Amazon Alexa, der Echo Dot zieht nach einer Woche aus

Letzte Aktualisierung am 26. März 2020

Gerade unter blinden Menschen sind der Echo und Echo Dot von Amazon sehr beliebt, denn Alexa kann auf Zuruf Aktionen ausführen und Musik abspielen, Kindle-Bücher vorlesen und einiges mehr. Ich hatte mich zuvor nicht näher damit auseinandergesetzt, dafür aber beide Versionen bestellt und ausprobiert. Meine ersten drei Tage mit Echo Dot erscheinen demnächst als Podcast. Ich war nicht euphorisch und nicht mal aufgrund der Datenschutzbedenken skeptisch. Doch stellte sich immer mehr die Frage ein, was mir Alexa im Alltag wirklich nützt. Siri, Google Now und Cortana stehen mir zur Verfügung, aber auch diese nutze ich wenig, weil sich vieles händisch schneller erledigen lässt. Selbst einen Termin mit Siri einzutragen gelingt fast nie ohne Nachbearbeitung. Mit dem Sprachassistenten Alexa werden Attribute wie zielsichere Erkennung und künstliche Intelligenz verbunden, was sich in der Praxis allerdings viel nüchterner zeigt. So blieb am Ende des Tages ein sprachgesteuertes Internet-Radio übrig, das mir immer zuhört.

Aktuell ist der Alexa Voice Service in englisch und deutsch verfügbar, wobei es in Amerika aufgrund des zeitlichen Vorlaufs mehr Möglichkeiten gibt. Hierzulande gibt es zwei Lautsprecher, Echo und Echo Dot, ein tragbares Modell und ein Tablet mit sehr guten Lautsprechern wird folgen. Auch der neue Amazon Fire TV Stick wird mit Alexa Sprachfernbedienung ausgeliefert und ist ein Bindeglied zwischen Alexa und dem Fire OS:, das auf Android basiert und entsprechend meiner Prognose inzwischen einen Screenreader mit an Bord hat. Alexa ist aber nicht nur auf Amazon-Geräte beschränkt, sondern kann auch über ein Interface von Drittanbietern genutzt werden. Das erhöht die Reichweite und sorgt für spannende Ideen. Früher wurden Spracherkennung und Sprachausgabe lokal verarbeitet, bei Alexa läuft beides in einer Cloud zusammen. Spricht man das Aktivierungswort „Alexa“, das sich auch in Amazon, Echo und Computer ändern lässt, werden alle folgenden Audiodaten zur Verarbeitung an die weltweit verstreuten Server übertragen und die passenden Sprachinformationen zurückgeliefert. Auf das Erkennungswort kann bei der optionalen Fernbedienung verzichtet werden, hier erfolgt die Aufnahme auf Knopfdruck. Die sieben Echo-Mikrofone haben je eine Richtwirkung und erkennen dadurch, aus welcher Richtung die Ansprache erfolgt. Weiterhin scheinen die Sprachdaten in einem Cache zwischengespeichert zu werden, da die Reaktion des Echo unglaublich schnell von statten geht. Allerdings benötigt die Rückantwort einige Sekunden und kann sicherlich nicht als zügig bezeichnet werden. Befinden sich mehrere Echos in Hörweite, wird stets das örtlich nächste Gerät verwendet. Amazon setzt auf eine eigene, sehr gut klingende Sprachsynthese, die allerdings zur Bandbreitenoptimierung hörbare Artefakte mitbringt. Es ist nicht klar, ob die Ausgabe im Echo selbst oder in der Cloud generiert wird. Bei ausbleibender Internet-Verbindung und bei der Ersteinrichtung werden auch Sprachhinweise abgespielt, die allerdings auch als fertige Sprachdateien vorliegen könnten. Vermutlich erfolgt die Ausgabe cloudbasiert, immerhin kann nur auf diese Weise das System schnell erweitert werden. Dafür stehen auch viele Apps von Drittanbietern bereit, die hier Skills genannt werden. Jeder kann diese recht komplex über die kostenlose Online-Entwicklerplattform erstellen. Alexa ist übrigens nicht auf bestimmte Wörter festgelegt, so liest sie Freitext, wie Nachrichten und Kindle-Bücher vor. Eine Veränderung der angenehmen Sprechgeschwindigkeit ist nicht vorgesehen.

