Letzte Aktualisierung am 31. Oktober 2024
Kleines Vorwort der Redaktion, denn dieser Artikel hat eine Geschichte und die Ursprungsversion wurde im Januar 2020 veröffentlicht. Doch sind Erfahrungsberichte nicht nur subjektiv, sondern auch dynamisch und verändern sich im Laufe der Zeit, das gilt auch für das HOFA-College. So hat die HOFA GmbH trotz COVID-19 gute Arbeit in Richtung Barrierefreiheit geleistet, weshalb manche Argumente von Damals nicht mehr zutreffen, es aber trotzdem noch einiges zu tun gibt. Anstatt eines neuen Artikels habe ich mich deshalb entschieden, diesen Text zu überarbeiten, weitere Anpassungen folgen, sofern es weitere Optimierungen gibt. Auslöser ist mein eigenes Studium am HOFA-College, das ich als blinder Journalist begonnen habe, wobei meine Erwartungen nicht so ganz zum Kurskonzept passten. Unabhängig davon war auch die versprochene Barrierefreiheit nicht so ganz nach meinem Geschmack, was zu diesem Artikel führte und dazu, dass ich HOFA über die Jahre einige Tipps mit auf den Weg gegeben habe, manches davon wurde umgesetzt.
Wer sich mit Tontechnik auseinandersetzt und neues Wissen erlernen oder das vorhandene zertifiziert lassen will, kommt an einer entsprechenden Tontechnik-Schule nicht vorbei. HOFA selbst bewirbt an dieser Stelle, dass viele Informationen im Netz undifferenziert und nicht zielführend seien, das könne man im Rahmen eines Fernstudiums besser vermitteln. Nach Rückfrage bei HOFA will man mit dieser Aussage natürlich nicht die gute Arbeit von Bloggern und Online-Magazinen diskreditieren, trotzdem sind aber strukturierte Lerninhalte etwas anderes, als wenn man sein Wissen unstrukturiert aus dem Netz bezieht. Dem stimme ich natürlich zu, ansonsten wären wohl sämtliche Hochschulen obsolet. Trotzdem setzt man beim HOFA-College mindestens voraus, dass man sich schon einmal mit der digitalen Audiotechnik befasst hat, mein Workshop für absolute DAW-Einsteiger bei AMAZONA.de ist beispielsweise eine gute Grundlage. Während man bis vor einigen Jahren nur ein vergleichsweise preisgünstiges Diploma als Audio-Engineer innerhalb von zwei Jahren Online-Kursus absolvieren konnte, wurde das Angebot hin zum Bachelor ausgebaut und so teilt man sich den Markt beispielsweise mit dem SAE Institute, der Deutschen Pop und den Abbey Road Studios. Das kostet dann jedoch deutlich mehr, denn wie auch die anderen genannten Einrichtungen ist die HOFA GmbH ein privatwirtschaftliches Unternehmen, auch wenn die Kurse staatlich gefördert werden und man daher als Student auch EDU-Rabatte erhält. Während einige der obigen Schulen internationale Wurzeln haben, trifft das auf das HOFA-College nicht zu.
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Was ist die HOFA GmbH?
Hinter HOFA steht Jochen Sachse, ein namentlich zwar weniger bekannter Musiker, der jedoch im Jahr 2008 mit dem Album „Licht“ seines Studioprojektes INI sogar einen Pop- und Rock-Preis für das beste deutschsprachige Album einfahren konnte. In seinen HOFA-Studios arbeitete er mit bekannten Größen zusammen, wie Deborah Sasson, Jack White und Sydney Youngblood. Die HOFA GmbH ist im badischen Karlsdorf ansässig und teilt sich in mehrere Bereiche auf. Die HOFA-Studios wurden 1988 gegründet und produzieren im Auftrag Musik, die auf Wunsch gemastert und mit HOFA-Media als Tonträger vervielfältigt wird. Mit HOFA-Akustik werden seit 2007 hauseigene und handgefertigte Akustikelemente angeboten, auch lässt sich optional das gesamte Studio planen, vermessen und einrichten. HOFA-Plugins entwickelt seit 2010 professionelle Software-Tools zum Mixen und Mastern, so dass man selbst seine Musik veredeln und sogar DDP-Erzeugnisse direkt fürs Presswerk anfertigen kann. Preislich spielen diese im oberen Bereich und sind allseits beliebt, während die Akustikelemente vergleichsweise günstig sind, testen konnte ich diese bislang noch nicht.
