Letzte Aktualisierung am 25. Juli 2021
Hört man Spatial Audio, denkt man nicht nur an 360-Grad-Videos, sondern auch an Dolby ATMOS und dts-X, dabei ist diese Technik viel älter. Bis Ende der 60er Jahre könnte man historisch zurückblicken, die theoretischen Ansätze waren praktisch nur mit teuren Mikrofon-Arrays realisierbar. Das ist in der Neuzeit anders, die Miniaturisierung und immer bessere Digitaltechnik lässt Tontechniker-Träume Wirklichkeit werden. Nicht nur in kompakterer Form, sondern auch bezahlbar. Zum Test liegt mir das Spatial Mic von Voyage Audio vor, das durch seinen Aufbau nicht nur immersive Audioerlebnisse festhalten kann, sondern noch einiges mehr bietet.
httpv://www.youtube.com/watch?v=ldlYlbRL–0&list=PLPTby6PqU4-OcXjwy5GLsiPaJH6Mj0a6B
Das Thema Ambisonics hatte ich schon mehrfach behandelt, zunächst testete ich den Audiorekorder Zoom H3-VR und war sichtlich beeindruckt von der einfachen Handhabung des komplexen Audiomaterials. Später nahm ich mir das Mikrofon RODE NT-SF1 vor und die Appel AirPods Pro, mit letzteren lässt sich immersives Audio aus Konsumentensicht einfach abhören. Während der H3-VR und das NT-SF1 Ambisonics mit vier Kapseln in erster Ordnung aufzeichnen, bietet das Voyage Audio Spatial Mic ganze acht Kapseln und entspricht damit Higher Order Ambisonics der zweiten Ordnung. Im Unterschied zum NT-SF1 von RODE braucht man keine Mic-Preamps, denn das Mikrofon wird wahlweise per USB-C oder optischem ADAT-Ausgang mit Rechner oder Smartphone verbunden und ist zugleich noch ein Audio-Interface. Das ist auch gut so, denn nicht jeder kann ein Interface mit acht Kanälen oder ADAT-Schnittstelle vorweisen. Der Hersteller aus San Diego verkauft das Spatial Mic mit einer Preisempfehlung von 1.200 Euro, der Straßenpreis liegt mit knapp unter 1.000 Euro auf dem Niveau des RODE NT-SF1. Ähnlich kostet auch das Zylia Pro, das mit 19 Kapseln nicht nur Ambisonics der dritten Ordnung entspricht, sondern je nach Ausstattung mit mehr Software daher kommt. Etwas älter und noch teurer ist das Sennheiser AMBEO VR Mic, ebenfalls mit vier Kapseln bestückt.
Worum geht es bei Spatial Audio?
Wer sich mit Google Cardboard, der Zeiss VR-One, Oculus Rift oder anderen VR-Brillen beschäftigt hat, kennt das sich mit drehende Bild bei 360-Grad-Videos. Der Ton ist jedoch nicht selten statisch oder gar als Mono ausgeführt, hier sorgt Ambisonics für Abhilfe. Technisch habe ich die Funktionsweise in den obigen Tests und in diesem Podcast zum Zoom H3-VR erklärt, weshalb ich das Ganze im Folgenden etwas praxisnäher beschreiben will. Vereinfacht kann man sich mit dem Voyage Audio Spatial Mic erst nach der Aufnahme entscheiden, ob man verschiedene Mikrofone simulieren oder ein 360-Grad-Audioerlebnis bei der Wiedergabe schaffen will.
Stellen wir uns zunächst einen Audiorekorder typischer Bauart vor. Dieser hat in der Regel zwei Mikrofone, die stets in dieselbe Richtung zeigen. Was sich hinter, über und unter dem Rekorder befindet, wird je nach Kapseltyp und Anordnung gedämpft. Aufgezeichnet wird das Schallereignis zur Vorderseite, steht er schief oder verkehrt herum, wäre im schlimmsten Fall die Aufnahme dahin. Einzig lassen sich im Nachgang die Stereokanäle vertauschen, die Breite verändern oder das Ergebnis als Mono-Mix speichern, was je nach Anordnung der Kapseln nicht immer optimal gelingt.
