Letzte Aktualisierung am 18. November 2020
Der Lautsprecherhersteller Nubert electronic GmbH ist schon über 44 Jahre am Markt und erst dieses Jahr in meinen Fokus gerückt. So testete ich die aktiven Standlautsprecher nuPro X-8000 aus Sicht des Tonschaffenden und habe meine Erfahrungen in diesem Artikel niedergeschrieben. Daraufhin wurden wir eingeladen, uns die Nubert Firmenzentrale und das Ladengeschäft anzuschauen, dies ließen Carsten und ich uns natürlich nicht entgehen und so entstand ein spannender Podcast mit interessanten Interviews.
Die nuPower A als analoge Endstufe in Verbindung mit der nuPyramide 717 markiert das obere Ende des Sortiments. Schon länger angekündigt wurde der nuConnect ampX, ein digitaler Stereo-Vollverstärker mit reichhaltiger Ausstattung, der inzwischen lieferbar ist. Um ihn zu testen, müssen passive Lautsprecher her und so wählte ich mithilfe von Herrn Steidle die nuLine 264 aus. Weil mir diese Auswahl jedoch nicht ganz so leicht fiel, möchte ich in diesem Artikel nicht nur auf die Lautsprecher selbst eingehen, sondern die verschiedenen Serien vorstellen und mit Bildern von unserem Besuch schmücken. Im nächsten Artikel geht es schließlich um den nuConnect ampX, jetzt bleiben wir erstmal analog. Ein Dank gilt an dieser Stelle Herrn Steidle, der mir mit einigen Fotos aus dem Ladengeschäft ausgeholfen hat.
Hier könnt Ihr die Nubert nuLine 264 direkt bestellen.
Unser Besuch bei der Nubert electronic GmbH
Am 2. August 2019 war es soweit und wir fuhren gegen sechs Uhr in der Früh von Mittelhessen ins schöne Schwabenländle, genauer in den Ostalpkreis in die Kleinstadt Schwäbisch Gmünd, die mit über 61.000 Einwohnern recht ländlich geprägt ist. Zunächst führte unser Weg in die Goethestraße 69, hier befindet sich das Ladengeschäft und die Hörräume, das war auch der ursprüngliche Firmensitz der Nubert electronic GmbH. Nach einem ausführlichen Hörtest ging es nach dem Mittagessen mit zünftigen Maultaschen in die Nubertstraße 1, hier befindet sich die Firmenzentrale. Im Eingangsbereich wird man direkt mit Lautsprechern begrüßt, die nuHistory gibt einen spannenden Einblick in die Anfänge.
Nach der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2016 musste aufgrund der massiven Schäden ein neues Lager- und Logistikzentrum errichtet werden. Dies befindet sich in der Nubertstraße 1 auf zwei Ebenen, im Erdgeschoss ist das Lager untergebracht. Hier können zum Verladen die Lastwagen direkt einfahren, auch werden hier defekte Lautsprecher entgegen genommen und repariert.
Im Obergeschoss befindet sich auch das hauseigene Callcenter, wobei hier auch für den notwendigen Ausgleich gesorgt wird. Denn was uns nicht minder beeindruckt hat ist das Arbeitsklima, das ebenso ehrlich wirkt, wie die Lautsprecher selbst. Dem inzwischen 70jährigen Günther Nubert scheint das Wohl seiner Mitarbeiter persönlich am Herzen zu liegen, Tradition verpflichtet eben und so stelle ich mir ein mittelständisches, deutsches Unternehmen vor.
Neben dem „nuKicker“ steht den Beschäftigten ein Fitness- und Ruheraum zur Verfügung. Ruhig geht es auch im Folgenden zu, wenn auch aus anderen Gründen.
Denn zum Bau hochwertiger Lautsprecher braucht es Möglichkeiten, um diese zu testen und das Fertigungsergebnis messtechnisch zu überprüfen. Dies ist der Halbraum, der klanglich aufgrund der extremen Dämmung schon im Podcast beeindrucken konnte. Hier werden die Lautsprecher auf Herz und Nieren gemessen und geprüft.
