Letzte Aktualisierung am 11. Juli 2024
Wer sich mit digitalen Aufnahmen befasst kennt das Problem: Man schaut auf die Aussteuerung, dass der Pegel nicht die 0 dBFS-Marke erreicht. Ist das nämlich passiert, gibt es hörbare und störende Artefakte, wenn ein Limiter nicht zuvor das Signal etwas zurückregelt. Limiter sind leider wenig musikalisch und besonders bei Diktiergeräten und reinen Sprachaufnahmen wirkt dieser Pumpeffekt störend. Ein Grund ist auch, dass das Eigenrauschen mehr in den Vordergrund tritt und je nach Rekorder ist das nicht immer schön. Selbst die teuersten Rekorder waren mit denselben Problemen belastet, beispielsweise mein damaliger Sony PCM-D100, der sich in einigen meiner Podcasts durch leichtes Übersteuern bemerkbar machen konnte. Bei analogen Aufnahmen war das anders, hier gibt es mit der Bandsättigung einen Headroom, bei Tonbändern noch besser, welcher das Signal ähnlich wie bei Röhrenschaltungen voller und dicker klingen lässt, denn vor dem Übersteuern sorgen Obertöne für etwas mehr Biss. Digitalrekorder bieten diesen Headroom nicht, Null ist gleich Null und alles darüber ist Over. Auch Mischpulte mit Recording-Funktion haben dieses Problem, siehe den Zoom LiveTrak L-8. Bislang dachte ich immer, diese Aussetzer beispielsweise bei kräftigem Wind sind dem Mikrofon geschuldet, aber die Wahrheit liegt leider auch hier in der 0dBFS-Marke. Nun kommt der Zoom F3 ins Spiel, der diesbezüglich ganz anders ist. Neu ist diese Technik nicht, viele DAW-Systeme arbeiten ähnlich und lösen intern mit 32-Bit-Floating-Point, also Fließkommaberechnung auf. Um den Vorteil verstehen zu können, müssen wir kurz ins Reich der digitalen Tonaufzeichnung abtauchen und dazu empfehle ich auch meinen Podcast zum Thema Wandler, hier habe ich einiges versucht, klanglich zu demonstrieren.
Oberflächlich kann man die digitale Tonspeicherung in zwei verschiedene Verfahren unterteilen. Gängig und üblich ist die Pulse Code Modulation (PCM). Zeit und Amplitude setzen sich aus der Abtastfrequenz (in kHz) und der Bittiefe zusammen. Bei der CD haben wir kompromissbedingte 16 Bit Wortbreite, so dass 96 Dynamikstufen abgetastet werden, also das Verhältnis zwischen ganz leise und ganz laut. Alles darüber sorgt für die erwähnten Verzerrungen. Bei 24 Bit haben wir rechnerische 144 Dynamikstufen, das können viele Rekorder auflösen. Allerdings rauschen selbst die Kapseln eines Sony PCM-D100 so stark, dass man von den 24 Bit keine wirklichen Vorteile hat. Bei der Super-Audio-CD bzw. DSD arbeiten wir anders, hier gibt es nur ein Bit, also Ton oder kein Ton, aber eine Abtastfrequenz von jenseits der 2,88 MHz. Das heißt, pro Sekunde lassen sich 2,822 MHz und höher, erfassen. Das Problem bei PCM sind nämlich Quantisierungsrauschen und Dithering. Durch die Abtastfrequenz von 22,05 kHz pro Kanal bei der CD beispielsweise liegt die Grenzfrequenz noch im theoretisch hörbaren Bereich, weshalb Filter eingesetzt werden, Die das Quantisierungsrauschen bereinigen. Dithering bezeichnet vor Allem die Übergänge bei besonders leisen Signalen, dies äußert sich bei günstigen Wandlern dann durch eine Art pfiependes Rauschen. Je höher die Wandlergüte, umso besser werden die Audiodaten in analoge Signale abgebildet. Der Vorteil bei DSD ist, dass durch die hohe Abtastfrequenz diese weit außerhalb des hörbaren Bereichs liegt und somit keine Filter nötig sind, das Quantisierungsrauschen ist so hochfrequent und liegt schon im Kurzwellenbereich und wird nicht abgebildet. Nachteilig bei DSD-Audiodaten ist die eher schwerfällige Möglichkeit der Nachbearbeitung, weshalb man sich für einen Mittelweg entschieden hat. Die 32-Bit-Aufnahmen liefern rechnerisch 1.680 Dynamikstufen, das ist weitaus mehr, als bei 24 Bit möglich sind. Hierdurch kann man Aufnahmen mit einem sehr breiten Spektrum erzeugen, die quasi ein Übersteuern überhaupt nicht zulassen können. Aktuell gibt es einige Rekorder mit 32-Bit-Floating-Point, die aber alle teurer sind oder mehr Eingänge mitbringen. Hier knüpft der Zoom F3 an als einfacher Stereorekorder mit zwei XLR-Eingängen, Phantomspeisung und ohne Gain-Regler, weil die braucht er nicht, denn eingepegelt wird hinterher ohne Qualitätsverlust. Wie das in der Praxis funktioniert, lest Ihr in meinem ausführlichen Test bei AMAZONA.de. Für blinde Anwender übrigens ganz wichtig, der Zoom F3 lässt sich mit dem optionalen Bluetooth-Modul BTA-1 auch per App steuern, die weitgehend zugänglich ist und den Zugriff auf fast alle Features ermöglicht, siehe auch Zoom H3-VR.
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