IFA 2016 – Innovation oder Stagnation?

Letzte Aktualisierung am 15. April 2018

In den 90ern zog die CeBIT jährlich mediales Interesse auf sich, während die IFA nur alle zwei Jahre stattfand. Das hat sich geändert, so kehrte die CeBIT zu ihren Wurzeln zurück und ist für die breite Öffentlichkeit nur noch marginal interessant, während die IFA selbst für Innovationen steht und man gerne über die Neuheiten berichtet. Dabei frage ich mich, ob die gezeigten Innovationen nicht häufig eher Stagnationen sind, die allerdings durch aktuelle Technik aufgewertet werden. So war ich früher jemand, der gerne neuen Trends gefolgt ist und frage mich heute, warum ich der Sponsor für Entwicklungen sein soll, die nicht zu Ende gedacht werden. So dauert die vollständige Einrichtung eines neuen Smartphones häufig länger, als die Kaufentscheidung und der Kauf selbst. Ist das innovativ? Interessant dabei fand ich ein Editorial der Fachzeitschrift c’t vor einigen Jahren, das sich mit der Trägheit aktueller Technik befasste. Der Autor berichtete vom Röhrenradio seiner Kindheit, hinweg über die Transistorradios, die direkt nach dem Einschalten Musik spielten. Heute dauert der Start eines Internet-Radios bald länger, als bei einem Röhren-Radio, wenn auch noch Updates installiert werden müssen. Da ist absolut was dran und ich empfehle jedem einmal zu protokollieren, wie viel Zeit er mit Updates und Wartung verbringt, als mit der tatsächlichen unbeschwerten Nutzung. Fernsehgeräte kommen sicher noch am besten dabei weg. Im Folgenden möchte ich meine Ansicht zu verschiedenen Teilbereichen schildern und vor Allem darauf eingehen, warum manche Innovation vielleicht gar keine ist. Natürlich erhebe ich keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit, dennoch möchte ich anmerken, dass ich mir schon viele Jahre intensiv über einige Dinge Gedanken mache und diese immer mit einem rückwärtigen Seitenblick betrachte.

Haushaltsgeräte und deren Vernetzung

Der Kühlschrank mit ‚Display und Internet-Anbindung ist ein Produkt, das mir immer wieder begegnet. Jeder findet es toll, wenn der Kühlschrank spricht und mir den Einkauf abnimmt, aber ich kenne niemanden, der so ein Gerät für sich als sinnvoll erachtet oder einen Mehrpreis für eine solche Technik ausgeben möchte. Warum auch? Das Einkaufen ist eine stimmungsabhängige Sache. Klar könnte so ein Gerät die Grundnahrungsmittel automatisch erfassen und auffüllen, aber auch wenn statistisch der Verbrauch von Lebensmitteln erfassbar ist, bleibt die eigentliche Stimmung und der unberechenbare Appetit des Menschen außen vor. Will ich stets dieselbe Schokoladensorte oder mal eine andere? Haben wir nicht in den erfolglosen Versuchen des Online-Supermarktes festgestellt, dass der Kunde am PoS die besten Spontanentscheidungen trifft? Und das wird der Grund sein, warum diese Technik immer verfeinert wird und als Flaggschiff gelten kann, das aber dem seichten Hafenwasser nicht zu entkommen scheint. Gleiches gilt für die Vernetzung von Haushaltsgeräten, Siemens zeigte bereits Ende der 90er Jahre ein BUS-System, das Küchengeräte vernetzen soll. Diese wurden natürlich immer verfeinert, die serielle Schnittstelle durch Wi-Fi und USB ersetzt, aber der Nutzen erinnert an die Eject-Taste einer CD-Player-Fernbedienung. Es ist magisch, die Schublade aus drei Metern Entfernung zu öffnen. Nur was nutzt dies, wenn der Gang zum Austausch der CD nach wie vor notwendig ist? Interessant ist hingegen eine Funktion, die ich bei Liebherr vor einigen Jahren gesehen habe. Hier lässt sich eine im Keller befindliche Gefriertruhe mit dem Kühlschrank in der Küche verbinden, welcher die Temperatur des Gefrierguts anzeigt und auch einen Alarm bei Störungen rechtzeitig meldet. Das macht Sinn, wenn sich das Gefriergerät im Keller außer Hörweite befindet. Gleiches gilt entsprechend für Waschmaschinen und Trockner, die per App den aktuellen Status übertragen und per Push-Mitteilung die Fertigstellung quittieren. Das erspart den Gang in den Keller, nur wäre dieser nicht für die ohnehin viel zu wenige Bewegung deutlich sinnvoller? Wenn wir uns künftig alles abnehmen lassen, uns damit unser Zeitgefühl abtrainieren oder uns abgewöhnen, Vorgänge selbst auszuführen, erhöht das natürlich die Bequemlichkeit. Langfristig aber wäre es nicht unwahrscheinlich, dass wir uns durch vollumfassende Automatisierungslösungen den eigenen Fähigkeiten berauben. Die fernsteuerbare Kaffeemaschine, die sich automatisch morgens einschaltet, ist auch ein gerne angeführtes Beispiel. Nur kann ein Kaffeevollautomat innerhalb von einer Minute einen Kaffee zubereiten, in dieser Zeit schalte ich Licht und Radio ein. Wenn ich bei Filtermaschinen noch daran denke, wie viel Aroma über Nacht verloren geht, wenn der Kaffee auf den Morgen wartet, siegt für mich dann sicher nicht die Bequemlichkeit.

