Langzeiterfahrung eines Top-Rezensenten

Letzte Aktualisierung am 21. Januar 2019

Vor einiger Zeit hatte ich meine positiven Erfahrungen als Top-Rezensent bei Amazon beschrieben und berichte nun über die nervigen Kehrseiten. Am Schluss gebe ich Euch Tipps, wie Ihr gute von schlechten Rezensionen unterscheiden könnt. Klar ist es interessant, kostenlose Produkte zu erhalten, aber die Wiederholungen sind doch sehr häufig und der verbundene Aufwand steht nicht in Relation zum Ertrag. Dazu kommen noch die Unverschämtheiten mancher Verkäufer, die offenbar glauben, dass ein 20 Euro teures Produkt in Relation zu zwei Stunden Arbeit für Fotos und Videos stehen kann, seriöse Unternehmen beauftragen hierfür Werbefirmen und -Fotografen oder schicken ihre Produkte an Redaktionen zutreffender Fachzeitschriften. Seriöser ist das allerdings nicht immer, denn aus einigen Branchen wissen wir, dass auch positive Testergebnisse nicht selten in einem guten Verhältnis zum Werbevolumen der Hersteller stehen.

Echte und falsche Sterne

Das Produkt-Ranking bei Amazon lässt Firmen ungewöhnliche Wege gehen. Denn nicht nur die Kundenanzahl entscheidet, sondern auch die Reputationen. Bei gefühlten fünf Millionen Bluetooth-Headsets beispielsweise soll der Kunde dieses eine Produkt kaufen, das nach Möglichkeit sehr viele hilfreiche und positive Rezensionen erhalten hat. Dabei ist die eigentliche Qualität weniger wichtig, als dass diese von Kunden offensichtlich beglaubigt wird und dass, obwohl viele baugleiche Produkte unter anderen Namen verkauft werden. „Dies ist eine unvoreingenommene und objektive Bewertung eines kostenlosen oder vergünstigten Test-Exemplars“, ist häufig zu lesen und wird von Amazon als Hinweis entsprechend der Rezensionsrichtlinien eingefordert. Bei genauerer Betrachtung ist eine solche Aussage zu viel des Guten und psychologisch sicherlich nur in den seltensten Fällen haltbar. Denn niemand kann sich einerseits davon freisprechen, ein ungewolltes Produkt genauso zu bewerten, als habe man sich bewusst für eines entschieden und dafür Geld ausgegeben. Andererseits könnte man glauben, dass jemand ein kostenloses Testexemplar sicher auch negativ bewerten würde, denn es hängt ja schließlich nichts davon ab. Oder vielleicht doch?

Es gibt nach meiner Beobachtung verschiedene Motivationen, die für gute Rezensionen sprechen. Im Idealfall ist das natürlich die pure Begeisterung für ein Produkt, die ich selbst auch schon in meinem Blog und Podcast geteilt habe. Aktuelle Beispiele sind die VAVA Voom Lautsprecher und der Cleer DU Kopfhörer, wobei diese Produkte auch von echten Herstellern stammen und nicht einfach mit einem Namen beklebt wurden. Manche Rezensenten kopieren jede Rezension auch in den eigenen Blog, ich trenne das strikt. Wenn mich ein Produkt begeistert, kann ich das entscheiden, wer dies aber explizit einfordert soll dafür bezahlen und helfen, meine Kosten zu decken. Neben den vielen LED-Streifen und -Leuchtmitteln, Solarleuchten und Küchenhelfern, externen Akkus und Ladegeräten und den vielen Bluetooth-Headsets, gibt es eben auch richtig positive Ausreißer. So war darunter ein Quadrocopter mit HD-Kamera und eine Full-HD Action Cam, beide hatten mich zufällig interessiert und ich hatte Glück, dass mir solche Produkte kostenlos angeboten wurden. Auch negative Ausreißer gab es, so wurden unzumutbare Kleidungsstücke, bis auf ein paar Gürtel, direkt von der Verpackung aus in die Mülltonne entsorgt – arme Umwelt. Auch bei nostalgischen Edison-Glühfadenlampen ist eine Bewertung für mich nicht ganz einfach. Solche Produkte müssten einerseits fünf Sterne erhalten, denn der Hersteller weist klar auf die Umstände hin und bewirbt ein warmes Licht, das wird eingehalten. Andererseits kosten sie teils 20 Mal so viel, wie eine Glühbirne früher im Supermarkt, verbrauchen 10 Mal so viel Energie im Vergleich zu einer aktuellen LED-Glühlampe und sind auch noch deutlich dunkler, drei Sterne wären daher noch großzügig bemessen. Und da kommt es schon mal vor, dass substanzlose Kommentare und Markierung als nicht hilfreich die Rezensionsarbeit erschweren. Das kümmert mich aber nicht, denn die Verrohung der Sprache und die Degeneration von Argumenten ist eine Volkskrankheit, gegen die es noch kein Gegenmittel gibt und die sich inzwischen auch abseits der sozialen Netze ausgebreitet hat, wobei natürlich ein Bewertungsportal mit Diskussionscharakter auch nichts Anderes ist.

