Hörst du was? Zwitscherboxen im Test

Wie auch immer man sie nennt, mancherorts findet man sie in Wohnungen oder anderen Bereichen, entweder die Zwitscherbox als Original oder andere Derivate. Kleine Geräte, deren einzige Aufgabe es ist, periodisch die Stimmung mit Naturgeräuschen zu untermalen. Sei es zum Relaxen oder im Bad, einsetzen kann man sie eigentlich überall. Gut nur, dass ein Bewegungssensor sie erst aktiviert, wenn man an ihnen vorbei geht, denn das kann ich schon mal vorausschicken: Die Dauerbeschallung überall kann auch zu viel des Guten sein. Im Ergebnis haben wir zwei dieser Geräte im Bad und auf der Gästetoilette, was immer wieder für einen Aha-Effekt sorgt und prinzipiell nicht stört. Dabei gibt es Varianten in unterschiedlichen Formen, mit vielseitigen Motiven und als günstiger Nachbau. Original oder Kopie, die Frage klärt dieser Test.

Hier findet Ihr mehr über die Zwitscherbox und ihre Freunde.

Oceanbox

Die Anfänge

Im Jahr 2013 brachte der Berliner Hersteller Relaxound die Zwitscherbox auf den Markt. Ein Produkt, das mir in Marburg eher zufällig in einem Spielzeuggeschäft begegnet ist. „Bei euch piepts ja“, Ein hausfärmiges Gerät, damals noch in schlichtem Weiß mit einem frontseitigen Lautsprecher und Bewegungssensor. Die Lautstärke ist natürlich regulierbar und heute bietet Relaxound seine Boxen in unzähligen Farben und Designs an, auch mit Echtholzfront. Damals noch mit Batteriebetrieb kommen die aktuellen Modelle mit Akku und USB-Lademöglichkeit und nicht nur Singvögel gibt es, aber dazu gleich mehr.

Oceanbox Verpaackung

Das Prinzip ist neu gedacht, aber nicht wirklich neu. Bereits in früheren Dekaden gab es viele Multimedia-Installationen, bei denen Hintergrundgeräusche die bildliche Szenerie untermalen sollten und dass sich unser Ohr besser als das Auge beschummeln lässt, ist hinlänglich bekannt. So spielte es nie primär die Rolle, woher die Geräusche kamen, darauf konzentrieren sich die Wenigsten. Eine akustische Unterlage wirkt genauso wie Musik auf unser Gemüt und darum geht es im Wesentlichen. Wer vor einer Waldszenerie steht und keine Vögel hört, ist eher irritiert, als wenn es irgendwo im Hintergrund trillert und sei es monaural aus einer Ecke. Umgekehrt mag man vielleicht in der tristen grauen Stadtatmosphäre vielleicht etwas anderes als den Verkehr vor dem Haus wahrnehmen und entspannen. Dabei ist die Anwendung nicht minder kompliziert, als eine Stehleuchte in Betrieb zu nehmen: Hinstellen, Einschalten und Genießen. Ganz davon ab, dass auch smarte Lautsprecher auf Zuruf akustische Szenen abbilden können, aber das ist irgendwie nicht dasselbe und wiederum abhängig von Strom und Internet.

Heidibox Verpackung

Verschiedene Varianten

Nach Jahren kam ich wieder darauf im Familienkreis, eine Box mit neun wählbaren Szenerien, Holzfront und optisch ganz nett, so fand ich sie vor. Erst dachte ich an eine Überarbeitung des Originals, aber es war dann doch die günstige Version eines Discounters. Das hört man als Audio-Profi natürlich sofort, Aliassing, Kompressionsartefakte und ein Loopen mit Wiederholungseffekt, das dann doch zeitweise auf die Nerven geht. Beim Kuckuck dauert es vielleicht eine Minute, bis er sich erneut meldet gefolgt vom Specht, also das sollte so eigentlich nicht sein. Viel mehr kann und sollte die Dynamik dazu verhelfen, eine Art Bewegung zu erzeugen, wie man es bei Multimedia-Installationen auch erreicht, indem man verschiedene Geräusche über unterschiedliche Lautsprecher kombiniert. Das kann man für einen Preis von 15 Euro einschließlich Nachtlicht sicher nicht erwarten. Dafür bekommt man hier etwas mehr Komfort, wie einen Timer, das zuschaltbare oder alternativ nutzbare Nachtlicht über den Bewegungssensor, neun durchschaltbare Szenerien und verschiedene Designs. Meine Version mit Holzfront in Hausform kommt mit vier warmweißen LEDs auf der Unterseite, eine runde Form mit zwei seitlichen LEDs ist ebenfalls erhältlich. Was ein Zufall, dass meine Recherche direkt in die Aktion fiel.

Soundbox mit Nachtlicht

Eine weitere Erkenntnis folgte, so gibt es einen Haufen dieser Nachbauten, das Original aber nur von Relaxound und scheint über die Jahre viele Freunde gefunden zu haben. Ansonsten hätte man inzwischen auch nicht so viele Varianten im Angebot, ob farbig, mit Holzfront oder mit künstlerischen Motiven. Als Weiteres verkauft Relaxound unter anderen Markennamen auch Kissen, Räucherstäbchen und weitere Accessoires, mit denen ich allerdings eher wenig anfangen kann. Aktuell gibt es neben der Zwitscherbox, Lakesidebox und Oceanbox noch einige mehr, bis hin zu kombinierbaren Satellitenboxen mit Einzelsounds. Manche Varianten kommen im Paket oder zwei Boxen, die Heidibox stellt allerdings das aktuelle Premiumprodukt dar. Denn sie kommt mit zwei Lautsprechern auf den beiden Dachseiten.

