Letzte Aktualisierung am 10. April 2020
Das Festnetz ist nach wie vor sehr beliebt, ebenso Kabelnetze. Weniger zum Telefonieren, dafür aber als Auffahrt zur Datenautobahn. So will man das Tempolimit auf Schnellstraßen einführen, im Netz rückt das Ende von Datendrosseln und Schneckentempo hingegen näher. Neue Dienste werden die Kapazitäten brauchen, immer mehr Geräte sind online und Smart Home erreicht langsam die Gesellschaftsmitte, auch wenn ich diesem Trend nach wie vor kritisch gegenüberstehe. Deutschland wird beim Netzausbau zwar besser, ist jedoch im weltweiten Vergleich immer noch abgeschlagen und auf dem Land sind schnelle Zugänge nicht die Regel. Hoffnung bringen innovative Unternehmen mit dem Verlegen von Glasfaserleitungen, die mit kleinen Raketen durch die Vorgärten der Dörfer geschossen werden. Kabelnetze sind in vielen Städten attraktiv, , doch wird die Kapazität trotz hoher Bis-Zu-Bitraten unter den Nachbarn aufgeteilt. Was also tun, wenn das schnelle DSL nicht realisierbar ist und man unkompliziert ins Netz will?
Die Antwort kommt von Vodafone, heißt GigaCube und ist ein Internetzugang fern ab von fest verlegten Kabeln und daher ohne Wartezeit einsatzbereit. Er wird aktuell in zwei Versionen für LTE und 5G angeboten, dazu gibt es verschiedene Tarifmodelle, welche die Bedürfnisse der Anwender abdecken und sich im Grundpreis und Datenvolumen unterscheiden. Primär richtet sich das Angebot an Nutzer, die ein schnelles Zweitinternet beispielsweise im Ferienhaus benötigen, jedoch kann es durchaus als Festnetzersatz dienen. Vodafone verspricht mit „Plug und Surf“ eine einfache Bedienung und schnelle Inbetriebnahme, eine Haushaltssteckdose genügt. Auf meine Anfrage hin schickte mir Vodafone das seit Mitte März überarbeitete LTE-Modell, 5G steht bei uns noch nicht zur Verfügung. So hat mich interessiert, in wieweit der GigaCube einen VDSL-Anschluss mit 100 Mbit/s ersetzen kann. Vermutlich wird 5G bis in absehbarer Zeit für Privatanwender kein Thema sein, so dass eine stabile LTE-Versorgung mittelfristig üblich ist. Als Zielgruppe sieht man auch den Camper, allerdings fehlt ein Akku und passendes Niedervoltkabel im Lieferumfang, für das Zelt beim Festival ist das Gerät zu groß. Der GigaCube ist für Neu- und Bestandskunden erhältlich, so dass diese preislich profitieren können. Die Laufzeit beträgt 24 Monate und das Gerät selbst erwirbt man für einen Euro. Wie üblich im Mobilfunknetz ist das inklusive Datenvolumen begrenzt, hier kann man sich zwischen 125 GB für 34,99 Euro monatlich und 250 GB für 44,99 Euro entscheiden, die Kosten sind also mit einem VDSL-Anschluss vergleichbar. Vodafone wirbt gelegentlich mit attraktiven Sonderkonditionen, weshalb die genannten Preise als Richtwert verstanden werden sollten, unter diesem Link ist das Angebot bestellbar.
Auspacken und Inbetriebnahme
Huawei steckt hinter dem GigaCube und die Modellbezeichnung lautet B818-260. Neu ist die Unterstützung für LTE Cat 19 statt wie zuvor Cat 6. Damit sind Download-Raten mit vier Antennen von bis zu 1,3 Gbit/s möglich, allerdings verspricht Vodafone eine Datenrate von maximal 500 Mbit/s bei 5G. LTE+ steht bei mir nicht zur Verfügung, von daher bezieht sich dieser Test auf die vorhandene Netzkapazität. Der GigaCube wurde mit eingelegter Mini-SIM-Karte und deaktivierter PIN geliefert, somit muss nur noch der Stecker in die Steckdose und Netzwerkkabel rein, schon war der Bürocomputer vernetzt, einfacher geht es wirklich nicht. Zumindest fast, denn der Router wollte zunächst WLAN-Einstellungen und Gerätepasswort geändert wissen. Im Browser ist die Oberfläche über giga.cube oder die IP-Adresse 192.168.8.1 erreichbar, diese Daten befinden sich mit Gerätepasswort und Netzwerkschlüssel auf der Unterseite des Routers. Dass man keine SIM-PIN braucht ist besonders bei Vodafone interessant, denn früher war das Deaktivieren der PIN stets gesperrt. Der APN home.vodafone.de ist entsprechend voreingestellt, kann aber bei Bedarf geändert werden.