Der Alexa Voice Service

Was können Echo und Echo Dot, lohnt sich die Anschaffung? – Die wohl einfachste Antwort ist, es kommt drauf an. Zunächst muss man zwischen der Hardware und der cloudbasierten Alexa-Software unterscheiden, wobei letztere für die Funktionsfähigkeit verantwortlich zeichnet. Alles, was man einstellt, wird im Alexa-Netzwerk hinterlegt, sogar WLAN-Kennwörter. Das ist praktisch, weil man auf diese Weise mit einem Internet-Browser bis auf die Ersteinrichtung alles machen kann. Die zugehörige App für iOS, Android und den Kindle Fire ist obligatorisch, zumal Alexa für meinen Geschmack viel zu häufig auf diese verweist. Betrachten wir also zunächst die Software und deren Möglichkeiten. Alexa hat einen begrenzten Wortschatz und analysiert Phrasen, es lernt anhand aller Sprachinformationen im Big Data. Manche glauben, dass Alexa die jeweilige Stimme trainiert, dem ist aber nicht so. Aus allen gesammelten Sprachdaten wird die Erkennung Mittels „Deep Learning“ global optimiert. In der App kann man jeden Befehl bewerten und das System dadurch verbessern helfen.

Trotzdem hat die Befehlsstruktur eine feste Syntax. Abweichungen werden oft falsch interpretiert und interne Befehle den Skills vorgezogen, daher sollten Entwickler bei der Namensgebung auf systemweite Begriffe verzichten, die Entwickler-Umgebung bietet hier auch Hilfestellungen. Das Aktivierungswort muss stets voran gestellt werden. So wird die Aussage: „Alexa, wie geht’s dir?“ richtig interpretiert, „Wie geht’s dir, Alexa?“ hingegen nicht. Es gibt eine Reihe von Funktionen, mit denen man Musik, Bücher und allerlei Unsinn abrufen kann. Hier hat man die Idee von Siri kopiert. Auf die Frage „Alexa, kennst du Siri?“ erhält man die Antwort: „Ich kenne meine Mitbewerber nur vom Hörensagen“. Natürlich können auch Datum, Uhrzeit und Wetter abgefragt werden, auch Radiosender orientieren sich am jeweiligen Standort. Der Befehl „Alexa, spiele…“ durchläuft mehrere Routinen und beginnt bei der eigenen Musik-Mediathek, über ein möglich vorhandenes Amazon Music Unlimited-Konto und endet schließlich im Senderverzeichnis von TuneIn. Von fünf zugegeben etwas schwierigen Interpreten, hat Alexa vier Befehle falsch erkannt. Ich wollte Musik von Yellowjackets hören und Alexa spielte stets etwas anderes. Die gezielte Anfrage nach dem Interpreten Cold Distance führte zur Wiedergabe eines gleichnamigen Albums einer anderen Band. Hier hätte ich erwartet, dass Alexa mich informiert, dass es diesen Interpreten nicht gibt. Helene Fischer und andere aktuelle Künstler lassen sich hingegen zielsicher aufrufen. Ist kein Amazon Music Unlimited-Abo vorhanden, zeigt sich Alexa etwas widerwillig. Auf „Spiele Helene Fischer“ wurde mir entweder der Abschluss eines Abos angeboten, oder ein Ausschnitt vorgespielt. Ein wirkliches System war nicht erkennbar. Recht günstig ist es, wenn man ohne Amazon Prime das Musik-Abo beschränkt auf ein Echo-Gerät abschließt, dies kostet nach einem Probe-Monat 3,99 Euro und ist monatlich kündbar. Wird das Abo angeboten, ist es mit einem „Ja“ sofort aktiviert und eine E-Mail-Bestätigung folgt. Wer Prime hat erhält Amazon Music Unlimited günstiger, oder kann das inklusive Prime Music mit aktuell 2 statt 40 Millionen Titeln nutzen. Bereits gekaufte Alben können Mittels AutoRip direkt abgespielt werden. Auch eigene Titel lassen sich in die Cloud gegen eine Jahresgebühr hochladen. Wer Audible nutzt, kann auch Hörbücher abspielen und auch Kindle-Bücher lassen sich zum Großteil vorlesen. Damit wird klar, dass Alexa viel Spaß machen kann, wenn man im Amazon-Universum bleibt. Wer einen Premium-Account bei Spotify hat, kann allerdings auch diesen mit Alexa verbinden.