Die Akustik ist vor Allem auch wegen der Raumhöhe sehr faszinierend. Je nach gewünschter Messung lässt sich der glatte Boden, deshalb Halbraum, mit Dämmmaterial auslegen. Die gigantische Größe ist auch nötig, damit auch massive Schallwandler geprüft werden können und die Dämmung entspricht einem sehr hohen Wirkungsgrad.
Serienüberblick
Experimentieren ist alles, so übertrifft die nuGigante selbst eine nuPyramide 717. Es wurden sogar einige Exemplare ausgeliefert und beide genannten Lautsprecher dürfen als Ausnahmen gelten, zumal sie sich auch nicht in die drei Serien nuVero, nuLine und nuBox einreihen lassen. Diese sprechen verschiedene Kundengruppen an, die aber nicht primär an der Kaufkraft sortiert werden. So ist jeder Nubert-Kunde wichtig, wie mir Rüdiger Steidle bei unserem Besuch versicherte, das entspricht auch unserem Eindruck. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die im Folgenden genannten Preise immer nur einen einzelnen Lautsprecher betreffen.
Die hier gezeigte nuVero 170 Exklusiv im speziell dafür eingerichteten Hörraum mit Wohnzimmeratmosphäre ist das Spitzenmodell der Serie. Der Stückpreis beträgt 4.450 Euro für die optisch aufgewertete Variante in Gold oder Silber mit Kunstlederbezug, das ist für einen der teuersten Lautsprecher eines Herstellers vergleichsweise günstig. Sie braucht aber auch den passenden Abhörraum, bestenfalls mit hoher Raumdecke und sollte auch frei aufgestellt werden, damit sie ihre Qualitäten voll entfalten kann. Gerade das ist aber in normalen Wohnräumen oft nicht möglich und so sind Kompromisse nötig, wobei wichtig ist, dass sich der Hochtöner auf Höhe der Ohren befindet. Im Optimalfall sind das etwa 80 cm, weshalb Standlautsprecher nicht viel niedriger sein sollten, Regalboxen auf Stativen sind ein vernünftiger Kompromiss. Obwohl das Volumen eines Lautsprechergehäuses schon über den Tiefgang entscheidet, sollte man sich davon alleine nicht beeindrucken lassen. Die Treibergröße, Raumakustik, Einrichtungsgegenstände, Textilien und auch die angeschlossene Elektronik nehmen ebenso Anteil daran, ansonsten könnten kompakte Studiomonitore die Marke von 36 Hz Tiefgang kaum erreichen. Umgekehrt kann ein voluminöser Standlautsprecher in einem kleineren Raum zum Dröhnen führen (Raummoden) und muss dann im Bassbereich abgeschwächt oder anders platziert werden. Besonders bei der nuVero 170 ist übrigens die D’Appolito-Anordnung der Treiber. Hierbei gruppiert sich alles um den Hochtöner, der sich in der Mitte des Klangfeldes befindet, dadurch erreicht man eine homogenere Abstrahlung und kann den Raum besser anregen.
Die nuVero- und nuLine-Serien verfügen über Bi-Wiring-Anschlussterminals zum Auftrennen der Signalwege und Klangwahlschalter, die auf Wunsch den Bass vermindern und die Höhen brillanter oder gedämpfter klingen lassen. Das erlaubt je nach Aufstellsituation und Hörempfinden eine einfache Klanganpassung. Die Hochtöner sind asymmetrisch angeordnet, so dass es je linke und rechte Boxen gibt. Die Advanced Tuning Module, kurz ATM, sind optionale Erweiterungen, die in den Signalweg eingeschliffen werden und das Klangverhalten anpassen, so dass sich vor Allem der Tieftonbereich erweitern lässt, bei der nuLine 264 werden 31 statt 35 Hz angegeben. Mich hat übrigens die nuVero 60 sehr begeistert, deren Klangcharakter gar nicht so weit weg von den Standmodellen liegt und auf den passenden Ständern eine sehr gute Figur macht. Das sieht Firmengründer Günther Nubert übrigens ähnlich, laut Herrn Steidle ist die nuVero 60 seine Lieblings-Box.
