Letzte Aktualisierung am 8. September 2020
Mal ehrlich: Wir schreiben das Jahr 2020, alles ist digital und es gibt tatsächlich noch analoge Mischpulte? Zugegeben, diese Frage ist gleichwohl berechtigt und unbegründet. Denn wir wissen ja aus dem Synthesizer-Bereich, wie gefragt analoges Equipment ist und welche Vorteile es bringt. Zudem sind Mikrofone, Lautsprecher und Verstärker analog aufgebaut und nahezu alle Digitalinstrumente werden auf der Bühne analog verkabelt. Das Digitalisieren und anschließende Analogisieren bringt zunächst kaum Vorteile. Wohl aber gibt es Digitalmixer, die zugleich teuer und komplex sind, sich dafür aber per App bedienen lassen. Trotzdem gibt es Bereiche, da macht ein analoges Mischpult durchaus Sinn und das ist nicht immer nur der Proberaum.
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Mackie hat als Hersteller vieler Produkte in diesem Bereich die Wurzeln und so gibt es die ProFX-v3-Serie gleich in sechs verschiedenen Versionen von sechs bis 30 Kanälen. Vor mir liegt das ProFX12v3, das sich in der Mitte ansiedelt und vermutlich die meisten Anwender zufrieden stellen dürfte. Das v3 lässt erkennen, dass es auch eine v2 und erste Version gibt, Mackie hat somit die Vorgänger optisch angepasst und erweitert. Schauen wir doch mal, was dieses Modell stellvertretend für die gesamte Serie leistet. Die kleineren Vertreter Mackie ProFX10v3 und ProFX6v3 kommen übrigens mit Steckernetzteilen und Drehreglern anstatt Fader und für den ProFX30v3 gibt es optional nur eine Schutzhaube. Die Modelle unterscheiden sich also nicht nur in den Eingangskanälen.
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Gewichtiges Paket
Nicht eben kompakt ist das Mackie ProFX12v3, 10,2 cm hoch, 33 cm breit und 37 cm tief misst das Gehäuse bei einem Gewicht von 3,6 kg. Als Zubehör sind Tasche, Staubschutzhaube und Rackeinbauschienen erhältlich, im Lieferumfang sind ein Kaltgeräte- und USB-Kabel enthalten. Dazu gibt es einen Stapel Software, wie ich in der damaligen Produktankündigung bereits beschrieben habe. Während die kleineren ProFX6v3 und ProFX10v3 über ein externes Netzteil mit immerhin schraubbarem Anschlussstecker verfügen, ist ein integriertes Netzteil besonders für den Live-Einsatz hervorzuheben. So lässt sich notfalls ein vergessenes Kaltgerätekabel im Baumarkt nachkaufen, mit einem Spezialnetzteil wird das schwierig. Neu sind übrigens auch die ONYX-Mikrofonvorverstärker, die bislang nur in der teureren VLZ-Serie und den Audio-Interfaces zu finden sind. Ein USB-Interface mit vier Rückkanälen zum Mischpult und zwei Hinkanälen mit 24 Bit bei maximal 192 KHz ist jetzt ebenfalls mit an Bord. Auf diese Weise lassen sich virtuelle Instrumente ins Pult einspeisen und das Summensignal kann zugleich aufgezeichnet werden. Entsprechend ist es nicht möglich, die Kanäle einzeln mit der DAW zu recorden.
Fast alle Anschlüsse befinden sich auf der Oberseite, hier auf der Rückseite finden wir neben der erwähnten Netzbuchse auch einen echten Netzschalter und den USB-B-Anschluss, so dass man es auch als Soundkarte nutzen kann. Eine Diebstahlsicherung Mittels Kensington-Anschluss ist nicht vorgesehen.
