Behringer Swing MIDI-Keyboard, das nachgebaute Arturia KeyStep

Letzte Aktualisierung am 31. März 2022

Fast einmalig in der elektronischen Musikgeschichte dürfte der Umstand sein, dass ein Hersteller ein aktuelles Produkt rekonstruiert und günstiger verkauft. So ist das Behringer Swing ein MIDI-Keyboard mit Sequenzer, das dem Arturia KeyStep zwar nicht optisch gleicht, aber in der Funktionalität absolut ähnelt. Dadurch ist es sogar möglich, das Behringer Swing mit dem Handbuch des Arturia KeyStep zu nutzen. Damit aber nicht genug, denn das CME SWIDI aus China steht in den Startlöchern und kommt zusätzlich mit Bluetooth, aber wohl ohne physische Anschlüsse – wenn es überhaupt ernst gemeint ist. Dies wird sogar offen als Klon des Behringer Swing beworben, einschließlich kopierter Werbetexte. Das Swing habe ich hier bei AMAZONA.de getestet und der Artikel hat hohe Wellen geschlagen.

Es ist fast schon üblich: Fälllt der Name Uli Behringer, gibt es hitzige Diskussionen über Moral und das Klonen von Synthesizern und mehr. Dabei wird oft vergessen, dass das auch in anderen Unternehmensbereichen üblich ist, dass selbst aktuelle Produkte irgendwie nachgebaut werden. Jetzt geht es beim Behringer Swing aber nicht um einen Klangerzeuger, sondern um einen MIDI-Controller mit Sequenzer. Beides gab es einzeln immer schon und wurde von Arturia im KeyStep miteinander verschmolzen. Das Behringer Swing kommt genau wie das Arturia KeyStep aus China, sieht allerdings in der Endfassung anders aus, gleicht sich aber in der Funktion. Natürlich kann man moralisch solch ein Produkt ablehnen, wobei die Preisdifferenz entgegen mancher Aussagen nicht 10, sondern 30 Euro beträgt. Rechnet man die Software-Beigaben von Arturia gegen, gleicht sich der Preis, denn Behringer liefert derzeit noch nichts mit. Ob es dreist ist, manche sprechen sogar von Produktpiraterie, mag im Auge des Betrachters liegen. Ich halte mich aus diesen Bewertungen raus, denn das getestete Behringer Swing ist kein Vorserienprodukt, sondern lieferbar und Warenbestand sämtlicher Musikhäuser. Das heißt, nach einem Jahr Entwicklung ist nicht von einem Markenstreit auszugehen, Produktpiraterie ist es auch nicht, denn sonst würde Behringer KeyStep angedruckt sein. Schauen wir in den Gitarrenmarkt aus Strat und Telecaster, finden wir haufenweise Kopien, deren Preisdifferenz zu den ebenfalls erhältlichen Originalen deutlich größer ausfallen. Nur leider scheint das offenbar niemanden zu stören und jeder Konsument kann sich selbst entscheiden, welchem Produkt man den Vorzug gibt. Die Qualität des Behringer Swing ist mit Fokus auf das Produkt betrachtet gut und solide, die Drehregler nicht gummiert und nach einem Firmware-Update lief es auch anständig. Wen es stört, dass Behringer ein aktuelles Produkt nachbaut, lässt es links liegen, wer ehrlich zu sich selbst ist, vergleicht beide Produkte objektiv. Will man das Swing nicht kaufen, dann bitte auch konsequent den allgemeinen Konsum überprüfen und gut überlegen, welchen großen Marken bei einer ehrlichen Haltung man sein Vertrauen besser nicht aussprechen sollte. Bleibt man ehrlich, findet man dann sicher Beispiele, wogegen ein günstiges, nachgebautes MIDI-Keyboard mit Sequenzer gar nicht mehr die Rede sein dürfte. Im Übrigen ist es leider auch so, dass die Kritiker zumeist gar nicht wissen, was sie kritisieren und das sollte man vielleicht. Es gibt neben der Optik einen wichtigen Unterschied zwischen dem Arturia KeyStep und Behringer Swing, letzteres scheint nicht ohne externe Stromversorgung auszukommen, wenn man es am iPad betreibt.

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