Es ist schon eine Weile her, dass Mackie die ersten In-Ears MP-120, MP-220 und MP-240 vorstellte, die ich in diesem Artikel miteinander verglichen habe. Dabei konnten mich die MP-240 besonders überzeugen, ein neutrales Klangbild mit druckvollen Bässen und gutem Tragekomfort. Das Lineup wurde dann um die Modelle MP-320, MP-360 und MP-460 nach Oben hin abgerundet. Mit dem Wissen, dass IEMs ziemlich teuer sein können und die Miniaturisierung gerade mit mehreren Treibern recht komplex ist, war ich doch gespannt, ob sich der Aufpreis wirklich lohnt. Zum Test liegen mir die MP-460 vor, die mit rund 500 Euro pro Pärchen inklusive Zubehör rund doppelt so viel als die MP-240 kosten, der MP-BTA kann als Option nachgerüstet werden und ist nur mit den günstigen In-Ears im Paket erhältlich. Ob Kabel oder drahtlos hat man somit die Wahl und bleibt flexibel. Schauen wir mal, ob sich der Aufpreis lohnt.
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Die Mackie MP-460 im Detail
Betrachtet man die Kartonage, sind die äußeren Unterschiede zu den kleinen Modellen nur in Details auszumachen. Dieselbe Klappschachtel mit Foamschaum-Einsatz umschließen die Mackie MP-460 nebst Zubehör, das besonders üppig ausfällt. Die In-Ears der gehobenen Serie unterscheiden sich von den Einsteigermodellen lediglich durch ein transparentes Gehäuse, das bei MP-120, MP-220 und MP-240 in glänzendem Schwarz gehalten ist. Neben vier unterschiedlichen Ohrpassstücken in jeweils drei Größen aus Silikon und Foam-Schaum finde ich neben einem Putztuch noch ein Reinigungswerkzeug und ein weiteres Anschlusskabel mit Fernbedienung für Smartphones mit drei Tasten und Mikrofon. Während unter Android früher nur die eine Taste funktionierte, lassen sich inzwischen alle drei Tasten auch für die Lautstärke verwenden. Per MMCX-Stecker werden die beiden Anschlusskabel und das Bluetooth-Modul schnell ausgetauscht. Das etwas steifere ist mir von den MP-240 bekannt und kommt inklusive Klinkenadapter, auch die Hartschalenbox mit Aufhängeöse ist identisch.
Die wirklichen Unterschiede findet man in den Ohrhörern selbst, so arbeitet der MP-120 mit einem dynamischen Treiber, der MP-220 mit derer zwei und der MP-240 ist hybrid mit einem dynamischen und einem BAR-Treiber bestückt. Der MP-320 arbeitet mit drei dynamischen Treibern, der MP-360 mit drei BAR-Treibern, mit etwas mehr Zubehör und gleich vier BAR-Treibern markiert der MP-460 die Spitze des Lineups.
Während dynamische Wandler der In-Ears an verkleinerte Kopfhörertreiber erinnern, arbeiten Balanced-Armature-Treiber zwar technisch ähnlich, sind jedoch anders aufgebaut und bieten nicht nur Vorteile. Sie sind zwar sehr empfindlich, haben einen hohen Wirkungsgrad und reagieren präzise auf die anliegende Spannung, ihr Arbeitsbereich ist allerdings begrenzt. Aus diesem Grund werden mehrere BAR-Treiber eingesetzt, die je einen Teil des Frequenzbereichs abdecken. Je kleiner dieser gefasst ist und je mehr Treiber genutzt werden, umso besser ist das Ergebnis. Technisch wird die winzige Membran von einem Pin bewegt, der seinerseits von einem Anker (Armature) angetrieben wird. Das ist eine mit Draht umwickelte Miniaturspule, die frei in einem Permanentmagnetfeld schwebt. Liegt Spannung an, lenkt sie aus und bewegt die Membran, diese muss recht steif sein, damit der Anker nicht vom Magneten angezogen wird. Die Herstellung ist entsprechend aufwendig und BAR-Treiber finden in besseren In-Ears fast ausschließlich Anwendung.
