Letzte Aktualisierung am 24. Juni 2022
Manche Dinge entwickeln sich einfach. So erstand kürzlich ein Freund auf eBay jenen Mixer vom Typ Vonyx STM2290 für rund 120 Euro. Kann das Ding was taugen, günstig und so viel drin? Das hat mich natürlich interessiert und so hat er ihn mir kurzfristig für einen Test überlassen. Auch für ihn natürlich interessant,, weil zurückgeben könnte er ihn noch, aber ist das wirklich nötig? Das will ich im Folgenden kurz beleuchten. Dabei ist der Markenname schon lustig, erinnert Vonyx gleichermaßen an Phonic, einen japanischen Hersteller von Mischpulten, wie das von mir getestete Celeus Tube, sowie ONYX, Mackies geschützte Marke für die speziellen ONYX-Preamps, wie sie im Mackie ProFX12v3 stecken. Vonyx bietet neben diesem Kleinmixer auch Aktivmonitore und größere DJ-Pulte an.
Worum geht es beim Vonyx STM2290?
Viele Mischpulte wie die oben verlinkten kommen mit Mikrofon- und Instrumenteneingängen daher, reine Line-Mixer sind inzwischen eher selten geworden. Das war in den 80er und 90er Jahren anders, typische 4-Kanal-Mixer kamen mit zwei Line- und Phono-Inputs, im besten Fall noch mit Mikrofoneingang, Talkover-Funktion und Equalizer, das Mischen von Musik stand damals im Fokus. Heute würden sich viele vermutlich für DJ-Controller und PC-Software entscheiden, was den Rückgang dieser Pulte erklärt. Zwar gibt es sie noch und auch in Kombination mit Controllern, aber dann etwas teurer auch als Rotary-Mixer. Live-Mixer bieten zwar Line-Inputs, aber bevorzugt Mic- und Instrumenten-Eingänge mit symmetrischen XLR-/Klinkenbuchsen und auf getrennten Kanalzügen, die für den Heimanwender eher weniger wichtig sind. Mir erging es damals ähnlich, meine kleinen Mixer der 90er hatten auch typischerweise zwei Phono-Eingänge mit Erdungsschraube, die ich Mangels Plattenspieler nicht nutzen konnte. Teurere Modelle von Soundcraft boten auch Umschalter der Inputs, was die Flexibilität natürlich erhöhte. Das Problem: Viele dieser Pulte entstammten den 80er Jahren, als CD-Spieler noch rar waren. Später gab es auch Mixer, deren Eingänge an einen Stereo-Receiver erinnerten: Tuner, Tape 1 und 2, CD, Phono, AUX, welche auch den Weg in die heimische Stereoanlage Dank RCA-Cinch-Buxen fanden. Auch typisch war ein Tape-Anschluss mit Monitorfunktion zum Aufzeichnen, heutzutage nutzt man dafür eher Pulte mit USB-Audio-Interface oder integrierter Recording-Funktion.
Als ich den Vonyx STM2290 anschließen wollte, fiel mir auf, wie wenig Geräte ich noch mit Line-Level besitze. Zum Test reichten mir daher ein Plattenspieler und Smartphone, sowie ein USB-Stick mit 128 GB meines Korg Pa1000 aus. Dabei wären noch einige CD- und DVD-Spieler vorhanden, sowie Synthesizer, deren Kopfhörerausgänge man mit Cinch-Klinke-Adapter nutzen könnte. Noch ein einfaches Mikrofon dran und der Spaß kann beginnen. Genauso einen Mixer hätte ich mir als Jugendlicher gewünscht, nur Line-Inputs, Crossfader, Equalizer, Mikrofonanschluss und Cue-Funktion (Vorhören). Heute hätte ich wohl keine Anwendung mehr dafür, aber wer nicht ausschließlich auf den Computer setzt und die Gartenparty rocken will, findet hier das passende Tool dazu. Podcaster werden dabei nicht angesprochen, so gibt es nur einen einfachen Mic-Preamp, , keinen Kompressor und bis auf acht eher weniger brauchbare Soundeffekte nach Rummelplatzmanier keine weiteren Spielereien. Mic-EQ und Talkover-Funktion hätte ich noch schön gefunden, eine USB-Schnittstelle wäre dabei eher Luxus.
