Videos von MiniDV-Bändern sichern, aber mit Hürden

Last updated on 3. Januar 2020

Wer heute noch einen Camcorder einsetzt, wird nur noch auf Geräte mit Festspeicher treffen. Das war nicht immer so, denn vor über 10 Jahren erlaubten Speicherkarten noch eine deutlich geringere Kapazität, als es Bandlaufwerke ermöglicht haben. Im Angebot waren viele Standards, die am Markt lange koexistieren konnten. Das war deshalb möglich, weil die Aufzeichnungen ohnehin auf VHS-Kassette oder DVD umgeschnitten wurden. Diese gängigen Formate wären für die Camcorder der letzten Jahrzehnte zu unhandlich. Und auch wenn es immer wieder Versuche gab, Schultercamcorder mit VHS-Laufwerk oder DVD-Brenner in den Markt zu bringen, setzten diese sich beim Konsumenten nicht durch. Im professionellen Umfeld sah das anders aus, Betamax beispielsweise wird heute noch verwendet, wobei Sony die Produktion von Bändern im Jahr 2016 einstellen wird. Auch wenn es hier nicht um einen geschichtlichen Abriss der verschiedenen Formate gehen soll, seien diese dennoch kurz erwähnt.

Auf Videokameras mit externen VHS-Rekordern folgten die kompakten Medienformate Video-8, Hi-8, VHS-C und S-VHS-C. Sony und JVC als Entwickler spalteten hiermit das Lager der Anbieter, denn die Hersteller mussten sich zwischen diesen Systemen entscheiden. Mit dem DV-Standard allerdings gab es erstmals ein Format, das von allen Herstellern eingesetzt wurde. MiniDV setzte sich eine Zeit lang durch, die normale DV als Digital Video Standard jedoch nicht, denn die Kosten für Laufwerk und Medien waren sehr hoch. Die MiniDV zeichnet digital auf und wurde sogar als Backup-Lösung bei vielen sehr beliebt. Grund: Die Bänder sind robust und es passen 20 GB an Daten drauf, das war Anfang des 21. Jahrhunderts enorm. Mit einem kleinen Tool ließen sich so die meisten Camcorder am Computer als Backup-Laufwerk einsetzen, teils aber mit mäßiger Übertragungsgeschwindigkeit. Die DV-Camcorder werden über Firewire (IEEE1394) an den Rechner angeschlossen und im System (auch unter Windows XP) als Videogerät erkannt. Der Video Maker von Windows konnte sogar direkte Kopien von DV-Bändern anfertigen und diese auf Wunsch entweder als Original-Stream, oder in verschiedenen Containern abspeichern. Da 20 GB mitunter aber eine ganze Menge Daten für damalige Festplatten waren, bot sich eine Kompression natürlich an. Das gestaltete sich allerdings aufgrund geringer Rechenleistung und fehlender, guter Kompressionsverfahren schwierig.

Ab Windows 7 erledigt das auch die Windows Live Fotogallery, wenn man einen solchen Camcorder anschließt. Gesagt, getan, so dachte ich und wollte meine DV-Bänder entsprechend kopieren. Ich besorgte mir ein 4 auf 6-poliges Firewire-Kabel, schloss einen einfachen DV-Camcorder an und legte los. Doch was war das: Die Meldung, das Videogerät würde nicht reagieren und von einer anderen Quelle verwendet werden tauchte auf. Gleiches Spiel mit dem alten Movie Maker, der in Windows 7 noch vorhanden ist. Andere Tools, wie VideoDub, verweigerten die Bildanzeige, AmCap zeigte hin und wieder was an, aber nur sporadisch. Ich dachte, das kann nicht sein und probierte so herum, bis ich ein Bild hatte und zeichnete es auf. Nur dann: Ton asynchron, Geschwindigkeit stimmte nicht und abgehackt war es auch. Was war da also los? Mit einem Intel-Chipsatz unter Verwendung nativer Windows-Treiber konnte ja nicht schief gehen glaubte ich, doch da dachte ich falsch…

Und wenn etwas nicht klappt, sucht man natürlich zunächst im Netz, aber auch hier wurde ich zunächst in den einschlägigen Foren nicht fündig. Erst ein kleiner Nebensatz, in dem es hieß, man solle doch mal den Treiber aktualisieren, brachte mich auf die richtige Spur. Man sollte stattdessen die angebotene Legacy-Version von Windows nutzen (oder auch als alt bezeichnet), was ich umgehend versuchte. Nicht an einen Erfolg glaubend, begab ich mich in den Gerätemanager, aktualisierte den Treiber bzw. veraltete ich ihn und siehe da, plötzlich lief die Kamera wieder wie am Schnürchen, genau wie ich es von Früher kenne.

Der Witz: Das betrifft alle Firewire-Geräte und offenbar auch Windows 7 generell. Wieso Microsoft hier einen inkompatiblen WHQL-zertifizierten Treiber als Standard vorsieht, bleibt wohl ein Rätsel

Meine persönliche Vermutung ist, dass dieses Problem nur mit bestimmten Chipsätzen auftreten kann und nicht unbedingt mit allen auftreten muss. Wie auch immer, konnte ich meine Videos jetzt sichern.

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