Wenn sich überschwängliche Rezensionen allerdings um ein Produkt gruppieren, das irgendwie nicht so ganz gefallen will, müssen andere Gründe verantwortlich sein. So liest man teilweise Familiengeschichten, warum gerade dieses Produkt langjährige Probleme lösen will und man glaubt zunächst, dass der Rezensent das Produkt frei ausgesucht und bestellt hat. „Test eines kostenlosen Artikels“ folgt als kurzer Satz am Schluss und verwandelt damit schnell die Prosa in ein schönes Märchen. Und weil Rezensenten oftmals nicht direkt erkannt werden können und es wie in sozialen Netzen auch vom Profil her abhängig ist, was sie über sich preis geben, ist die Nachvollziehbarkeit nur selten gegeben. Die Motivation einer guten Bewertung kann bei Top-Rezensenten auch der Sportsgeist sein, sich im Ranking zu verbessern. Hier zeigt sich, dass einigen doch jedes Mittel recht ist und man gerne manche Augen zudrückt. So verbringen viele Rezensenten Zeit vor Kamera und Mikrofon, um die kostenlose Arbeit der bis Dato bezahlten Agenturen fortzusetzen. Immerhin wirkt ein Video mit teils schlechtem Ton aus dem Wohnzimmer glaubwürdiger, als aus einem professionellen Studio. Dabei scheint vielen Zeit und Aufwand egal zu sein, die Hauptsache ist, die Top-100-Liste zu erreichen. Ab hier hört für mich der Spaß auf, denn warum soll ich kostenlose Werbungsarbeit leisten? Und um den Rang weiter zu steigern, ist vielen auch jedes Mittel recht. Die einfachste Methode ist das kollektive Markieren der Mitrezensenten als nicht hilfreich, so dass diese in der Wertung abfallen. Denn Amazon listet die Rezensionen standardmäßig so auf, dass die mit den meisten hilfreichen Stimmen ganz oben angezeigt werden. Diese fallen uns auch zuerst ins Auge und der freundliche Bitte um Markierung als hilfreich geht man gerne nach. Ich jedenfalls bin nicht gewillt, diesem Sportsgeist zu folgen. So lange ich Produkte angeboten bekomme, werde ich sie testen und das ganz unabhängig von meinem Rezensions-Rang. Auch wenn ich nicht mehr jedes Produkt annehme, dazu fehlt mir einfach die Zeit, siegt bei mir auch oft die Neugier. Gerade Bluetooth-, Audio- und LED-Produkten gegenüber bin ich sehr aufgeschlossen und gespannt, was ich erwarten darf.

