Kritik: „Hart aber fair“ – machen Smartphones dumm und krank?

Letzte Aktualisierung am 3. Januar 2020

Frank Plasberg diskutierte am 23. Mai 2016, diesmal nicht live, über Smartphones und deren Auswirkungen. Oder besser gesagt, er versuchte es zu diskutieren, aber die in ihrer Ansicht kontroversen Gäste und viele vermischte Punkte machten ein klares Ergebnis schwer. Das Problem: Wenn Nerds, die sich selbst vielleicht nicht mehr realistisch wahrnehmen und Wissenschaftler mit teils einseitigen Standpunkten aufeinander treffen, polarisiert dies zwangsläufig: Die einen sind hochgradig abhängig, das behaupten die Anderen. Nach meiner Beobachtung scheint dies wirklich so zu sein, denn welcher Alkoholiker gibt denn zu, dass Alkohol ihm schadet und er nicht mehr ohne leben möchte?

Dabei ist das Problem ziemlich banal und die Erklärung augenscheinlich:: Jede neue Technik wird zunächst verteufelt und ist ohnehin nie ausnahmslos schlecht, man muss sie nur einzusetzen wissen, so zeigt es die Vergangenheit. Dabei wird offenbar übersehen, dass die Technik Smartphone gar nicht so neu ist. Bereits seit Ende der 90er Jahre gibt es Smartphones, die damals jedoch kostenmäßig nicht erschwinglich und für Jedermann interessant waren. Also geht es nicht nur um Smartphones generell, sondern um eine Gerätegattung einiger Hersteller mit Always-On-Charakter, die aufgrund ihrer intuitiven Struktur bei der Masse angekommen sind. Das waren die zuvor auf Business-Funktionen ausgerichteten Geräte nicht, auch haben wir schon viele Smartphone-Betriebssysteme am Ende gesehen. Der Kampf scheint entschieden, so teilen sich Apple, Google und Microsoft den hart umkämpften Markt. Microsoft setzt das Schlusslicht, während Apple mit einem Fünftel aller verkauften Smartphones im Gesamtmarkt mehr Umsatz erzielt, als der Rest der Branche. Trotzdem ist Google mit Android unangefochtene Nummer Eins, das ruft sogar die EU auf den Plan. Warum wurde dies beispielsweise nicht erwähnt? Auch wäre ein kurzer geschichtlicher Rückblick zum Verständnis interessant gewesen, denn Feature-Phones, die schon lange den mobilen Zugriff auf Informationen mit Mehrwert angeboten haben, sind ein nicht zu unterschätzender Vorläufer. Das gilt ebenso für die SMS, die exakt just-in-time funktioniert, wie WhatsApp. Unterschied: Bilder und Animationen fehlen, denn das ist heute gefragt. Doch auch hier gibt es ein Problem, die Dienste waren noch nicht etabliert. Viele der Internet-Unternehmen sind sehr jung: YouTube startete 2004, Facebook wurde vor etwa acht Jahren populär, andere sozialen Netze sorgten wie Wer kennt Wen und ICQ als eine Art Teaser für die Gewohnheit. Europäische Firmen haben den Trend verpasst, erhofften sich mit Nachahmungen das Halten der Masse. Nachdem sich WhatsApp als Quasi-Standard durchgesetzt hat, kommen Kommunikations-Unternehmen mit Joyn und alternativen Messenger-Diensten um die Ecke. Dass dies nicht funktioniert, hätte klar sein müssen. Immerhin siegt nicht der bessere Dienst, sondern die Macht der Gewohnheit. Betrachten wir die Geräte selbst, gibt es im Vergleich zu früher eine weitere maßgebliche Veränderung. Damals war ein tragbarer Computer zu groß, als dass man ihn stets und ständig bei sich tragen und bedienen wollte. Da kam das Feature-Phone, später Smartphone, als multifunktionaler Informationsträger gerade recht, denn viel Inhalt auf wenig Raum ist sicherlich ein attraktives Argument. Wir sehen dies auch an rückläufigen Verkaufszahlen von Desktop- und Notebook-Computern, dass sich das Nutzungsverhalten stark verändert hat. Viele brauchen gar kein Desktop-Betriebssystem mehr, mit dem Tablet lässt sich zuhause vom Sofa aus bequem arbeiten und notfalls auch ein Brief schreiben, die Heimautomation steuern, telefonieren, Zeitung lesen, Fernsehen, Radio hören  und „Hart aber fair“ in der Mediathek anschauen.

