BLINtec, die Hilfsmittelberatung ist zurück

Letzte Aktualisierung am 15. April 2018

Nachdem ich 2005 die selbständige Zusammenarbeit mit einem Hilfsmittelhersteller beendet habe, war BLINtec geboren. Unter dieser Marke habe ich unabhängige Hilfsmittelberatungen angeboten, wobei sich die Unabhängigkeit auf die Produkte beschränkt, die ich im freien Handel einkaufen kann und darf. Dabei habe ich stets eine Vorauswahl getroffen und nur mit Herstellern zusammengearbeitet, von deren Produkten ich selbst überzeugt war.

Bei BLINtec sieht man schon an der Schreibweise, dass hier ein anderer Schwerpunkt gesetzt wird. „BLIN“ großgeschrieben steht dabei für die blinden und sehbehinderten Kunden, die im absoluten Fokus stehen und gemessen an ihren Bedürfnissen Technik erhalten, die lediglich die Schnittstelle zwischen dem Menschen und der Aufgabe darstellt.  Aus diesem Grund ist „tec“ klein geschrieben und setzt sich somit etwas ab. Denn im Prinzip gibt es nicht das bessere oder schlechtere Hilfsmittel, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen mit individuellen Einschränkungen und Arbeitsweisen. Wenn ein Sehbehinderter mit der Maus arbeiten muss und braucht aufgrund von Problemen beim Lesen jedoch eine Braillezeile, könnte ein USB-Anschluss auf der rechten Seite die Mausbedienung stören. Einem blinden Anwender wäre dies hingegen egal, er nutzt schließlich die Maus nicht. Ein anderes Beispiel sind Blinden-Organizer, die teilweise mit vorgestriger Technik arbeiten, von der Ergonomie aber genau die notwendigen Bedürfnisse abdecken. Ob hier die Ergonomie oder Technik den Vorzug bekommen sollte, kann man nur ergründen, wenn man sich intensiv mit dem Klienten befasst. Über die letzten Jahre war BLINtec vor Allem ein Begriff für Mobile Speak von Code Factory, die eigentliche Hilfsmittelberatung geriet in den Hintergrund. Vor Allem auch deshalb, weil ich die stets persönlich durchführen wollte, was aufgrund der örtlichen Entfernung nicht immer kostengünstig möglich war. Als ich nun den Artikel zur Veränderung im Hilfsmittelmarkt schrieb, fragte ich mich, warum ich nicht meine von Vielen geschätzte Kompetenz in diesem Bereich weiterhin anbieten sollte. Denn offiziell habe ich mich Anfang 2014 aus dem Hilfsmittelmarkt zu Gunsten anderer Aufgaben zurückgezogen, das war auch keine falsche Entscheidung, denn so konnte ich mir weitere Standbeine aufbauen. Nun sind die Anfänge gemeistert und Kapazitäten werden frei.

Während früher, wie im anderen Artikel beschrieben, die Beratungen vornehmlich durch die Hersteller selbst erfolgten, hat sich das Bild gewandelt. Stellen bei den produzierenden Firmen wurden gestrichen oder der Vertrieb ausgelagert. Viele dieser Berater finden sich jetzt in Einzelunternehmen wieder und verkaufen plötzlich auch die Konkurrenzprodukte, von denen sie zuvor abgeraten haben. Für mich stand immer fest, nie für eine der großen Hilfsmittelfirmen arbeiten zu wollen, eben genau aus diesem Grund. Natürlich habe auch ich meine Favoriten, aber ich könnte auch keine Produkte anbieten, von denen ich nicht vollends überzeugt bin. Beratung heißt für mich auch nicht, viele Hilfsmittel in eine Reihe zu stellen und den Klienten damit zu überfordern. Denn ein Hilfsmittel kauft man nicht wie ein Radio, mit dessen Unzulänglichkeiten man vielleicht noch leben könnte, sondern man wird sie intensiv und ausdauernd nutzen. Vergleicht man mehr als drei Produkte, wird man dessen Vor- und Nachteile nur erkennen, wenn man technisch versiert ist, das sind längst nicht alle. Und so kann man mit einer guten Beratung Glück haben, das Hilfsmittel passt rein zufällig oder man muss lernen, sich die Unzulänglichkeiten schön zu reden. Ab hier setze ich an und nutze meine Kenntnisse, um mit einer Bedarfsanalyse schon mal alles auszusortieren, was ohnehin dem Klienten nicht oder nur mäßig nützen würde. Wer beispielsweise mit seinem Notebook viel unterwegs ist, wird keine 80stellige Braillezeile brauchen. Wer unterwegs hauptsächlich nur schreiben will, könnte gar auf ein Notebook verzichten. Auch multimediale Ansprüche werden heute bedient. Entweder in Form von äußerst mobilen Produkten, oder durch Braillezeilen mit Smartphone-Dock, was auch eine schlaue Lösung sein kann.

Besonders bei BLINtec ist auch, dass meine Dienstleistungen nicht zwangsweise an ein Verkaufsgeschäft verknüpft sind. Die Beratung kostet eine angemessene Pauschale und ist nicht begrenzt auf einen bestimmten Zeitaufwand. Sie kann telefonisch, per E-Mail oder persönlich erfolgen. Kommt ein Beschäft über BLINtec zustande, wird diese Beratungsgebühr auch zurückerstattet. Das ist fair und für den Kunden absolut risikolos, denn  natürlich wird er vor einer kostenpflichtigen Leistung auch ausdrücklich darüber informiert. Das umfasst natürlich auch Smartphones und andere Bereiche, die nicht konkret in Verbindung zu einem Produkt stehen. Meine Ideen sind noch nicht ganz zu Ende gedacht, weshalb ich am tatsächlichen Angebot noch feilen werde und dies, wie bei mir üblich, auch durch Erfahrungen mit meinen Kunden.

Für das umbenannte Unternehmen Stephan Merk bedeutet dies künftig, dass es insgesamt drei Geschäftsbereiche gibt. Den lokalen Computerservice, MerkAudio zur Produktion von akustischen Anleitungen und dem merkst.de-Podcast sowie BLINtec als Marke für alles, was mit Blindenhilfsmitteln zu tun hat. Dabei sind natürlich auch Sehbehinderte mit eingeschlossen und Produkte aus dem Bereich Low Vision. Nähere Informationen findet Ihr unter www.blintec.de.

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