High Res Audio, macht hochauflösende Musik wirklich keinen Sinn?

Letzte Aktualisierung am 31. Januar 2023

Im kommenden Podcast berichte ich über Kopfhörer und ergänze damit die Episoden zu den Themen D/A-Wandler und Bluetooth. Anlehnend möchte ich in diesem Beitrag kurz auf die Fragestellung eingehen, ob hochauflösende Musik wirklich besser klingt, als übliche CD-Qualität. Zu diesem Thema finden sich genügend kontroverse Betrachtungen im Netz, teils auch mit technischen Untermauerungen der Argumente, auch vergleichen viele die digitale Audiotechnik mit der Fotografie, dies mache ich gelegentlich auch. Trotz aller Technik, welche die meisten Konsumenten höchstens in Ansätzen interessiert, sollte die Musik im Vordergrund stehen und daher kann man sich auch den Spaß an der Musik genau durch solche Diskussionen vermiesen lassen. Ob Vinylbashing oder Aussagen, wie die CD sei ja technisch so veraltet, was nur bedingt richtig ist. Dabei kann sich doch jeder nach dem, wie Musik konsumiert wird, einfach das raussuchen, was zu den eigenen Bedürfnissen passt. Bei mir schließt sich nichts aus, Kassette, Vinyl, CD, MP3, hochauflösend. Der Grund ist schnell erklärt, jedes Medium gehört in die entsprechende Zeit und Musik wird ja auch irgendwo erschaffen und nicht besser, nur weil man das Medium wechselt.

Ein digitales Foto ist nicht allein deshalb gut, weil es hochauflösender ist als andere. Das ist augenscheinlich und hier gibt es im Gegensatz zur Akustik wenig Diskrepanzen. Bei der Audiowiedergabe scheint es aber weniger eindeutig zu sein und so bleibt dem audiophilen Überzeugten nur der Kernsatz: „Schade, dass die Menschen nicht mehr aufmerksam hören können“ und die grobe Unterteilung in Gold- und Holzohren soll dann die Erklärung für die eigene Offenbarung sein. Dabei lässt man dann auch vollkommen außer Acht, dass jeder Mensch mit eigenen Ohren gesegnet ist, die je nach Ausprägung und Alterung mehr oder weniger gut hören können. Natürlich lässt sich das Gehör trainieren, aber genauso wie es unmusikalische Menschen gibt, muss es daher auch welche geben, die Nuancen einfach nicht wahr nehmen. Nur ob zu dieser Gattung immer die Verweigerer teurer HiFi-Produkte zählen, sei mal dahin gestellt, es könnte ja auch umgekehrt sein. Denn es ist ebenso bewiesen, dass das Marketing die Menschen stets erfolgreich manipulieren kann, auch im vorigen Jahrtausend war Luxus ein angesehener und oft erstrebenswerter Lebensstil.