Heidibox Front

Heidibox, Oceanbox und günstige Soundbox im Detail

Die handlichen Kästchen sind recht leicht, Akku und Ladebuchse inklusive und einen mechanischen Lautstärkeregler. Während die günstige über einen Einstellschieber für die Modi verfügt, schaltet man die originalen einfach über den Drehregler ein und passt die Lautstärke an. Mehr als Aufladen muss man nicht tun, denn den Rest erledigt der Bewegungssensor, die günstige bietet alternativ einen Timer. Diesen und die Soundauswahl stellt man über zwei Softtaster auf der Oberseite ein. Im Betrieb fällt direkt ein Unterschied auf, denn die günstige schaltet hart ein und ab, während die originalen ein- und ausblenden. Das heißt, sie starten nicht einfach wie eine Bandmaschine, sondern vermitteln dadurch etwas mehr Natürlichkeit. Klar laufen die Sounds bei allen Varianten irgendwie durch und beginnen von vorne, so spielt die Oceanbox 100 Sekunden lang Meeresrauschen mit Möwen und Schiffstuten. Vergleicht man das mit der günstigen, ist der Gesamtsound kürzer und beiden gemein ist eine gewisse Statik. Weil die Atmo in Stereo aufgezeichnet wurde, ergeben sich bei der monauralen Abbildung Phasenüberlagerungen. Ich habe das an verschiedenen Stellen immer mal erläutert, vergleiche Laufzeit- und Intensitätsstereophonie. Darüber hinaus muss klar sein, dass sich ein gewaltiges Meer mit seinem tonalen Umfang kaum auf einem kleinen Breitbandlautsprecher abbilden lassen kann, obgleich das auch besser und schlechter gelingt. Hier ein Vergleichsbeispiel zwischen der günstigen und originalen Variante. Was glaubt Ihr ist das Original? Das verrate ich später.

Oceanbox und günstige Soundbox

Wie erwähnt hat die günstige mit Szenenlängen von rund einer Minute das Nachsehen. Beim Kuckuck stört das, beim Waldbach eher nicht, gleiches gilt für die Grillen. Beim Feuer und Regen hört man allerdings die Kompressionsartefakte, die auch im Wald durchaus auffallen und die Entfernung zwischen den Geräuschen etwas unnatürlich wirken lassen. Warum das so ist lässt sich leicht erklären, es sind eher die markanten Sounds. Eine eher gleichbleibende Atmo wirkt unaufdringlich und vermittelt weniger stark den Eindruck einer Wiederholung, während markante Sounds noch dazu in kürzerer Abfolge im Gedächtnis bleiben und sich im Wiederholungsfall stärker ins Bewusstsein drängen. Hier alle neun Szenerien im Schnelldurchgang.

Soundbox von oben

Bei der Heidibox ging man einen technisch anderen Weg. Drei Szenerien mit je 180 Sekunden laufen durch, das Gerät startet also nie exakt an derselben Stelle. Über den linken Lautsprecher hört man den Bergbach, die Kuhherde, Vögel und einiges mehr, während über den rechten in periodischen Abständen und offenbar in zufälliger Reihenfolge weitere Geräusche einlaufen, wie Ziege, Hund und Katze, Alphorn, Kirchenglocken, Bergvögel, Kuckuck, Specht und noch einiges mehr. Bis auf die drei Szenerien, die man irgendwann natürlich kennt, sorgen diese Einstreuungen für eine Dynamik, die das Ganze wirklich angenehm macht. Dafür bezahlt man allerdings auch fast das Doppelte zu einer gewöhnlichen Zwitscherbox, dafür vereint sie bis auf Meeresrauschen viele der Eigenschaften, hier ein Klangbeispiel.

Heidibox seitlich

Habt Ihr das obige Beispiel noch im Ohr, welches war wohl die originale Oceanbox? Ganz genau, das erste. Klar zu erkennen am linearen Lautsprecher, Brillianz und klareren Hochtonabbildung. Allerdings hört man dies insbesondere beim Meeresrauschen, bei den anderen fällt dieser Unterschied eigenständig betrachtet weniger ins Gewicht. Wen es interessiert, die Aufnahmen entstanden hochauflösend mit dem Zoom F3 in Verbindung mit den RODE TF-5 Stäbchenmikrofonen.

Fazit

Die Zwitscherbox habe ich zwar nicht getestet, aber die als Geburtstagsgeschenk vorgesehene Heidibox durfte bleiben und wurde somit ein zweites Mal bestellt. Der Unterschied zwischen Original und Kopie ist grandios, auch wenn das Nachtlicht einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert bietet. Daher steht die günstige im Bad, die Heidibox auf dem Gäste-WC. Mich hätte übrigens die Lakesidebox noch brennend interessiert, aber leider war die von mir favorisierte Variante nicht mehr im Angebot erhältlich. Was eigentlich noch fehlt, wäre eine Version mit Speicherkarte, um eigene Atmos in zufälliger Reihenfolge ablaufen lassen zu können, beispielsweise eigene Urlaubsaufnahmen. Das könnte man wie einen akustischen Bilderrahmen vergleichen, ein Fotohalter würde das Ganze dann komplettieren. Für mich hat sich auch gezeigt, dass die monaurale Abbildung eher nichts ist, so ein Gerät müsste schon Stereo sein und die Heidibox ist mehr als nur ein Kompromiss und somit eine klare Empfehlung von dem, was der Markt aktuell bereithält.

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