Etwas anders funktioniert die Kunstkopftechnologie und die artverwandte binaurale Aufzeichnung, wie sie beispielsweise mit dem Ohrwurm 3-D möglich ist. Zwei Mikrofone mit Kugelcharakteristik sitzen seitlich an den Ohren des Trägers und erfassen jeweils 180 Grad links und rechts vom Kopf, dieser dient als Begrenzungsfläche. Bei der echten Kunstkopf-Stereophonie werden die Außenohren mit eingeschlossen oder nachgebildet, im Optimalfall lassen sich sogar Schallereignisse in der Höhe und von Hinten treffsicher zuordnen. Allerdings werden Position und Ausrichtung der Mikrofone bei der Aufnahme festgelegt und dreht der Zuhörer den Kopf, verändert sich nichts und das Gehirn bemerkt die Illusion. Wie bei unserem Gehör entscheidet die Laufzeitstereophonie darüber, aus welcher Richtung wir ein Schallereignis wahrnehmen. Im Gegensatz zum Audiorekorder ergeben sich dadurch zwei wesentliche Nachteile. Über Lautsprecher abgespielt würden sich die aufgezeichneten und tatsächlichen Rauminformationen überlagern, das Stereobild wird diffus und eine Vorne-Ortung ist nicht gegeben. Mono abgespielt sorgt der Laufzeitunterschied zwischen den Kanälen für Auslöscheffekte und ein eher unnatürliches Klangbild, im Ergebnis ist man also auf Kopfhörer festgelegt. Dafür lassen sich solche Aufnahmen sehr unkompliziert erstellen und im Idealfall hat der Zuhörer das Gefühl, mit dabei gewesen zu sein. Entscheidend für diesen Effekt sind auch die verwendeten Kopfhörer, die möglichst natürlich klingen und geschlossen sein sollten, Modelle aus dem HiFi-Bereich sind eher ungeeignet.
Ambisonics geht dabei einen Schritt weiter. Das Voyage Audio Spatial Mic arbeitet mit einem Array von acht Electred-Kapseln mit je 14 mm Durchmesser, um ein recht differenziertes Klangfeld einzufangen. Im Unterschied zu obigen Verfahren wird hier jedoch die Aufnahme von der Wiedergabe gelöst und muss daher nachbearbeitet werden. Das Ganze ist auch hardwareseitig recht komplex, denn die Kapseln müssen so angeordnet sein, dass möglichst keine Laufzeitunterschiede zu Gunsten eines phasenlinearen Signals entstehen. Die drei variablen Richtungsachsen X, Y und Z werden aus den acht Kanälen gebildet, die allerdings auch Speicherplatz benötigen. Im Ergebnis erhält man ein von der Wiedergabe unabhängiges Klangbild, das nicht nur für 360-Grad-Videos taugt.
Die Audiodaten des Mikrofons werden dabei als Ambisonics-A mit acht Kanälen an den Computer übergeben und im Plug-In konvertiert, beispielsweise als Ambisonics-B, AmbiX, FuMa oder in Stereo als Mikrofonsimulation runtergerechnet. Dazu wird eine neunte Spur als Summe der acht Einzelkanäle erzeugt, um durch geschickte Phasenmanipulation und Pegeldifferenzen das Ergebnis aufzubereiten. Analog basiert die Technologie auf dem Prinzip der Mitte/Seite-Stereophonie, wobei die Kanäle durch Summierung und gegenphasiges Auslöschen gebildet werden, dies nennt man Intensitätsstereophonie. Auf ähnliche Weise wurde früher beim analogen Dolby Pro-Logic übrigens der Ton für den Rückkanal aus der Stereosumme extrahiert. Übrigens, Kleiner Fun Fact am Rande: Bei nahezu allen Kompressionsverfahren im Audiobereich bedient man sich des Mitte/Seite-Stereoverfahrens. Das erklärt, warum bei höherer Kompression die Artefakte und Verdeckungseffekte an den Seiten auftreten, weil der Mitte und somit der Präsenz mehr Bedeutung beigemessen wird. Das hört man insbesondere auch bei Raumklangeffekten von Lautsprechern, weil für die simulierte Stereobreite der komprimierte Seitenkanal zu deutlich betont wird. Im Umkehrschluss erklärt das auch, weshalb komprimierte Mono-Mixe tendenziell besser klingen.