Wer kein Luxus braucht, ist nicht automatisch arm

Ab diesem Moment beginnt es spannend zu werden, denn der Masse reichen selbst schlechte Kompressionen auf YouTube aus. Ich erinnere mich noch, als meine Schwägerin vor einigen Jahren dumpfe und schlecht kopierte Digitalmusik im Auto mitführte, die klanglich wirklich nicht zu ertragen war. Auf meine Frage hin, wie sie das denn hören könne, kam tatsächlich die Antwort: „Wieso, klingt doch gar nicht so schlimm“. Und sie hat absolut Recht, wenn man sich zurück in die 50er Jahre versetzt. Damalige Röhrenradios und Plattenspieler punkteten mit warmen Sound, somit durch ein eher mittenbetontes Klangbild. Das reichte aus, die Masse zufrieden zu stellen und auch mit der Musik mitzugehen. Luxus bestand damals aus edlen Materialien und wuchtigen Gehäusen. Heute allerdings ist das anders, denn neben den Materialien, scheinen auch technische Fortschritte als luxuriös zu gelten, immerhin lassen sich die Hersteller diesen Fortschritt zum Teil fürstlich entlohnen. Hier macht es auch mal Sinn, sich die Produktbeschreibungen von vor 10 Jahren oder früher anzuschauen und kritisch mit aktuellen Entwicklungen zu vergleichen. Der Trend der letzten Jahre ist es, das Audioformat als Luxus darzustellen. Je nach Kompression ist Musik mehr oder weniger teuer, Streaming-Dienste werben mit verlustfreier Übertragung gegen Aufpreis, virtuelle Plattenfirmen möchten etwas mehr für ihre hochauflösenden Studio Master Alben haben, die es auf CD für knapp die Hälfte gibt. Dabei macht man selbst vor klassischen Werken nicht halt, die man immer wieder neu auflegt. Dies sei nicht als Kritik zu verstehen, denn es macht durchaus Sinn, alte Tonbänder zeitgemäß abzumischen. Doch bleibt die Frage, ob dieser Luxus und das gute Gefühl einer hochauflösenden Version wirklich notwendig ist, um Musik besser oder freudvoller genießen zu können. So scheint es zumindest, als dass man Musik ohne Perfektion gar nicht mehr genießen kann.

Apropos Perfektion, ein Blick zurück macht an dieser Stelle durchaus Sinn. Vor Jahrzehnten war die HiFi-Anlage, oder Stereo-Turm, auch ein Garant für Wohlstand. In den 70er Jahren dominierten große und wuchtige HiFi-Bausteine, wobei die äußerliche Masse mit einer gewissen Qualität gleichgesetzt wurde. In den 80er Jahren hatte die CD in heimische Wohnzimmer Einzug gehalten, Besitzer eines CD-Spielers vermittelten technisches Verständnis und es beeindruckte doch sehr, wenn der audiophile Musikfreund den Plattenspieler besser in den Keller verbannte. Anfang der 90er Jahre wurden Schallplatten höchstens von eher wenig betuchten Menschen gekauft, die sich die teuren CDs eher nicht leisten konnten, auch wenn CD-Spieler zu dieser Zeit erschwinglich wurden. Dann aber kehrte sich der Trend um und die schlanken Lautsprecher wurden nicht nur mit massiven und sündhaft teuren Zuleitungen versehen, sondern der audiophile Musikfreund störte sich an dem kalten und harschen Klang der CD und verbannte diesen schließlich in den Keller, um Platz für einen wuchtigen Schallplattenspieler zu schaffen. Natürlich hatte man auch CD-Player mit Röhrenvorverstärker ausprobiert, aber das ist zu wenig analog und letztendlich vermittelt die Schallplatte doch die beste Qualität. Auch externe D/A-Wandler waren keine Lösung, denn erst mit sehr teuren Kabeln wurde überhaupt eine jitterfreie Übertragung möglich. So wurde die Schallplatte plötzlich exklusiv, während die CD ein Massenphänomen war und auch selbst kopiert werden konnte. Nachdem der Walkman-Besitzer aus den 80er Jahren den MP3-Boom und die ersten Online-Musikläden ausprobiert hat, war dem audiophilen Musikfreund klar, dass die komprimierte Digitaltechnik doch schlechter sei, als die klanglich viel bessere CD. Trotzdem wurde der Trend zum iPod und die damit einhergehende Renaissance von Apple nicht abgewendet, im Gegenteil. Anschließend kam die hochauflösende Musik, die doch alles in den Schatten stellt. Und während man früher die teuersten Digitalkabel für eine absolut kompromisslose Übertragung der 1,44 Mbit/s einer CD nutzte,bedient man sich heute teurer High-Res-Player mit Wi-Fi-Verbindung, welche die in dutzend kleine Pakete zerlegte Musik aus dem Internet im Gerät wieder zusammen setzt. Denn ein Betriebssystem, das während des Downloads alle Prozesse anhält und die Daten seriell auf dem Massenspeicher ablegt, wurde bislang noch nicht erfunden. Und wenn man sich die aktuelle Entwicklung vor Augen führt, ist es schon kurios, was uns in Fachmagazinen und Foren alles zum guten und natürlichen Klang vermittelt wird.

