Letzte Aktualisierung am 15. April 2018
Nachdem sich vor über 10 Jahren die Sparte der Blindenhilfsmittel für ein eigenständiges Messekonzept entschieden hat, gibt es sie und sie platzt aus allen Nähten. 128 Aussteller buhlen um die Gunst der Kunden, nicht immer ist klar, was die Anbieter für Endkunden bereit halten. Hersteller, Händler, Institutionen, alle versammeln sich und dann ist da noch das Vortragsprogramm und die Verköstigung. Deren Preise sind so exorbitant, dass man sich besser ein belegtes Brötchen mitbringt oder beim Bäcker unterwegs kauft – gleiches gilt für Getränke. Gigantische 5,50 Euro für eine einfache Bockwurst im Brötchen seien stellvertretend erwähnt. Da hilft ein Gutschein für 2,70 Euro, den jeder Besucher bekommt und der nicht mal für eine Tasse Kaffee von rund ,50 EUR reicht, nicht wirklich weiter. Immerhin ist der Eintritt kostenlos, die Musikmesse Frankfurt wollte 30 Euro von mir haben. Okay, der Vergleich hinkt etwas.
Zu sehen gibt es sehr viel, aber auch vieles, was man schon kennt. Für den 70. merkst.de-Podcast habe ich interessante Gesprächspartner gefunden, die einem mal etwas anderes erzählen, auf das man wohl beim Gedanken an die SightCity nicht kommen würde. Für mich war klar, dass ich die Großen der Branche einfach übersehen muss, um meine Zeit besser einzuteilen. Warum auch, Hilfsmittel sind zeitlich begrenzt und erhalten viel Konkurrenz von nichtkommerzieller Technik. Einzig Apps und Lesegeräte bilden hier noch eine Ausnahme und spezielle Produkte, die für bestimmte Personenkreise interessant sein können. Aber wer braucht noch Screenreader oder Braillezeilen? Für das Berufsumfeld sin diese natürlich weiterhin eine klare Größe, aber im Privatbereich heute wohl eher untergeordnet.
Persönliches Highlight war für mich der Besuch am Stand des Taubblindenzentrums Hannover. Denn diese stellten interessante Exponate vor, die von taubblinden Menschen handgefertigt wurden. Ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-spiel hat es mir angetan – eine wunderschöne Arbeit. Weiterhin besuchte ich Firmen für Leitsysteme oder auch eine Reiseagentur war darunter, die spezielle Reiseangebote für Blinde durchführt. Insgesamt war das Angebot sehr vielfältig, den Besuch der großen Halle empfehle ich da eher nur bedingt. Denn hier findet sich vieles Bekanntes, aber wenig Neues. Das findet sich nämlich abseits in den vielen Gängen, den Überblick zu behalten, fällt hier schon extrem schwer.
Vor Jahren gab es schon unter den Ausstellern die Umfrage, ob nicht eine andere Location besser geeignet wäre, das Platzangebot ist in der Tat sehr begrenzt. Doch man entschied sich dagegen, auch ich stimmte entsprechend. Denn das Sheraton Airport-Hotel in Frankfurt ist gut erreichbar und über die vielen Jahre haben sich blinde und sehbehinderte Besucher daran gewöhnt. Hingegen frage ich mich, ob man jedes Unternehmen als Aussteller zulassen muss. Warum begrenzt man nicht die Firmen oder teilt sie in Hersteller, Händler und Institutionen auf? Warum müssen viele Aussteller dieselben Produkte zeigen, zumal viele bei den gleichen Herstellern einkaufen, die teilweise selbst noch ausstellen? Hier müsste sich etwas am Konzept verändern. Denn die Händler haben auf den Regionalausstellungen sicher viel mehr Chancen, potentielle Kunden anzutreffen. Diese gehen auf der SightCity unter, denn das Fachpublikum stellt eine nicht zu unterschätzende Größe dar. Viele Firmen nutzen auch die Gelegenheit zur interdisziplinären Kommunikation, schließen Verträge oder besprechen sich dort einmal im Jahr, das ist für Endkunden weniger interessant. Die SightCity ist inzwischen so bekannt, dass auch Firmen aus Asien und Übersee vertreten sind. Das stellt die Messe international sehr gut auf, lässt sie aber auch ferner von einer Verbrauchermesse abrücken.
Der Podcast erscheint am 11. Juni, Ihr dürft Euch auf Interviews mit Menschen, die Ihr wohl nicht erwartet hättet, gespannt sein.
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