Oben gibt es neben vielen Buchsen noch deutlich mehr Drehregler, teilweise mit Mittenrasterung und die elf Kanalzüge mit einem Regelweg von 60 mm. Das reicht aus und lässt Raum für die vielen Zusatzfunktionen. Sie sitzen recht fest auf der Metallplatte und laufen recht leise, als etwas gewöhnungsbedürftig empfinde ich hingegen die Drehregler. Sie lassen sich zwar gut greifen und stehen weit genug aus dem Gehäuse hervor, aber sitzen in der Vertikalen teils eng beieinander. Das erklärt auch den vergleichsweise geringen Regelweg, sonst hätte man so viel im Direktzugriff nicht unterbringen können. Das ist übrigens ein Vorteil analoger Konsolen, dass man für jede Funktion ein Bedienelement hat. Digital kann man das auf einem Touchscreen in Menüs unterbringen, was auch nicht für jeden ein Vorteil ist. Die Verarbeitung kann als grundsolide bezeichnet werden, die Sektionen sind übersichtlich und farbig markiert. Alle Drehregler sitzen ausreichend wackelfrei auf der Frontplatte und alle Buchsen sind ordentlich verschraubt. Übersichtlich ist das Konzept außerdem, so ist die Anordnung typischerweise vertikal jedem Kanal zugeordnet. Das Gehäuse besteht größtenteils aus Metall und ruht auf rutschsicheren Gummifüßen. Die Seiten sind mit Kunststoffblenden verschalt, die man für den Rackeinbau entfernen muss. Drückt man mit der Hand inmitten auf das Gerät, drückt sich nichts durch. So mancher Kleinmixer beginnt da schon hörbar zu knarzen.
Das ProFX12v3 im Detail
Schauen wir uns die verschiedenen Kanalzüge genauer an. Vieles ist gleich, manches unterscheidet sich. Unten geht es mit der Reihe von elf Fadern los, die linken acht definieren die Eingänge. Die ersten vier sind Mono-Kanäle, die anderen lassen sich Stereo beschalten. Rechts neben jedem dieser Fader finden sich drei Tasten, von Unten nach Oben für Solo, L-R für den Stereoausgang und 1-2 für die Sub-Gruppen. Notfalls lassen sich die Signale auch doppelt routen, dann werden sie lauter. Es lässt sich auch entscheiden, ob man die Kanäle vor der Master-Sektion abgreifen will oder mit einem Fader gemeinsam regeln möchte, dazu komme ich gleich. Die Mute-Taster darüber sind groß, rund und leuchten rot, wenn sie gedrückt sind. Dann findet keine Ausgabe statt und die Kanäle sind stummgeschaltet. Darüber beginnen die Drehregler, ebenfalls von Unten nach Oben Balance für die Stereoposition, Send-Weg für den Effektprozessor und die Anpassung für den Aux-Weg. Der Dreiband-EQ folgt darauf mit parametrischen Bändern von 80 Hz, 2,5 und 12 KHz mit einem Regelweg von +/-15 dB. Blind lassen sie sich gut ertasten, weil die Abstände der korrelierenden Drehregler etwas geringer ausfallen. Mit ebenfalls kleinen Abständen folgt anschließend der Einknopf-Kompressor mit fest definierten Parametern, das ist sehr vorbildlich und erlaubt auch ungeübten Anwendern, das Signal unkompliziert zu verdichten. Der oberste Regler mit nebenstehender LED ist für den Gain zuständig, also die Vorverstärkung bis 60 dB bzw. -20 bis +40 dB bei Line-Pegel.