Was ist High Resolution Audio?

Um die Vorteile hochauflösender Audiodaten zu verstehen, müssen wir zunächst generell klären, wie akustische Informationen abgespeichert werden. Gehen wir von einem Instrument aus und versuchen deren akustische Eigenschaften zu beschreiben, wird man die Lautstärke (Amplitude) und Tonhöhe (Frequenz), aber auch die Richtung wahrnehmen. Ein Mikrofon setzt diese Schallwellen in elektrische Impulse um, die analog auf einer Bandmaschine magnetisch aufgezeichnet werden. Bei der Schallplatte stecken diese Informationen seitlich in der Rille, so dass ein Stereosignal mit hörbarem Übersprechen der Kanäle abgebildet wird. Dabei werden die Impulse rein analog als komplexe Schallkurven festgehalten, wobei die Güte der Technik über die schlussendliche Qualität entscheidet. Bei Bandmaschinen und Digitaltechnik sprechen wir von Spuren, die im Gegensatz zur Schallplatte hermetisch getrennt gespeichert werden. Der Mensch hört zumindest theoretisch Frequenzen zwischen 16 und 20.000 Hz, der höchste Ton werden weder vom analogen Radio, noch von der Schallplatte erreicht. Digitale Aufzeichnungsverfahren überschreiten diese sogar um ein Vielfaches.

