben ein, zwei Leuten bei mir in der Umgebung, über Relais oder DMR. Und wir unterhalten uns dann nicht nur über Amateurfunk und Funktechnik, denn das wäre ja langweilig.
Nicht falsch verstehen: Ich gönn den Leuten ja ihre Contests, Diplome und sonstwas. Ich will das gar nicht in Frage stellen. Sollen sie gerne machen, wenn es ihnen Spaß macht. Und ja, natürlich ist das auch eine Herausforderung, das lässt sich nicht abstreiten. Wie unser OVV letztens treffend sagte: Amateurfunk ist ein Hobby. Briefmarkensammeln ist auch ein Hobby, und da kommt ja auch niemand auf die Idee, nach dem Sinn zu fragen — warum also sollte man dann bei Contests und Diplomen nach dem Sinn fragen? Da hat er natürlich absolut recht.
Trotzdem. Etwas mehr Inhalte als bloßes „CQ – 599 – 73“ fände ich richtig, richtig schön. Schließlich geht es ja um Kommunikation.
Hallo Nils, es gibt inzwischen ja auch einen zweiten Teil zu diesem Text: https://merkst.de/amateurfunk-reaktivierung-hobbys/
Schreibe ich es mal so, meine Grundhaltung besteht nach wie vor. Vor Allem in Wohngebieten unter Einhaltung aller EMV-Richtlinien und bei der Relation zwischen Kosten und Nutzen ist sicher die Kurzwelle der interessantere, wenn auch schwierigere Bereich. Bezüglich digitaler Betriebsarten scheint es so, dass dies ein Trend ist und sich vieles dahin verlagert. Bei der Kurzwelle sind es FT4 und FT8, da machen die Computer die Verbindungen selbst miteinander aus und das spätestens ist für mich nicht das, was ich bislang in den menschlichen Aspekten des Amateurfunks gesehen habe. Inzwischen habe ich wieder aufgerüstet, aber die Überheblichkeit mancher OMs, vor Allem im Bereich DMR, lassen mich noch arroganter sein: Mit solchen Leuten verschwende ich sicher keine Zeit. Das gilt auch für die Facebook-Gruppen mit zum Teil sehr beschämenden und peinlichen KOmmentaren, auch nicht das, was ich mit Amateurfunk je verbunden habe.
Aber, das muss man auch feststellen, gibt es durchaus Positivbeispiele. Die Relais sind zwar auch hier gefühlt ziemlich leer, aber es gibt zumindest regional noch viele vernünftige OMs, mit denen man sich auch unterhalten kann, wenn man will. So ein CQ-Ruf wird dann doch auch mal beantwortet, im Zweifel auch von mir selbst. 😉 Aber heutzutage ist es dennoch ein anderer Amateurfunk, zumal sich die an sich wenigen Menschen auf so viele Bereiche verteilen. Das dünnt natürlich ziemlich aus und wenn ein Contest ist, hört man sie alle rufen. Ist er rum, sind die Bänder wieder frei oder die Computer kümmern sich automatisiert um ihre FT8-Kontakte.
Hi zusammen,
wir haben jetzt den 22.06.2022 – ich hatet am 05.09.2020 meine Prüfung erfogreich bestanden und war anfangs noch euphorisch. Die Ernüchterung kam jedoch vergleichsweise schnell, sodass ich mich im November 2021 entschloss den Funkbetrieb einzustellen und die Mitgliedschaft beim DARC zu kündigen.
Was war passiert? Einerseits stellte ich fest dass der Funkbetrieb in einer Mietwohnung aufgrund der fehlenden Möglichkeit für eine richtige Antenne doch sehr eingeschränkt war. Mit Behelfsantennen ging zwar etwas, aber der Spaß blieb schon sehr auf der Strecke, da der Störnebel unwahrscheinlich hoch war. Portabelbetrieb auf den Rad / Moped habe ich probiert, aber auch hier, mehr Kompromisse wie Erfolge – Bauartbedingt waren richtige Antennen eben zu sperrig für den Transport auf dem Zweirad. Das Funken von zu Hause aus beschränkte sich eher auf Reilais in Reichweite – war aber auf Dauer dann doch eher langweilig – warum – weil nicht viel los war und wenn dann wurden Themen gewälzt von denen ich nicht viel Ahnung hatte.