„High-End erschwinglich“ lautet das Motto von nuVero und trifft gewissermaßen zu, auch wenn ich diesen Begriff als solchen ziemlich abgenudelt finde und es genau wie bei HiFi keine wirklich verbindliche Definition gibt, was als High-End anzusehen ist. Der Preis wäre natürlich eine Größe, aber gerade hier zeigt nuVero, wie viel Klang man für vergleichsweise wenig Geld bekommt. Überschlagen wir doch mal, zwei nuVero 170 Exkludsiv mit Abdeckkappen für die wegfallende Frontbespannung, fünf Meter Premium-Lautsprecherkabel, nuPower D Digitalendstufe, Verbindungskabel und nuControl 2 Vorverstärker kosten in meinem Warenkorb 13.594 Euro, dafür bekommt man anderswo nicht mal einen Lautsprecher gezeigt. Teurer geht es natürlich auch mit der nuPyramide 717 und zwei nuPower A, aber man muss es schließlich nicht übertreiben. Klingt jedoch gut, davon konnten wir uns selbst überzeugen. Preislich beginnt es mit der nuVero 60 für 785 Euro, die nuVero 170 ohne Exklusiv-Ausstattung ist für 3.700 Euro zu haben.
Die nuLine markiert die Mitte und liegt klanglich nach meinem Eindruck gar nicht so weit von der nuVero entfernt. Hier wird auf die seitlichen Klangsegel verzichtet, dabei wird die Schallwand etwas über das Gehäuse gezogen und wirkt wie eine abgesetzte Frontplatte. Das begünstigt das Abstrahlverhalten und mindert Brechungen an Gehäusekanten. Die nuLine-Serie ist klassisch elegant gehalten und auch in Echtholzfurnier erhältlich, dadurch wirken die Boxen etwas wohnlicher und weniger technisch. Bei der nuLine-Serie sind die Hochtöner ebenfalls asymmetrisch angeordnet und in manchen Modellen ist ein Flachmembranmitteltöner verbaut. Dieser begünstigt das Abstrahlverhalten zu Gunsten des Hochtöners, ist allerdings auch eine technische Herausforderung. Die Treiberanordnung soll dabei Interferenzen minimieren und für ein homogenes Abstrahlverhalten sorgen. Deshalb ist der Hochtöner asymmetrisch nach Innen ausgerichtet, was gerade der Aufstellung in Raumecken entgegen kommt und sich dadurch der Abstand zu den Seitenwänden leicht vergrößert. Ungewöhnlich ist das dennoch, so zeigen bei quer liegenden Studiomonitoren die Mittel- und Hochtöner stets nach außen. Bei einem mittelgroßen Abstand der Lautsprecher zueinander ist dieser geringe Versatz absolut unkritisch. Optisch ist die Gehäuseform mit den abgerundeten Kanten zur nuPro-Serie recht ähnlich, auch wenn die Längskanten der nuPros deutlicher gerundet sind. Zur schlichten Eleganz der nuLine-Serie tragen auch die leicht gewölbten Frontgitter aus Metall bei, diese sind auf die Gehäuse aufgesteckt und schweben regelrecht vor der Schallwand. Wie in allen Serien gibt es auch bei nuLine kompakte und Standlautsprecher, wobei die kleineren Baureihen stets von den höherwertigen technisch profitieren, gespart wird daher nicht am Klang. Los geht es mit der nuLine 34 für 335 Euro und endet bei der nuLine 334 für 1.255 Euro, darüber hinaus gibt es in allen Modellreihen Subwoofer und Lautsprecher für den Mehrkanalbetrieb. Die nuLine 264 liegt dabei mit 785 Euro preislich im Mittelfeld und als Standbox auf der Höhe der nuVero 60.
