Google Play Music, Dienst wird zu Gunsten von YouTube Music eingestellt

Letzte Aktualisierung am 18. August 2020

Das war ja irgendwie absehbar, dass das kommen würde. Während Google Play Music in manchen Ländern nicht eingeführt wurde und die App keinen Dunkelmodus bietet, wurde YouTube Music stärker beworben, die App sieht moderner aus und Videos gehören zum guten Ton. Ab September 2020 wird Google Play Music sukzessive eingestellt und das hat weitreichende Konsequenzen, die nicht in allen Punkten schlechter sein müssen.

Eigene Uploads auch bei YouTube Music

Während Google Play Music das Hochladen von bis zu 50.000 Titeln auch ohne Abo ermöglicht hat, können mit YouTube Music ganze 100.000 eigene Songs hochgeladen werden, ein Abo ist auch hier nicht nötig, dann aber wird die Wiedergabe ständig durch Werbeeinblendungen unterbrochen. Das Hochladen funktioniert über den Browser deutlich besser, während die App für Play Music und die Erweiterung für Chrome recht buggy sind. Man kann wahlweise die Titel und Ordner mit der Maus auf die Webseite ziehen oder im Menü „Titel hochladen“ einzelne Dateien auswählen. Will man mehrere Ordner gleichzeitig hochladen, geht man auf den übergeordneten Ordner, drückt F3 für Suchen, gibt „*.*“ in das Suchfeld ein und kann die Liste aller Dateien markieren und mit „Öffnen“ hinzufügen. Das kann bei großen Mediatheken schon einige Tage in Anspruch nehmen.

Während bei Google Play Music Streaming, Käufe und eigene Dateien in einer Ansicht zusammen geführt und manche Alben mehrfach auftauchen, muss man bei YouTube Music zwischen Streaming und Uploads wählen. Das kennt man gleichermaßen von Apple Music, auch hier werden Katalog und Mediathek getrennt behandelt. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass YouTube Music entsprechend auf Musikvideos setzt, wie es Apple und Spotify auch teilweise tun. Das erhöht nicht nur deutlich den Datenverbrauch, sondern beansprucht den SoC des Smartphones spürbar, was sich in höheren Temperaturen äußert. Immerhin lassen sich im Gegensatz zu Apple Music auch FLAC-Dateien und andere Formate hochladen, diesbezüglich gibt es keine Abstriche zu Play Music. Nicht ganz so eindeutig ist, was mit der Play-Music-App danach passiert. Manche Smartphones nutzen sie als einzigen Music-Player auch für lokale Dateien, wobei die Streaming-Inhalte offline als DRM-geschützt zur Verfügung stehen. Zwar lassen sich Inhalte von YouTube Music genauso offline nutzen, aber man sollte zuvor den Speicher von Play-Music-Daten bereinigen. In jedem Fall muss man sich an die neue App YouTube Music gewöhnen und diese vor Allem installieren, denn YouTube, Kids und Music werden auf je eigene Apps aufgeteilt.

Musik-Shop wird ebenfalls eingestellt

Wer Musik bei Google zusätzlich oder alternativ zum Abo gekauft hat, wird sich künftig um die Lagerung selbst kümmern müssen. Gegen Ende des Jahres wird Google die Daten nicht mehr vorhalten, so dass man sich eine Sicherung des Google-Archivs laden muss. Das funktioniert im Google-Konto, alternativ lässt sich unter diesem Link, Abo vorausgesetzt, die Mediathek inklusive Playlisten auf einen Klick umziehen. Dazu zählen natürlich auch Käufe, die einfach nach YouTube Music kopiert werden und im Google-Archiv landen. Ob auch Videodateien akzeptiert werden, habe ich noch nicht ausprobiert.

Musik-Käufe lassen sich bis September im Play Store noch durchführen und mit Play Music laden, danach ist allerdings Schluss und Vorbestellungen werden kostenfrei storniert und nicht mehr ausgeführt. Das ist sehr schade, weil Google immer günstiger als Apple war und MP3-Datein mit 320 KBit/s ausgeliefert hat. Amazon Music ist für mich keine Alternative, denn zum Download wird inzwischen die App vorausgesetzt und die Dateien werden immer noch als VBR verkauft, was im Direktvergleich zu hörbaren Verlusten geführt hat. So wird der iTunes-Store mit dem besseren HE-AAC (High Efficiency) als Alternative neben dem hochauflösenden Online-Shops übrig bleiben. Videos und Bücher sind davon nicht betroffen, wobei das nicht bedeutet, dass Google daran nichts ändern könnte.

Abo für beide Plattformen

Wer sich bereits für ein Laufzeit-Abo für Google Play Music entschieden hat, konnte ohnehin schon YouTube Music nutzen und muss nichts weiter tun, außer künftig YouTube Music zu nutzen. Das war bislang etwas undurchsichtig, weil Google die Abos getrennt vermarktet. So konnten Nutzer YouTube Music mit einem Premium-Abo genauso nutzen, wie Google Play Music. Das gilt aber nicht für alle Länder, so dass türkische Abonnenten beispielsweise noch nie Play Music nutzen konnten. Eine Rückfrage beim Support brachte Klarheit, es hängt von den jeweiligen Ländern ab und wer eines der beiden Musik-Abos gebucht hat, kann beide Dienste nutzen, sofern sie im jeweiligen Land angeboten werden. YouTube Premium enthält somit YouTube Music und Play Music.

Fazit

Ein Kurztest zeigte, dass mich derzeit YouTube Music abseits hochgeladener Titel nicht sonderlich begeistert. Die werkseitige Einstellung für Videos geht abseits des Bildschirmschoners auf den Akku und Datenverbrauch, mag aber gefallen, wenn man Musikvideos bevorzugt. Vorschläge und Empfehlungen klappen bei Spotify deutlich besser,während sich Apple Music ans eigene Universum anpasst und auch lokale Inhalte geräteübergreifend einbindet. Spotify ermöglicht kein Hochladen und es zeigt sich, das manche Rarität dort fehlt, bei YouTube gibt es immerhin auch nichtkommerzielle Anbieter. Für was man sich entscheidet, hängt vom jeweiligen Anspruch ab, hier mein Vergleich zwischen Apple Music und Spotify. Natürlich ist Googles Richtung schon konsequent. Es macht schließlich wenig Sinn, zwei Musikdienste anzubieten, aber den Shop hätte man immerhin behalten können. Kaufen lässt sich Musik jedenfalls über YouTube bislang nicht, die Konkurrenz im Streaming ist groß und die Preise zumeist vergleichbar. Wer Amazon Prime gebucht hat, kann vielleicht sogar ohne extra Streaming zurecht kommen. Dafür gibt es auch die Probemonate, so dass man sich selbst einen Eindruck über die jeweiligen Leistungen bilden kann, immerhin unterscheiden sich die Kataloge nicht maßgeblich.

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