Die Gästeliste war so vielfältig, wie die Online-Dienste. Als Hardcore-Nerd war Duygu Gezen geladen, die erste Social-Media-Volontärin der ARD, die bei Radio Bremen beschäftigt ist. Sie hängt nach eigenen Angaben stets und ständig im Internet. Da bin ich mal gespannt, ob sie auch auf diesen Artikel trifft. Sie hält sich anscheinend für so selbstkontrolliert, dass sie das Smartphone im Verkehr nie ablenken wird. Lauscht man aber ihren Worten, scheint es so zu sein, dass man hier auf ein exemplarisches Beispiel trifft, dass die Qualität verbaler Kommunikation schon verlernt hat. Klare Sätze, häufig kurz, aber selten wirklich überzeugend. Den Beruf einer sozialen Medienmitarbeiterin zu bekleiden, erinnert mich an einen Alkoholiker, der seine Abhängigkeit als Biertester erfolgreich zum bezahlten Hobby gemacht hat. So ein Gast ist sehr wichtig, um die Kontroverse in diesem Thema darzustellen. Die Frage, ob sie einen Studiogast oder Smartphone auf eine einsame Insel mit Netzversorgung mitnähme, beantwortete sie mit Smartphone. Klar, alles andere würde auch unglaubwürdig erscheinen. Vielleicht wäre eine Insel ohne Internetversorgung ein guter Ort zur Selbsttherapie. Dass sie des Nachts mit iPad und iPhone im Bett schläft und dort zuhause ist, wo sie das Wi-Fi-Kennwort weiß, führt bei mir zu einer gewissen Vorverurteilung. Diese sollte sich im Verlauf der Sendung auch bestätigen, immerhin würde es ihr bestimmt helfen, sich gleichzeitig mit ihren Helfern über die Grundlagen verbaler Kommunikation zu informieren. Gefragt habe ich mich, wozu sie das Wi-Fi-Kennwort benötigt, hat sie etwa kein mobiles Internet? – Dass sie nach Erwähnung einer Studie ja schon als depressiv gelten müsste, wie Frank Plasberg meint, ließ sie wenig überrascht äußern: „Das ist mir noch nicht aufgefallen.“ Auch logisch, psychische Erkrankungen erkennt man schließlich selten bei sich selbst – was hätte sie also anders antworten sollen?