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Mit dem HOFA-College bietet man seit 2005 die erwähnten Fernkurse an, wobei die Inhalte bewusst nicht auf die eigene Software ausgerichtet sind. So kann jeder Nutzer mit den Programmen seiner Wahl arbeiten, die Aufgaben zuhause in Ruhe lösen und den fertigen Mix zur Beurteilung einreichen. Das HOFA-College veranstaltet regelmäßig Mix-Conteste, an denen auch Nichtstudierende teilnehmen und Preise abräumen können. Für das Diploma sind zwei Jahre Studienzeit angesetzt, die sich bei Bedarf verlängern lassen, als Voraussetzung ist übrigens kein besonderer Schulabschluss nötig. Die Inhalte teilen sich in verschiedene Kursbereiche auf, die je nach Kenntnisstand verkürzt werden können. Angesprochen werden Interessierte, die ein Heimstudio nutzen und ihre Musik besser klingen lassen oder aktiv im Musik-Business arbeiten wollen. Im Ergebnis lernt man den Umgang mit Rohmaterial, das zu einer fertigen Produktion verarbeitet wird. Der Übergang ist fließend, denn in der Tontechnik kommen Musiker, Veranstalter, Broadcasting und Marketing zusammen. Inhaltlich beginnt es bei der guten Aufnahme, geht weiter über die Nachbearbeitung und Abmischung und endet längst nicht beim Mastering. Schritte in die Selbständigkeit, Synthesizer-Grundlagen, Drum-Programming und Live-Tontechnik sind nur einige Beispiele für die vielseitigen Lernangebote.
Art und Umfang des HOFA-Fernstudiums
Als ich mich im Januar 2018 für HOFA-Complete entschieden habe, gab es das Bachelor-Programm noch nicht. Somit müsste ich den Kurs „wissenschaftliches Arbeiten“ noch hinzu buchen, sofern ich diese Qualifikation zusätzlich erwerben wollte. Den ursprünglichen Complete-Kurs gibt es zwar auch noch, qualifiziert ohne Diploma allerdings nicht zum Bachelor. Der neue Complete-Kurs ist somit etwas aufwendiger und teurer, bietet aber als Abschluss neben dem Audio-Engineer auch den Audio-Assistant und qualifiziert mit dem HOFA-Diploma zum weiterführenden Bachelor-Studium. Bei jedem Kurs hat man als HOFA-Student während der Kursdauer die Möglichkeit, im Online-Campus auf Gleichgesinnte zu treffen und kann das erlernte Wissen in Praxis-Workshops oder vor Ort zu vertiefen. Die Kursunterlagen stehen auf Wunsch in einer sehr übersichtlichen App oder wahlweise gegen Aufpreis in gedruckter Form zur Verfügung. Während sich der Zugriff auf das Online-Kursmaterial leider nur auf die Studienzeit beschränkt, kann man Downloads, gedruckte Materialien und DVD-Videos für eine spätere Referenz behalten. Als signierte und personifizierte PDF-Dateien gibt es die Unterlagen nicht, laut HOFA hat man sich bewusst entschieden, diese niemals herauszugeben, damit die Kurse nicht im Internet verteilt werden können.