Im Karton befindet sich neben der Schnellstartanleitung der Router selbst, ein weißes Netzteil und ein flaches Netzwerkkabel. Die Form des Routers ist entgegen der Bezeichnung nicht würfelförmig, dafür quadratisch und über doppelt so hoch wie breit. Die Kantenlänge misst knapp über 10, die Höhe 22,5 Zentimeter und die Längskanten sind abgerundet, die Verarbeitung ist solide und tadellos. Neben dem Vodafone-Logo findet sich auch der Huawei-Schriftzug auf dem Gerät. Auf der Front signalisiert eine LED-Kette Feldstärke und Betriebszustand, der Verbindungsstatus wird mehrfarbig angezeigt und die WPS-Taste befindet sich dazwischen. Allerdings ist die Beschriftung für mich selbst mit Lupe und elektronischen Vergrößerungsgeräten so gut wie nicht zu erkennen, das sollte Huawei vielleicht überarbeiten.
Auf der Rückseite des 700 Gramm leichten Türmchens sind die Anschlüsse übereinander angeordnet, Ganz unten der Netzteilanschluss, darüber zwei Gigabit-LAN-Buchsen und ein USB-Port. Darüber befindet sich der Netzschalter und hinter einer Klappe zwei TS-9-Anschlüsse für externe Antennen. Hier zeigt sich, dass laut Kurzanleitung im Internet das neue Modell etwas anders aufgebaut ist, denn zuvor war offenbar noch ein RJ11-Anschluss für analoge Telefone vorhanden. Das wäre praktisch, denn besonders im Home Office und für Selbständige geht es nicht immer ohne Festnetz. Allerdings ließe sich über LAN auch ein SIP-Telefon verbinden. Für jüngere Nutzer ist das kein Problem, weil sich viele ohnehin an das Smartphone gewöhnt haben. Weitere Unterschiede scheint es beim WLAN zu geben, denn während sich maximal 32 Geräte gleichzeitig mit dem WLAN verbinden können, akzeptiert der vorige 64 Verbindungen, WLAN nach AC-Standard ist natürlich vorhanden.
Hinter einer Klappe auf der Unterseite befindet sich der Einschub für die Mini-SIM-Karte, hier sind auch die notwendigen Standardkennwörter zu finden. Ein QR-Code erleichtert die Konfiguration für Smartphones, die App von Huawei lässt sich in den jeweiligen Stores finden.
Die Testumgebung
In meinem Haushalt gibt es zahlreiche Drahtlosgeräte, darunter drei Internet-Radios, die Infrastruktur von Apple und weitere Rechner mit Windows und Android, Smart TV und sonstige Geräte, die das Internet nutzen. So deaktivierte ich mein WLAN-Modul im Telekom Speedport Smart und nutzte im Vodafone GigaCube meine bekannten Netzwerkdaten. Dadurch verbanden sich alle Geräte automatisch mit dem LTE-Netz. So hat der GigaCube uns mehrere Tage lang mit dem Internet versorgt. Im Vergleich zum Speedport Smart war die WLAN-Abdeckung gefühlt ähnlich und ich bin mit solchen Angaben etwas vorsichtig, weil sie stark von den jeweiligen Umgebungsbedingungen und möglichen Überlagerungen abhängen, ähnliche Voraussetzungen gelten auch für das Mobilfunknetz. Hier offenbart sich zumindest ein theoretisches Problem, denn der Aufstellort kann je nach Situation Vor- oder Nachteile beim Empfang von LTE oder WLAN bringen. Ist das der Fall, können externe LTE-Antennen das Problem lösen. Huawei stellt eine App zur Verwaltung der Router bereit, die sich auch für den GigaCube nutzen lässt. Die Einstellungen, Netzwerkstatus und weitere Analysedaten lassen sich damit ablesen. Praktisch ist ein Analysewerkzeug, das die relative Feldstärke des Drahtlosnetzes ermittelt, damit ließen sich beispielsweise Repeater optimal positionieren. Mit Link+ ist eine Funktion eingebaut, die mehrere Router kaskadiert und die Einstellungen des Hauptrouters an die anderen weiterreicht. Dies funktioniert auch mit anderen Routern von Huawei, hier hat Vodafone die Firmware nicht zu stark angepasst.