Professor Manfred Spitzer, Hirnforscher und Leiter der psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, hält uns hingegen für Info-Junkies. Er selbst schreibt Bücher zu diesem Thema und argumentiert mir zu einseitig. Das mindert die Glaubwürdigkeit und kommt nicht an, zumal er seine zitierten Studien lautstark und echauffiert bekundet. Sein Ziel verfehlt er getreu dem Motto: „Wer schreit hat unrecht“, denn es fehlen Begründungen seiner vielen Zitate. So verteufelt er die neuen Technologien konsequent und stellte beispielsweise heraus, dass nach einer Studie Facebook krank macht, definierte aber nicht den wesentlichen Grund dafür. In dieser Studie wurde festgestellt, dass die Unzufriedenheit und mögliche Depression durch die Facebook-Nutzung daraus resultiert, dass sich die Nutzer stets mit anderen Inhalten messen und vergleichen. Wer beispielsweise viele Urlaubs-Bilder markiert, tut dies aus Neid und auch Missgunst, sofern er nicht selbst Fotos von seinem Urlaub teilen kann. Diese Kettenreaktion führt dann dazu, dass jeder Nutzer so viel wie möglich versucht von sich preis zu geben und zu teilen, um im sozialen Netz auffallen zu können. Dieser Kreislauf sorgt dafür, dass bei Misslingen diese User hinten runter fallen und in der Unzufriedenheit versinken. Erstaunlich ist nur, dass diese Studie keine Überraschungen bietet. Denn dafür sorgten bereits vor Jahrzehnten Kataloge und Illustrierte, nur dass dieser Effekt geballter und schneller eintritt. So wurde das Fernsehen als Argument heran gezogen, bei dem man ja wüsste, alles sei nicht real und beim Abschalten wäre alles wieder normal. Nur schaltet man ein Smartphone wirklich ab? Auch dies beeindruckte ihn wenig und ließ ihn nicht von seiner Position abrücken. Als Arzt verstünde er die medizinischen Effekte, das sei für ihn maßgeblich. Das ist sicher ein Standpunkt, nur ist die Medizin sicher nicht der einzig bestimmende Faktor unserer Gesellschaft. Ich hoffe nur, dass Herr Spitzer seine Schriften ausschließlich im lokalen Buchhandel verkauft, ein Online-Vertrieb oder als eBook wäre schließlich inkonsequent. Trotzdem hätte ich mich vieler seiner Ansichten durchaus anschließen können, wenn er diese entsprechend akademisch korrekt und plausibel formuliert hätte. Stattdessen verpufften seine Argumente, weil sie von ihm selbst durch immer neue Studienansätze untergraben wurden.

Mit Ranga Yogeshwar hat man hingegen einen Wissenschaftler eingeladen, der nicht nur bekannt ist, sondern diese Thematik auch seit Jahren differenziert und an beispielhaften Erkenntnissen untermauert. Nein, Smartphones selbst sind nicht das Problem an sich, sondern tolle Werkzeuge. Aber man muss sie doch gezielt einsetzen und lernen, damit umzugehen. Okay, klarer Standpunkt mit der Nachlässigkeit, dass wohl keine Technik zuvor so günstig und unkontrolliert genutzt werden konnte. Während man die Fahrerlaubnis nach einer Prüfung erhält, gibt es im Internet weder Kontrolle, noch Grenzen. Ich weiß nicht, ob nach der unmittelbaren Erfindung des Automobils jeder dieses hätte fahren dürfen. Hier stimme ich ihm zwar zu, sehe jedoch das Problem sowohl bei den nicht aufgeklärten Eltern, als auch den zum Teil rückständig denkenden Lehrern. Das hat aber leider niemand wirklich erwähnt, zumal auch er sich stets auf seine eigene Erfahrung bezieht. Beispiel E-Mails in der Freizeit, ein Thema über das ich mit ihm privat vor einiger Zeit diskutiert habe. Seine Einstellung dazu ist, im Urlaub erhaltene Mails konsequent und ungesehen zu löschen. Mein Einwand dazu war, dass ich dies mir nicht leisten kann, wenn ich als Kleinunternehmer auf jeden Auftrag angewiesen bin. Dass er aber von sich selbst und etwa 15.000 Mails in ein paar Wochen ausgeht, konnte ich nicht ahnen. Diese Anzahl erhalte ich wohl nicht mal im Jahr. Auch hier fehlte mir etwas die Differenzierung und die Umsicht, immerhin ist nicht jeder Mensch, Arbeitsplatz und Wirkung gleich. Es wurde beispielsweise auch nie ganz klar differenziert, ob es um berufliche oder private Korrespondenz geht. Als Angestellter muss natürlich nicht jeder in der Freizeit Mails empfangen, ein Vorgang kann auch mal liegen bleiben – in Behörden ist das Alltag. Hier wäre es nach meiner Einschätzung am Arbeitgeber gelegen, die an sich ohnehin ersetzbaren Mitarbeiter auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall entsprechend auszugleichen. Das scheint nicht immer zu geschehen, sonst würde man das Thema E-Mails im Urlaub wohl nicht behandeln müssen. Dabei wäre auch hier die Lösung einfach, Dienst-Handys gehören in die Firma. Seine Ansichten kann ich aber ansonsten nachvollziehen, manche Meinung muss ich schließlich nicht teilen. Man merkt aber doch sehr deutlich, dass hier ein Wissenschaftler am Werk ist, der analytisch und umsichtig das Thema beschreibt und somit seinen Standpunkt vertritt.