Beim Portabelbetrieb war auf KW entweder nichts los, oder man fuhr Conteste 5/9 – leider nicht meine Sache. Mit den Digitalen Betriebsarten auf KW kann ich für mich so gar nichts anfangen – hier fehlen mir tatsächlich die Emotionen bei der Kommunikation.
Was mich aber am meisten immer mehr abschreckte war letztlich der DARC und auch der Ortsverband.. Für meine Begriffe ist die Organisation und Struktur schon sehr anachronistisch. Wenn ich Ortsverband, Ortsverbandvorsitzender, District etc höre denke ich eher an „frühere“ Zeiten oder einen Klaingartenverein. Ich, mit 46 fühlte mich da eher als „Jungspund“ – nichts gegen erfahrene OMs im deutlich fortgeschrittenene Alter, mir hat jedoch meine Altersgruppe schon etwas gefehlt, diese war deutlich unterrepresäntiert. Bei gewissen Dingen, auch bei Wahlen für bestimmte Positionen war für mich auch sehr deutlich zu merken, dass „frischer Wind“ eher nicht gefragt ist. Die Aktivitäten im Ortsverband beschränkten sich auf einen OV Abend im Monat sowie gelegentliche Fielddays.
Hier fehlen deutlich mehr Aktivitäten bei der Nachwuchsförderung und Ausbildung. Eine Klubstation wäre der Ausbildung von künftigen Funkamateuren sehr förderlich, ist natürlich auch nicht ohne Weiteres und nur mit erheblichen finanziellen Aufwand umzusetzen. Ich war in der Ausbildung selbst sehr auf mich gestellt muss ich sagen – war aber auch von mir so gewollt, mir hätte tatsächlich nur eine Clubstation mit Ausbilder etwas gebracht. Es ist ganz sicher so, dass da viele Dinge an mir liegen – mir fehlt beim Amateurfunk einfach die Begeisterung dafür so wie er ist, ich habe hier nicht das Gefühl unbedingt dabeisein zu müssen oder etwas zu verpassen, ich habe nicht das Gefühl dass sich da etwas bewegt oder das man dort etwas verändern kann. Für mich wirkt das alles sehr erstarrt und festgefahren – in der Organisation des DARC ist man irgendwann stehen geblieben, hält an alten Traditionen fest und tritt auf der Stelle.
Hallo Michael und vielen Dank für Deine Einschätzung. Diese ist insofern interessant, weil ich mich neulich mit Herrn Arthur Konze (Funkwelle) über dieses Thema unter Anderem ausgetauscht habe. Das „Märchen von den verwaisten Frequenzen“ hat er mit seiner vergleichsweise kurzen Lizenzinhaberschaft wehement abgestritten, aber es mag im Rheinland natürlich anders sein als bei uns. Laut seinen Angaben muss er um Ende der Nullerjahre lizenziert worden sein, das war die Zeit, als ich auch schon deutlich weniger auf der Kurzwelle gehört habe. Zumindest verglichen mit Anfang der 90er, hier meint ein Funkfreund, dass es selbst damals schon rückläufig war. Ich denke, dass die Fragmentierung aufgrund der zunehmenden Frequenzen und Betriebsarten einher mit den sinkenden Zahlen aktiver Funkamateure geht. Dabei sind Conteste und Kilowatt-Sender auch nicht someins, die einen mit gewöhnlichem Equipment kaum hören. Digitale Betriebsarten für UKW, einschließlich Hotspot, habe ich angefangen, reizt mich allerdings auch sehr wenig. Mein Funkbetrieb hat in 2020 durch die Pandemie zugelegt, das erging wohl vielen so und inzwischen scheint der Trend wieder am Abebben zu sein. Eine KW-Antenne kann ich aufbauen und diese wird gerade aktualisiert, ebenso die UKW-Antenne, aber in Mietwohnngen ist das natürlich schwierig. Ich glaube, es ist auch blöd, wenn man keine Runde oder mittelbaren Funkfreunde hat, die man auch anders kennt, wie das bei uns der Fall ist. Lustigerweise nutzen wir dann aber auch vermehrt WhatsApp, man sollte stattdessen lieber die Bänder beleben. Was den DARC e.V. angeht, würde ich Dir natürlich unumwunden zustimmen, das ist aber nur die eine Seite. Auf der anderen ist für so ein Hobby ein Interessenverband unerlässlich, der zumindest, wenn es drauf ankommt, für unsere Frequenzen einsteht. Aber das ginge sicherlich auch mit deutlich weniger Budget und Aufwand, aber für mich lohnt sich eine Mitgliedschaft auch nicht mehr.