Geräuscharme Haushaltsgeräte sind ebenfalls immer wieder ein Thema. Auf Messen in lauten Hallen natürlich schön darzustellen, hier wirkt alles leise. Sehr geräuscharme Wasch- und Geschirrspülmaschinen sind mir aber schon seit über 10 Jahren bekannt, die auch keine Nachtruhe mehr stören. Und weil sie so leise sind, braucht man sie auch nicht zwingend fernsteuern. Kritisch sehe ich indes generell die Implantierung von Haushaltsgeräten ins Internet, die theoretisch dadurch auch angreifbar und manipulierbar sind. Unabhängig von allen Herstellerversprichen ist bekannt, dass diese Techniken nie unangreifbar sein werden – Funk-Schlösser für Autos sind hier ein nettes Beispiel aus dem Leben. So hinterfrage ich hier vielmehr kritische Angriffsflächen, als den praktischen Nutzen. Man stelle sich Türschlösser und Sicherheitssysteme vor, die das Öffnen der Haustür mit dem Smartphone erlauben und die Möglichkeiten, die manche hierin sehen könnten. Da reicht eine Unachtsamkeit des Herstellers aus und es gäbe genügend Beispiele, wie Systeme in den letzten Jahren Opfer von Angriffen waren.

Digitales Fernsehen

4K, das ist ein Stichwort das wir auch in einer der letzten Podcast-Episoden beleuchtet haben und hier ist der Weg nach Oben noch offen. So lange sich dieser noch im sichtbaren Bereich befindet, ist das alles gut, aber auch hier werden wir unsere biologischen Fähigkeiten technisch überfordern. 8K, 16K und 32K, macht das Sinn? Die Frage ist wohl noch offen. Auch ob „curved“ Fernsehgeräte sinnvoll sind oder nicht, scheint nicht abschließend beantwortet zu sein. Der 3D-Trend hingegen ebbt ab, der Käufer dürfte wohl dieses Feature weniger auf den Top Ten seiner Entscheidungskriterien haben. Smart-TV ebenso, hier hat sich der Second Screen etabliert und trotzdem werden Fernsehgeräte mit Hochleistungs-Technik ausgestattet, die wenig genutzt wird und mehr Energie verbraucht. Allerdings hat sich auch der Energieverbrauch der 4K-Modelle von 2013 bis heute reduziert, zumindest theoretisch. Wir wissen ja, dass sich die Ökodesign-Richtlinien der EU nur auf die Einstellung mit größter Energieeinsparung beziehen, deren praktischer Nutzen nicht immer gegeben sein muss. Ein Energiemessgerät im Fachmarkt wäre hier sicher die plausiblere Möglichkeit und man würde vielleicht feststellen, dass ein nach Klasse A zertifiziertes Gerät im Standardmodus weniger Energie verbraucht, als das mit A++ besser bewertete Modell.