Das Studium untergliedert sich in verschiedene Bereiche, die als Teil oder Komplettpaket gebucht werden können. Wahlweise erfolgt die Bezahlung komplett im Voraus oder als monatliche Raten. Zwar ist die Vorausbezahlung günstiger, jedoch ist bei einem vorzeitigen Kursabbruch keine Rückerstattung möglich. Je nach Zeitraum gibt es nette Beigaben, wie Audio-Equipment, iPad oder Praxis-Stunden. In meinem Fall kostete der Kurs rund 1.860 Euro, enthalten sind dabei alle Kurzkurse und vier persönliche Lehrstunden, dazu später mehr. Die Arbeitsmaterialien werden stets aktualisiert und so profitiert man während der Laufzeit von Updates und neuen Inhalten. Neuerdings erhält man für die Studiendauer den kostenlosen Zugriff auf die HOFA-eigene Plug-Ins, wobei man die Kursinhalte laut HOFA nicht exklusiv darauf ausrichten will und den universellen Charakter beibehält. Demnach kostete mich der Kurs insgesamt sogar über 2.400 Euro, denn ich habe die Plug-Ins noch zum EDU-Preis erworben und hätte ansonsten darauf verzichten können. Übrigens sind diese nur sehr eingeschränkt barrierefrei nutzbar, so dass blinde Kursteilnehmer davon nicht profitieren. Non Eric war mit MusoTalk.tv übrigens bei HOFA zu Gast, hier das Video.
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Bei der Wahl der eigenen virtuellen Bandmaschine (DAW) ist man frei, ob man Pro Tools von Avid, Logic Pro X von Apple, Cockos REAPER, Presonus Studio One oder Steinberg Cubase Pro nutzen will, das bleibt dem Schüler selbst überlassen. Der Basiskurs vermittelt innerhalb von sechs Monaten die Grundlagen, hier sind entsprechend je Monat eine Praxisaufgabe zu lösen, sowie kleinere Übungen zur Wissensvertiefung und Abfragen am jeweiligen Kapitelende. Abschließend erfolgt eine Prüfung, in der ein fertiger Mix auf Grundlage der Einzelspuren akustisch nachgebildet werden muss. Dabei erreicht man gute Ergebnisse, wenn man den persönlichen Anspruch des Prüfers trifft, was bei einer Vergleichsmischung objektiv gelingt, nicht aber bei den Einzelspuren der Kapitelaufgaben. Hier erhält man erst nach dem Einreichen den fertigen Mix zur eigenen Kontrolle mit einer ausführlichen Analyse. Weil der persönliche Geschmack entscheidet, kann diese mitunter überraschen. Zudem werden verschiedene Musik-Genres abgedeckt und Stücke aus echten Produktionen angeboten, die nicht immer den persönlichen Geschmack treffen müssen, was ich persönlich als sinnvoll erachte. Immerhin bezieht man sich auf die Kunstfreiheit und schreibt ausdrücklich, dass Abweichungen nicht zugleich auch schlechter sein müssen, das ist sehr professionell gedacht. Der Pro-Kurs schließt sich an und dauert neun Monate, die Kurzkurse fordern je einen Monat Arbeitszeit ein. Hierbei werden wie erwähnt unterschiedliche Themengebiete behandelt, die auch den Kernbereich der Tontechnik deutlich verlassen. Die Workshops können je nach Zeit und Interesse online abgerufen werden und sind unabhängig vom jeweiligen Lernfortschritt nutzbar. Wer das Komplettangebot gebucht hat, erhält übrigens den vollen Zugriff auf alle Lerninhalte ab dem ersten Tag. Der insgesamt zu leistende Umfang lässt sich zeitlich schwer beziffern, je nach Fachkenntnis kommt man eher schneller oder weniger schnell durch die Unterlagen. Während im Basis-Kurs die Grundlagen vermittelt werden, erfolgt im Pro-Kurs eine Vertiefung der Kenntnisse und so baut man nahtlos auf das vermittelte Wissen auf.