Rundgang um das Vonyx STM2290
Neben dem Mixer selbst findet sich ein kompaktes Steckernetzteil mit Hohlstecker im Karton. Das Stahlblechgehäuse ist so breit wie das Schreibfeld einer PC-Tastatur und etwas tiefer, das Profil flach und nicht angewinkelt, die Höhe ohne Bedienelemente könnte rund 3 cm betragen. Alle unsymmetrischen Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite, als da wären Netzanschluss, Kopfhörerausgang, Main-Out, sechs Line-Inputs (jeweils Stereo) und eine große Klinke für das Mikrofon. Genau genommen könnte man von 13 Eingängen schreiben, wäre da nicht die Doppelbelegung. Das Gehäuse und Anschlussleiste sind gut verschraubt und wirken recht solide, die Beschriftung könnte manchen vielleicht etwas zu klein sein.
Die aufgeräumte Oberfläche erschließt sich auch ohne Handbuch schnell, wobei sich in der Mitte die Kanalzüge befinden. Die Taster sind robust und könnten lange halten, die Drehregler sind nicht ganz so exakt und wie ich das von vielen Pulten im unteren Preissegment kenne, unterscheidet sich ihr Drehwiderstand teils deutlich. Die Fader gehen in Ordnung und schleifen gelegentlich am Gehäuse. Die fünf kleinen Schieber für den grafischen Master-EQ haben keine Mittenrasterung und sind etwas fummelig. Zentral finden wir die Mixer-Sektion mit sechs Kanalzügen plus Master-Fader, rechts neben jedem Fader ist ein parametrischer 2-Band-EQ mit Mitttenrasterung untergebracht, darüber befinden sich je zwei Tasten. Links wird die Zweitbelegung aktiviert, rechts die Cue-Funktion mit zugehöriger, roter LED. Der Abgriff erfolgt vor dem Fader und jeweils nur für den aktiven Kanal, so dass alle Cue-Kanäle in gleicher Lautstärke über den Kopfhörerausgang ertönen. Unter der Mixer-Sektion finden wir links den Crossfader mit zwei seitlichen Tasten, so dass sich wahlweise Line 1 und 2 bzw. Line 3 und 4 mischen lassen. Der jeweils inaktive Kanal läuft dann direkt zum Main-Mix und muss mit dem zugehörigen Fader in der Lautstärke kontrolliert werden. Besser hätte ich es gefunden, wenn man fest die linken und rechten Fader überblenden könnte. Schaltet man im Betrieb die dem Crossfader zugeordneten Kanäle um, sollte man auch dessen Fader runterziehen, ansonsten wird er mit entsprechendem Gain direkt ausgespielt. Rechts unten befinden sich die acht Soundeffekte, die in der Tonhöhe und Lautstärke dem Mix beigemischt werden können. Sie werden beim Drücken und Halten endlos abgespielt und verursachen hörbares Aliasing, links daneben befinden sich die beiden zugehörigen Regler. Die Tasten sind fummelig, bleiben auch mal hängen und schmälern etwas den Gesamteindruck.
Über der Mixer-Sektion beginnt es links mit dem dedizierten Mic-Gain, rechts daneben die USB-A-Buchse und der Player mit hellroter LED-Anzeige. Als Weiteres sorgen 10 LEDs für eine Art VU-Meter, das zumindest einen groben Überblick über die Lautstärkeverhältnisse gibt. Daran schließt sich der 5-Band-EQ und Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang an, der zugleich auch für das Cueing genutzt wird. Rechts oben befindet sich der Power-Taster und darunter über dem Master-Fader die Taste für den Mono-Mix. Das ist für manche Situationen nützlich und so lassen sich faktisch die Stereo-Inputs kombinieren.