Grundsätzlich gibt es zwei Digitalverfahren, die heute bei hochauflösender Musik Anwendung finden. Die verbreitetste Technik, die wir auch von Audiorekordern und der Compact Disc (CD) kennen, ist L-PCM. Bei der linearen Pulse Code Modulation wird die Amplitude in der Wortbreite quantisiert, die Lautstärkestufen werden also gerastert. Auch wird nur ein relativer Wert der Informationen abgespeichert, mit anderen Worten erfasst man nur die kontinuierliche Veränderung des Signals. Die dabei entstehenden Artefakte zwischen den einzelnen Informationen (Quantisierungsrauschen), werden mit Filtern bereinigt, deren Ein- und Ausschwingzeiten ebenfalls Veränderungen bei der Wiedergabe hervorrufen. Bei einer Auflösung von 16 Bit sind somit 98 Dynamikstufen möglich. Wer früher CD-Player getestet hat, kann sich daher die zum Teil enormen Klangunterschiede erklären, weil sich die verschiedenen Wandler auch zum Teil technisch deutlich unterschieden. Schnelle Filterstufen sorgten für eine gewisse Kälte, andere wiederum produzierten ein deutlich wärmeres, eher matschig analoges Klangbild. Heute sind die einzelnen D/A-Wandler so gut, dass die Unterschiede mit Ausnahme der professionellen Geräte mit weitreichenden Eingriffsmöglichkeiten nur noch messbar sind. Aliasing-Effekte und Quantisierungsrauschen kennt man übrigens auch von älteren Anrufbeantwortern und Telefonaten mit dem Handy. Weil hier die maximale Abtastfrequenz deutlich niedriger liegt. Auch schlecht gewandelte Audiodaten, bei denen die Filter nicht richtig greifen, weisen ähnliche Probleme auf. Meist ist dann ein Pfeifen oder Rauschen hörbar.
Von High Res Audio spricht man dann, wenn die Werte der CD übertroffen werden, gängig ist eine Quantisierung von 24 Bit bei einer Auflösung von 96 kHz. Dabei werden über 140 Dynamikstufen eingefangen, so dass auch sehr leise Informationen erfasst werden können. Die höhere Abtastfrequenz verlagert das Quantisierungsrauschen in einen höheren Frequenzbereich, so dass die Aliasing-Effekte den hörbaren Bereich verlassen. Dadurch klingt die Musik etwas freier und lebendiger. Auch werden zum Teil Abtastungen bis 192, 384 und sogar 768 kHz verwendet, das allerdings übersteigt meine Wahrnehmung, weshalb ich auch zwischen 96 und 192 kHz so gut wie keine Unterschiede ausmachen kann. Grundsätzlich hängt es aber auch sehr stark vom verwendeten Audiomaterial, deren Mischung und Aufnahmequalität ab, weshalb 96 kHz bei günstigen Audiorekordern aufgrund des Eigenrauschens der Mikrofonkapseln zumeist kaum Vorteile bringen. Im Podcast 73 habe ich an einem Beispiel den Unterschied zwischen 16 und 24 Bit Wortbreite demonstriert, der sich vor Allem bei leisen Passagen bemerkbar machen kann.
Nimmt man selbst Musik auf und möchte diese nachbearbeiten, sollte man allerdings stets eine hohe Auflösung wählen. Arbeitet man mit Abtastraten, sollte man das entsprechende Vielfache beachten. Die eigentlich eher unüblichen 44,1 kHz der CD sind kompatibel zu 88,2 und 176,4 kHz. Bei der DVD und auch bei der Musikproduktion tastet man mit 48 kHz ab, daher erklärt sich das Vielfache von 96, 192 und 384 kHz. Ähnlich wie bei Digitalkameras (RAW-Format) gibt es auch bei hochauflösenden Audiodaten einen größeren Spielraum. Die Digitalfotografie ist übrigens auch ein sehr gutes Beispiel, um den Sinn und Zweck hochauflösender Audiodaten zu begründen. Stellt Euch mal ein Digitalfoto vor, das Ende der 90er Jahre aufgenommen wurde. Übliche Kameras lösten mit 640×480 Bildpunkten auf, also mit 0,3 Megapixeln. Der Farbraum von 16 Bit ließ 65536 Farben zu und die Bilddaten wurden zudem komprimiert. Kanten und Übergänge in Motiven waren deutlich sichtbar, vergrößerte Ausdrucke waren übersäht von Pixeln. Heute verwendet man eine Auflösung von 8 bis 20 Megapixeln, also rund 3.000×2.000 Bildpunkten und mehr. Die Bittiefe von mindestens 24 Bit erlaubt 16,7 Millionen Farbabstufungen und selbst bei Postern sind kaum Bildpunkte wahrnehmbar. Ähnlich verhält sich das mit Musik, wobei die Unterschiede nicht so deutlich ausfallen, weil unser Gehör biologischen Grenzen unterliegt. Bei komprimierten Audiodaten allerdings sind die Unterschiede deutlich wahrnehmbar, so begeistert uns auch heute noch die Originalaufnahme für den Podcast 81 aus der Elisabethkirche in Marburg, deren Dynamikspektrum nicht annähernd bei der komprimierten MP3-Version mit 320 Kbit/s abgebildet wird. Dabei hat sich auch der Griff zum sehr rauscharmen Ohrwurm 3 nachhaltig ausgezahlt, selbst die CD-Aufnahme der Kleiss-Orgel konnten wir so übertreffen.
Als von Sony die Super Audio CD (SACD) Ende der 90er Jahre eingeführt wurde, hat man eine andere Aufzeichnungsmethode entwickelt, Direct Stream Digital, kurz DSD. Hierbei ging man der Frage nach, wie man die Artefakte durch die Quantisierung vermeiden kann und verlagerte mit einer extrem hohen Abtastfrequenz von 2,8224 MHz (DSD64), 5,6448 MHz (DSD128) und höher die Frequenz weit außerhalb des hörbaren Bereichs. Auf diese Weise wird das Quantisierungsrauschen verschoben und man kann die Amplitude mit je einem Bit abtasten, auf klangbeeinflussende Filterstufen wird daher verzichtet. Durch diese absolut fein abgestufte Auflösung wird die analoge Schallplatte klanglich weit übertroffen und der eher analoge Klangcharakter bleibt zudem erhalten. Ohnehin sind die Werte einer LP mit rund 40 dB Dynamikumfang bei einer maximalen Frequenz von rund 15 kHz vergleichsweise niedrig, von einer sehr schlechten Kanaltrennschärfe ganz zu schweigen. Der hohe Aufwand, mit dem eine gute Schallplatte abgespielt werden kann, steht daher nicht mehr im Verhältnis zur wesentlich besseren und unkomplizierteren Digitaltechnik, genau wie bei der Fotografie. Das heißt natürlich nicht, dass analoge Bänder, Schallplatten und Fotos nicht einen gewissen Charme hätten, aus technischer Sicht aber gelten die früheren und damals noch berechtigten Kritiken an der Digitaltechnik längst nicht mehr.