Nach Abschluss des Fernkurses erhält man ein Zertifikat, das den Diploma als Audio-Engineer belegt. Allerdings im Basis-Kurs rein bezogen auf Praxismischungen, das theoretische Wissen wird erst im Pro-Kurs abgefragt. Entgegen der Zulassung zum Straßenverkehr habe ich dennoch den Eindruck, dass die Theorie als Solche etwas untergeordnet ist, was jedoch in der Berufspraxis als Audio-Engineer durchaus genügen kann. Man stelle sich eine Fahrschule vor, die nach Absolvieren der theoretischen Prüfung eine DVD mit Fahrpraxis mitgibt, man könne ja schließlich mit Papas Wagen in der Hofeinfahrt üben. Ganz so ist es bei HOFA natürlich nicht, zumal es heutzutage schon sehr günstig gute Technik zu kaufen gibt und man optional auch die HOFA-Studios vor Ort besuchen kann. Dennoch behaupte ich, dass je nach Budget und technischem Equipment die Leistung zwischen zwei Studierenden nicht exakt vergleichbar ist.
Mein Erstkontakt und die Vorgeschichte
Alles begann im Jahr 2017, ich wollte mein reichhaltiges und nicht sonderlich strukturiertes Wissen im Bereich der Tontechnik vertiefen, auch um meine eigenen technisch erläuternden Podcasts zu verbessern. Mir ging es weniger um Mixing und Mastering, das interessiert mich nur am Rande, hier verlasse ich mich ohnehin auf mein geschultes Gehör und habe da meine ganz eigene Auffassung. So bin ich kein Freund kommerziell weichgespülter Musik und habe auch nicht vor, mich beruflich hier zu engagieren. So bin ich auch der festen Überzeugung, dass in der Praxis das Gesamtergebnis zählt. Kaum ein Hörer wird einen Musiktitel anhand der verwendeten Instrumentierung oder Frequenzverteilung bewerten, es geht schlichtweg um die Melodie, den Text und dass es passt und einfach gefällt. Trotzdem ist unstrittig, dass bei der Produktion viel zu beachten ist, damit der Konsument mit seinem unterschiedlichen Hörequipment auch Freude an der Musik empfinden kann und ab hier ist der Toningenieur eine wichtige Größe in der Produktionskette.
Eine Kröte musste ich allerdings schlucken, denn ich komme aus der Zeit der Analogtechnik und so hat mich mein Interesse am Musikmachen temporär verlassen, als alles um die Jahrtausendwende nach Software schrie. Das war der Moment, an dem ich aufgab, denn die mangelnde Leistungsfähigkeit damaliger Computer in Verbindung mit den noch nicht weit entwickelten Screenreadern für grafische Benutzeroberflächen machten mir ebenso wenig Spaß, wie die damals noch schlecht ablesbaren Displays. Einige Jahre stand ein IBM PS/1 mit dem Voyetra Sequencer Plus neben meinem Hauptrechner, an dem ein Sampler vom Typ Akai S-01, eine Roland TR-505 und ein E-16 aus gleichem Hause angeschlossen waren. Was ich damit fabriziert habe, lässt sich mit kurzen Erläuterungen bei SoundCloud finden. Später sollte die Aufgabe des Sequenzers ein Yamaha QY-70 übernehmen, dessen Display für mich nicht minder schwer ablesbar war. Ein weiterer Versuch am Computer mit Soundkarte und Master-Keyboard von TerraTec und dem Korg NX-5R als Klangerzeuger scheiterte ebenfalls und ich gab das Experimentieren vorerst auf.