Der zweite Nerd im Ring, Frank Thelen, sieht es ebenso einseitig wie Herr Professor Spitzer, aber von der anderen Seite. Er versteht das alles nicht, die neuen Technologien sind wichtig, jedes Kind muss programmieren lernen und überhaupt wird Deutschland ansonsten abgehängt worden sein. Dass dies aber schon längst Realität ist, dies nicht nur Deutschland betrifft und eher das Problem darin besteht, dass man Weltkonzerne nicht in ihrer massiven Ausbreitung bremsen konnte, unterschlägt er. Auch ist ihm anscheinend nicht wirklich klar, dass Wikipedia irgendwann einmal geschrieben wurde – das gilt für das gesamte Wissen im Netz und auch für diesen Beitrag. Wenn aber jeder Mensch programmieren können müsste, sollte auch jeder konsequent ein Auto oder Haus mit eigenen Händen erschaffen, Tiere schlachten oder Kleidung nähen können. So reduziert sich die Programmierung nur auf ein Teil des Ganzen und auch wenn der Online-Markt derzeit wächst, kann das in 50 Jahren anders sein. Erinnern wir uns an die Stahlindustrie, liegen deren goldene Zeiten auch längst zurück. Ich hingegen bin sehr skeptisch, dass die nächsten Generationen noch so digitalverliebt sind, wie es heute scheint. Wer sich mit Kindern und Jugendlichen befasst, erkennt nämlich ein Umdenken zu einem bewussteren Lebensstil. Der Fortschritt im digitalen Zeitalter ist allerdings nicht in Deutschland zu betrachten. Gute Entwicklungen stammen aus Deutschland, als Beispiel seien Logic und das heutige OpenOffice genannt. Die Kernkompetenzen sind aber längst abgewandert und gute Programmierer findet man nicht mehr in Europa. Das gilt auch für die Automobilindustrie, so sieht er Tesla als absolut innovativ. Die Möglichkeit jedoch, dass vielleicht sein Denken und Konsumverhalten ebenso fremdbestimmt ist, wie die soziale Generation, wird ihm sicher nicht gefallen. Als Investor hat er vielleicht ein gutes Händchen, zumindest heute. Aber wird das auch in 10 Jahren so sein? Denn das ist im IT-Bereich eine extrem lange Zeit. Als ich ihm länger zugehört habe, wurde mir wieder mal klar, warum eigentlich sein kritisierter Erfolg hierzulande ausbleibt. Weil die Faszination an fremdbestimmter Technik größer ist, als es selbst besser machen zu können. Da verwundert es schon, dass er tatsächlich in Produkte investiert, als ein eigenes, vollkommen bahnbrechendes Produkt zu kreieren. Oder liegt es möglicherweise daran, dass er selbst Opfer seiner eigenen Kritik an Deutschland geworden ist und dies vor lauter Begeisterung noch nicht gemerkt hat? Aber auch so jemand ist wichtig einzuladen und hat die Runde ebenso durch eine einseitige und wenig konstruktive Denkweise bereichert. Erfolg ist immerhin kein Garant für Intelligenz, auch wenn ich ihm diese keineswegs absprechen möchte. Vielleicht hat er sich nur als Vertreter einer Lobby gesehen, so dass auch er nicht ansatzweise von seinem Standpunkt abgewichen ist. So gibt es eine Menge dieser jungen unternehmerischen Geister, die sich sicherlich nicht fragen, ob das eigene Unternehmen noch 5 Generationen bestehen wird. Vielleicht könnte eine bestandene Amateurfunkprüfung ihn davon überzeugen, dass Programmierung nur dann funktioniert, wenn auch die digitalen Werkzeuge geschaffen sind. Ohne Computer kein nutzbarer Code.