DAB+ und Radio

Weniger Rauschen und mehr Informationen, eigentlich spricht alles für DAB+ und wer braucht da noch die verbrauchte Analog-Technik? Wenn dann noch HiFi-Freaks der Überzeugung sein wollen, dass ihre Klassik nun plötzlich viel besser im Radio klingt, scheint da auch was dran zu sein. Zumindest so lange, bis man sich selbst ein Bild macht und in der Praxis verschiedene Radioempfänger miteinander vergleicht. Dann nämlich stellt sich heraus, dass im Preisbereich von unter 100 Euro kein DAB+-Radio zu finden ist, dass auch nur im Ansatz an den vollen Klang eines analogen Radios heran kommt. Dafür sorgen zum Einen die schlechten Kompressionsverfahren, zum Anderen die Tatsache, dass kleine Digitalverstärker und interne Störungen der Geräte mitunter problematisch sind. Was zudem beim UKW-Rundfunk noch im leichten Rauschen hörbar ist, bricht bei Digitalübertragungen ab und sorgt im Ergebnis dafür, dass man einen Wortbeitrag nur bruchstückweise hören kann. DAB+ wäre ein Vorteil, wenn ich denselben Sender von Nord nach Süd unterbrechungsfrei hören kann. Das gelingt aber nicht mit den öffentlich-rechtlichen, sondern nur mit werbefinanzierten Privatsendern. Die brauche ich aber nicht, da ich stattdessen auf werbefreies Musik-Streaming ausweiche, das sich zudem viel besser an meine Hörgewohnheiten anpassen kann. Daher ist Radio für mich zumindest Unterhaltung nebenbei, oder auch konzentriertes Zuhören bei einer Themensendung. Zuhause erreiche ich aber nur die regionalen Stationen, will ich öffentlich-rechtliche Sender der Nachbarländer empfangen, geht das nur über UKW. DAB+ ist stark beschränkt, so dass ich in Mittelhessen keine WDR-Programme empfange. Es sei denn, ich nutze den UKW-Teil des DAB+-Radios oder weiche auf das viel umfangreichere Internet-Radio aus.

HiFi und Musik

Dieses Thema scheint immer noch die Kernkompetenz der IFA zu sein, so präsentieren sich auch heute viele Firmen aus diesem Bereich und zeigen ihre Neuheiten. Hier steht klar die Raumvernetzung und Klangoptimierung im Vordergrund, der Konsument möchte kleine klangstarke HiFi-Anlagen nutzen. Auch das ist nicht neu, Onkyo hat mir Room-to-Room bereits vor 25 Jahren im Prospekt offeriert. High Resolution ist ein weiterer Trend, der bei der Masse aufgrund von minderwertigem Streaming noch nicht angekommen ist und das, obwohl der Trend zu sündhaft teuren mobilen Playern mit zweifelhaftem Gegenwert nicht abreißt. Als die CD eingeführt wurde, gab es im Handel ausreichend Medien mit steigender Tendenz. Die Industrie könnte auch die digitale Musik hochauflösend anbieten, die Bandbreite und der Speicherplatz sind keine Hindernisse. Und trotzdem verteilt Amazon seine Digitalversionen in einer unzureichenden variablen Qualität, lediglich Google setzt auf das höchste MP3-Format. Apple bildet mit dem AAC-Codec und speziell dafür optimierten Musikdaten eine Ausnahme und kann sich qualitativ mit Google messen. Aber warum nicht verlustfreie Musik streamen, deren Bandbreite selbst HD-Videos unterschreitet? Es bleibt spannend, ob sich in diesem Bereich noch etwas bewegen wird. Da aber den meisten Nutzern MP3 auszureichen scheint wird man hier wohl noch einige Jahre mit hochauflösender Musik eine Marktnische bilden.