Erwartungen der Händler

Erhält man die zahllosen Mails ohne jedwedes Verständnis von Grammatik oder Rechtschreibung und Einhaltung einfachster RFC-Konventionen, geht es ans Aussortieren. Dabei ist interessant, dass man Betreffzeilen in China wohl weniger nutzt, als Höflichkeitsfloskeln. Und auch die Verwendung bewusst europäischer Namen ist im Handelsgeschäft üblich, so versuchen fernöstliche Händler gerne, eine gewisse Vertrautheit herzustellen. Nur das kann auch lustig enden und so weiß ich bis heute nicht, ob es sich bei Joana Wolfgang um ein Männlein oder Weiblein handelt. Die Inhalte sind häufig ähnlich, man fragt nach dem Wohlbefinden, der Familie und hat natürlich absolutes Verständnis für die geringe Zeit, die man übrig hat. Und so hofft man untertänig um die Bereitschaft, das präsentierte Produkt auch testen zu wollen. Oftmals kostenlos, häufig auch für einen sehr geringen Geldbetrag bis einen Euro. Schaut man sich die Empfängerliste an, haben viele Händler gar kein Sicherheitsverständnis und ich erhalte auf einen Schlag Dutzende Mailadressen meiner Nebenbuhler, die ebenfalls das Produkt angeboten bekommen. Das ist nicht immer so, häufig werden diese maschinellen Mails personalisiert und mit dem echten Namen als Anrede versehen. Antwortet man persönlich, wird dies selten erwidert. „Ja, natürlich geht es mir gut, wir hatten gestern Kindergartenfest und die Geburtstagsfeier meiner Tochter war ein großer Spaß“. Zugegeben, eine derart ausführliche Antwort habe ich mir bislang gespart und mich auf Einzeiler beschränkt, das reichte zum Erhalt des Gutscheincodes. Denn um die Artikel einzukaufen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Händler übersenden Codes für den Preisnachlass bei Amazon. Das ist mir persönlich lieber, da ich die Artikel in meinem Bestellverlauf habe und in meiner Rezension der Bezug über Amazon auch vermerkt ist. Das wirkt glaubwürdiger und so vergesse ich auch nicht, die Artikel zu bewerten. Manche kommissionieren die Waren aber auch direkt aus China oder über eigene Zentrallager in der EU, oft werden diese auch direkt über das Amazon-Lager an mich durch die Anbieter ausgeliefert. Besonders die fernöstlichen Pakete sind oft sehr interessant verpackt. Die Kartons werden zumeist in luftdichten Klebetüten verschickt, das verhindert auch die Feuchtigkeitsbildung beim Übersee-Transport. Zumindest teilweise, der eine oder andere Artikel kam hier auch etwas verschlissen an.

Die meisten Händler sind sehr freundlich, mit vielen bin ich in langem und nachhaltigen Kontakt. Herausragend ist hier ZBT International, das sind die Jungs mit TaoTronics und VAVA, die sich auch außerhalb von amazon stets kooperativ gezeigt haben. Das ist eine Wertschätzung der Arbeit, die man allerdings nicht immer erfährt. So erreichen mich auch unverschämte Mails, in denen für ein 20-Euro-Artikel mindestens drei Fotos oder ein Video erwartet werden, mit bestimmter Länge oder Rezensionen mit bestimmter Wortanzahl. Manche verlangen auch direkt eine 5-Sterne-Rezension, weil diese ja für einen erfolgreichen Verkauf gebraucht wird. Es scheint, als dass viele Menschen so naiv sind, sich derart hinzugeben und ihre Zeit für einen billigen Elektroartikel opfern. Von mir gibt es die Antwort in Form meiner Rezensionsbedingungen und Preise für Fotos und Videos zurück. Nicht, dass ich kein Video machen könnte, aber ob der Artikel die Mühe wert ist, entscheide ich selbst. Brisant wird es dann, wenn der gelieferte Artikel so billig ist, dass ich ihn nicht einmal verschenken würde. Da kommt auch schon mal eine 3-Sterne-Bewertung bei rum und auf diese wird dann schnell reagiert: „Eine Bewertung mit drei Sternen können wir nicht akzeptieren“. Heute schrieb ein Händler: „Wir werden ihre Anregungen umsetzen, sicher werden sie ihre Bewertung löschen“. Hier haben manche Händler die Spielregeln nicht verstanden, „Produzieren sie anständige Waren, erhalten sie auch mehr Sterne“, ist dann meine Reaktion. Auch wenn das Rezensionssystem von Amazon viele Schwächen hat, ist meine subjektive Wahrnehmung entscheidend und das ist es auch, was Amazon sich darunter vorstellt. Manche bekräftigen, sie haben den Artikel objektiv bewertet, das ist faktisch unmöglich. Denn jeder hat unterschiedliche Ansprüche und Kenntnisse, Vergleichsmöglichkeiten oder Anwendungsbereiche und das macht ja auch die Vielfältigkeit aus. Wobei fünf Sterne natürlich nicht immer fünf Sterne sind, denn auch spielt der Preisbereich eine Rolle. Wenn ein Hersteller einen Bluetooth-Kopfhörer für 50 Euro anbietet, der sehr solide verarbeitet ist und gut sitzt, erhält er auch fünf Sterne. Denn dass ein Kopfhörer für den zehnfachen Anschaffungspreis in letzter Konsequenz auch besser sein wird, steht außer Frage, kann aber an dieser Stelle keine Rolle spielen. Dennoch sollte ein Artikel zumindest nutzbar sein und für den Preis brauchbare Leistungen abliefern. Dies war bei einem Bluetooth-Kopfhörer um 25 Euro nicht der Fall, der den vielen In-Ears klanglich mit weitem Abstand unterlegen ist. Auch wenn es sich um eine andere Konstruktion handelt, gibt es dann trotzdem Alternativen in diesem Preisbereich, weshalb ich hier klar Sterne abziehen muss. Den Händlern muss also klar sein, dass auch kostenlose Bewertungen gewisse Risiken mit sich bringen. Würde ich eine Bewertung nachträglich auf Händlerwunsch ändern, verstoße ich sogar gegen die Rezensionsrichtlinien und das wäre letztendlich zu meinem Nachteil. Selbst wenn ich eine schlechtere Rezension löschen würde, bringt das eh nichts, da schlussendlich die tatsächlichen Käufer sich ärgern und das Produkt mit einem oder zwei Sternen bewerten würden. Was nützen da 10 positive Rezensionen, wenn 20 unzufriedene Käufer diese schnell relativieren und die Artikel womöglich zurücksenden?