Zum besseren Verständnis stellen wir uns eine kleine Combo vor, die sich im Kreis um eine Gruppe Mikrofone aufbaut. Diese sind jeweils auf die Solisten ausgerichtet und fangen das zugewiesene Instrument ein. Die Ausrichtung und Abstände der Mikrofone sind dabei festgelegt, die verschiedenen Kanäle werden anschließend nachbearbeitet und zu einem Stereo-Mix zusammengeführt. Das ließe sich mit einem einzigen Voyage Audio Spatial Mic erledigen, dessen acht Kanäle vom Decoder nachträglich kopiert und in die verschiedenen Mikrofontypen und Ausrichtungen umgewandelt werden können. Die Tonaufnahme lässt sich aber auch genauso als Spatial Audio einem 360-Grad-Video hinzufügen und würde sich bei Kopfbewegungen im VR-Headset zum Bild synchron mitdrehen. Ein freies Bewegen im Raum ist aufgrund der fixen Position von Kamera und Spatial Mic nicht möglich. Übrigens lässt sich diese Art der Aufzeichnung nicht mit Apple Immersive Audio für die AirPods Pro und Max vergleichen. Während die AirPods einen virtuellen Raum mit einer festen Lautsprecheranordnung Mittels „Head-Related Transfer Function“ nachbilden, kurz HRTF oder kopfbezogene Abbildungsfunktion, erfassen 360-Grad-Mikrofone die echten akustischen Eigenschaften einschließlich Rauminformationen. Aus diesem Grund kann man sich in virtuellen Räumen dafür auch bewegen und die Raumreflexionen werden in Echtzeit berechnet. Das ist auch für die Spieleentwicklung von Bedeutung, so dass 360-Grad-Audio und HRTF kombiniert werden.
Erster Eindruck vom Voyager Audio Spatial Mic
Genug mit der Theorie, schauen wir uns das gute Stück in der Praxis an. Geliefert in einem schicken Karton mit Schaumstoffeinsatz finde ich neben dem Mikrofon selbst zwei drei Meter lange, mit Nylon ummantelte Kabel mit Klettbinder, eines mündet auf USB Type A, das andere auf Type C. Mikrofonseitig gibt es eine Type C-Buchse, intern arbeitet es allerdings mit USB 2.0. Weiterhin liegt ein Gelenkadapter zur Befestigung an Stativen bei. Ein Adapter von 1/4 auf 5/8 Zoll ist angeschraubt, so dass man es wahlweise an Kamera- oder Mikrofonstativen befestigen kann, ein Reduziergewinde auf 3/8 Zoll fehlt jedoch. Dafür finde ich noch einen Schaumstoffwindschutz, dieser ist auch nötig, wie wir noch hören werden. Eine Karte mit Download-Informationen liegt bei, auf ein gedrucktes Handbuch muss man verzichten. Dafür ist die online verfügbare Anleitung sehr umfangreich und beschreibt in Englisch die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Was leider fehlt ist eine Schutztasche, die hätte bei dem Preis ruhig beiliegen können.
Die Anschlüsse befinden sich allesamt auf der Unterseite des Voyage Audio Spatial Mic. Hier finden wir neben der Type C- auch eine Type Micro-B-Buchse, die als zusätzliche Stromversorgung im Zusammenspiel mit Smartphones genutzt werden muss, sowie einen 3,5 mm Kopfhöreranschluss. Hierüber lässt sich das Signal abhören und auch mit dem Computer oder Smartphone mischen. Es wird binaural als Google Resonance HRTF mit 48 kHz ausgegeben, so dass man einen groben Eindruck vom Aufnahmeergebnis und -Pegel bekommt. Im Studio hilft der optische ADAT-Ausgang, der systembedingt mit 48 kHz bei 24 Bit abtastet. Das erspart den USB-Anschluss im Studio, erfordert dann aber die externe Stromversorgung. Das Converter-Plug-In steht übrigens nur für Windows und Mac als VST3 (64 Bit) und AAX zur Verfügung. Natürlich können auch andere Ambisonics-Anwendungen und -Plug-Ins genutzt werden, fürs reine Recording reicht eine DAW mit acht Spuren aus.
