Amateurfunk – Reaktivierung eines Hobbys

Vor einiger Zeit habe ich das Thema Amateurfunk für mich abgeschlossen, die Gründe lest Ihr in diesem Artikel. Doch zeichnete nicht nur die Corona-Krise dafür verantwortlich, mich wieder näher mit der Materie zu befassen. Bezüglich digitaler Betriebsarten hat sich meine kritische Haltung jedoch nicht geändert, D-Star und C4FM als herstellerspezifische Digimodes werden von mir abgelehnt und lassen sich nach meiner Einschätzung nicht mit der offenen Sprache wirklich vereinbaren. So müsste man sich von Icom, Yaesu und anderen Herstellern Geräte zulegen, um wirklich alle Standards nutzen zu können. Mit FT8 und anderen Betriebsarten ist das anders, hier hilft der Computer und die Software stellt die Schnittstelle bereit.

Während früher anständige Geräte richtig teuer waren, kann man heute als Einsteiger mit geringem Budget QRV sein und das auf allen Bändern, Antennen lassen sich für wenig Geld notfalls selber bauen. Möchte man Geräte mit allem Drum und Dran, kosten diese um 1.000 Euro, dann aber lässt sich nur eine Frequenz nutzen. Mit dem Yaesu FT-991A gibt es als Nachfolger zum von mir damals genutzten FT-897D ein solches Gerät, allerdings mit Touchscreen und ohne internes Netzteil. Einzelne Gerätschaften sind da etwas flexibler und es lässt sich gleichzeitig ein UKW-Relais überwachen, während man über die Kurzwelle kurbelt. Früher habe ich das nicht einsehen wollen, gerade jetzt weiß ich diesen Vorteil allerdings zu schätzen.

Die neuen Anfänge

Eigentlich war es nur mein Wunsch, ein Bisschen Relaisbetrieb zu machen. Die Diamond X-7000 ist als Antenne noch intakt und so brauchte es nur ein Netzteil und UKW-Transceiver, Kosten von rund 250 Euro. Beides war bei Maas Elektronik schnell gefunden, so auch das CRT Micron als Mobiltransceiver, der sowohl das 2-Meter- als auch 70-Zentimeter-Band unterstützt. Interessant ist er vor Allem wegen des TFT-Bildschirms und der damit verbundenen guten Lesbarkeit. Dem voraus ging die Überlegung in Richtung Yaesu FT-818, der zwar wie der FT-991A alle Bänder kann, jedoch nur mit fünf Watt Sendeleistung als portables Gerät. Die Bedienung ist deshalb etwas begrenzt, das Display recht klein und mir noch vom FT-817 durchaus bekannt. Das technische Upgrade aus dem Jahr 2018 empfinde ich als gestrig, die Technik 20 Jahre alt und lediglich ein Filter kann für rund 120 Euro optional nachgerüstet werden. Technisch ist er zwar ein guter Empfänger, mit NiMH-Akku und seinem LC-Display wirkt er jedoch wie die Reinkarnation von der Resterampe und wenig fortschrittlich.

Kurz recherchiert und auf Empfehlung von OM Mani (DL5KY) kam dann der FT-450D ins Spiel. Antennentuner, 100 Watt Output und alle Kurzwellenbänder inklusive 6 Meter, dazu noch eine sehr klassische Optik mit ZF-DSP und schmalbandiger CW-Empfang. Der FT-450D ist mit rund 660 Euro gerade einmal 10 Euro teurer als der FT-818 und das deutlich modernere Gerät. Mehr braucht man nicht und Preis-Leistung sind für das Gebotene absolut überragend, zudem verfügt der FT-450D über eine Sprachausgabe und keinen Touchscreen. Man könnte sicherlich darüber streiten, ob ein teurer DSP-Empfänger um Längen besser sein könnte, betritt ab einem Punkt jedoch das Feld der Esoterik. In doppelter Hinsicht geerdet mit normalen Antennen und ohne Anspruch, wirklich jede Station in einem Contest arbeiten zu müssen, ist das Gebotene mehr als man braucht. Die Empfindlichkeit ist sehr gut, die Bedienung übersichtlich und man hat es nicht mit Funktionen überladen, die man aufgrund der Komplexität ohnehin nur einmal ausprobiert und gleich wieder vergisst.