Smartphones

Trotz der rückläufigen Absatzzahlen werden viele Topmodelle präsentiert, alleine LG hat in den letzten eineinhalb Jahren gleich vier dergleichen vorgestellt. Das V20 mit Android 7 Nougat ist das aktuellste Modell und ganz ehrlich: Das interessiert mich alles gar nicht mehr. Mein Umstieg vom LG G4 (2015) auf ein iPhone 5s (2013) hat sich als Bestätigung dafür erwiesen, dass Google die angepeilten Versprechen nicht eingehalten hat. Apple stattet selbst ein iPhone 5s noch mit neuesten iOS-Versionen aus, so dass die Aktualität noch weit über ein Jahr gegeben sein kann. Ob das LG G4 noch Android 7 erhalten wird, muss man abwarten, das Galaxy S5 bekommt es jedenfalls nicht. Es ist höchste Zeit, dass die EU hier den Herstellern Einhalt gebietet und modulare Konzepte fördert. So wird der Markt mit Modellen überschwemmt und man laugt das Interesse der Masse regelrecht aus. Das scheint auch der Grund für die rückläufigen Zahlen zu sein, die Industrie liefert keine Argumente für ein neues Modell. Die unübersichtlichen Softwareversionen machen es für den Laien unmöglich zu wissen, was aktuell ist. Da entscheidet die Optik und der Lifestyle, so würde ein Galaxy-Käufer nicht von Samsung abwandern, wenn der Umstieg von Android auf Tizen erfolgt. Auch Nokia ist wieder mit von der Partie und präsentiert Android-Geräte. Aber die erwähnte Umständlichkeit der Ersteinrichtung kostet mich so viel Zeit, dass ich hier auch keine Motivation zum Ausprobieren habe. Selbst die immer leistungsstärkeren Kameras sind eigentlich für den Nutzer nicht interessant, im Internet werden ohnehin nur komprimierte Versionen der Fotos abgelegt und man betrachtet diese zumeist auf dem Bildschirm. Ausdrucken wird man sie seltener, dann nämlich würden klare Unterschiede aufgrund der hohen Pixeldichte deutlich werden. Ich bin gespannt, wie sich der Markt künftig entwickelt und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Hersteller irgendwann auf Langlebigkeit verstärkt setzen werden. Etwas Neues gibt es von Google und Lenovo, ein sensorisches Smartphone mit der Möglichkeit, Innenräume zu vermessen und Mittels Augmented Reality Veränderungen darstellen zu können. Auch soll die Indoor-Navigation nun möglich sein, so dass man sich in Einkaufszentren orientieren kann. Wenn man sich etwas damit befasst, dann weiß man, dass auch dieses Thema schon seit Jahren auch bei blinden und sehbehinderten Menschen interessant ist. Im merkst.de-Podcast Nr.70 waren wir beispielsweise zu Gast am Stand des Kreis Soest, der Mittels Baken gezeigt hat, wie Orientierung abseits von GPS funktionieren kann. Und das ist auch der einzig gangbare Weg, den Google offenbar nun perfektionieren will. Ob dies allerdings auch in der Praxis so häufig genutzt werden wird, dass sich die Anschaffung lohnt, bleibt abzuwarten.

Licht-Technik

LED-Leuchtmittel haben sich inzwischen durchgesetzt. Keine Schwermetalle, kurze Einschaltzeiten und ein hoher Lichtstrom bei geringer Energieaufnahme, das alles bei langer Haltbarkeit und einer guten, warmen Farbwiedergabe. Eine Lichtmenge von 100lm pro 1W Leistungsaufnahme sind inzwischen üblich und werden sogar manchmal übertroffen. Während ein Deckenfluter in den 90er Jahren alleine schon rund 300W an Leistung aus dem Netz gezogen hat, konnte ich mit einer vollständigen Umrüstung auf LED-Technik erreichen, dass ich denselben Leistungswert erst dann erreiche, wenn alle im Haus befindlichen Leuchtmittel eingeschaltet sind. Diese Ersparnis wirkt sich auch deutlich auf die Stromrechnung aus und hat sich daher gelohnt. Die Schattenseite ist aber, dass hierbei keine Leuchtmittel der üblichen Marken zum Einsatz kommen, die auf der IFA ihr Bestes geben. Hier in Fronhausen stellt beispielsweise die Firma Seidel unter der Marke Carus LED-Glühlampen her, die sehr effizient und kostengünstig sind. Die Stiftsockelleuchten sind derzeit bei keinem Markenanbieter erhältlich, lediglich chinesische Firmen befeuern den Markt und auch hier haben sich Produkte nun schon über ein Jahr bei uns ausfallfrei bewährt. Im Badezimmer konnte ich durch Austausch von typischen 20W Halogenleuchten die Gesamtlast von 140W auf nur 16W senken. Zwar auch bei einer verminderten Lichtleistung, die aber immer noch ausreichend hell ist und nicht störend dunkel wirkt. Ich habe das Gefühl, dass vor Allem die Branchengrößen den Trend verpasst haben. Philips und Osram hängen sich an fernbedienbares Licht und Heimautomation. Das ist ja alles ganz nett, wenn Profile das Licht automatisch ein- und ausschalten, aber ich mag den nostalgischen Gang zum Lichtschalter und trage auch mein Smartphone nicht immer im Haus am Körper. Die fernsteuerbaren Leuchtmittel sind für mich von der Energiebilanz, dem Nutzwert und den höheren Investitionskosten daher indiskutabel, auch wenn viele auf diese Leuchten abfahren. Gerade hier lohnt sich ein Blick in die Rezensionen, so sieht die Langzeiterfahrung alles andere als gut aus. Gerade Philips hat mich irritiert, so werden die langlebigen LED-Leuchtmittel als Verbrauchsgüter eingestuft, wobei der Preis ungleich höher zu einer gewöhnlichen Glühlampe ist. Wenn also die zugesicherten hunderttausend Betriebsstunden nicht eingehalten werden, weil das Leuchtmittel ausfällt, muss also neu gekauft werden. Bei der Automation fehlt es derzeit noch an einheitlichen Standards, so dass viele Apps nebeneinander koexistieren anstatt symbiotisch ineinander greifen. Das gilt auch für die Heimvernetzung bei Musik, man legt sich auf einen Hersteller fest. Das kann teuer werden, wenn man feststellt, dass es der falsche war. Man stelle sich als Beispiel vor, dass jeder Computerhersteller eine eigene Verbindungsschnittstelle zu Druckern, Scannern und anderer Peripherie anbietet. Stattdessen setzt man auf USB-C 3.1 im aktuellsten Fall und bleibt dadurch kompatibel.  Für Smart Home ist es bis zu dieser eigentlich logischen Innovation offenbar noch ein weiter Weg.