Dennoch kann man höchsten Auflösungen durchaus kritisch gegenüberstehen. So will man in Japan herausgefunden haben, dass man mit speziellen Schallwandlern, welche Frequenzen bis 100 kHz abbilden können (Ultraschall-Bereich), die Emotionen der Zuhörer steigern konnte. Nur stehen hinter solchen Versuchen auch HiFi-Hersteller und so wirbt man verstärkt mit Kopfhörern, die einen extrem weiten Frequenzbereich zumindest in der Theorie abbilden können. Schon war früher der Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz für manche ein Kaufgrund, heute wollen Tester selbst den Unterschied zwischen 10 und 3 Hz wahrnehmen, ab da wird es esoterisch. So wird der Schallwandler nichts wiedergeben, was auch der Wandler und die Verstärkung nicht wiedergeben kann, auch geht es bei hochauflösender Musik auch nicht darum, diese Frequenzen überhaupt wahrzunehmen. DSD ist hier ein schönes Beispiel, wenn man im Direktvergleich auf einer guten Wiedergabekette diese Unterschiede wahrnehmen kann. Nach meiner Erfahrung macht wie erwähnt eine höhere Abtastfrequenz als 96 kHz keinen nennenswerten Unterschied aus, hingegen konnte ich den Unterschied von 16 auf 24 Bit Wortbreite teilweise wahrnehmen. Ob das gelingt, hängt allerdings sehr stark vom verwendeten Ursprungsmaterial ab.

Ich habe Musik seit dem MP3-Boom digital gesammelt, auch kenne ich noch die ersten 8-Bit-Recording-Versuche mit Soundkarten. Selbst MP3-Dateien mit 128 Kbit/s waren für mich damals phänomenal und auch heute nutze ich in meinem Archiv Musikstücke mit dieser hohen Kompression, auch wenn diese nach und nach durch hochwertigere Dateien ersetzt werden. Und hier konnte ich nicht eindeutig feststellen, dass der Austausch durch PCM-Dateien einen subjektiv besseren Klang bedeutet, zumindest nicht bei aktuellen EDM-Produktionen. Bei organischer Musik allerdings zeigen sich teils deutliche Verbesserungen, wenn man einen besseren Wandler und Kopfhörer verwendet. Das ist allerdings Voraussetzung, wobei der Preis wenig über die Qualität der Komponenten aussagt. Wer aber beispielsweise unter Android FLAC-Dateien mit 24-Bit Wortbreite abspielt, die das System intern auf 16 Bit und 48 kHz runter rechnet, hat nichts gewonnen. So muss man besonders bei Smartphones darauf achten, dass der verwendete Audio-Player das natives Streaming der Daten zu einem externen Wandler erlaubt. Auch digitale Lautstärkestufen der Software, die dadurch die Dynamikstufen reduzieren, verschlechtern das Material zum Teil merklich. Dadurch verschwimmen besonders leise Passagen und klingen mitunter unsauber. Einige D/A-Wandler liefern entweder analoge oder digitale Verstärkerstufen mit Lautstärkeregelung mit, die erst nach der Konversion eingreifen, das macht deutlich mehr Sinn.