Weiterhin steht eine Weckfunktion zur Verfügung, die jedoch nicht mit Radio erfolgt. Alexa lässt sich mit Google und Outlook verknüpfen, so dass man diese Kalender entsprechend synchronisieren und Termine eintragen und verwalten kann. Apple-Nutzer bleiben außen vor, wenn sie obige Kalender nicht verwenden wollen. Auch Einkaufszettel und Aufgaben können mit Alexa erstellt werden und lassen sich mit den hier weniger bekannten Diensten Anydo und Todoist synchronisieren, deren Premium-Funktionen allerdings kostenpflichtig sind. Aktuell gibt es keinen anderen Weg, abseits vom heimischen Echo auf Aufgabenlisten zuzugreifen. Für Einkaufslisten empfiehlt sich der schweizerische Anbieter Bring!, der seinen cloudbasierten Einkaufszettel als eigenen Skill anbietet. Mit den zugehörigen Apps ist ein kostenloser Abgleich mit anderen Geräten und Haushaltsmitgliedern möglich. Alexa bietet sich auch für die Heimvernetzung an, smarte LED-Leuchten wie Philips Hue und Osram Lightify werden direkt unterstützt. Für viele Hersteller, wie Netatmo, gibt es Skills, um beispielsweise die Daten einer angeschlossenen Wetterstation abzurufen. Amazon Echo und Echo Dot eignen sich also hervorragend als Steuerzentrale für das vernetzte Zuhause. Da liegt auch das Aktivierungswort „Computer“ nahe, das die Herzen von Star Trek Fans sicher höher schlagen lässt: „Computer, dimme das Licht im Wohnzimmer auf 20%.“

Die Grenzen der Skills
Vergisst man die Namen mancher Skills, kann man diese auf der Webseite oder in der App nachschlagen, Alexa kennt die Frage nach verfügbaren Skills nicht. So aktivierte ich zu Beginn einen Haufen nützlicher Erweiterungen und wusste hinterher nicht mehr, welche das eigentlich waren. Sie werden mit dem Befehl „Starte“ gefolgt vom Namen aufgerufen und mit „Frage“ lässt sich mit manchen direkt interagieren. Will man beispielsweise das Fernsehprogramm erfahren, muss man dies zunächst freischalten. Skills sind cloudbasiert und stehen global zur Verfügung, daher werden sie nur aktiviert und belegen keinen Speicherplatz oder lokale Ressourcen. Um das Fernsehprogramm ohne die Alexa-App zu nutzen, sagt man den Befehl „Alexa, aktiviere Fernsehprogramm“. Kurz darauf steht die Funktion zur Verfügung und für den Abruf sagt man „Alexa, frage Fernsehprogramm, was heute Abend läuft“. Spezifischer wird es, wenn man den Skill startet und der oftmals ausführlichen Programmhilfe lauscht. Auf gleiche Weise lassen sich mit dem Skill der Deutschen Bahn auch Zug- und Busauskünfte ansagen, dies hat mich allerdings nicht überzeugt. Während die Drittanbieter-Software AIVC Pro (Alice) für Android die Frage: Wann fährt der nächste Zug nach Marburg?“ eindeutig beantwortet, muss ich bei Alexa Start- und Zielhaltestelle, gewünschte Abfahrtszeit und -Datum ähnlich wie bei der telefonischen Bahn-Auskunft einsprechen,. In dieser Zeit habe ich auf dem iPHone die App Abfahrtsmonitor geöffnet, auf meinen Bahnhof getippt und finde alle Abfahrten untereinander, die ich schnell querlesen kann. Da ist das Wörterbuch-Skill wesentlich intuitiver, das auf Zuruf ein Wort oder Satz in die Zielsprache übersetzt und akustisch ausgibt. Auch das ist jedoch schon lange mit dem Smartphone auf ähnliche Weise möglich, zumal ich Wörterbücher eher unterwegs benötige. Mit dem Skill Chefkoch lässt sich das Rezept des Tages ansagen und es hat gute Gründe, dass dieses auf Zuruf per E-Mail verschickt wird. Es hätte mich beeindruckt, wenn Alexa mir auf die Frage, was ich heute essen könnte, nicht nur mit „guck mal in den Kühlschrank“ antwortet und mir stattdessen ein zur Jahreszeit passendes Rezept anbieten und die benötigten Zutaten direkt auf den Einkaufszettel ! vermerken würde, so dass ich beim Einkauf nichts vergesse. Aber bis dahin scheint es noch etwas zu dauern, die rudimentären Funktionen sind jedenfalls nicht immer produktiv. Das gilt auch für die Auskunft zu nahegelegenen Unternehmen, auch hier zeigen sich immense Lücken. In Fronhausen werden Namen ohne zugehörige Branche angesagt, die ihr Geschäft längst aufgegeben haben. Die Einträge sind zudem unvollständig und erinnern mich an die Anfangszeit der POI-Daten, das müsste heute nicht mehr sein. Beschweren kann ich mich dennoch nicht, denn mein Gewerbe ist glücklicherweise verzeichnet. Überhaupt ist es sehr interessant, wenn man sich die Rezensionen vor Allem zu Auskunfts-Skills anschaut. Hier zeigt sich, dass es offenbar ziemliche Erkennungsprobleme gibt, manche Skills kommen über drei Sterne nicht hinaus. Stets wird von fehlerhafter Reaktion oder falschen Daten geschrieben, das liegt sicher nicht an den Entwicklern. Es scheint, dass die Spracherkennung hauptsächlich bei Worten klappt, die häufig genutzt werden. Eigen- und Straßennamen stellen aber auch andere Sprachassistenten vor große Herausforderungen.