Die Vorderseite des Mikrofons ziert ein griffiger Aluminium-Drehregler, dieser lässt sich drücken und wird flankiert von einer Reihe mehrfarbiger LEDs. Als Kranz geben sie Aufschluss über die Pegeleinstellung, genauso zeigen sie die Lautstärke der einzelnen Kapseln und warnen vor Übersteuerung. Drei LEDs darunter signalisieren den Einstellungsmodus des Drehrades für Mic-Gain, Monitor-Mix bzw. Kopfhörerlautstärke und leuchten rot, wenn die Taste lang gedrückt und das Mikrofon dadurch stummgeschaltet wird. Die Einstellungen werden nicht gespeichert und müssen nach dem Anschließen stets neu angepasst werden.
Auf der Rückseite finden wir eine 1/4-Zoll-Gewindebuchse, so dass sich das Spatial Mic starr auf ein Kamerastativ montieren lässt, alternativ nutzt man das beiliegende Kugelgelenk.
Das kompakte und gradlinige Gehäuse wiegt lediglich 254 Gramm und besteht weitgehend aus Aluminium, zu Gunsten des geringen Gewichts wurden die Enden aus Nylon gefertigt. Im ersten Moment würde man denken, es sei aus Kunststoff, aber bei genauerer Betrachtung fühlt es sich weniger wertig an, als es tatsächlich ist. Das Spatial Mic ist 17,2 cm lang und 5,4 cm dick. Gemessen am Preis unter Berücksichtigung des etwas anderen Materialmixes ist es ein solides Stück Technik. Ein Vollmetallgehäuse hätte das Gewicht sicherlich verdoppelt. Etwas anders sehe ich das beim Anschlussterminal, die Buchsen scheinen nicht wirklich roadtauglich zu sein. Das gilt auch für die Kabel, die bei genügend Belastung möglicherweise etwas von ihrem edlen Charme einbüßen werden. Hier hat das RODE NT-SF1 die Nase etwas vorne und bietet sogar eine Zugentlastung.
Mikrofon und vor Allem das dicke Kabel machen es dafür aber auch deutlich schwerer und unhandlicher, also kein wirklicher Vergleich. Gespannt bin ich auf die Dämpfung des Voyage Audio Spatial Mic zur Unterseite, denn das Gehäuse ist recht geradlinig und so dürften Schallereignisse von Unten etwas gedämpft werden, das prüfen wir im Praxisteil. Optional wird der Shockmount Rycote Invision empfohlen, der beim Hersteller auch als Zubehör im Shop erhältlich ist. Dann wird das Mikrofon über Kopf befestigt und die tatsächliche Ausrichtung erfolgt im Plug-In.
Schauen wir kurz unter die Haube, für die Wandlung arbeitet intern ein 16-Kern-Prozessor mit hochauflösender SiLabs-Taktung, dies sorgt für sehr niedrigen Jitter und ein geringes Phasenrauschen. Rechnerseitig sind Auflösungen von 16 Bit mit 44,1 kHz bis 24 Bit mit 96 kHz in den üblichen Abstufungen wählbar. Der Geräuschspannungsabstand wird bei der Analogwandlung (ADC) mit 110 dB angegeben, im Pad-Modus, also bei geringstem Gain, verträgt das Spatial Mic satte 131 dB Schalldruck, bei lauten Signalen lohnt sich die Quantisierung von 24 Bit rechnerisch mehr. Der DAC über den Kopfhöreranschluss liefert 130 mW bei 16 Ohm und rauscht mit 108 dB SNR leicht mehr, das hört man vor Allem beim direkten Monitoring und wird sicher auch durch die interne Umwandlung begründet. Es werden keine dedizierten Treiber benötigt, unter macOS wird es als Core Audio erkannt, unter Windows als USB-Audio-Class 2.0. Das ist zwar nicht tragisch, aber mit ASIO-Treibern wäre die Latenz beim Monitoring über das Plug-In kürzer ausgefallen. Voyage Audio empfiehlt ASIO4ALL als brauchbare Alternative, welches bei leistungsstarken Prozessoren für geringe Latenzen sorgen kann, oder man hört einfach intern mit. Die Installation von Control Panel und Plug-In verlaufen problemlos und das Spatial Mic wird in REAPER sofort eingebunden.