Das Vonyx STM2290 in der Praxis
Die sechs Kanäle sind wie erwähnt doppelt belegt. Line 1 teilt sich den ersten Kanal mit dem MP3-Player und der Bluetooth-Funktion, Kanal 2 hat zur Besonderheit, dass sich Line 2 auch zum Phono-Input mit Entzerrer umschalten lässt. Dieser ist dumpf und leise, daher eher unbrauchbar und erfordert Plattenspieler mit lauten DJ-Abnehmern, einen Erdungsanschluss gibt es nicht. Die übrigen Kanäle teilen sich auf Line 3 bis 6 auf, so dass maximal vier Kanäle gleichzeitig plus Mikrofon und Soundeffekt erklingen können, so ergeben sich die insgesamt acht Kanäle.
Der MP3-Player erweist sich als solider Spielpartner, kleine USB-Sticks beispielsweise mit langen Mixen wären durchaus sinnvoll. Er merkt sich die zuletzt gespielte Position, nach dem Einschalten des Pults beginnt er bei angestecktem Stick direkt am letzten Track. Mit der Mode-Taste lässt sich auf Bluetooth umschalten, hier steht nur der einfache SBC-Codec zur Verfügung, aber relativ latenzarm. Sehr schön ist, dass Play/Pause und Titelsprung auch im Bluetooth-Modus genutzt werden können (AVRCP), das Umschalten zwischen Bluetooth und Player geht recht schnell vonstatten. Ansonsten sollte man mit Master-EQ und EQ-Reglern der Kanäle nicht durcheinander kommen. Beide EQs kombiniert erfordern schon Fingerspitzengefühl, so dass unerfahrene Anwender besser nur einen benutzen sollten. Die Anpassung der Lautstärkeverhältnisse ist ebenso Übungssache, zumal man Bluetooth am Zuspieler zunächst regeln muss. Ist der Pegel zu laut, greift ein Limiter, ist er zu leise, werden störende Digitalartefakte des Players hörbar, was leider auch für den Kopfhörerausgang gilt. Hier zeigen sich dann doch einige Kompromisse, die aber die meisten Nutzer eher weniger stören dürfte. Ohne Recording-Ausgang muss man sich außerdem entscheiden, ob man den Main-Mix an Lautsprecher oder ein Aufnahmegerät übergeben will.
Fazit
Analoge Mischpulte sind auf gute Bauteile, Regler und Potis angewiesen, sofern sie lange halten sollen. Das Vonyx STM2290 hätte man sich in den 90er Jahren zu diesem Preis wohl kaum vorstellen können, heute Dank chinesischer Fertigung ist das möglich. Für das Geld bekommt man eine Menge Pult und wer vornehmlich verschiedene Tonquellen miteinander mischen möchte, findet hier das passende Gerät. Natürlich gibt es Abstriche, wie den Phono-Preamp, Störungen durch den Player, Artefakte bei der Wiedergabe und den Soundeffekten, aber dafür bekommt man auch etwas Komfort und könnte es beispielsweise auch vor einen RODE RODECaster Pro zur Erweiterung der Eingänge einsetzen. Die Audioqualität ist guter Durchschnitt und glänzt sicher nicht mit Transparenz und Offenheit, dafür aber lässt sich sogar ein leistungshungriger Kopfhörer wie mein Beyerdynamic DT 1990 Pro unangestrengt betreiben. Ein einfaches USB-Audio-Interface und Talkover-Funktion hätten mir besser als die wenig nützlichen Soundeffekte gefallen, aber das ist Geschmackssache und abgesehen davon macht man mit dem Kauf nicht viel falsch. Im Ergebnis bekommt man einen durchaus brauchbaren Line-Mixer für die Gartenparty, den man allerdings vor rauen Umwelteinflüssen schützen sollte.
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