Die Gewerkschafterin und SPD-Politikerin Leni Breymaier stellte leider eine gewisse Außenseiterrolle dar. Ihr einfaches Kredo: Die moderne Technik vernichtet Arbeitsplätze. Das kann man so sehen, wenn man vergisst, dass besonders dieser Bereich eine Menge Arbeitsplätze auch in Asien geschaffen hat – sicher nicht immer unter fairen Bedingungen. Sie meint, dass wenn doch alles im Netz geschieht, man auf reale Arbeitskräfte verzichten könnte und dass die ständige Erreichbarkeit krank macht, es gäbe genug Burn-Out-Fälle. Damit hat sie Zweifels ohne, bezogen auf die Industrienationen, sicher recht. Auch wenn sie irgendwie am Rande dieser Diskussion stand und eher als Außenseiterin wahr genommen wurde. Eher auf der Seite Spitzers, jedoch trotzdem nicht ganz so radikal, wenn auch bestimmt. Das muss sie als Gewerkschafterin wohl auch sein.

„Die Bundesregierung warnt: Internet kann süchtig machen“, so wurde Zuschauern ein solches Plakat demonstriert. Dass dies in der oberflächlichen Gesellschaft keine Wirkung erzielt, ist doch klar, wer gesteht sich schon eine Abhängigkeit ein? Versuchen Sie das mal mit einem Anti-Raucher-Schild in einer Raucher-Kneipe oder animieren Sie Vegetarier zum Fleischgenuss und argumentieren, wie schädlich doch der Verzicht auf tierisches Eiweiß sein würde? Was aber erwartet man in einem Land, in welchem im Jahr 2013 die damalig amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel öffentlich den legendären Ausdruck prägt: „Das Internet ist Neuland“. Dennoch wurde das Ziel nicht verfehlt, zumal die Bundesdrogenbeauftragte hier offenbar eine tatsächliche Gefahr sieht. Warum eigentlich erst jetzt, gab es die Online-Spiele nicht schon länger, hat man nicht schon Ende des letzten Jahrtausends mit Schule ans Netz versucht, Lehrer zu sensibilisieren? Hier haben die Bundesregierungen über Jahrzehnte klar versagt, auch wenn das in der Sendung niemand so äußerte. Wir haben eine Situation, die Herr Yogeshwar als Pendel sieht, ich sehe es als Dauerbrenner. Das Fernsehen ist auch einer, genau wie das Auto. Wir haben jetzt einen Zustand erreicht, den wir nur schwer verlassen können. Da liegt wirklich die Hoffnung in der Folgegeneration, die an Facebook keinen Spaß mehr hat. Aber die nächste Technologie kommt bestimmt, vielleicht ja von Frank Thelen.