Die nuBox ist die solide Einstiegsklasse, klangliche Unterschiede zur nuLine-Serie fallen subjektiv etwas deutlicher auf, vor Allem im Hochtonbereich. Ausnahmen sind die nur 2019 erhältlichen Sondermodelle nuBox 325 und 425 Jubilee, die ich gerne getestet hätte, aber ich war etwas zu spät und es stehen nicht mehr alle Farbvarianten zur Verfügung. Ausnahmen sind sie auch deshalb, weil sie technisch auf der nuLine 34 und 84 aufbauen, jedoch in nuBox-Gehäusen stecken. Diese verfügen zwar über Klangwahlschalter, bis auf die Jubilee-Modelle nicht aber über Bi-Wiring-Terminals, auch lässt sich keine Klanganpassung vornehmen. Wer dies nicht braucht oder einen Verstärker zur Klanganpassung nutzt, wird das auch nicht vermissen. Die Gehäuse der nuBox sind recht kantig und die Stoffbespannung wird vorne aufgesetzt. Ich würde das solide nennen, immerhin ist die Gehäusefertigung ein nicht unmaßgeblicher Kostenfaktor bei einem Lautsprecher. Wem Budget wichtig ist und zum günstigen Preis eine verhältnismäßig gute Klangqualität gesucht wird, findet hier alles von der kleinen Regalbox bis zum voluminösen Kracher. Schaut man sich die Preisgestaltung an, geht es mit der nuBox 313 für 159 Euro los, mit der nuBox 383 für 219 Euro bekommt man sehr kompakte 2-Wege-Boxen mit überraschend gutem Klang. Am oberen Ende rangiert die nuBox 683 für 549 Euro als massiver Standlautsprecher.
Nubert bietet auch verschiedene Soundbars an, diese sind stets aktiv und je nach Typ in nuBox und nuPro untergliedert. Ganz neu die nuBox A-125, teilaktive Kompaktlautsprecher mit Soundbar-Technik und interessant für Anwender mit wenig Stellplatz, für die das Stereobild einer Soundbar zu eng klingt. Wer ein Heimkino ausstatten will, kann sich in allen Serien bedienen oder auch kombinieren. Wand- und Dipol-Lautsprecher gibt es in verschiedenen Preisklassen, schlussendlich entscheidet der Höranspruch und das Budget. Wer häufig Stereo hört, wird sich daher die besseren Frontlautsprecher zulegen und bei den Surround-Boxen besser sparen.
Der Leitspruch „ehrliche Lautsprecher“ wird in allen Serien nach Möglichkeit umgesetzt, wobei die Kompromisslosigkeit natürlich nur im oberen Preisbereich zu finden ist. Die nuLine 264 zeigt sehr schön, wie das gelingt und wie sinnvoll die Abstriche gewählt wurden. Was im Studioalltag Pflicht ist, ist in HiFi-Kreisen die Kür und stößt nicht immer auf Zuspruch. Als Besonderheit würde ich es daher sehen, dass Nubert diesen Anspruch auch im unteren Preissegment versucht, voran natürlich bei den nuPros. Ich habe mich schon oft mit Tonschaffenden über dieses Thema unterhalten. Manche bevorzugen generell eine gewisse Neutralität, andere unterscheiden zwischen Arbeit und Spaßfaktor. Das lässt sich vielleicht mit Autos gut vergleichen, so hat ein vollausgestatteter SUV ebenso seinen Reiz wie ein schneller Sportwagen, doch entscheidet weniger die Qualität, sondern vielmehr der individuelle Geschmack. Für Lautsprecher gilt das ebenso, den perfekten Klang gibt es allerhöchstens in der Theorie. Allerdings gilt, dass je linearer der Frequenzgang abgebildet wird, umso einfacher lassen sie sich mit einem Equalizer verbiegen. Boxen mit einer Klangsignatur behalten dabei nicht immer ihre Musikalität, das spiegelt zumindest meine Erfahrung wieder.
Die nuLine 264 ausgepackt
Bei der nuPro X-8000 hatte ich das Auspack-Erlebnis nicht dokumentiert, weshalb ich das bei der nuLine 264 nachholen will. Während ich schon Boxentrümmer aus der kurzen Seite eines Kartons gezogen habe, hat man sich bei Nubert die richtigen Gedanken gemacht und die Lautsprecher so verpackt, dass man sie nicht nur aus-, sondern auch wieder einpacken kann. Das ist bei Nichtgefallen nach dem vierwöchigen Testzeitraum oder beim Wiederverkauf nötig, während der fünfjährigen Garantiezeit verschickt Nubert wohl auch Abholkartons. Ich hebe Originalverpackungen nach Möglichkeit auf, aber wer den Platz nicht hat, kann den Karton somit bei Gefallen der Boxen entsorgen.