Die Weboberfläche ist aufgeräumt und in Vodafone-Rot gehalten. Wer schon einmal einen Router konfiguriert hat, findet sich schnell zurecht. Die wenigen Einstellungen wurden sinnvoll gruppiert, für die Standardnutzung ist nicht viel zu beachten. Unerfahrene Nutzer werden direkt mit der Router-Startseite begrüßt, die sich wie eine initiale Hotspot-Seite verhält. Das ist praktisch, denn so lassen sich WLAN-Einstellungen und Routerpasswort direkt ändern, ohne die notwendigen Einstellungen suchen zu müssen. Erfreulich ist zudem die Penetranz, wie sich der Router stets bemerkbar macht. Konfigurationsmuffel werden somit zur Abänderung genötigt. Wie erwähnt wurden die Zugangsdaten unten am Router aufgedruckt, Ein Netzwerkkabel ist somit nicht nötig und zur Einrichtung genügt ein Smartphone. Weitere Funktionen, wie ein zeitgesteuertes WLAN, lassen kaum etwas vermissen.
Performance
Als Erstes interessierten mich die Leistungsdaten, die primär von der hiesigen Netzversorgung abhängen und somit kein Maßstab sind. Vodafone ist hier recht stark vertreten und so erfreute ich mich über Bandbreiten, die selbst meine VDSL-Leitung übertroffen haben. Ein Downstream von rund 125 Mbit/s ist schon eine Ansage, zumal bei VDSL 100 die nominelle Nutzungsrate knapp darunter liegt. Der Upstream verhielt sich ähnlich höher und von daher ist die Leistung durchaus mit VDSL 100 und mehr vergleichbar. In Innenstädten könnte der Wert durch die Signaldämpfung und mehr Überlagerungen allerdings etwas schlechter ausfallen, jedoch sollten 25 bis 50 Mbit/s in jedem Fall möglich sein.
Im Praxistest fühlte sich die Verbindung stabil und extrem schnell an, auch das Arbeiten im Netz beim Upload von Fotos und Download von Dateien klappte zügig, so dass ich fast vergessen hätte, dass ich über LTE surfen würde. Bis auf die Telefonie, die hintergründig der Speedport Smart übernahm, fehlte mir faktisch nichts. Gleiches gilt für die Heimvernetzung und der interne Gerätezugriff, selbst WLAN Call mit den Smartphones im Telekom-Netz funktionierte, das hätte ich nicht erwartet. Bei höherer Auslastung und gleichzeitiger Nutzung mehrerer Internet-Radios und Video-Streaming leistete sich der GigaCube keine Ausfälle. Das ist auch logisch, denn im Kern handelt es sich schließlich um einen gewöhnlichen Heimrouter, der eben drahtlos mit dem Internet verbunden ist.
Das Datenvolumen wurde selbst nach einer Woche intensiver Nutzung nicht annähernd ausgeschöpft, wobei vollprofessionelle Anwender vor dem Kauf das benötigte Volumen überprüfen sollten. Wer beispielsweise in der Videobranche tätig ist oder regelmäßig große Dateien austauscht, könnte das Limit von 250 GB schon erreichen. Nehmen wir als Beispiel ein typisches iOS- und macOS-Update, das mitunter 1,5 GB groß sein kann. Im Monat müsste man jedoch schon 100 Geräte aktualisieren um die Grenzen zu überschreiten.
Fazit
Vodafone bietet mit dem GigaCube eine spannende Alternative zum Festnetz an, die preislich nicht teurer ist und auch in der Performance mithält. Das Datenvolumen von maximal 250 GB sollte selbst für anspruchsvolle Nutzer ausreichen, einen Web- oder Fileserver wird man am GigaCube eher nicht betreiben. Somit ist das Angebot nicht nur für Ferienhausbesitzer interessant und im Zeitalter der drahtlosen Kommunikation technisch auf der Höhe der Zeit. Das Angebot mit 5G halte ich derzeit noch für eine Marketingstrategie, dazu ist es noch zu früh. Später jedoch sind definierte 500 Mbit/s interessanter als die geteilte Performance im Kabelnetz.
Der Router selbst ist einfach in der Handhabung, solide verarbeitet und im Design etwas ungewöhnlich. Je nachdem könnte die Standortsuche etwas knifflig sein, wenn am guten LTE-Standort das WLAN etwas schlechter ist, dann müssen externe Antennen unterstützen. Für den Betrieb im Wohnmobil fehlt ein passendes Niedervoltkabel, hier wäre ein tragbarer WiFi-Router besser geeignet. Vielleicht erweitert Vodafone das Angebot noch entsprechend, dann dürften sich noch mehr Interessenten finden. Vergleiche ich die fast schon lächerlichen 2 GB in meinem Tarif Magenta Mobil S bei der Telekom (4 GB in Verbindung mit MagentaEINS), ist der GigaCube im Vergleich dazu ein richtiges Schnäppchen.
Neue GigaCube mit 125GB Datenvolumen pro Monate 34.99 €, ohne Festnetz und ohne Rufnummer
Homepage: http://giga.cube oder 192.168.8.1
GigaCube für Huawei ist besser Qualität.
Viele Grüße!!