Als Fazit hat diese Sendung wenig Neues gebracht, auch wenn natürlich das eigene Denken durch die Aussagen der Gäste angeregt wird. Problematisch war die Vermengung von Smartphone, das ständige Erwähnen von WhatsApp und Facebook, das sicherlich die Verweigerer animiert, es doch mal ausprobieren zu können. Das Ganze konzentrierte sich auf wenige Dienste, aber nicht auf das Medium selbst. Das war nicht ganz gelungen, denn neben WhatsApp gibt es noch viele Messenger, aber weniger erfolgreich. So ein Bisschen erkannte ich mich aber wieder, denn ich habe genau diesen Trend durch, wie ihn Frau Duygu beschreibt. Allerdings mit einem gewaltigen Unterschied, denn offenbar habe ich sie in meiner Entwicklung überholt. Vermutlich hatte ich auch schon ein Smartphone, als sie nicht mal wusste, dass es diese Geräte überhaupt gibt. Da war es vielleicht auch mein technischer Vorsprung, der mir ermöglichte, diese Technologien und die Wirkungsweisen an mir frühzeitig einschätzen zu können und entsprechend zu reagieren

Mit einem Nokia-Smartphone mit Tastatur und 5 Megapixel-Knipse habe ich bereits unter Symbian standortbezogene Fotos und Selfies auf Facebook gepostet, diese aber kurze Zeit später wieder gelöscht. Bereits seit Ende des letzten Jahrtausends war ich mobil erreichbar, konnte meinen Laptop an jeder Telefonbuchse anschließen und mich verbinden. Bereits 1997 stellte ich eine Videoverbindung über NetMeeting mit meinem Cousin her und erstellte meine erste Internet-Seite, 1998 habe ich mein erstes gekauftes Album über den Musikdienst der Telekom über eine gebündelte ISDN-Leitung herunter geladen. Als ich mein Internet-Anschluss bekam, hieß T-Online noch Datex-J und meine erste E-Mail-Adresse erhielt ich 1991. Daher kann ich von mir behaupten, dass ich diese Technologie frühzeitig kennen lernen und einschätzen konnte. Und ich merkte sehr schnell, dass mir der neue Trend nicht gut tut und ich nicht Sklave großer Konzerne sein möchte, die meine Daten vielleicht, oder vielleicht auch nicht, gegen mich verwenden werden. Es geht keinen etwas an, was ich in meinem Privatleben mache. Mich interessieren fremde Urlaubsziele mir unbekannter Personen nicht und Fotos sind mir prinzipbedingt auch egal. Wer mir eine WhatsApp- oder Skype-Nachricht schickt, läuft Gefahr, dass diese Wochen herumliegt. Vor Jahren habe ich sie unmittelbar beantwortet. Seitdem ich mein Nutzungsverhalten umgestellt habe, lebe ich deutlich entspannter und zufriedener. Und zwar deshalb, weil ich meine mir zur Verfügung stehende Zeit anders und für mich viel sinnvoller einteilen kann. So einen Blog oder den Podcast wieder aufleben zu lassen, würde mir unter dem Nutzungszwang obiger Fremdmedien wohl gar nicht in den Sinn kommen. Daher habe ich immer überlegt, ob ich Facebook weiter nutzen muss. Immer, wenn ich eine Information aus dem Dorf nicht direkt erhalten habe, kam dieser Gedanke. Aber die Information hatte mich ja erreicht, somit brauchte ich dies nicht mehr. Denn ich wurde auch so informiert und niemand stört es. Anders mit WhatsApp, der Versuch auf Threema umzustellen, schlug fehl, denn es ließen sich nicht alle überzeugen. Heute ist WhatsApp kostenlos und verschlüsselt, so fallen auch die zwei letzten Argumente weg, die Nutzer zum Umstieg zu bewegen. Es ist Zweifels ohne eine ungute Sache, wenn ein Dienst nur von einem Unternehmen abhängt. Eine E-Mail kann ich an jeden Anbieter und jedes E-Mail-Programm schicken, eine Message bleibt im jeweiligen Messenger-Dienst gefangen. Diese Entwicklung gehört klar gestoppt und würde zumindest ein Teilproblem lösen. Das hätte in solch einer Sendung auch mal deutlich gemacht werden müssen, dass wir uns von Unternehmen abhängig machen. Wieso kann man nur erfolgreich sein, wenn man eine Facebook-Seite hat und einen Image-Film auf YouTube teilt?

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