Das Yaesu FT-4 Handfunkgerät kam als Nächstes und löst das Baofeng GT-3 TP Mark III ab, welches ich hier vorgestellt habe. Eigentlich keine ganz so gute Entscheidung, denn das GT-3 macht einiges besser, vor Allem in Sachen akustischer Rückmeldungen bezogen auf die blinde Bedienbarkeit. Vorteil beim FT-4 ist hingegen die automatische Repeater-Ablage, Frequenz eingeben reicht aus. Doch scheint das Gerät etwas mit der heißen Nadel gestrickt zu sein, denn manches Mal überrascht es mit seltsamen Reaktionen auf Bedieneingaben. Die Modulation ist dafür besser, ebenso liefert es selbst mit der beigefügten Antenne ein gutes Gesamtpaket zu einem Preis von rund 70 Euro, da darf man nicht meckern.
Der CB-Funk sollte auch nicht auf der Strecke bleiben, die Albrecht AE-6110 Mobilstation kann mit Ausnahme von SSB alle CB-Standards und ist mit knapp 60 Euro so günstig, dass man nicht lange überlegen muss. Überraschend gut sind sowohl der Empfänger, als auch der Klang des internen Lautsprechers und selbst die Modulation kann sich hören lassen, das hätte man vor 25 Jahren im Einstiegsbereich so nicht bekommen. Da kann man auch über das fest angeschlossene Mikrofonkabel hinweg sehen, Alan Electronics verlötet bei der aktuellen Serie wohl keine Kfz-Anschlusstecker mehr. Das war mir wichtig, um es vorne an meinem Netzteil anschließen zu können. Das Manson SPA-8330 versorgt anstatt des zuvor gewählten SPA-8150 mit nur 15 A Leistungsabgabe alle Geräte gleichzeitig mit Energie. Das wäre kein Problem, wenn man die Leistung des FT-450D nicht über 50 Watt regelt, aber mir war die Betriebssicherheit wichtiger.

Die Zukunft des Amateurfunks

Meine damalige Prognose hat sich in Teilen Gott sei Dank nicht bewahrheitet, aber dennoch hat sich das Interesse der Newcomer verlagert. Die Computertechnik und digitale Symbiosen mit dem Internet sind für viele attraktiv, auch wenn man sich durchaus streiten kann, ob sich das noch als klassischer Amateurfunk bezeichnen lässt. Erinnere ich mich an Zeiten, als selbst Telefonverbindungen oder private Nachrichten über Funk geahndet wurden, weil man ja hätte kostenpflichtig telefonieren können, hat sich heute vieles gelockert. Selbst der Besitz und Betrieb von Amateurfunkgeräten ist ohne Lizenz empfangsseitig inzwischen gestattet, selbst zu meiner Zeit brauchte ich kein polizeiliches Führungszeugnis mehr vorlegen. Darüber hinaus ließen sich früher Funkgeräte nur unter Nachweis der Amateurfunklizenz erwerben, heute bestellt man sie sogar bei Amazon.

Während der DARC e. V. in den letzten Jahren trotz degenerierender Mitgliederzahlen viele Zuwächse verzeichnen konnte, scheint es bei uns zumindest nicht so zu sein, dass sich neue Funkamateure ausschließlich mit digitalen Betriebsarten befassen wollen. Im Gegenteil werden analoge Relaisfunkstellen rege genutzt, was auch den unkomplizierten Austausch und nette Plaudereien abseits des von mir nicht gewünschten Bestätigungsverkehrs ermöglicht. Da ergeben sich nette Runden, so wie man das von früher kennt. Gleiches gilt für den CB-Funk, dieses Hobby gewinnt bei vielen offenbar ebenfalls wieder an Attraktivität und man mag erstaunt sein, wie viel abends auf den Kanälen zumindest bei uns los ist.