Eine Geschichte aus dem Leben

Man mag dies glauben oder nicht, jedoch konnte ich den Unterschied CD-Qualität und DSD mit 2,8224 MHz Abtastfrequenz hören. Diesen Effekt hatte ich, als ich mein Foobar2000 hin zur DSD-Wiedergabe optimiert habe, da mein D/A-Wandler nativ DSD unterstützt. Ein zum Test gekauftes DSD-Album konnte ich zuvor nur auf dem Sony PCM-D100 abspielen. Zwar verlief die Installation der Erweiterungen für SA-CD und DSD-Playback problemlos, allerdings musste noch einiges konfiguriert werden, da zunächst die DSD-Dateien auf lineares PCM in CD-Qualität runtergerechnet wurden. Dazu muss man wissen, dass ich aus Platzgründen den Wandler nicht im Sichtfeld habe und das Display ohne Lupe nicht ablesen kann. Weiterhin steht die Nautilus 803, wenn ich direkt vor dem PC sitze, knapp 30 Zentimeter von meinem linken Ohr entfernt. So hatte ich kein Stereobild, aber direkten Ohrkontakt zum Hoch- und Mitteltöner. Während die Audiodatei abgespielt wurde, veränderte ich Einstellungen in Foobar2000 und hörte keinen Unterschied. Ein nachträglicher Blick auf das Display bestätigte, dass sich die Ausgabe nicht verändert hat. So war ich mir gar nicht sicher, ob das überhaupt funktionieren kann und überprüfte weitere Einstellungen. Und als ich dann plötzlich einen Wert des Converters veränderte, hörte ich unmittelbar nach dem Umschalten einen klanglichen Unterschied, der sich vor Allem im Hochtonbereich und der Weichzeichnung des Signals bemerkbar machte. Klanglich könnte man das so beschreiben, als würde man ein Foto zunächst auf einem Monitor mit geringem Farbraum und Auflösung betrachten und es schließlich auf einem gleich großen Display mit hohem Dynamikbereich und 8K-Auflösung betrachten. An der Lautstärke wurde nichts verändert, auch gibt der Wandler keine Umschaltgeräusche von sich, wenn die Auflösung gewechselt wird. Um dies noch etwas zu verdeutlichen: Es  bestand kein Unterschied, als ich die Ausgabe auf DSD verändert habe. Psychologisch hätte ich schon ab diesem Zeitpunkt eine scheinbare Verbesserung wahr nehmen können. Doch erst, als ich den Converter selbst auf die kombinierte Wiedergabe von DSD und PCM umgestellt habe, wurde dieser Unterschied hörbar. Und solche Erfahrungen bedeuten mir persönlich mehr, als Versuche mit Musik und Testpersonen, die ich nicht kenne und somit auch nicht einschätzen kann. Denn ich muss mit dem, was ich höre und wahrnehme, zufrieden sein.

Fazit

Ob der Mehrwert hochauflösender Musik für einen selbst besteht oder nicht, lässt sich mit theoretischen Abhandlungen im Netz kaum ergründen. Voraussetzung ist ein entsprechender Mindeststandard, der nicht teuer sein muss. Sony bietet mit dem DSP-1A DAC bereits einen relativ günstigen Kopfhörer mit integriertem D/A-Wandler und Verstärker an, der auch hochauflösendes Musikmaterial wiedergeben kann. Der im Titelbild gezeigte Sony PCM-D100 Audiorekorder enthält bereits einen hochwertigen D/A-Wandler, so dass ein guter Kopfhörer ihn zur Höchstleistung bringt. Finger weg von hochpreisigen High Res Playern, die müssen nicht zwangsläufig besser sein, nur weil sie teuer sind. Schon für einige hundert Euro bekommt man sehr gute D/A-Wandler, die bis 32 Bit und 384 kHz nativ auflösen können und auch einen CD-Player in Verbindung mit einem Computer durchaus ersetzen. Verwendet bei einem A-B-Vergleich stets Musikstücke, die Ihr gut und lange kennt und die auch auf verschiedenem Equipment gehört habt. In den Kaufhäusern für hochauflösende Musik finden sich auch kostenlose Test-Sampler, die zum Ausprobieren reichen. Besser ist es aber, wenn Ihr ein hochauflösendes Album kauft, das Ihr bereits auf Schallplatte oder CD vorliegen habt, so dass Ihr einen Direktvergleich erhaltet. Für mich persönlich sind die technischen Abhandlungen zu diesem Thema relativ egal. Ich habe in diesem Bereich viel probiert und für mich heraus gefunden, das hochauflösende Musik in Teilen eine sehr sinnvolle Ergänzung ist. Aber in vielen Bereichen ist auch das bezahlte Streaming eine gute Lösung, wenn man zumindest einen guten Kopfhörer verwendet. Nach wie vor gilt auch bei der Digitaltechnik, dass am Schallwandler die größten Veränderungen hörbar sind. High Res über Mini-Ohrhörer macht ebenso wenig Spaß, wie ein High-End-Kopfhörer an einem Röhrenradio.

