Letzte Aktualisierung am 10. Januar 2020
Wer sich im Bereich blindentechnischer Hilfsmittel auskennt, wird irgendwann über den Namen Deininger oder Lisa gestolpert sein. Zuletzt als LISAmemo und LISAcompact verkaufte die mobile Hilfsmittelzentrale Deininger GmbH aus Bensheim unter Anderem zwei Vorlesegeräte für verschiedene Einsatzbereiche, sowohl für den alterssichtigen Kunden, als auch für den dynamischen Studenten. Die Skalierbarkeit stand schon damals im Fokus und während die LISA als Komplettgerät erhältlich war, konnte man die Software LISA4 auf dem eigenen Computer nutzen. Dabei wurde der Spagat zwischen einfacher Bedienbarkeit und komplexer Funktionsvielfalt so gut es geht umgesetzt.
Schon 1993 wurde LISA am Markt eingeführt, doch um den Firmengründer Stefan Deininger ist es in der Branche etwas ruhig geworden. Auf der SightCity 2018 habe ich ein Interview mit ihm geführt, das in diesem Podcast zu hören ist und in welchem er auch über sein Unternehmen deininger.vision spricht. Damals noch nicht spruchreif waren LISA-HD und LISA-HD-PLUS, eine Kombination aus Hard- und Software, die größtenteils von ihm alleine entwickelt wurde. Aufgrund der langen Kundenarbeit kennt er die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen und sieht sich deshalb in der Lage, eine bedarfsorientierte Lösung anzubieten, die obendrein nicht viel kosten soll. Der gelernte Augenoptiker hat sich schon vor vielen Jahren aus Interesse mit der Programmierung und Entwicklung von Bildschirmlesegeräten befasst und die entstandenen Kenntnisse in LISA-HD und LISA-HD-PLUS umgesetzt.
Lesegerät und Vorlesegerät in Einem
LISA-HD ist modular aufgebaut und verbindet einen All-in-One-Computer mit Dokumentenkamera, auf Wunsch eine Spezialtastatur und die Software selbst. Diese simuliert nicht nur ein Bildschirmlesegerät mit allen erdenklichen Funktionen, wie Farbumkehr, Lineal und Kontrastverstärkung bei sehr geringer Verzögerung, sondern bietet obendrein eine integrierte Vorlesefunktion mit direkter Editiermöglichkeit. Als LISA-HD-PLUS stehen weitere Funktionen zur Verfügung, wie die Steuerung mehrerer Kameras beispielsweise für die Selbstansicht. Die Kombination aus Vorlesegerät und Bildschirm ist zwar nicht neu, wohl aber die Realisierung unter Windows als eigenständige Software. Der Clou ist nämlich, dass man diese als EasyBig auf einem Tablet oder Convertible installieren kann und sowohl Sehbehinderte als auch Blinde angesprochen werden, das kommt gerade degenerativen Augenerkrankungen entgegen.
Das Komplettgerät nutzt eine Kamera mit 2K-Auflösung, das soll selbst Full-HD übertreffen, sowie eine Bildschirmdiagonale von 23,8 Zoll (60,5 cm). Die natürlichen Stimmen lesen Text in 21 Sprachen vor, mehrspaltige Dokumente werden automatisch erkannt. Scanner werden ebenfalls unterstützt, eine Braillezeile ist ebenfalls nutzbar. Im Lieferumfang sind die externe und höhenverstellbare Kamera und eine Spezialtastatur enthalten, die wahlweise gegen ein normales PC-Keyboard getauscht werden kann. Ausdrücklich verweist der Hersteller auf die persönliche Lieferung und Einweisung, ein Postversand wird ausgeschlossen. Ab Januar 2020 sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden, ein Testbericht wird folgen. Grundsätzlich ist der Ansatz sehr interessant, weil Hard- und Software nicht zwangsläufig miteinander verknüpft sind und ein Standard-PC auch als solcher genutzt werden kann. Der Verkaufspreis soll dabei als Vollausstattung 3.000 Euro nicht übersteigen.
Nähere Informationen gibt es auf der Homepage des Herstellers.
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