Die tägliche Zusammenfassung („Daily News“) ist eine schöne Funktion und gleicht einem RSS-Reader. Werkseitig ist für den deutschen Raum die Tagesschau in 100 Sekunden voreingestellt, weitere Infodienste lassen sich über die App verwalten. Aktivierte Skills, die Flash News unterstützen, können auch dort eingebunden werden und stellen ihre Inhalte als Text oder Audio bereit. Mit der Titelsprungfunktion kann zwischen den einzelnen Beiträgen gewechselt werden. Hat man viele Informationen aktiviert, wird das Ganze aber auch schnell unübersichtlich, weil man die Inhalte nicht querlesen oder in ihnen spulen kann. Aktiviert man verschiedene Regionalangebote, wiederholt sich auch vieles und es nervt dann auch schnell. Einige Radiostationen speisen mehrmals täglich neue Nachrichtensendungen ein, die Inhalte sind also dynamisch. Man findet viele Skills regionaler Sender, das sorgt für eine sehr bunte Mischung an Informationen. Allerdings ist diese Funktion nicht neu, eine Podcast-App wie unter iOS kann das ebenso gut und stellt zudem auch ältere Beiträge zur Verfügung. Auf der Startseite werden auch alle aktuellen Episoden angezeigt und können der Reihe nach abgespielt werden. Gleichermaßen schade und sinnvoll ist es, dass soziale Netzwerke nicht in der täglichen Zusammenfassung auftauchen. Einerseits macht das Sinn, da Echo von jedem im Raum genutzt werden kann und somit auch auf alle Informationen des jeweiligen Nutzerkontos. Auf der anderen Seite werden Tweets nur selten sensible Inhalte enthalten. Ich fände es spannend, wenn man auf die gleiche Weise Tweets nebenbei hören könnte, das geht nämlich mit der Twitter-App nur unter aktiver Mitwirkung, aber vielleicht kommt das ja noch.

Kauf mich!