Trotz dass ich der Digitaltechnik stets aufgeschlossen, aber nicht unkritisch gegenüber stehe, habe ich im Bereich der Musikproduktion irgendwie eine Schere im Kopf, obwohl fast alle Podcast-Episoden am Computer entstanden sind. Vielleicht begründet dadurch, dass ich das haptische Feedback brauche und Maschinen gewohnt bin, die einfach machen, was ich will. Ich verbinde Musik irgendwie nicht mit virtuellen Bandmaschinen, wo sich nicht mal Spulen drehen, Mausschupserei und parametrische Eingaben in irgendwelche, nicht wirklich existierende Audiogeräte. Jüngere Anwender mit und ohne Sehbehinderung haben daher einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil ist, dass sie vorbehaltlos an die Sache herangehen und die Virtualisierung gewohnt sind. Der nicht zu unterschätzende Nachteil ist allerdings, dass man nur mit der analogen Technik die Zusammenhänge praktisch erfahren kann, weil jeder Knopf und Regler etwas anderes tut. Das lässt sich nicht mit einem virtuellen oder digitalen Regler an einer Konsole vergleichen, der Tausende von Zuständen einnehmen kann. Unabhängig davon ist klar, dass keine aktuelle Musikproduktion ohne Computertechnik realisierbar wäre, aber auch der Analog-Trend kommt schließlich nicht von ungefähr zurück. Mich erinnert die digitale Musikproduktion irgendwie an die Programmierung, ein für mich aus ähnlichen Gründen wenig spannender Bereich.
Die schlussfolgernde Konsequenz aufgrund dieser Voraussetzungen war ein privates Telefon-Interview mit einem Tutor, dem ich die obige Situation und meine damit verbundenen Erwartungen geschildert habe, die allesamt mit einem freundlichen Ja und „da bist du bei uns richtig“ beantwortet wurden. So war mir natürlich grundsätzlich klar, dass ich um die nervige Software nicht herum kommen würde, vermeldete aber meine Unkenntnis und die mangelnde Fähigkeit, das haptische Rundfunkpult mit der Vierspur-Bandmaschine aus den 80ern in eine Software theoretisch abzubilden. Alles kein Problem, ich hätte ja vier Praxisstunden in meinem Paketpreis und könnte davon profitieren, notfalls per Skype.
Das überzeugte mich, auch wenn ich als selbständiger Familienvater mit einem Kleinbetrieb durch alle Raster gefallen bin und somit den Kurs zunächst selbst finanzieren musste. Für mein Zeitmanagement war noch wichtig zu wissen, ob sich die Dauer des Fernstudiums bei Bedarf verlängern lässt. Dies ist optional möglich und so buchte ich das Komplettpaket. Nicht absehbar war allerdings, dass HOFA die Jahrespreise deutlich von rund 95 Euro auf über 150 Euro auch für Bestandskunden angezogen hat, nicht aber für sehbehinderte Kursteilnehmer. So ist eine der Neuerungen, dass man den Jahrespreis um 50% reduziert, sofern man diesem Personenkreis angehört und spart dadurch sogar, das ist schon mal ein hilfreiches Stück in Richtung Nachteilsausgleich. Trotzdem bleibt der Zugriff auf die Unterlagen begrenzt, ein Vorteil für all jene, welche sich das gedruckte Werk zum Nachschlagen gekauft haben.
Spezifische Risiken und Nebenwirkungen
Zunächst ist wichtig, dass HOFA keine spezielle Ausbildung für blinde und sehbehinderte Studierende anbietet, sondern sich lediglich die Apps und Kursmaterialien relativ gut eignen. Betrachtet man die geringe Anzahl an blinden Studierenden, ist das Engagement zwar einerseits beachtlich, andererseits aber bei Weitem nicht effizient genug. Sowar es unbedingt erforderlich, die grafische Darstellung mit alternativen Texten zu versehen und zu beschreiben. Bei Abbildungen von Equipment ist dies zwar weniger bedeutsam, die verbale Umsetzung von Graphen dürfte noch etwas mehr Engagement erfordern. Gegenwärtig ist man dabei, die Inhalte des Basic-Kurses zu überarbeiten und will in naher Zukunft auch den Pro-Kurs entsprechend angepasst haben.
Diese Grafik zeigt einen angedeuteten Raum mit gegenüberliegenden Wänden. Es zeigt nur beispielhaft zwei Schwingungsformen im Raum, es ist aber keine realistische Anzeige von Raumreflexionen, sondern dient nur als Beispiel.
