Letzte Aktualisierung am 23. Juni 2024
Etwa 10 Jahre ist es her, als dass der renomierte Hersteller für Audio-Equipment aus Amerika den mobilen Kopfhörerverstärker und DAC Groove vorgestellt hat. Auch damals gab es eine limitierte Version, die sich allerdings farblich zum Original unterschied, (30th Anniversary Edition, Silber und Gold). Jetzt gibt es einen weiteren auf nur 250 Exemplare weltweit zum 40. Jubiläum limitiertes Sondermodell, das im Gegensatz zum Original auch technisch etwas aufgemotzt wurde. Bessere Kenndaten mit 117 anstatt 119 dB Dynamikumfang, 32 anstelle von 24 Bit bei der Quantisierung und weiterhin 192 kHz maximale Abtastfrequenz. Dafür hat sich auch der Preis erhöht, oder anders formuliert: Er entspricht jetzt dem damaligen Einführungspreis des Groove. Mich hat interessiert, ob es Unterschiede gibt, die man hören kann und man kann. Okay, mit technischen Tricks und nicht im Alltagsbetrieb, hier sind hörbare Klangvorteile allenfalls homöopatisch, außer man füttert ihn mit nativem 32-Bit-Material. Solches lässt sich inzwischen auch erstellen, viele Rekorder von Zoom beherrschen dies, ebenso viele neue Audio-Interfaces. Dennoch darf und kann man durchaus anzweifeln, ob sich die Vorteile in der Praxis so stark auswirken wie der Preisunterschied. USB Type Micro-B als Anschluss ist weiterhin verbaut, darüber kann man im Jahr 2024 schon meckern, ist allerdings für die Praxis eher nicht relevant. Eher frage ich mich, ob das mit den weltweit auf 250 Exemplare limitiert wirklich stimmt, so habe ich keine Identifikation gefunden, um den wievielten es sich bei meinem Exemplar handeln könnte, er ist auch überaus häufig in den Shops vertreten. Immerhin arbeitet der Apogee Groove Anniversary Edition weiterhin auf der Höhe von USB 2.0 und ist class compliant. Alles Weitere zum Apogee Groove Anniversary Edition findet Ihr natürlich im zugehörigen Fachartikel auf AMAZONA.de.
Ihr solltet übrigens die Kommentare unter den Tests bei AMAZONA.de beachten, denn hier finden sich nicht nur gelegentlich kontroverse Diskussionen zu den Artikeln, sondern auch manchmal wertvolle Hinweise, die wir Autoren nicht wussten. Mich interessierte in diesem Fall, was macht das Teil in der Praxis und wie ist das Handling, man kann schließlich nicht einfach so die Geräte aufreißen. Aber würde man das tun, hätte man auch einen inneren Eindruck. So hat ein Leser den Apogee Groove Anniversary Edition zerlegt und die Innereien mit dem Serien-Groove verglichen. Dies führten die Wandler-Chips zu Tage (ESS Tech ES9018 beim Groove, ES9016 beim Groove Anniversary). Letzterer ist älter, aber in beiden Fällen handelt es sich nicht um die Mobilversionen, liefern also bessere Kenndaten. Das erklärt dann auch die Nutzung mit jeweils vier Kanälen, denn die DACs können acht Kanäle decodieren (Quadsum-DAC) und diese verteilen sich dann im Stereobild. Weil allerdings beide DACs 32 Bit Quantisierung beherrschen, sich der Groove aber nur mit 24 Bit ansteuern lässt, deutet dies auf einen optimierten XMOS-Chip hin. Genau genommen müsste man den Groove aktualisieren können, wenn sich dieser austauschen ließe.