Von den Mackie MP-240 kenne ich das etwas schwierige Austauschen der Ohrpassstücke, dazu ist viel Geduld und Fingerspitzengefühl nötig, bei mir passen die kleinsten Foam-Polster sehr gut. Diese nutze ich inzwischen ausschließlich meist von Comply, aber die mitgelieferten von Mackie erreichen dieselbe Qualität. Die Gehäuse der Mackie MP-460 sind bis auf die Farbe identisch, auch Gewicht und Haptik unterscheiden sich kaum. Ob links oder rechts erkennt man am Anschluss, dieser muss nach vorne oben zeigen. Die Kabel verlaufen oberhalb der Ohrläppchen nach Hinten und halten die In-Ears selbst bei hektischen Bewegungen gut fest. Eine aktive Geräuschunterdrückung brauchen sie nicht, denn die Polster isolieren so gut, dass selbst laut aufgedrehte Studiomonitore richtig leise klingen. Bis 40 dB Dämpfung werden angegeben, damit sind sie absolut roadtauglich.
Angesichts des vielen Zubehörs ist die bekannte Aufbewahrungsbox eigentlich zu klein, so dass nur die In-Ears mit Kabel hinein passen, bestenfalls noch mit Bluetooth-Adapter. Die Schachtel ist als Aufbewahrung für das Zubehör recht nützlich. Das gedrehte Headset-Kabel wirkt sehr edel und die Fernbedienung ist ebenfalls solide gearbeitet, einmal angesteckt kriegt man es jedoch kaum wieder ab. Das dreipolige Kabel ist etwas steifer und wie erwähnt zu den günstigen In-Ears identisch. Technisch handelt es sich bei den MP-460 um ein 3-Wege-System, die Empfindlichkeit wird mit 118 dB angegeben, die Impedanz mit 15,5 Ohm.
Hörtest der MP-460
Eines kann ich vorausschicken, einen klanglichen Unterschied zwischen MP-240 und MP-460 gibt es und dieser ist deutlich hörbar. So wirkt die Abstimmung der MP-240 etwas bassbetonter, die MP-460 sind klarer und aufgelöster in den Höhen. Dabei fällt die präzisere Abbildung im Grundtonbereich positiv auf, ebenso reagieren sie sehr empfindlich und zeichnen feinste Details deutlich ab. Aber, auch das gehört zu meinen Erfahrungen, sie erreichen in den Höhen nicht die Brillianz meines Beyerdynamic DT 1990 Pro und erst recht nicht den AKG K812. Letzterer klingt vor Allem im Hochtonbereich eine deutliche Spur feingezeichneter und klingen insgesamt heller. Wenn man jetzt aber den Größenunterschied mit einbezieht und auch die Apple AirPods Pro, wird sehr schnell deutlich, warum gute In-Ears kostspielig sind. Die AirPods Pro mit dem dynamischen Treiber sind vor Allem in Präzision und Neutralität unterlegen, organische Musik mit viel Komplexität überfordern sie ebenso, wie rockige Gitarren und Transienten bei Becken und Hi-Hat. Oberflächlich kann man damit im Alltag natürlich auskommen, aber im Vergleich überzeugen die Mackie MP-460 selbst mit Bluetooth und lösen besonders im Präsenzbereich hervorragend auf, Instrumente werden gut und transparent auf der Bühne sortiert und lassen sich hervorragend voneinander abgrenzen.
Verglichen mit den MP-240 sind die Unterschiede zwischen dynamischen und BAR-Treibern gut hörbar. Während die MP-240 etwas bassbetonter aufspielen und tiefe Frequenzen zwar druckvoll, aber nicht ganz so präzise darstellen, wirken die Mackie MP-460 zwar etwas schlanker, bilden tiefe Frequenzen aber knackiger ab. Sie dominieren das Klangbild insgesamt etwas weniger, was sich positiv auf die Mittendarstellung auswirkt. Allerdings macht ein Sweep von 250 bis 20 Hz den Übergang zwischen den zwei BAR-Treibern hörbar, die sich um die unteren Mitten und Tiefen kümmern, zumindest wenn man gezielt darauf achtet. Das allerdings spielt für die Musikwiedergabe keine Rolle, hier klingt alles homogen und transparent. Überhaupt kann man sie bedenkenlos zur Klangbeurteilung einsetzen und sie taugen durchaus fürs Mixing und Mastering, obwohl sie eine minimal eigene Note mit einfließen lassen, die sie musikalischer machen. Aufgrund der geringen Impedanz sind kräftige Kopfhörerausgänge nicht nötig, von Nachteil kann dies bei Studioequipment jedoch sein und Grundrauschen kann stärker in den Vordergrund treten. Diesen Effekt konnte ich bei den MP-240 feststellen und ist natürlich bei den Mackie MP-460 ebenso gegeben.