4 Comments

  1. Günter Bierl said:

    Die SACD klingt deutlich hörbar besser als dieselbe Aufnahme auf der GD. Equipment: SACD-Player 1260 R von T+A, Vollverstärker PA 1260 R. Virgo 25 von Audio-Physic, HMS Lautsprecherkabel.
    Zum 25. Jubiläum gab Audio Physic eine wunderschöne CD heraus mit verschiedensten Titeln. Darunter eine Arie aus der Matthäus-Passion von Bach. Dann entdeckte ich dieselbe Aufnahme als SACD und habe sie gekauft. Beim Vergleich waren meine Frau und ich erstaunt. Die Musiker spieleten nicht mehr auf einer akustusch bescheidenen Provinzbühne sondern in der Semperoper. Die Instrumente waren nicht mehr durchschnittlicher Herkunft sondern von Top-Herstellern. Was heißt das? Die Tonqualität besserte sich deutlich, der Raum nahm zu, Obertöne der Instrumente wurden hörbar, die Positionen der Musiker bwsser ortbar, ein Vorhang vor der Bühne verschwand. Für Musiker ein deutlich hörbarer Fortchritt, für mp3 Hörer eine Anerkennung wert. Das gleiche Ergebnis beim Umschalten von der SACD-Spur auf die CD-Spur bei der Hybrid-SACD. Wenn möglich kaufe ich nur noch SACDs, aber … es gibt billige SACDs, bei denen lediglich eine CD auf eine SACD umkopiert iwrd und wurde. Wer so etwas hat darf sich nicht wundern, dass er keine Unterschied hört. Sehr gute SACDs gibt es bei Stockfisch und MDG.