Ein für Amazon wichtiges Hauptfeature ist natürlich auch die Einkaufsfunktion, die auch unter Angabe eines Haushaltsprofils optimiert werden kann. Diese allerdings macht ohne einen Bildschirm wenig Sinn und das wissen auch die Entwickler, so dass Alexa schlussendlich dann doch auf die App verweist. „Alexa, ich suche Waschmittel“ sucht im Amazon-Katalog nach passenden Treffern und es wird mir zunächst das Top-Suchergebnis mit Titel und Preis präsentiert. Ich erhalte weder eine Produktbewertung, noch bietet mir Alexa an, weitere Informationen zu erfahren. Und in letzter Konsequenz muss ich mich darauf verlassen, dass es sich um einen guten Preis handelt. Am Ende werde ich lediglich gefragt, ob ich den Artikel kaufen möchte und kann entsprechend mit Ja oder Nein antworten. Bei Nein beschleicht mich allerdings Unbehagen, weil Amazon direkt mit „Ich habe auch noch …“ fortsetzt und mir gleich eines babylonischen Teppichhändlers ein alternativpProdukt anpreist. Bei einem erneuten Nein erfolgt dann der Verweis auf die App, in der ich meinen gesamten Suchverlauf inklusive Produktfotos finde und die Bestellung tätigen kann. Kennt Alexa einen Artikel nicht, wird es auf meinen imaginären Einkaufszettel geparkt, egal ob es ein Ding, eine Person oder ein unsinniger Begriff ist. Die dort vorhandenen Einträge kann Alexa lediglich runter rattern, löschen geht allerdings auch nur in der App. Ein simpler Befehl wie „lösche Einkaufsliste“ wird ignoriert. Es versteht sich von selbst, dass diese Einkaufsfunktion bei den meisten Artikeln nicht sinnvoll ist. Ein Ja übrigens führt die Bestellung Mittels 1-Click aus, das wird Kinder sicher freuen. Immerhin lässt sich die Einkaufsfunktion mit einer vierstelligen PIN schützen, die man aber auch nicht einflüstern kann. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass bei aktivierter Spracherkennung kein Schutz besteht und wer den Lautsprecher in Händen hält, kann munter drauf los bestellen und Dienste abrufen. Ein amerikanischer Fernsehsender soll auf diese Weise ein Dutzend Echo-Geräte mit einer Bestellung versorgt haben, das stellt natürlich besonders interessante Anwendungsfelder dar. Diese Idee hatte ich allerdings auch schon mal und mir überlegt, ob viele Google-Assistenten reagieren würden, wenn der DJ in einem Club von der Kanzel „Ok, Google“ ruft. Es gibt also noch ganz andere Sicherheitsbedenken als die Frage, ob die an Alexa übertragenen Daten abgefangen werden könnten. Amazon ist zwar auch nicht unzweifelhaft, jedoch sollte man erwarten, dass die Daten zumindest in den Händen des Unternehmens und bei Partnern bleiben. Wer allerdings Zugang auf die gesamten Alexa-Daten hat oder die Geräte über eine mögliche Sicherheitslücke angreift, wird auf einen Schlag sehr viel über unzählige Menschen wissen und könnte ihr Kaufverhalten bis ins Detail analysieren und sogar Stimmungen ableiten, wenn Heimautomation mit im Spiel ist. Und es wird sicherlich nicht lange dauern, bis die ersten Datenschöpfer-Skills im Angebot auftauchen.

Die Hardware

Die beiden Echo-Versionen sind im Kern gleich. Beide lassen sich als Bluetooth-Lautsprecher nutzen oder senden alles als Bluetooth-Stream zu einem externen Gerät, das dann auch als Fernbedienung via AVRCP genutzt werden kann. Das könnte ein Bluetooth-Lautsprecher mit Titelsprungfunktion sein, aber auch ein Bluetooth-Kopfhörer oder Windows-Computer. Dabei kann Alexa weder über die Taste am Headset aktiviert, noch mit dessen Mikrofon verwendet werden. Zur Übertragung wird A2DP 1.0 verwendet und somit der verlustbehaftete SBC-Codec. Auch WLAN gibt es nicht im zeitgemäßen AC-Standard, immerhin werden 2,4 und 5-GHz-Netze unterstützt. Es scheint, als habe man alte Fire TV-Sticks geschlachtet und die Elektronik wiederverwendet. Schlimm ist das nicht, da für den Zweck keine potente Hardware nötig ist. Beide Echos haben einen Durchmesser von 9 cm und zwei Tasten auf der Oberseite. Die linke schaltet die Spracherkennung stumm, in diesem Zustand leuchtet der LED-Ring und die entsprechende Taste rot. Die rechte mit einem fühlbaren Punkt aktiviert die Spracherkennung und bringt den Echo in den Wi-Fi Ad-Hook-Modus, so dass man mit der App ohne Router auf ihn zugreifen kann. Das geschieht bei der Ersteinrichtung automatisch und ist später nötig, wenn sich beispielsweise das WLAN-Netz ändert. Echo merkt sich die Verbindung zu den WLAN-Netzen und so kann er auch an unterschiedlichen Orten eingesetzt werden. Beide haben sieben Mikrofone, der mehrfarbige LED-Ring zeigt den Funktionsstatus an und leuchtet bei der Spracherkennung und beim Gerätestart. Wird Alexa aktiviert, leuchtet ein Teil des LED-Rings hell und zeigt in die Richtung, aus der gesprochen wird. Das sieht gut aus und sorgt für eine vermeintliche Lebendigkeit. Die Spracherkennung funktioniert auch aus großer Distanz sehr gut, selbst bei Musik. Diese wird nach Erkennen des Aktivierungsworts unmittelbar in der Lautstärke reduziert und verbessert so die Verständlichkeit. Beim großen Echo gelingt dies besser, da der Abstand zwischen Mikrofonen und Lautsprecher größer ist. Verbindet man einen externen Lautsprecher am Echo Dot, kann man auch hier die Erkennung noch verbessern. Beide sind übrigens in Schwarz und Weiß erhältlich und ruhen auf einem stabilen Gummisockel. Ein Witziges Detail zeigt sich bei der Lautstärkeeinstellung, hier zeigt der Leuchtring den aktuellen Wert an.