Unabhängig von dieser Tatsache musste es doch einen Weg geben, praktische Klangunterschiede hörbar zu machen. Dabei fiel mir ein, dass bei der digitalen Lautstärkenkontrolle die leiseren Bits abgeschnitten werden, das hört man auch im merkst.de-Podcast Nr. 79. Damals hatte ich bei minimaler Lautstärke das Signal des Denon DA-300 deutlich verstärkt abgegriffen. Das Ergebnis war eine Atmo-Aufnahme, bei der gleich einer Rauschreduzierung alles rausgefiltert wurde, was quasi unter die „Grasnarbe“ fiel. Die Alternative wäre ungefiltertes und störendes Dithering, also Rauschfahnen aufgrund der Quantisierung gewesen. Das müsste doch auch mit den Grooves funktionieren und so wiederholte ich dieses Experiment, allerdings auf Basis einer anderen Aufnahme. Die Lautstärke des Groove und Apogee Groove Anniversary Edition stellte ich auf Minimum, während ich die 24-Bit-FLAC-Datei eines vorbeifahrenden ICE per foobar2000 in die Grooves eingespeist habe. Die Unterschiede fallen dabei deutlich aus, der normale Groove offenbarte Aliasing-Effekte, die es beim neuen Modell nicht gab. Praxisfern ist dieser Versuch dennoch, denn auch wie beim Denon DA-300 hört man bei dieser Lautstärke über Kopfhörer nicht mal einen Flüsterton, selbst bei Modellen mit geringer Impedanz. Trotzdem zeigt es sehr schön, dass sich die interne Verarbeitung eben nicht nur auf Dateien mit passender Abtastung auswirkt, denn bei diesem Test verzichtete ich ganz bewusst auf die Ansteuerung per ASIO.
Ein weiterer Leser kritisierte zurecht den Dynamikumfang, die selbst 117 dB liegen natürlich deutlich unter den 144 Dynamikstufen, die ein 24-Bit-Signal enthält (eine CD liefert 96 zwischen Leise und ganz laut, eine Schallplatte bestenfalls 68 dB, weil das Rumpeln bei leisen Passagen hinzukommt). Das lässt sich natürlich messen, aber aus obiger Erklärung ergibt sich hieraus auch ein Denkfehler. Die Frage ist, wie leise und wie laut kann unser ohnehin schlechtes Gehör etwas wahrnehmen, dabei empfinden wir einen Geräuschpegel von 9 dB(A) (etwa Blätterrauschen) fast noch als Stille. Selbst der beste geschlossene Kopfhörer verhindert keinen Körperschall, der mindestens auf ähnlichem Level liegt und schützt nicht davor, dass wir über das Zwerchfell Geräusche wahrnehmen, beispielsweise das Rumpeln in einem ICE. Gehen wir von 120 dB maximalem Schalldruck aus (das müssen Kopfhörer auch erstmal schaffen) und dass ein Posaunenchor in einem geschlossenen Raum auf rund 100 dB(A) kommen kann, hätten wir einen erträglichen Wirkungsbereich von um 90 dB. Daran erkennt man schön, dass unser Gehör deutlich weniger leistet, als dass ein Wandler auflösen kann. Bedenken wir weiter, dass die im Beispiel gezeigte Lautstärke deutlich unter gewöhnlichem Flüsterton liegt, sind die theoretischen Werte also für die Praxis überhaupt nicht maßgeblich. Hinzu kommt, dass viele Aufnahmen Eigenrauschen enthalten, die genauso entgegen des höheren Dynamikumfangs stehen, denn diese sind selbst bei hohen Auflösungen nicht weg. Das Eigenrauschen der Mikrofone (Großmembranmikrofone ab 5 dB, Kleinmembranmikrofone ab um 12 dB) subsummiert sich ebenfalls logarithmisch und von daher gibt es nur in rein synthetischen Produktionen die Möglichkeit, den maximalen Dynamikbereich überhaupt auszunutzen. In allen Fällen scheint es in der Praxis so zu sein, dass Hörer des Apogee Groove Anniversary Edition glauben, einen etwas feingezeichneteren Klang wahrzunehmen, wenn auch nur in homöopatischem Maße.
Bist Du am normalen Groove interessiert, ein technisch und optisch einwandfreies Exemplar ist hier noch vorhanden, er kann für 200 Euro den Besitzer wechseln, vom Verkaufserlös spende ich 50 Euro an die Hirntumorselbsthilfegruppe Mittelhessen.
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