Wo oben ist, kann man neben der eindeutigen Beschriftung auch am Aufkleber „Made in Germany“ erkennen. Die nicht nur von mir verhassten Plastikbinder, die man durchschneidet und nie richtig in den Abfalleimer bekommt, sind bei dem Gewicht der Kartonagen von vielleicht 25 kg sehr sinnvoll. Die Verpackung selbst ist zugetackert und lässt sich mit etwas Gewalteinwirkung einfach aufklappen. Als Erstes findet man die Anleitung, die Neulingen direkte Aufstelltipps gibt. Überhaupt ist es erstaunlich, wie Nubert zugleich Einsteiger und Fortgeschrittene bedient und so lässt die Lektüre auch keinen Zweifel daran, dass der Hersteller etwas von dem versteht, was er verkauft. Bei manchen Traditionsherstellern hat man diesen Eindruck heute jedenfalls nicht mehr. Wer sich direkt beim Bestellen die Anleitung online zu Gemüte führt, weiß schon im Vorfeld, was er zu erwarten hat.
Die 21 kg schwere Box ist in einer Plastiktüte verpackt, meine nuPro X-8000 war zugegeben etwas edler in Stoff gehüllt. Sei es drum, die Verstärkungen aus dem Karton genommen lässt sich die Box auch mit einer Person entnehmen, Nubert selbst empfiehlt zwei. Alleine ging das allerdings ganz gut, Karton auf die Seite legen, Lautsprecher vorsichtig heraus ziehen und darauf achten, dass die Metallhaken nicht das Furnier verkratzen. Dann das untere Styropor untergeschoben und die Traversen montiert, fertig. Die Schrauben mit Unterlegscheiben aus Kunststoff bestehen aus Edelstahl, ebenso der Sechskant, das ist vorbildlich und bei vielen Möbelhäusern nicht selbstverständlich.
Beim Aufrichten der Box ist Vorsicht geboten, so dass sie nicht wegrutscht oder die Traversen den Boden beschädigen. Damit man die Filzgleiter nicht abrubbelt, empfiehlt sich ein Mikrofasertuch bei Glattböden, so habe ich sie an den Aufstellort mühelos geschoben. Unebene Fliesen können durch Herausdrehen der einzelnen Füße ausgeglichen werden. Und noch etwas war im Karton der linken Box zu finden, ein Nubi-Männchen. Ganz nette Idee und leider kein Teil meiner nuPro-Verpackung.
Die Technik
Die nuLine 264 ist wirklich sehr schlank, lediglich 15 cm ohne und 21,5 cm mit Traverse schmal, knapp einen Meter hoch und 27 respektive 28,5 cm mit Frontgitter tief. Insgesamt fünf Treiber finden sich in der Schallwand, bei der nuLine 244 sind es entsprechend vier. Sie ist etwas niedriger und verzichtet auf den Glasfaser-Flachmembran-Mitteltöner und arbeitet deshalb als Zweieinhalb-Wege-System, weil einer der Tieftöner den Mitteltonbereich übernehmen muss. Die drei Longstroke-Tieftöner mit Polypropylenmembran messen wie der Mitteltöner je 12,3 cm, das ist ausreichend Membranfläche für tiefe Bässe bis 35 Hz. Die nuLine 284 geht bis 33 Hz und bietet mit je 15 cm etwas mehr Fläche, ist mit 975 Euro aber auch teurer. Der Hochtöner aller Lautsprecher ist mit 26 mm quasi ein Zoll messend und wie häufig eine Seidengewebekalotte. Die nuLine 264 erschien mir als preislich vernünftiger Kompromiss, schlanker als die nuLine 284 und tendenziell besseres Auflösungsverhalten als die nuLine 244. So wird sie von Nubert im Übrigen auch beworben, da fände ich die nuLine 334 fast spannender. Im Hörraum in Schwäbisch Gmünd sind nach meiner Erinnerung die Unterschiede zwischen nuLine 264 und 284 auch nicht so groß gewesen, während die nuLine 334 etwas wuchtiger aufspielt.
Dies ist der linke Lautsprecher mit dem nach rechts versetzten Hochtöner. Somit ist unbedingt darauf zu achten, welche Box wo aufzustellen ist.