Der große Echo ist robust verarbeitet und etwa 25 cm hoch. Er besteht aus rauem Kunststoff, die untere Gehäusehälfte ist mit Löchern für den Schallaustritt versehen. Die Lautstärke wird über einen Ring an der Oberkante eingestellt, den man wie einen Deckel auf einer Dose dreht. Er ist mit einem 360°-Lautsprecher ausgestattet. Zusätzlich sorgt ein Tiefton-Treiber für ein Bassfundament, dass laut Beschreibung bis 100Hz reichen soll, dies aber in der Praxis allerhöchstens aus nächster Nähe schafft. Das indirekte Downfire-Konzept arbeitet mit einem nach Unten strahlenden Treiber, der den Schall über einen kegelartigen Kanal in alle Richtungen verteilt. Das ist sinnvoll, wenn Echo in der Raummitte etwas erhöht steht und den Fußboden als Reflektor nutzen kann. In der Ecke kommt es mitunter zu stehenden Wellen und Verwirbelungen, die den Klangcharakter je nachdem beeinflussen. Da es ein Mono-Lautsprecher ist, stellt dies keine größeren Probleme dar. Der Sound ist jedoch für den Preis von 179 Euro sehr topfig und unterdurchschnittlich. Den Bässen fehlt es an Druck, die Höhen sind überpräsent und im Mittenbereich fehlt es an Details. So klingt ein guter Bluetooth-Lautsprecher um 50 Euro um Klassen besser und vor Allem druckvoller. Für die Beschallung nebenbei reicht Echo sicher aus, will man einen Bluetooth-Lautsprecher einsetzen, sollte man lieber zum Echo Dot greifen. Zum Lieferumfang gehört ein Netzteil mit Hohlstecker, dieser passt in den einzigen Anschluss.

