Ein Beispiel für ein gutes Stück Barrierefreiheit

Letzte Aktualisierung am 15. April 2018

Wenn man wöchentlich ein Gemeindeblatt in Papierform erhält, kann man dieses entweder regelmäßig einscannen oder macht sich auf die Suche nach digitalen Alternativen, wenn man dies nicht direkt lesen kann. Das gelingt nicht immer, denn während sich die VERLAG+DRUCK LINUS WITTICH KG sehr kooperativ zeigt, wurden Anfragen an die HITZEROTH Druck + Medien GmbH & Co. KG in Marburg konsequent ignoriert und das, obwohl die Oberhessische Presse in einer Stadt mit mehr als 1.000 blinden Einwohnern erscheint. Klar muss man zwischen einer bezahlten Tageszeitung und einem kostenlosen Wochenblatt unterscheiden. Aber im Zuge degenerierender Printmedien sollte ein jeder Verlag interessiert an jedem einzelnen Leser sein. Und nicht zuletzt wäre die Form der elektronischen Zeitung ohnehin ein gutes Stück in Richtung Ökobilanz und muss bei einer Tageszeitung auch nicht kostenlos erfolgen. Nur schließt man einen bestimmten Leserkreis aus, so meidet man die Chance auf eine steigende Leserschaft. Das Beispiel der Oberhessischen Presse ist insofern besonders traurig, als dass ich mit einem Mitarbeiter zweimal in drei Jahren dieses Problem auch am Beispiel eines Android-Smartphones erörtert habe. Gut, der Mann ist dafür nicht zuständig und man werde es weitergeben hieß es, dabei blieb es. Irgendwann jedoch darf ein Geduldsfaden auch mal reißen. Als Konsequenz stellte ich die für mein Unternehmen geschaltete Werbung ein, denn ein Verlag, der keine blinden Leser braucht, braucht auch keine blinden Werbepartner. Ich habe es inzwischen nach drei nicht beantworteten Kontaktanfragen über die Webseite und zwei bis drei Gesprächen aufgegeben und quäle mich durch die überfrachteten Seiten, die Trotz Monatsbeitrag von 5,99 Euro von Werbung nur so strotzen. Auch ist stets ein neues Anmelden notwendig, um Artikel zu lesen, die über den Feed verteilt werden. Das hat mit moderner Mediengestaltung sicher nichts zu tun. Ganz anders die Mitarbeiter der LINUS WITTICH KG, hier stellte ich eine Anfrage über das Kontaktformular und bat um Unterstützung. Ein sehr bemühter Mitarbeiter hätte mit mir das Problem auch telefonisch erörtert, das war aber gar nicht nötig. Er verwies mich auf das Online-Konto, das ich einrichtete und zusätzlich bot er mir an, mich über den Verteiler wöchentlich mit der PDF-Version zu beliefern. Nun kann ich unser Wochenblatt überall und stets zugänglich lesen – genau so habe ich mir das vorgestellt.

Die LINUS WITTICH KG, die unter www.wittich.de zu finden ist, bietet bundesweit eine Reihe regionaler Mitteilungs- und Amtsblätter an, die vor Allem auch Bekanntmachungen der Gemeinden enthalten. Dies betrifft nicht nur Veranstaltungen, sondern auch wichtige Informationen, wie Apothekennotdienste und Notfallrufnummern, die mir ansonsten ohne Hilfe verborgen blieben. Gerade Telefonnummern sind sensible Informationen, bei denen ein Fehler beim Einscannen mitunter problematisch sein kann. Es handelt sich daher nicht wie bei der Oberhessischen Presse um eine Tageszeitung, sondern um offizielle Informationsblätter, die sich auch durch Werbung finanzieren und an die Haushalte verteilt werden. Der Online-Abruf ist nicht standortgebunden, so dass man auch aus der ehemaligen Heimat informiert bleiben kann. Einzig der Versand außerhalb des Austragungsgebiets ist kostenpflichtig, das muss auch so sein.

Wahrscheinlich ist die Form der gedruckten Zeitung in vielen Bereichen immer noch die erste Wahl, besonders die kostenlosen Blätter wandern stets in den Briefkasten. Wenn ich mir aber vorstelle, dass nahezu jeder ein Smartphone besitzt und man die Druckkosten, den Müll und Aufwand deutlich reduzieren könnte, scheinen die Tage der Zeitungen gezählt. Dazu kommt, dass nicht jeder das Lesen einer Tageszeitung heute noch in den Alltag einbetten kann oder will, da besonders die Informationen über landes- und weltweites Alltagsgeschehen überall abrufbar sind. Lediglich regionale Informationen machen eine Tageszeitung für mich interessant, wenn der Nutzen für mich im Verhältnis zu den Kosten steht. Dabei hatte auch die Oberhessische Presse vor einigen Jahren eine App für das iPhone, die übersichtlich und sehr barrierefrei und gut strukturiert die Meldungen nach Kreisgebiet darstellte. Diese App ist nicht mehr verfügbar und man ist auf das schlecht gepflegte RSS-Medium angewiesen. Dabei wäre mein Wunsch, dass es eine einzige App bzw. einen generellen Standard gäbe, mit welchem mir in zugänglicher Form die Zeitungen präsentiert werden. Früher gab es spezielle Systeme, wie den NewsReader. Das war eine Software, alternativ auch als Hardware erhältlich, mit deren Hilfe man aufbereitete Tageszeitungen abonnieren und abrufen konnte. Das ist nur in Zeiten moderner und zugänglicher Technologien nicht mehr für alle Nutzer interessant. Und auch wenn ich für Informationen bezahlen würde, kann es nicht fast derselbe Preis, wie bei einem Printmedium sein. Hier entstehen Druck- und Logistikkosten, die bei einer Online-Verteilung entfallen. Zwar ist die Werbung für die Verleger ein Problem, denn diese lässt sich bei einem Online-Magazin nicht so gut sichtbar darstellen, da ein Tablet eine geringere Anzeigefläche bietet, als eine aufgeschlagene Tageszeitung. Aber diese ist für mich als blinder bzw. sehbehinderter Leser ohnehin nicht wichtig, weil sie mir faktisch ohnehin nicht ins Auge springt.

Ein weiteres gutes Beispiel für die barrierefreie Zugänglichkeit von Zeitschriften ist der Heinz Heise Verlag aus Hannover. Im speziellen Blinden- und Sehbehinderten-Abo werden mir kostenlos monatlich die Zeitschriften c’t-Magazin und IX zugänglich gemacht. Das ist auch eine tolle Sache und ermöglicht mir eine umfassende Information, zumal das Lesen am Computer die beste Möglichkeit ist. Daran sollte man sich in Marburg mal ein Beispiel nehmen.

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