Ich werde oft gefragt, weshalb viele Händler ihre Produkte verschenken können, dabei ist die Rechnung sehr einfach zu machen. Nehmen wir ein Bluetooth-Headset, das mit 30 Euro Verkaufspreis bei Amazon angeboten wird. Wenn dieses im Einkauf nur fünf Euro kostet, kann er locker 10 Exemplare verschenken, so dass das Produkt durch gute Bewertungen im Ranking steigt und früher angezeigt wird. Wenn er dann nur drei Exemplare mehr verkauft, hat er die Werbungskosten wieder raus. Für eine professionelle Bewertungsagentur hätte er mehr zahlen müssen, außerdem stehen diese aufgrund vieler Medienberichte in der Kritik. Das sieht man auch, wenn tatsächlich manche Anbieter selbst Rezensionen in gebrochenem Deutsch schreiben und diese Rezensenten nichts zuvor bei Amazon gekauft haben. Auch solche Produkte durfte ich schon bewerten und das mache ich nicht gerne. Übrigens ist auch der Sicherheitsaspekt bei Elektroartikeln nicht zu vernachlässigen, die c’t berichtete in Heft 18/2016 auf Seite 101 im Artikel „Vorsicht, Stromschlag“ darüber und wie Amazon das Problem und auch die Bewertungsgebaren nicht wirklich interessiert. Das ist schade, denn so entwertet Amazon selbst diese an sich gute Institution. Immerhin achte ich seit dem Lesen dieses Artikels immer sehr genau auf die Netzteile und die Sicherung der Kabel. Ob allerdings versprochene Schutzschaltungen in Ladegeräten installiert sind, möchte ich im Haushalt nicht nachprüfen müssen, hier muss man leider auf die Qualität des Produkts vertrauen. Mehr Geld auszugeben, ist hier sicherlich ein guter Indikator.

Das Wine-Rezensentenprogramm

Wenn man bei Amazon den Zusatz Wine-Rezensent liest, ist das etwas anderes. In diesen geschlossenen Club wird man nach nicht nachvollziehbaren Kriterien einberufen und aus diesem auch wieder entfernt, dies erklärt Amazon auf den zugehörigen Hilfeseiten. Die Wine-Rezensenten erhalten im Unterschied zu gewöhnlichen Top-Rezensenten Probeartikel bekannter Hersteller direkt von Amazon, die nach einem Testzeitraum auch wieder zurückgegeben werden müssen. Das können dann auch mal teurere Smartphones oder Haushaltsartikel sein. Laut Amazon zählen dazu auch vorveröffentlichte Artikel, die auf dem Weg ins Amazon-Sortiment sind. Diese Rezensionsform ist aber ebenfalls nicht unumstritten, so sind mir zumindest noch keine negativen Wine-Rezensionen aufgefallen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Amazon ein nicht unbegründetes Interesse an möglichst positiven Rezensionen hat, immerhin möchte man die bewerteten Artikel ja schließlich verkaufen. So kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Amazon die Wine-Rezensenten nach einer Quote der Sternevergabe aussucht, ein hilfreicher Rezensent mit einem Drei-Sterne-Durchschnitt dürfte für diese Aufgabe nicht interessant genug sein. Es ist auch nicht ersichtlich, welche Erfahrungen die Rezensenten mitbringen müssen, auch ist nicht jede Wine-Rezension besonders fundiert, aber ausführlich. Generell scheint der Weg ins Wine-Programm etwas schwieriger zu sein, mich reizt dies jedenfalls nicht. Denn die Anforderungen und aufzuwendende Zeit für einen Artikel, den ich sogar noch zurückgeben muss, sind für mich als Unternehmer keine Option, auch wenn der Test eines noch nicht veröffentlichten Artikels sicher spannend sein kann.