Der Echo Dot ist etwa 3,5 cm hoch und hat einen kleinen Lautsprecher, der auf der Vorderseite nach unten zeigt. Das Gehäuse besteht aus glänzendem Kunststoff, frontseitig ist das Amazon-Logo zu sehen. Um ihn besser in den Wohnraum zu integrieren, gibt es verschiedenfarbige Plastikschalen, wahlweise mit Textil- oder Lederbeschichtung. Während die Textilhüllen rund 10 Euro kosten, ist der Preis von knapp 20 Euro für die Lederhülle hoch. Das Leder ist hauchdünn gearbeitet, riecht allenfalls die ersten Stunden danach und ist sehr empfindlich. Im Kern sind beide Hüllen identisch und allenfalls ein Modeaccessoire. Die Klangqualität des Echo Dot ist für die Größe passabel und etwas mittenbetont, Bässe werden allenfalls angedeutet und die Höhen sind auch nicht so herausgestellt. Er klingt angenehm, wenn man ihn in einem kleinen Raum betreibt. Die geforderten 59 Euro sind für das Gebotene günstig, dafür bekommt man kein besseres Internet-Radio. Im Gegensatz zum großen Echo wird ein Netzteil mit micro-USB-Kabel mitgeliefert, so dass man ihn auch an einer Powerbank betreiben kann. Zubehöranbieter liefern allerdings auch Akkupacks für den großen. Ein Mini-Klinkenausgang erlaubt den Anschluss an die HiFi-Anlage, auch für einen Kopfhörer steht genügend Leistung bereit. Jedoch darf man keine hohen Ansprüche erwarten, so störte mich am Bowers & Wilkins P9 Signature ein ähnlicher Detailverlust, wie beim großen Echo und ein flaches, wenig musikalisches Klangbild. Offenbar sind die verbauten Wandler nicht hochwertig, das Angesichts der komprimierten Medien auch zu verkraften ist. Die Lautstärke wird beim Echo Dot über zwei weitere Tasten eingestellt, die sich mit auf der Oberseite gruppieren. Im Ergebnis finde ich den kleinen alleine wegen der micro-USB- und Klinkenbuchse sinnvoller, zumal er technisch das Gleiche kann. Die eingesparten 120 Euro lassen sich besser in einen vernünftig klingenden Lautsprecher investieren, den man per Kabel mit dem Echo Dot verbindet. Hierbei muss man allerdings bedenken, dass dieser immer aktiviert sein muss, da man ansonsten keine Sprachrückmeldungen hören kann. Alternativ muss man das Klinkenkabel bei Nichtbenutzung abziehen oder greift zur Bluetooth-Verbindung. Es wäre schlauer gewesen, die Alexa-Sprachausgabe stets auf den internen Lautsprecher zu routen.

Die Alexa Sprachfernbedienung kostet etwa 25 Euro, kommuniziert via Bluetooth und wird über die App mit den Echos verbunden. Es lässt sich zwar auch die Fernbedienung für den Fire TV nutzen, jedoch ist diese anders aufgebaut. Die Echo-Fernbedienung hat das gleiche Gehäuse, aber weniger Tasten. Oben befindet sich die Sprachaktivierung, darunter die runde Navigationstaste, mit der Lautstärke und Titelsprung gesteuert wird. In der Mitte davon befindet sich die Wiedergabe-/Pause-Taste. Bei der Fire TV Fernbedienung werden diese Tasten als Pfeil- und Ok-Taste genutzt, die Transporttasten befinden sich darunter. Auch ist fraglich, ob sich eine Fernbedienung mit zwei oder mehr Geräten koppeln lässt, so wird man sicherlich Echo ohne Fernbedienung steuern können, den Fire TV hingegen nicht. Ich war skeptisch, ob man wirklich eine Fernbedienung für den Echo Dot braucht und habe mich schlussendlich dafür entschieden. Der Druck auf eine Taste ist für mich einfacher, als ständig mit Sprachbefehlen zu interagieren, ich bin dafür nicht gemacht. Gestört hat mich allerdings, das ein langer Tastendruck grundsätzlich ignoriert wird, so kann man die Lautstärke nicht in einem Rutsch erhöhen oder im Titel spulen. Lustig war, dass das Gerät nach der ersten Bluetooth-Verbindung direkt ein Firmware-Update geladen hat. Wenn man sie eine Zeit lang nicht benutzt, geht sie in einen Ruhemodus, das macht bei den beiden mitgelieferten AAA-Zellen auch Sinn. Dann aber muss man kurz nach dem ersten Tastendruck warten, bis sie wieder einsatzbereit ist.

Fazit

Anfangs dachte ich, der Echo Dot könnte mir gefallen. Als ich dann aber nach einigen Tagen alle Befehle durch hatte und mich immer weniger mit ihm unterhielt, kam schnell in mir die Frage auf, ob ich das Gerät wirklich brauche. Auch wenn der Energiebedarf bei beiden Modellen recht gering ist, war mir das Ganze irgendwie unbehaglich. Auch gab es keine Funktion, die nicht von Siri oder einer anderen App erledigt werden könnte. Ich habe auch Amazon Music Unlimited gebucht und mich gefragt, warum ich denn zwei Musikdienste brauche. Immerhin beschränkt sich das Amazon-Angebot auf meinen Echo Dot und ich sah keinen Grund, von Apple wegzugehen. Meine eigenen Musikdateien kann ich bei Amazon ohne Zusatzkosten auch nicht lagern und Apple Music wird von Alexa ebenso wenig unterstützt, wie die iCloud. Bei Bestellungen gab es nie einen Volltreffer, Wettervorhersagen zeigt mir die Apple Watch auf Berührung an. Heimautomation nutze ich nicht, Audible ebenso wenig und eigentlich möchte ich auch mein Einkaufsverhalten nicht an Amazon koppeln. Im Ergebnis blieb also ein Internet-Radio übrig, aber das kann mein iPad Air 2 besser und selbst mit den internen Lautsprechern klangstärker.