Diese Alt-Texte sind aktuell nur im so genannten Online-Campus, quasi der Web-Version, jedoch nicht in der App abgebildet. Hier ist derzeit unklar, ob dies technisch machbar ist. Sehbehinderte Anwender können im Browser das Plug-In „Dark Reader“ installieren, das ist kompatibel zu den Kursinhalten und invertiert den Text, ohne die Bilddarstellung zu verändern. Was allerdings noch fehlt, wären Anleitungen zu den Übungen für bestimmte DAW-Systeme. So hätte der Berater in meinem speziellen Fall sogar vom Kurs abraten müssen, denn ich wusste nicht, dass man die Werkzeuge bereits grundlegend beherrschen sollte. Wer nämlich nicht weiß, wie man eine Audio-Datei einfügt und mit Effekten versieht, wird bei HOFA selbst die Lösungen kaum finden. Nicht etwa, weil man sich dort nicht mit verschiedenen Programmen auskennen würde, sondern weil diese üblicherweise mit der Maus bedient werden. Für Normalsichtige gibt es zahlreiche Tutorials als Video, die für blinde und sehbehinderte Studierende kaum hilfreich sind.
Eine Lösung könnten spezielle Audio-Tutorials bezogen auf nutzbare DAW-Systeme sein, so auch ein Leitfaden zur idealen DAW, siehe meinen Workshop. Hier gibt es nicht viele geeignete Kandidaten, Logic Pro X setzt einen teuren Mac voraus, Pro Tools erfordert eine Aktivierung mit Lizenz-Dongle und ist nur auf dem Mac wirklich vernünftig nutzbar, so bleibt derzeit Cockos REAPER als universelle Alternative übrig. Dies läuft unter Windows, am Mac und sogar portabel auf einem USB-Stick, muss aber für die ideale Nutzung noch mit speziellen Erweiterungen versehen werden. Ein Vorschlag von mir wäre eine speziell für HOFA-Studierende angepasste Installation, die quasi alles mitbringt, was man braucht, sowie eine kursbegleitende Unterstützung. Man könnte natürlich auch die Handbücher der jeweiligen Programme bemühen,die allerdings auch nicht immer barrierefrei sind und den Zeitaufwand signifikant erhöhen würden. Darauf nimmt auch die Laufzeit der ansonsten frei planbaren Studienzeit keine Rücksicht. Pausieren lässt sich der Kurs zwar, für diese Zeit ist aber der Zugriff auf die Materialien vermutlich ausgesetzt. Ein Seitenblick ins Informatik-Studium, ich muss im Grundkurs Programmieren schließlich auch nicht das Handbuch der Entwicklungsumgebung studieren, das vermittelt mir der Tutor in Plenum. Dafür werden verschiedene Elemente, wie Equalizer, Kompressor, Hall- und Effektgeräte, Raumakustik und Mikrofonierung zumindest einfach im Basic-Kurs erklärt. Somit bleibt zum Studium der DAW nur das Internet übrig, nicht ganz konsequent durchdacht und stellt leider die kompromisslose Eignung für die angesprochene Zielgruppe etwas in Frage.
Die Werbung ist wirksam und verspricht viel, informiert auch über mögliche Formen der Fremdfinanzierung. Wer tatsächlich ins Musik-Business einsteigen will, braucht neben dem Studium natürlich ein gewisses Händchen. Es würde wohl auch niemand einen Tontechnik-Fernkurs anfangen, der nicht schon mal mit der Materie in Berührung kam. Dennoch ist genau das auch für blinde Anwender ein Problem, einen Mac hat nicht jeder und wer sich nicht sicher ist, wird wohl kaum viel Geld in teure Software stecken. Da ist REAPER mit dem relativ geringen Anschaffungswiderstand ein Kompromiss und bei richtiger Konfiguration auch sehr gut mit Tastatur nutzbar.