    16. Februar 2018
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    • Stephan said:

      Im Prinzip handelt es sich bei der SACD ja um DSD64, wobei ich mich mit der Aussage besser oder schlechter im Vergleich zu Linear-PCM bei 24 Bit Wortbreite und 96KHz etwas schwer tue. Die Frage ist primär, wie das Material tatsächlich digitalisiert wird. Wenn die Ursprungsaufnahme analog vorliegt und im Mastering mit Delta Sigma-Wandlern digitalisiert wird, gibt es bei der SACD entsprechend weniger Detailverluste. Wenn aber das Ursprungsmaterial in Linear-PCM vorliegt, nützt ein Upsampling auf 2,88MHz nicht viel, weil die Quantisierungssprünge bei der Wandlung mit eingefangen werden. Es kann durchaus sein, dass sich das Klangbild akustisch verändert und die Wahrnehmung dadurch verbessert wird, technisch aber lässt sich nichts hinzufügen, was im Ursprung der Aufnahme nicht vorhanden ist. Ich habe mal ein paar Experimente mit Upsampling durchgeführt, wobei die Ergebnisse des Zielmaterials klanglich nicht besser waren. Wenn man folglich eine SACD kauft, deren Ursprungsmaterial in L-PCM vorliegt, ist ein Unterschied nur in sofern zu hören, wenn das Material höher quantisiert wurde. Allerdings würde ich heutzutage nicht mehr auf SACD setzen, mechanische Datenträger in der Digitalwelt sind nur ein Kompromiss. Bei highresaudio.de oder hdtracks.com gibt es sogar DSD128, die Abtastrate mit etwa 5,6MHz übersteigt selbst die SACD. Man muss aber auch hier immer aufpassen, aufgrund der unterschiedlichen Decodierungsverfahren gibt es ohnehin deshalb schon einen Unterschied zwischen der CD und SACD, so hören sich DSD-Aufnahmen im Direktvergleich anders an – theoretisch besser. Allerdings ganz ehrlich, L-PCM bei 24 Bit Wortbreite und 96 KHz ist okay, alles darüber ist nicht mal theoretisch wahrnehmbar und selbst Hersteller hochprofessioneller Studiowandler haben längst eingesehen, dass es bei Abtastungen oberhalb von 96 KHz zu obertonreichen Verfärbungen kommen kann, die das Originalmaterial negativ beeinflusst. Die Konsequenz ist dann, dieses mittels EQ und Filter vor dem Mastering zu bearbeiten und so wird es wieder verändert. Ich bin ja ein Freund der Linearität, von der Aufnahme bis zur Wiedergabe möglichst wenig Veränderungen. Dann ist auch die Qualität sehr gut, mit dem Sony PCM-D100 kann ich sogar in DSD64 aufzeichnen. Habe ich aber nie gemacht, weil die Nachbearbeitung unglaublich schwierig ist und mit den meisten Programmen nicht gelingt.

      16. Februar 2018
      Reply
  2. Achim P. said:

    Ich habe mich wirklich lange mit dem Thema beschäftigt und konnte keine reproduzierbaren Belege für einen Klangvorteil von HiRes finden. Die manchmal hörbaren Klangunterschiede haben meiner Meinung nach nichts mit der Auflösung zu tun, sondern mit der Postproduction. Dieser etwas ältere Artikel fasst das Thema gut zusammen: https://www.digitalzimmer.de/artikel/wissen/high-resolution-audio-hoerbar-oder-nicht/
    Hochaufgelöste Grüße
    Achim

    18. Januar 2019
    Reply
    • Stephan said:

      Hallo Achim, es sind in der Tat viele Faktoren, so dass ich nicht pauschal jeden Titel in High Resolution als besser bewerten würde. Allerdings habe ich mit einem Praktikanten einen doch recht authentischen Hörtest gemacht. Impulstreue Wiedergabekette, ein DSD-Stück und dies recodiert in verschiedene Formate, selbiges mit hochauflösenden L-PCM-Daten. Vor dem Test hatte ich ihm nichtss über die Stücke oder über Digitalfoormate erzählt, das Display vom Wandler habe ich abgedeckt. Die Aufgabenstellung war, ob er Unterschiede wahrnimmt. Die Teststücke, verschiedene Genres und in mehreren Auflösungsstufen, habe ich nur durchnumeriert und nur ich wusste, welche Auflösung tatsächlich abgespielt wird. Nach einer kurzen Einhörzeit habe ich ihm die Stücke vorgespielt und die Trefferquote war erstaunlich hoch. Aussagen, wie da ist irgendwie mehr Hall bei oder das Schlagzeug klingt echter und ähnliches, haben durchaus aufschluss auf quasi Tiefenschärfe und Plastizität vermittelt. Allerdings habe ich für mich festgestellt, dass Auflösungen jenseits der 96KHz nicht unbedingt weitere Vorteile bringen, im Gegenteil fiel mir schon auf, dass der Hochtonanteil vergleichsweise unruhig wirkte. DSD ist dann allerdings wieder eine ganz andere Hausnummer, bei L-PCM ist die Quantisierung aber in der Tat ein sehr wichtiger Faktor. Nicht umsonst arbeitet man im Studio mit mindestens 24 Bit.

      18. Januar 2019
      Reply

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