Auch wenn ich mich aktuell wieder verstärkt mit der Funktechnik befasse, wird dieses Hobby bei mir nie die erste Stelle einnehmen. Beginnend bei dem Umstand, dass man als „Whitesticker“ stets auf andere Funkamateure angewiesen ist und man selbst kleine Löt- oder Reparaturarbeiten an den Antennen nicht durchführen kann. Dieser Punkt war damals auch ein Grund für mich, das Hobby zu vernachlässigen. Als Weiteres bleibt die Beliebtheit von Contesten festzustellen, so dass der Sprechfunk und der Austausch abseits des Bestätigungsverkehrs wohl nur noch auf den UKW-Bändern Priorität zu haben scheint. Ich bin gespannt, wie sich der Amateurfunk in den nächsten Jahren entwickelt. Es wäre jedoch wünschenswert, dass sich die Dachverbände mehr um offene Standards bemühen würden, als den Herstellern neue Kundschaft durch die Installation von speziellen Repeatern zu liefern.

2 Comments

  1. Andreas said:

    Hallo Stephan,
    Dank für Deinen interessanten Beitrag und das Video. Ich nutze allerdings ungern Geräte bei denen ich ohne gesprochenes Feedback etwas beinstellen muß. Aber ich kann ja selbst den besten Screen am Gerät nicht mehr lesen. Der empfang auf dem Yaesu Kurzwellengerät klang sehr sauber , wenn ich an damalige Geräte wie den 757 GX denke hat Yaesu wohl inzwischen auch bessere Empfänger bauen gelernt smile. Und ein KW -Gerät ganz ohne touchscreen könnte mich reizen , dürfte ich Außenantennen aufbauen. ist hier leider verboten so daß ich nur WEB-SDR aus Twente oder vergleichbare lösungen nutze und ein handfunkgerät mit Sprachausgabe von kennwood . Das kann zwar auch DSTAR, aber ich nutze es doch mehr in FM , weil das wie Du richtig sagst unkomplizierter und ohne lange Registrierungen oder einstellungen funktioniert. Der hohe preis des Gerätes hat sich für mich aber auch für FM only gelohnt, denn selbst CTCSS oder andere Detaileinstellungen kann ich ganz ohne sehende Hilfe am Gerät über die Sprachausgabe vornehmen. Das war mir persönlich sehr wichtig. Mit einer Magnetfußantenne auf der Heizung gehen zumindest die lokalen Relais und über Echolink dann auch mal ein wenig mehr .
    Bei mir ist es so : wen dieser „gute“ Bazillus einmal gepackt hat , verliert nie so ganz die lust am Amateurfunk . VY 73 de Andreas DJ1zQ

    22. April 2020
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    • Stephan Merk said:

      Lieber Andi, also der FT-757 GX, dessen Bezeichnung mich eher an Flugzeuge als Funkgeräte erinnert, war wirklich furchtbar und nicht das, was Yaesu schon seit den 90er Jahren abgeliefert hat. Danach kam bis auf den FT-847 Sat viel Gutes, FT-990, FT-900, natürlich auch der FT-817 und FT-1000 darf man nicht vergessen. Die konntest Du mit dem 757er nicht vergleichen, auch was die Haltbarkeit betrifft. Der FT-450D ist zwar nicht aktueller Stand, die Ursprungsversion dürfte auch schon 2012 auf den Markt gekommen sein, aber die analoge Kurzwelle dürfte mit Ausnahme der DSR-Technologie ausentwickelt sein. Ich denke, die Hersteller hätten heute richtig Mühe, einen wirklich schlechten Empfänger zu bauen.

      Bezüglich Kenwood weiß ich von OM Kersten, dass der TS-2000 wohl gut bedienbar ist, aber von einem Handfunkgerät wusste ich bis Dato nichts. Ich hatte mal das Kenwood TH-F7E, auch ein sehr spannendes Gerät, aber ohne Sprache und mit Joystick. Grundsätzlich gibt es aber auch spannende Ansätze, wie ein Bluetooth-Modul für die Yaesu-Transceiver FT-817ND, FT-818, FT-857, FT-897 und weitere, so dass Du die Transceiver Mittels iPhone über eine App fernsteuern kannst. Dann hast Du auch eine Sprachausgabe, aber ich weiß leider nicht, ob das wirklich gut bedienbar ist. Dazu reicht dann ein Stöpsel auf die CAT-Buchse und es kann los gehen.

      Alles Gute und vy 73 de DL7FOS!

      22. April 2020
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