Die Texte und Aufgaben im Basic-Kurs sind theoretisch recht leicht, bereits vorbereitete Audiospuren müssen gemischt und bearbeitet werden. Das geht recht zügig, vorausgesetzt man ist mit der DAW bereits vertraut. Immerhin stehen die Tutoren werktags auch telefonisch zur Verfügung und unterstützen im Rahmen ihrer Möglichkeiten abseits der Tastaturbedienung. Dabei haben Studierende keinen festen Tutor, das wäre aufgrund der besonderen Anforderungen allerdings sinnvoll. Meine Anfragen per E-Mail wurden von verschiedenen Tutoren immer freundlich beantwortet, denen ich allerdings stets und ständig aufs Neue meine persönliche Situation erklären musste, gleiches gilt für die Praxismischungen. So kann für die Mixanalyse immerhin eine Anmerkung hinzugefügt werden. Das empfinde ich als etwas störend und hier hätte ich mindestens erwartet, dass man die benachteiligten Studierenden wenigstens anhand der Projektnummer identifizieren kann. Auf diese Weise wäre direkt klar, dass es erweiterten Erklärungsbedarf gibt. Natürlich sind meine Anfragen zur Tastaturbedienung eher ungewöhnlich und die Antworten mit „klicke hier und da“ wenig hilfreich. Daher wäre es manches Mal auch sinnvoll, eine Praxismischung erneut einreichen zu können, weil der Weg meist länger zum Ziel führt und Mixing-Fehler durchaus auf Bedienungsfehlern beruhen können. So passiert in meinem Fall, wobei der Fehler erst Wochen nach dem Einreichen durch ein Update gelöst werden konnte.
Warum ist der konkrete Bezug auf eine Anwendung so wichtig? Hier genügt ein Blick auf blindenspezifische Ausbildungslehrgänge. Theoretische Lerninhalte sind natürlich unerlässlich, aber es hat Gründe, warum man sich von Vornherein auf eine Anwendungsumgebung festlegt. Dadurch ist der Praxisbezug und die Vergleichbarkeit auch untereinander gegeben, zudem lassen sich am Objekt die Zusammenhänge synergetisch und besser erklären. Natürlich widerspricht das dem heutigen Gedanken nach universellem Einsatz, allerdings müssen hier die spezifischen Einschränkungen mehr Berücksichtigung finden. So werden blindenspezifische Ausbildungen pädagogisch und im Gesamten auf die Hard- und Software abgestimmt und ergeben einen einheitlichen Strang. Dies kann man von HOFA natürlich nicht erwarten, ist aber ein wichtiger Punkt, den sich jeder Interessent vor Augen führen muss. Immerhin geschieht alles online, niemand sitzt daneben, was sich in meinem Fall als nicht vorhersehbares Problem herausgestellt hat. Dass man grundsätzlich ohne Selbstdisziplin solch ein Studium nur schwer durchführen kann, ist ein weiterer Aspekt, der aber für alle Kursteilnehmer gilt. Genauso wird kein blinder Tontechniker in irgendeinem Studio mit irgendwelchen Anwendungen einfach so arbeiten können, dieser Illusion sollte man ebenfalls nicht unterliegen.
Ein besonderes Lob verdienen die Kursmaterialien und Apps für iOS und Android, diese sind sehr übersichtlich und barrierearm, einzig die Texte könnten im Satzbau und bei den Tippfehlern etwas Überarbeitung vertragen, das ist allerdings Jammern auf hohem Level. Wünschenswert wäre jedoch ein zeitgemäßer Dark Mode zur besseren Herausstellung der Kontraste. So ist an manchen Stelle nicht ganz eindeutig, was mir der Autor mitteilen wollte, insgesamt aber einfach und flüssig zu lesen und vor Allem in lockerer, angenehmer Sprache geschrieben. Die Audiobeispiele können direkt auf dem Mobilgerät angehört werden, wichtig ist allerdings ein anständiger Kopfhörer und mobiles Audio-Interface. Dass VoiceOver ständig in die Beispiele quatscht, erschwert etwas die Handhabung.Alleine deshalb und aufgrund der alternativen Grafikbeschreibungen sollte man auch mobil auf einen Browser ausweichen. Laut HOFA ist man an der App dran, möglicherweise wird das in einer künftigen Version etwas besser. Der aktuelle Lernfortschritt wird automatisch und übergreifend gespeichert und so lässt sich mit verschiedenen Geräten und kombiniert mit App und Online-Campus arbeiten.