Hier das rechte Pendant, das natürlich in allen weiteren Punkten der linken Box entspricht. Das gilt auch für die Schutzgitter, die dezent vor der Front schweben und von daher die Treiber etwas schützen. Wie bei allen Serien ist der Hochtöner zusätzlich hinter einem Gitter gesichert.
Das Anschlussterminal bietet vier Schraubklemmen, die auch Bananenstecker aufnehmen können. Ohne diese lassen sich die Kabel dezent von Unten einschieben. Die beiden soliden Kippschalter befinden sich je zwischen den Klemmenpaaren und erlauben im unteren Fall die Bassabsenkung, im oberen Fall lässt sich der Hochtonanteil vermutlich um jeweils 2 dB anheben oder absenken. Beides kann, muss aber nicht dem Hörideal entsprechen, somit ist Ausprobieren gefragt. Unten auf der Rückseite befindet sich ein Bassreflexrohr, so dass ein ausreichender Abstand zur Rückwand sinnvoll ist. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, die Treiber sitzen akkurat in der Schallwand, die Nussbaumoptik mit der Holzmaserung vermittelt Wohnzimmeratmosphäre. Die nuLine-Serie ist hin und wieder in besonderen Farben erhältlich, neben der Holzoptik sind die Mehrschichtlackierungen in Schwarz oder Weiß die Standardfarben. Genau an diesen habe ich mich aber langsam satt gesehen und so kam mir die klassische Optik gerade recht.
Die Beipackstrippen mit 0,75 mm² Querschnitt werden von Nubert nur für den Notfall empfohlen, da machen schon bessere Kabel Sinn, hier die nuCable LS Studioline eingeschraubt in Nubert-Steckern. 2,5 mm² sind bei kurzen Strecken mehr als ausreichend, der blindenfreundlich fühlbare Unterschied der runden und quadratischen Ummantelung hat auch nicht jeder. Sechs Euro kostet der Meter, ein fairer Preis für ein gutes Kabel. Den Unterschied hört man sofort, im Hochtonbereich hat nach einigen Stunden Einspielzeit der Klangcharakter mächtig zugelegt.
Der Klang
Die nuLine 264 zeigt einerseits, was in dieser Preisklasse alles machbar ist. Die tonale Ausgewogenheit und Räumlichkeit ist ihre Stärke, der Tiefgang gemessen am schlanken Formfaktor kann beeindrucken, wenn die Musik über knackscharfe Bässe verfügt. Druck erzeugt auch der lange Hub der drei Tieftontreiber. Wem das nicht reicht, verwendet die Klangeinstellung am Verstärker. Langweilig klingt sie keineswegs und die Präzision kann hingegen bei schlechten Codecs beim Internet-Radio fast schon störend auffallen. Die zuschaltbare Brillanz der Hochtonwiedergabe konnte mich persönlich nicht überzeugen, aber dies ist wie erwähnt reine Geschmackssache und eine Möglichkeit zu haben ist besser, als wenn sie fehlt. Gleiches gilt für die Bassabsenkung, die konstruktionsbedingt eher nicht nötig ist und allenfalls bei der WG-Party dabei hilft, die Box nicht zu überfahren. Am nuConnect ampX spielt sie auch leise sehr nuanciert auf, hier sind die kleinen Tieftonchassis sogar ein Vorteil und können ausreichend flink reagieren.
Auf der anderen Seite kann ein schlanker Standlautsprecher in dieser Preisklasse nicht ohne Kompromisse auskommen, das wird besonders bei Grenzen deutlich. Beginnend bei sehr hohen Pegeln jenseits der 100 dB, wenn die Lautstärke selbst schon unangenehm wird. Dann beginnen Transienten zu verwaschen und Mittel- und Hochtöner neigen zum Kreischen. Ein möglicher Maximalwert gibt Nubert zwar nicht an, jedoch einen Wirkungsgrad von guten 84,5 dB. Im Zweifel kann der Hochtonschalter der nuLine helfen und die Belastungsgrenzen etwas verschieben. Gegen Überlastungen sind alle Treiber übrigens mit jeweils selbstrückstellenden Sicherungen geschützt, so dass man im Prinzip nichts kaputt machen kann. Laut den Entwicklern greifen diese allerdings so gut wie gar nicht, bevor dem Treiber was passiert, ist der Verstärker hinüber. Natürlich werde ich das aus verständlichen Gründen nicht nachprüfen, bei Nubert macht man solche Versuche jedoch hin und wieder, somit müssen die es auch wissen.