Die Taste darüber schaltet den Lowcut mit festen 100 Hz, dann beginnt es auch schon mit den Buchsen. Bei Kanal 1 bis 4 finden wir hier die Send-Buchse für den Effektweg, sofern externe Effekte zum Einsatz kommen, diese müssen bei Kanal 1 und 2 auf einem anderen Kanal eingespielt werden. Bei den Kanälen 5 bis 7 befindet sich hier die Buchse für den rechten Kanal, denn diese können mit Stereosignalen beschickt werden. Bei Kanal 9 befindet sich stattdessen eine Stereo-Miniklinkenbuchse. Addiert man alle Eingänge, kommt man auf 12, aber in der Praxis sogar mehr. So lässt sich an Kanal 3 und 4 parallel zum Mikrofon auch ein Line-Gerät oder Return-Kanal für einen Effekt an die Klinkenbuchse mit anschließen, wobei der Gain-Regler beide Buchsen gleichzeitig bedient. Bei den Eingängen 5 bis 7 regelt der Gain nur den Mikrofoneingang und es lassen sich auf diese Weise sogar mehr Quellen anschließen. Zu beachten ist jedoch, dass der Fader natürlich alle am jeweiligen Kanal angeschlossenen Geräte in der Lautstärke verändert. Für die Stereoeingänge gilt zusätzlich, dass sie als Mono beschaltet werden, wenn nur die obere Klinkenbuchse verbunden ist. Genau genommen hätte man faktisch insgesamt 18 Eingänge zur Verfügung, hinzu kommen noch zwei für den Computer. Vorgesehen ist das vermutlich nicht, aber fehlt doch mal ein Eingang, kann man sich auf diese Weise schnell helfen. Kanal 9 kann umgeschaltet werden, je nachdem, ob man die USB-Kanäle 3 und 4 oder den Miniklinken-Anschluss nutzen möchte. Dabei sind unter Windows Treiber notwendig, damit das Audio-Interface verwendet werden kann. Die Latenz ist erfreulich gering und so kann man die Werte mit dem ONYX Producer 2×2 vergleichen.
Im rechten Teil wird gemischt und ausgegeben. Ganz rechts befindet sich der Master-Fader mit kompletter Stummschaltungstaste, daneben der Fader für die umschaltbare Subgruppe und ein weiterer für den Effektweg, der alternativ auch für externe Effekte genutzt werden kann. Oben rechts befinden sich zwei XLR-Ausgangsbuchsen, die im Gegensatz zu den Eingängen verriegelt werden. Weiterhin findet sich die Send-Buchse für den Effektweg, Ausgänge für Control Room und zwei Klinkenpaare für die beiden Auxgruppen. Der Kopfhöreranschluss befindet sich ebenfalls hier, auch lässt sich wählen, ob das Signal über Kopfhörer oder Control-Ausgänge geschickt wird, die Lautstärke wird über zwei Drehregler getrennt eingestellt. Bei der Größe hätte man den Kopfhöreranschluss ruhig auf der Forderseite unterbringen können, so sitzt er recht weit hinten. Bei den größeren Modellen sitzen die Main-Outs auf der Rückseite. Das Routing selbst ist sehr flexibel und könnte auch für komplexere Beschallungen ausreichen, indem man das Signal zweier Zuspieler an zwei Verstärker schickt, wobei man beispielsweise ein Mikrofon mit Musik an der Bühne und die Musik selbst nur im Nebenraum zu hören wäre. Zugegeben erschließen sich die Möglichkeiten nicht auf den ersten Blick, aber wie bei einem Blockschaltbild kann man schon gut ableiten, was wie gedacht ist.
Das ProFX12v3 in der Praxis
Erfreulich wenig Eigenrauschen, intuitive Handhabung und ein übersichtliches Bedienkonzept, so lassen sich meine Praxiserfahrungen in Kurzform schildern. Die mir bekannten ONYX-Mikrofonvorverstärker sind extrem rauscharm und liefern mit 60 dB ausreichend Verstärkungsleistung für unempfindliche Mikrofone. Einzig der Umstand, dass man die Phantomspeisung nur für alle Eingänge gleichzeitig aktivieren kann, wäre zu bemängeln, wenn da nicht die zusätzlichen Klinkenbuchsen wären, über welche die Spannung nicht ausgegeben wird. Wer also an Kanal 1 die E-Gitarre und an Kanal 2 ein Kondensatormikrofon anschließt, läuft nicht Gefahr, etwas kaputtzumachen. Trotzdem empfehle ich nach Möglichkeit, nur Kondensatormikrofone mit den XLR-Buchsen zu verbinden und dynamische nur mit Klinkenkabeln, wenn man sich das angewöhnt, ist alles gut. Vielleicht wären LED-Ketten in den Eingangskanälen sinnvoll gewesen, so bleiben die beiden Ketten mit 12 LEDs in der Master-Sektion, die als Feedback genügen müssen. Ob ein Signal anliegt und es übersteuert, zeigen immerhin die Peak-LEDs an den Gainreglern.