Gute von schlechten Rezensionen auseinander halten

Wenn Ihr auf der Suche nach einem guten Produkt seid, schaut Ihr Euch vermutlich die Bewertungen an und lest auch nicht die besten Rezensionen. Das kann einen guten Eindruck vermitteln, bewahrt aber nicht vor bösen Überraschungen. So wollte ich mir beispielsweise eine neue Matratze bestellen, immerhin waren über vier Sterne vom ehemaligen Testsieger Grund genug dafür und Amazon zeigte mir den Hersteller und das Modell auch direkt an. Es gibt schließlich nur selten Produkte, die unangefochtene fünf Sterne bekommen und mein Gefühl sagte mir, dass ich doch mal die ganz negativen Rezensionen lesen sollte. Hier offenbarte sich allerdings, dass das Produkt nicht lange haltbar ist. So wurde von vielen Rezensenten eine nicht abwendbare Kuhle beschrieben, die auch bei normalem Gewicht und guten Lattenrosten schon nach wenigen Monaten auftritt und offenbar nicht als Garantiefall behandelt wird. So änderten manche ihre ursprüngliche Rezension nach vielen Monaten ab, da sie das Produkt vorzeitig entsorgen konnten. Dieses Beispiel zeigt, dass Rezensionen nur Momentaufnahmen sind und nur so gut sein können, wie die Anwender mit diesem Instrument umzugehen verstehen. Wenn ich mir ein Produkt kaufe und von diesem begeistert bin, ist eine Rezension schnell geschrieben. Nur wenn es dann doch nach drei Monaten ausfällt ist fraglich, ob ich mich genau an diese Bewertung noch erinnere und sie anpasse. Das werden die meisten Verbraucher nicht tun, manche aber schon. Und gerade bei negativen Bewertungen muss man besonders aufpassen, so dass man Frustbewertungen und authentische Erfahrungsberichte gut voneinander unterscheiden kann. Wer viel Text über das Produkt schreibt, hat sich vermutlich auch mit ihm auseinander gesetzt und weiß, was er hier verbreitet. Vielleicht ist aber auch nur jemand überempfindlich und wirklich der Ansicht, dass der Sparschäler für 99 Cent tatsächlich die versprochenen fünf Jahre Garantie durchhalten wird. Das Lesen zwischen den Zeilen und stetige Einschalten des Kopfes ist daher sehr wichtig, so dass man nicht auf zu positive oder zu negative Bewertungen herein fällt. Ein gutes Indiz ist auch die Ausdrucksweise, ein schlechtes Deutsch und überschwängliche und vor Allem verallgemeinernde Lobpreisungen deuten zumeist auf Bots hin, die Rezensionen im Auftrag des Händlers erstellen. Das kann sowohl bei hohen Investitionen, als auch beim Sparen am falschen Ende böse enden.

Was passiert eigentlich mit den ganzen kostenlosen Artikeln?

Vermutlich denkt Ihr, dass man bei so vielen Geschenken fast einen Elektroladen aufmachen könnte, dem ist tatsächlich so. Auch wenn manche Produkte ihren Platz im Haushalt finden, können es bei Weitem nicht alle sein. Hier erfolgt zunächst ein Umverteilen in der Familie und im Freundeskreis, manche werden auch in der merkst.de-Community verlost. Einige haben auch den Weg nach eBay gefunden, denn es wäre moralisch nicht vertretbar, sie bei Amazon zu verkaufen – manche Händler bitten auch darum. Das Meiste aber geht zum hiesigen REWE-Markt und wird für das Kenia-Projekt von André Kaiser für einen guten Zweck verlost, darüber werden wir in einer der nächsten Podcast-Episoden noch berichten. Für die Händler ist das eine weitere Werbemöglichkeit und ich finde es schön, dass die Artikel auf diese Weise sogar noch einem guten Zweck dienen. Trotzdem ist das Rezensionsgeschäft ermüdend. Ich investiere viel Zeit für Produkte, die ich selbst zumeist nicht brauche und neben den Rezensionen ist auch noch die Zeit für die Verwaltung mit einzubeziehen, denn die ganzen E-Mails wollen auch gesichtet und gelöscht werden. Wenn wenigstens die Händler einen einigermaßen professionellen Stil wahren, könnte dies viel Zeit ersparen.

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