Hallo zusammen,
habe zufällig diesen Beitrag und die Kommentare gefunden, und möchte mich für die Erfahrungen bedanken, die hier öffentlich geteilt werden. Ich bin 54 und beschäftige mich seit einigen Wochen mit dem Thema Amateurfunk, vollkommen blank von jeder Vorkenntnis. Habe gerade begonnen, für die Prüfung zu lernen. Die wichtigste Motivation für mich ist die Aussicht auf internationale Verständigung über eine offene Technologie unter Gleichgesinnten. Und habe mich schon gefragt, ob diese „Erwartung“ wohl angemessen ist. Bei allem was ich bisher so gelesen und gesehen habe, muss man das wohl leider in Frage stellen. Was ich sehr schade finde, weil ich mir vorstelle, dass das früher wohl mal so war. Aber auf der anderen Seite machen mir die Beiträge hier auch Hoffnung, denn offenbar bin ich nicht der Einzige, der Bock auf sowas hat. Und wenn wir, die diesen Bock haben, nicht da rausgehen um so zu funken – ja, wer soll es denn dann tun? Wäre schön, wenn ich ein paar von euch da draußen erreichen würde, wenn es eines Tages soweit ist.
Hallo Klaus,
das klingt doch erst einmal super und es gibt ja auch eine Fortsetzungsgeschichte, die ich vermutlich gar nicht verlinkt habe, das hole ich nach. Doch, im Prinzip kannst Du schon auch mit der kleinen Lizenz um die ganze Welt funken, wenn auch über einen Umweg, wie DMR oder C4FM. Ich war lange Zeit ein Verweigerer dieser Betriebsarten, weil Digitalfunk weitgehend über das Internet funktioniert und wozu, wenn es doch soziale Netzwerke gibt. Allerdings hat sich meine Einstellung diesbezüglich etwas verändert und ich habe kontinuierlich einen DMR-Hotspot laufen und auch endlich eine neue Kurzwellenantenne, also Möglichkeiten gibt es derer Viele. Wer mit der kleinen Lizenz lieber direkt funken möchte, kann auch mit einem Yaesu FT-818ND oder FT-817ND und einer guten portablen Antenne schon was reißen, aber ein kleines Handfunkgerät, idealerweise mit einer zusätzlichen digitalen Betriebsart, eröffnet schon tolle Möglichkeiten.
73 de DL7FOS.
Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Nur mag ich u.a. keinerlei:
. oberflächliche 5-9 Rapporte evtl noch Standort benutztes Gerät Wetterbericht und QSL via bureau und das wars dann. Dafür investierte ich keine Mühen für die Afu-Prüfung und jede Menge Geld in die Stationsausrüstung (Geräte und Antennen)
. Contestgebrüll ohne Rücksicht und Sanktionen für zB. Bandplanverletzer Wie oft hörte ich schon Contestgebrüll auf WARC-Bändern OHNE daß die Contestverantwortlichen derartige Bandverletzer disqualifizierten
. Profilierungssüchtige Vereine und Verbände. Wie war denn das u.a. damals mit den DARC-Distriktsvorständen von Berlin und Brandenburg? welche mittels diversen Repressalien gegen das Rundspruchteam DL7APN und DL5AFN „rundfunkähnliche Aussendungen“ gewaltsam unterbinden wollten OBWOHL die Zuhörermehrheit genau diese Form der Rundspruchaussendungen mehr schätzte als das „altbackene Herunterbeten“ der DARC-Hofberichterstattung
Kein Wunder daß u.a. der DARC dank seiner „stockkonservativen Mentalität“ und dem teils seiner „sehr von oben Herab“ Vereinspolitik unter peramenten Mitgliederschwund leidet. QSL-Kartenvermittlung ist eben nicht alles!
Unter Berücksichtigung UNTER ANDEREM der hier genannten Punkte (hier gäbe es noch einiges mehr zu sagen/zu schreiben
bin ich seit rd. 2017 in keinster Form mehr im Amateurfunk aktiv/interessiert und plane mit gegenwärtigen Stand auch keine Reaktivierung des Ganzen.
Ein Hobby soll Entspannung und keinen Streß bringen!