Dabei ist das Routing sehr flexibel und es gibt auch kein Übersprechen zwischen den verschiedenen Sektionen. Man könnte an den beiden Aux-Wegen zwei Audiorekorder anschließen und sogar zwei Produktionen parallel fahren, was in der Praxis natürlich wenig Sinn ergibt, aber ein gutes Beispiel für die Flexibilität ist. Während man bei gewöhnlichen Kleinmixern durch das fixe Routing oft etwas beschränkt ist, begrenzt das ProFX12v3 die Kreativität nicht. Ob man wirklich zwei Aux-Wege in der Praxis braucht, ist eine andere Frage, aber wenn der Bedarf besteht, sind sie immerhin vorhanden. Entscheidet man sich für das Mackie ProFX6v3 oder ProFX10v3, muss man mit entsprechenden Einschränkungen vorlieb nehmen. Manche Features gibt es allerdings nicht, wie eine Durchsagefunktion oder mehrere Kopfhörerausgänge, wie sie manche Multitracker bieten. Ohne Mackie zu nahe zu treten, ist daher das LiveTrak L-8 von Zoom für mich persönlich praktischer, wenn es nur um das Aufzeichnen weniger Spuren geht. Geht es allerdings um ein flexibles Routing, können Multitracker kaum gegen das ProFX10v3 anstinken. Da ist es fast schade, dass Mackie dem Gerät nicht auch ein Multichannel-Interface spendiert hat, was für viele noch ein Kaufanreiz hätte sein können, vielleicht eine Idee für ein ProFXv4.
Lobenswert ist übrigens auch die Effektabteilung mit 24 fest eingestellten Effekten. Die Liste befindet sich aufgedruckt direkt daneben und enthält elf Hall- und sechs Delay-Typen. Ein Drück-Drehencoder dient zur Auswahl und eine Sieben-Segment-Anzeige zeigt die eingestellte Nummer. Will man Overdrive oder Auto-Wah einsetzen, muss man sich dessen bewusst sein, dass nur ein Effekt für alle Eingangskanäle genutzt werden kann. Was also nicht geht, ist ein Gitarreneffekt und einen Hallraum für den Sänger zu wählen, aufwendigere Recordings erfordern daher entsprechendes Outboard-Equipment. Dabei scheint der Prozessor recht gut aufzulösen, die Hallräume klingen sehr weich und detailreich. Wet und Dry lässt sich durch Beigabe des Originalsignals entsprechend zusammenfügen, so dass man einen dezenten Effekt auch zum Mastering einsetzen könnte.
Fazit
Viele Mischpulte für jeden, alle gut und unterschiedlich ausgestattet, da sollte jeder fündig werden. Verarbeitung, Klang, Bedienung, alles überzeugt und wen wundert das bei einem Hersteller, der seit Jahrzehnten in diesem Bereich erfolgreich unterwegs ist. Das ProFX12v3 mit dem zugegeben etwas holprigen Namen kann stellvertretend auch klanglich überzeugen. Rauscharme ONYX-Mikrofonverstärker mit 60 dB Verstärkung, Einknopf-Kompressoren und nicht zuletzt die 24 Effekte sprechen alle für die ProFX-Serie. Einzig benötigte Eingänge und Geldbeutel entscheiden darüber, für welches der sechs Modelle man sich entscheidet. Was fehlt, ist lediglich ein Multichannel-Interface, hier leisten die am Markt befindlichen Multitracker etwas mehr. Für Live und verschiedene Zonen ist das Mackie ProFX12v3 eine spannende Lösung.
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