Fazit

Die IFA Steht für Innovationen und begeistert das Publikum mit Technik, die von Geisterhand zu funktionieren scheint. Nur niemand fragt sich mit einem Blick auf die letzten 30 Jahre, wie viele der Innovationen tatsächlich bezahlbar und in unseren Alltag eingeflossen sind. Die Compact Disc, DVD und Blu-Ray sowie das Handy, feierten auf der IFA Premiere und konnten letztendlich in unsere Wohnzimmer wandern. Früher waren das die Schallplatte mit Stereo-Ton, die bespielbare Kompaktkassette, das Transistorradio und das Farbfernsehgerät. Damals wurden allerdings Bedürfnisse befriedigt, die faktisch alternativlos waren. Die heutigen Technologien sollen bestehendes ersetzen und können dies auch häufig, aber nicht immer. Nicht jeder Trend ist eine Innovation oder gar ein Fortschritt. Daher sollte man sich nicht einseitig auf die medialen Berichterstattungen und Werbeprospekte verlassen, es lohnt ein Blick zurück auf Berichte der letzten fünf Jahre. Der gesunde Menschenverstand ist dabei die größte Innovation die noch dabei hilft, eine Menge Geld zu sparen. Und dann sind da noch die chinesischen Anbieter, die zum Teil wirkliche Innovationen präsentieren, die man aktuell bei den Branchengrößen noch vergeblich sucht.

Wenn Ihr nun denkt, ich sei ein Gegner von Fortschritt oder der modernen Technik, dann irrt Ihr Euch. Ich sehe die Innovation nur nicht in dem, was uns die Medien und Hersteller als Trends verkaufen, sondern frage mich verstärkt nach dem alltäglichen Mehrnutzen. Dieser liegt für mich beispielsweise in Akkus mit langer Laufzeit und extrem schneller Ladezeit, ein kundenoptimierter Service bei den Kommunikationsunternehmen, Abschaffung der Drosselung im mobilen Datennetz, Reduktion bei Smartphones auf das Wesentliche und einheitliche Standards bei der interdisziplinären Kommunikation der Geräte, langlebige und fertig entwickelte Konzepte, deren Fortbestand nicht nach einem Jahr endet. Nur diese Fortschritte wird es in Zeiten kapitalistischer Gewinnmaximierung durch Einsparung aktuell nicht geben können. Die tatsächlichen Trends findet man jedenfalls nicht auf der I’FA, sondern der alljährlichen CES in Las Vegas. Hier sieht man auch Produkte, die uns tatsächlich im laufenden Jahr erreichen werden. So bleibt die IFA für mich nur eine lokale Showbühne für Hersteller, die ihre Innovationskraft demonstrieren und den Fachmärkten einen höheren Absatz bescheren. Trotzdem sollte sich jeder bewusst machen, dass es der Nutzer und nicht die Industrie ist, der am Ende des Tages weiß, welche Technik ihm tatsächlich einen Nutzen bringt. Notfalls auch erst dann, wenn er sich für ein falsches Produkt entschieden hat.

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