P.S wer will kostenlos eine lt. meiner Kenntnis betriebsfähige TH11DX Antenne von highgain? Antenne müsste aber selbst von Gittermast (südwestlich Berlin) demontiert werden weil ich wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr dazu in der Lage bin. Kontakt: Rufzeichen at t bindestrich online punkt de eh
Ein hervorragender Artikel- vielen Dank dafür. In den 80ern war ich CB-Funker und hatte Feuer gefangen. Für die Amateuerfunklizenz hatte ich mich interessiert, der Behördenmuff darum aber gehörig abgeschreckt.
Es hat über 30 Jahre gedauert, bis sowohl der DARC als auch beteiligte Behörden bemerkt haben, daß diese in Deutschland starre und dogmatische Ausrichtung des Themas „Amateurfunk“ diesen zum langsamen Sterben verurteilt. Die neuen Initiativen (50 Ohm) und Veränderungen (N-Lizenz, Prüfungsfragen) kommen spät, hoffentlich nicht zu spät.
Für die vom Autor dieses Artikels schön beschriebenen Grundwerte menschlicher Kommunikation könnte (!) Amateurfunk auf eine ansprechende und anregende Art und Weise dienen. Stattdessen sehen bzw. hören wir bis heute vorwiegend technisches Routinegeplapper alter weißer Männer, häufig kombiniert mit Wettbewerben „höher, weiter, schneller“. Natürlich gehört das auch dazu, doch wo sind die spannenden Gesprächsrunden mit interessanten Menschen jeglicher Coleur, die das Hobby „Amateurfunk“ vereint?
Spannende Technik nicht nur um der Technik willen, sondern als Vehikel zu neuen Möglichkeiten menschlicher Kommunikation: Das ist meine Motivation, heute nochmals einen Anlauf zum Erwerb einer AFU-Lizenz zu starten. Frei nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt!
ne,ne,ne….
So nicht!
Veränderungen im AFU sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen und definitiv auch zu kritisieren! Heute, in 2024 mehr denn je und erst Recht seit erscheinen dieses Beitrags.
Aaaaber – es liegt an den Oldmen selbst. Und das fängt schon damit an, die „Schuld“ ausschließlich bei anderen zu suchen. Wer dann noch Scheins gefrustet durch Weggabe des TRX die Flinte ins Korn wirft, der packe sich wirklich erstmal selbst an der eigenen Nase.
Programmatisches Anspruchsdenken? Die Community bietet nichts mehr?
Man muss selbst etwas bieten!!
Runter gebrochen, auf die Basics, beginnt dies bereits damit, daß die Masse zu faul ist, selbst CQ zu rufen. Oder auch damit, daß man sich mit antennentechnischen Minimalismus zufrieden gibt. Wer hier stehen bleibt, geht bereits schon rückwärts! Und ja, es gibt viele, die aufgrund der persönlicher Wohnsituation nur sehr eingeschränkt am AFU teilnehmen können. Dann gilt es das Beste daraus zu machen aber SICHER NICHT, seine Geräte zu verkaufen. Niemand hält einen davon ab, sich vielleicht auf Mobil, Portabelbetrieb zu spezialisieren. Schon gar nicht, sich mit 1, 2, 3 Bekannten eine Station an besserem Standort aufzubauen, möglichst Remote tauglich. Wer wirklich ernsthaftes Interesse am AFU hat, der schafft sich die besten Möglichkeiten selbst! Dazu gehört auch im Rahmen der eigenen Skills etwas selbst zu gestalten, zu basteln. KEIN Wort lese ich hierzu. Wer nur davon spricht, das Ändere zu liefern haben, der hat vom AFU nicht viel verstanden. Dazu gehören leider auch die Masse der DARC Mitglieder. Überwiegend Karteileichen und ansonsten oftmals in 19hundert sowieso stehen geblieben. Viele Impulse wird Baunatal auch in Zukunft nicht setzen können. Weil man es schlichtweg nicht will. Man lasse nur mal die Calls derjenigen durch den Datenscanner laufen, die die Geschicke dieses Vereins Bundesweit und auf Distriktsebene leiten. Alle oder auffallend viele glänzen überwiegend durch Abstinenz am aktiven AFU. Ein mehr oder weniger „totes Pferd“, welches schon seit Jahrzehnten lähmt.