Viele blinde Anwender stürzen sich geradewegs auf Echo und nutzen Mailinglisten und WhatsApp-Gruppen und tauschen sich darüber aus. Sicher kann man sich damit eine Zeit lang beschäftigen. Aber der Informationsbedarf wird sicher schneller gedeckt sein, als dass neue Funktionen hinzukommen. Man sollte sich die Kernfrage stellen, was man von Alexa erwartet. Wer Amazon Prime-Kunde ist, viel über Amazon bestellt und deren Dienste nutzt, Smart Home einsetzen oder nicht alles über Smartphone und Smart Watch regeln will, kann von den Funktionen sicherlich profitieren. Alleine der Musik-Dienst ist eine günstige Alternative, wenn man nicht anderweitig versorgt ist. Auch Körperbehinderte könnten in Verbindung mit der Heimvernetzung ihren Alltag mit Echo erleichtern und haben zudem noch ein Entertainment-System. Wer aber bereits Android- oder Apple-Geräte nutzt und mit den Amazon-Diensten wenig am Hut hat, wird von Alexa nur rudimentäre Funktionen nutzen können, und sei es nur das Internet-Radio. Wem das reicht, sollte Echo Dot in Erwägung ziehen. Klangbewusste Musikliebhaber sollten vom großen Echo in jedem Fall die Finger lassen, für das Geld bekommt man schon richtig gute Lautsprecher. Wer dennoch neugierig geworden ist, wird mit Echo Dot sicherlich nichts falsch machen. In jedem Fall sollte man sich über die Risiken und Nebenwirkungen bewusst sein und genau überlegen, ob man sich Alexa ins Haus holen möchte oder nicht. Wie das in der Praxis funktioniert, erfahrt Ihr im zugehörigen Podcast am 15. April.

2 Comments

  1. Ronny said:

    Vielen Dank für die sehr hilfreichen Informationen.
    Ich bin auf der fast schon verzweifelten Suche nach Hifsmitteln für meine Mutter.
    Meine Mutter ist seit 10 Jahren an der Makula erkrankt .Ihr Sehvermögen nimmt rapide ab. Alexa ist also auch keine wirkliche Option,wenn man Siri schon benutzt.
    Eine wirkliche Hife, mit der man per Spachbefehl Mailing, Festnetztelefonie und Messenger wie Whatsapp bedienen kann, stellt auch Alexa also leider nicht dar.

    25. November 2018
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    • Stephan said:

      Hallo Ronny, es gibt schon viele Möglichkeiten, auch Unterstützung durch die Krankenkassen. Das hängt aber viel mehr davon ab, welche Ansprüche bestehen und Probleme zu lösen sind. Der Echo kann bestimmt in Teilen helfen, aber ganz sicher kein Smartphone ersetzen. Schau doch mal im Archiv, da solltest Du eigentlich auf alle Deine Fragen Antworten finden. Es gibt definitiv Möglichkeiten, die auch je nach den Fertigkeiten etwas einfacher oder auch komplexer ausfallen können. Beispiel Handy: Ist man offen für Neues und traut sich zu, den Umgang mit dem Touchscreen zu lernen, stehen mit dem iPhone oder auch einem Android-Smartphone alle Türen offen. Falls das nicht geht, könnte man das BlindShell Classic in Erwägung ziehen, muss dann aber eben aufgrund der Einfachheit auch mit Einschränkungen leben. Das BlindShell Barok beispielsweise hat einen Touchscreen, nutz ganz einfache Gesten und bietet auch WahtsApp und Texterkennung an.

      25. November 2018
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