Mackie MP-BTA Bluetooth-Adapter
Bleibt zum Schluss noch die Frage, wie sich der Bluetooth-Adapter auswirkt. Das ist in der Tat nicht ganz einfach zu beschreiben. Wie man auf dem Foto sieht, sind die Hülsen an den Enden noch gerade und müssen zunächst über die Ohren gebogen werden. Hierbei ist etwas Vorsicht geboten, dass man nicht die Isolierung am Übergang zum MMCX-Stecker abbricht. Etwas eng geht es beim USB Type Micro-B-Stecker zu, der in die Kabelfernbedienung mündet, ein Ladekabel liegt bei. Warum man die Buchse nicht direkt in den Akku eingebaut hat, sondern hinter so einer kleinen Kunststoffklappe, ist mir nicht ganz klar. So brauchte es einige Zeit, bis ich dahinter gekommen bin.
Der Mackie MP-BTA verfügt über eine englische Sprachausgabe und einen fast schon zu hohen Output, denn diese ist überdeutlich in den In-Ears zu hören, das führt auch zu einem ganz leichten Grundrauschen. Wer hier besonders überempfindlich ist, könnte sich daran stören, für mich ist das noch absolut tolerabel. Die Gesamtlautstärke wird mit dem Smartphone synchronisiert, als Protokolle stehen aptX und AAC zur Verfügung. In den PowerAmp-Einstellung wird eine hardwareseitige Auflösung von 16 Bit bei 48 kHz unter Verwendung von aptX angezeigt, mehr ist nicht drin. Im Vergleich mit dem Nokia 8.3 5G gefällt mir der interne DAC mit Kabelverbindung besser, auch wenn Bluetooth natürlich ergonomisch betrachtet interessanter ist. Hochauflösende Musik geht damit zwar nicht, aber fürs Streaming ist die Qualität mehr als ausreichend. Dabei lässt sich die Minimallautstärke gut reduzieren, so dass die Wiedergabe dann wirklich leise ist.
Bei normaler Lautstärke klingt der Mackie MP-BTA gut, hier fällt kein Grundrauschen auf, die klangliche Abstimmung ist gut durchgezeichnet, aber wird den Mackie MP-460 aus verschiedenen Gründen nicht gerecht. Mit Bluetooth verschenkt man prinzipbedingt etwas die Möglichkeiten, so dass ich den Adapter eher mit den MP-240 benutzen will und die Mackie MP-460 lieber mit einem Kabel direkt verbinde.
Fazit
Mackie hat sein Portfolio mit den MP-320, MP-360 und MP-460 sinnvoll nach Oben erweitert, wobei die zum Test vorliegenden Mackie MP-460 klanglich und ergonomisch überzeugen. Durch die MMCX-Steckverbinder sind sie sehr flexibel und lassen sich auch mit anderem Equipment verbinden, der optionale Mackie MP-BTA erweitert sie um Bluetooth mit HD-Technologie. Das macht das Ganze sehr flexibel und wenn Bluetooth versagt, werden die In-Ears nicht nutzlos. Leider kann ich keine Aussage darüber treffen, ob und wie sich MP-320 und MP-360 in der Praxis zeigen, die Unterschiede zwischen beiden Modellen ist aufgrund der unterschiedlichen Treiber-Technologie sicherlich interessant. Wem das Budget wichtig ist und es etwas mehr Tiefen sein dürfen, sind die Mackie MP-240 als hybrides System mit dynamischem und BAR-Treiber sicher ein interessanter Kompromiss.
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