Ja, genauso und nicht anders! Und wenn schon, packe ich mich an „die Nase“ und nicht „der Nase“. Wenn Du etwas aufmerksamer geschaut hättest, wäre Dir vielleicht bewusst geworden, dass ich zur Kategorie „Whitesticker“ zähle und dass es noch andere Gründe gibt, warum man einen TRX abgibt. Ich habe in diesem Artikel Gründe gesucht, aber keine Schuldzuweisungen getroffen. Wenn man aber vorbehaltlich eigener Ansichten einen Artikel liest und ihn perspektivisch nicht so wahrnimmt, wie er gemeint ist, könnte die Selbstreflexion einen fantastischen Lösungseinsatz bieten, nur mal so als Tipp… 😉
Zum zweiten Teil gebe ich Dir Recht, natürlich auf Deine Perspektive betrachtet. Möglicherweise könntest Du verstehen und akzeptieren, dass bei einem breitbandigen Interesse der Fokus durchaus in eine andere Richtung tendieren kann, wie in meinem Fall. Du hast den zweiten Teil zu diesem Artikel offenbar auch nicht gelesen und bist quasi selbst stehen geblieben und verbrennst hier eine Energie für Nichts, aber dazu komme ich gleich noch. Das Verlagern des Fokus könnte eine andere Art von Fortschritt sein. Im Umkehrschluss könnte man behaupten, dass ein Scheuklappendenken bezogen auf ein einziges Hobby erklärt, warum es 20 Jahre lang dauern musste, biss die Funkgeräte weg vom altbackenen Analogkram gekommen sind, während die gesamte Technik beispielsweise im Modellbau und der Musikindustrie stetig voran ging. Funkamateure bezeichnen sich als fortschrittlich, was im Zuge der Digitaltechnik jetzt wieder stimmt, aber nicht vor 20 Jahren, da ist man natürlich stehengeblieben. Aus Bastler wurden Steckdosenamateure, die fertige Transceiver mit D-STAR und DMR eingeschaltet und benutzt haben, weil der OVV ja das neue Relais vorgestellt hat und Kohle keine Rolle spielt. Die älteren OMs hatten weder Lust, noch Interesse, diese Techniken und Marketingstrategien dahinter zu verstehen, was sich jetzt allerdings wieder stark aufgrund der Klasse N und vieler jüngeren Amateure mit digitalem Background erfreulich in eine positive Richtung entwickelt. Den Vorwurf stehengeblieben zu sein, ist in meinem Fall zumindest voll daneben argumentiert.
Ja klar, Portabelbetrieb. Für einen blinden Menschen eine tolle Sache, wenn man kein Auto hat, kein SWR ablesen kann und auch nicht auf Bäume klettern kann. Habe ich in Coronazeiten probiert, war alles andere als erfolgreich und teils zu kompliziert, jetzt ist es ein Sangean ATS-909AX geworden, der funktioniert wenigstens. Remotebetrieb, eine großartige Idee, wenn Geld keine Rolle spielt und man im Umfeld Leute hätte, die da mitziehen würden, ein adäquates Grundstück hätten oder akzeptieren könnten, dass man auf Conteste und so einen Kram noch nie Lust hatte. Wie war das oben mit der Schuldzuweisung? Was hält Dich jetzt davon ab, die eigenen Grundsätze anzuwenden? Die Aussage „ernsthaftes Interesse“ finde ich ziemlich frech. Nur weil Du Möglichkeiten für Dich persönlich in Betracht ziehst, die andere nicht haben oder so nicht machen können oder wollen, weil Budget und Interessensgebiete es nicht zulassen. Du liest kein Wort zum Basteln, weil ich weder löten, nur ansatzweise messen kann und ich einen Kommentar über meine ganz persönliche Situation verfasst habe, von Empathie sehe ich in Deinem Kommentar rein gar nichts.
Lustig finde ich den letzten Teil, nichts als Frust und Schuldzuweisung. Dann hoffe ich mal für Dich, dass man Dich namenlosen Funkamateur täglich mindestens zwei bis drei Stunden mit selbstgebauten Geräten und Antennen auf den Bändern funken hört. Viele QSOs und beste 73 und Danke für die Belehrung, wie viel ich vom Amateurfunk wirklich verstehe. Bin übrigens 2015 aus dem DARC ausgetreten.
Abschließend, Du merkst vielleicht meinen Zynismus, aber Dein Kommentar entspricht dem Zeitgeist, erst zu schreiben und dann zu denken. Das ist schade und vergiftet teilweise unsere Streitkultur. So hast Du weder den Sinn und Zweck offenbar nicht verstanden, geschweige denn, den zweiten Artikel zu diesem Thema gelesen, das ist schade. Nichts für Ungut!