Fazit
Die HOFA GmbH ist ein Anbieter unter anderem für Tontechnik-Fernkurse, dazu noch sehr preiswert und unkompliziert. Die App des HOFA-College leistet schon jetzt gute Dienste, die Beispiele sind verständlich und die Aufgaben gut erklärt. Bezogen auf die Barrierefreiheit tut sich viel, man ist offen für konkrete Vorschläge und arbeitet soweit als möglich an der Umsetzung. Gerade das letzte halbe Jahr hat gezeigt, wie engagiert und interessiert man daran ist, die momentan geringe Anzahl an blinden Studierenden zu unterstützen. Preisnachlässe bei Verlängerungen, alternative Bildbeschreibungen und stets offene Ohren sind ein guter Anfang, aber es gibt trotzdem noch einiges zu tun. Während sich normalsichtige Kursteilnehmer alleine mit Videos und beim praktischen Umgang schnell in eine DAW einarbeiten können, ist dies eine Hürde, die sehbehinderte Anwender mit ganz anderem Aufwand zu erklimmen haben. Hierbei kann HOFA derzeit nur eingeschränkt unterstützen, ganz frei in der Wahl der Software ist man ohnehin leider nicht. Bei einer schwach zweistelligen Anzahl betroffener Studierender ist es für mich absolut verständlich, dass man aus wirtschaftlicher Sicht genau überlegt, ob und welche Stellschrauben man anpassen kann. Schön ist, dass die HOFA GmbH am Thema dran bleibt.
Das HOFA-College kann ich uneingeschränkt für alle empfehlen, die sich für Tontechnik interessieren, Hobbymusiker sind oder sich eine Existenz aufbauen wollen, sofern diese nicht sehbehindert oder blind sind. Ist dies der Fall, empfehle ich das HOFA-College aktuell nur, wenn bereits die Grundsteine für eine audiotechnische Arbeitsumgebung gelegt wurden und diese beherrscht wird. Ist kein Zertifikat von Nöten, reichen vielleicht auch unsere tollen Workshops bei AMAZONA.de, die kosten nichts und sind nicht minder einfach verfasst. MusoTalk.tv ist eine weitere Quelle für Hintergrundwissen, so auch die diversen Fachmagazine. Für alle Interessenten gilt gleichermaßen, dass man gerne eigenständig und individuell lernen muss und vor Allem die Zeit dazu hat.
Grundsätzlich genießt die HOFA GmbH einen guten und professionellen Ruf, natürlich nicht reduziert auf das College. Je mehr ich aber über meine Entscheidung vor knapp zwei Jahren nachdenke, komme ich zu dem Schluss, einen Fehler gemacht zu haben. So passt das Angebot nicht zu meinem Profil, manche Barrieren gibt es und wer für Software wenig übrig hat, geht irgendwann unter. So bleibt das Kursmaterial als schöne Lektüre übrig, dies ist aber mein ganz persönliches Fazit. Immerhin stehe ich nicht vor einer Berufsentscheidung, weshalb ich das HOFA-College aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachte. So bin ich gespannt, was sich im HOFA-College noch tun wird und werde diesen Artikel sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal hervorholen.
Sehr hilfreich! Danke ?
Sehr detailliert und objektiv beschrieben. 🙂
Vielen Dank!
PS: Sehr coole und vielfältige Musik. 😉