Am unteren Ende des Frequenzspektrums bleibt die nuLine 264 bis zu den angegebenen 35 Hz absolut unauffällig, wobei sie sogar einen Sweep bis 30 Hz noch sauber abbildet und es erst bei 27 Hz zu hörbaren Nebenschwingungen kommt. Meine Herausforderung dafür ist immer „Limit to Your Love“ von James Blake, das über einen brutalen Wobble-Bas verfügt und wir uns in Schwäbisch Gmünd auf allen Serien anhören durften. Hier kommt die nuLine 264 tonal an ihre Grenzen, das kann die Teufel Ultima 40 Aktiv der ersten Generation etwas besser, die allerdings durch das größere Gehäusevolumen im Vorteil ist. Was allerdings die Abbildung des schnellen LFOs betrifft, überzeugt die nuLine 264 auch hier mit ihrer konturierten Wiedergabe. Bei normalen Tiefbässen, wie man sie beispielsweise in „Hey Now“ von London Grammar hört, gelingt ihr ein überzeugender Auftritt. Richtige Stärken zeigt sie bei organischer, hochauflösender Musik, die sie mit einer tonal überzeugenden Abstimmung so luftig präsentiert, als säße das Orchester mitten im Raum. Ich halte zwar nicht viel von solchen Verbalschwurbeleien, aber lässt sich so am besten beschreiben, wenn sich das Klangbild von zwei Lautsprechern im Stereoverbund förmlich löst, das sollte im Optimalfall auch so sein. Bis auf die erwähnten Extreme gab sich die nuLine 264 keine Blöße und kann sogar Fehler im Mix überraschend gut herausstellen. Kurz um machen sie Spaß, egal ob zum konzentrierten Zuhören oder nebenbei zur Beschallung. Sie kann alles und das fast immer richtig, Musikhören macht mit ihnen einfach Spaß. Basswunder sind sie hingegen nur, wenn man ihr schlankes Profil mit berücksichtigt.
Wie ich es im Vorfeld vermutet habe, ist genau diese Bauweise für nicht optimale Aufstellsituationen sehr gut geeignet und während die Boxen frei positioniert ihre Maßstäbe setzen, hält sich ein qualitativer Abfall in eckennaher Position doch sehr in Grenzen. Bässe wirken nicht aufgeblasen oder stark überbetont und behalten zumindest in meinem Fall ihre strukturelle Klarheit. Die nuPro X-8000 ist diesbezüglich problematischer, so bewegt sie allerdings auch deutlich mehr Luft auf Subwoofer-Niveau. Übrigens lässt sich die Schwäche bei der Abbildung von Subbässen mit einem Subwoofer lösen, der nuLine AW-600, AW-1100 oder der neue nuPro XW-900 könnten der nuLine 264 bei einer Crossover-Frequenz von etwa 31 Hz gut unter die Treiber greifen.
Fazit:
Der nuLine 264 von Nubert ist ein sehr schlanker und optisch ansprechender Lautsprecher mit asymmetrischer Treiberanordnung. Die drei Langhub-Chassis mit dem rückseitigen Bassreflexrohr versprechen einen Frequenzgang bis runter auf 35 Hz. Das schaffen sie auch, wenn der Tonschaffende in seinem Werk auch tiefe Bässe vorgesehen hat. Wer hingegen HiFi-Sound und Subwoofer gewöhnt ist, wird sich umstellen müssen, denn wie alle Lautsprecher aus dem Hause Nubert sind auch die nuLine 264 weitgehend neutral abgestimmt. Wer es hingegen krachend mag, kann entweder mit einem Subwoofer aushelfen oder muss auf die schmale Bauweise verzichten und zur nuLine 284 oder 334 greifen. Gemessen daran leistet sich die nuLine 264 kaum Blößen, lediglich Frequenzen unter 30 Hz und extrem hohe Lautstärkepegel machen ihr zu schaffen. Aber ganz ehrlich, dafür sind sie nicht gemacht und sie können trotzdem tiefer, als das Datenblatt vermuten lässt.
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