Das Voyage Audio Spatial Mic in der Praxis
Kleiner Wehrmutstropfen vorweg, aber das habe ich nicht anders erwartet, Plug-In und Einstellungskonsole sind nicht barrierefrei und somit haben blinde Anwender wie auch beim RODE NT-SF1 weitgehend das Nachsehen. Dabei lassen sich die Parameter in beiden Fällen sogar in Textfelder eintragen und im Prinzip wäre hier vielleicht sogar was machbar, leider sind auch die Kontraste bei den Beschriftungen etwas schwach.
Das Control-Panel läuft im Hintergrund, hier lassen sich die drei Pegeleinstellungen des Mikrofons ablesen und auch verändern. Über drei Buttons unten rechts wird das Metering eingestellt, wahlweise können die LEDs ausgeschaltet werden, den Peak der jeweiligen Kapsel anzeigen oder eine Art VU-Meter für den linken und rechten Kanal darstellen. Am Mikrofon einstellbar ist dies nur kurz nach dem Anschließen. Das blaue Flackern ist recht unauffällig und der Pegel ist auch im Plug-In ablesbar.
Das Plug-In ist recht übersichtlich aufgebaut, die verschiedenen Mikrofonprofile lassen sich sogar zugänglich im Menü als Presets auswählen. Hier wäre es eventuell denkbar, die Parameter auch über MIDI-Controller zu steuern. Die Oberfläche ist dreigeteilt und zeigt im oberen Teil die großen Drehregler für die Mikrofonausrichtung, vertikal, horizontal und Rollen über die Lengsachse. Unten links wird das Eingangs-Metering angezeigt, die Spuren können über eine Art virtuelle Dip-Switches angepasst werden.
Rechts unten wird sich um die Ausgabe gekümmert, die Einstellungen hier werden je nach Profil angepasst. Die Stereobreite, Ausgabemodus und Filter lassen sich hier festlegen, der Ausgangspegel wird auch hier optisch mit Peaks angezeigt. Die Einbindung klappt recht unkompliziert und durch den einfachen Aufbau der Oberfläche finden sich auch ungeübte Anwender schnell zurecht. Dennoch ist ein Grundverständnis für die Technologie nötig, die Aufnahmen sind im Vergleich zu einem Stereosignal doch recht komplex. Beim Test am iMac 27 unter Windows gab es keine Aussetzer oder Übertragungsprobleme, ohnehin stellen die acht Kanäle selbst in der maximalen Auflösung kein größeres Problem für moderne Rechner dar. Die Aufnahmen sollten daher auch mit einem lüfterlosen Notebook gelingen, sofern die Daten flott geschrieben werden können.
Wie klingt das Voyage Audio Spatial Mic?
Die Entscheidung für oder gegen ein Mikrofon steht und fällt natürlich mit dem Klangcharakter. Dieser ist bei USB-Mikrofonen fest definiert und die Vorverstärker lassen sich nicht austauschen oder verändern. Während das RODE NT-SF1 ganze vier davon benötigt, wäre dies bei acht Kanälen noch aufwendiger und so ist ein integriertes Audio-Interface mit ADAT-Schnittstelle ein sehr guter Kompromiss. Die Mikrofonkapseln werden ab Werk individuell kalibriert, das sorgt für ein homogenes Klangbild. In der Tat gelingt dem Spatial Mic eine durchweg gute Abbildungsqualität mit recht geringem Eigenrauschen, so dass es auch feinere Details erfassen kann. In meinem ersten Klangbeispiel nehme ich das Signal mit dem Olympus LS-P4 am Kopfhörerausgang ab und will mir zunächst einen grundsätzlichen Klangeindruck verschaffen.
Hier zeigt sich das Mikrofon von einer sehr guten Seite, reicht klanglich aber nicht ganz an Kleinmembran-Kondensatormikrofone im selben Preisbereich heran. Konstruktionsbedingt ist ein Vergleich natürlich schwierig, so liegt es beim Rauschverhalten und in der Detailtiefe deutlich vor dem Zoom H3-Vr, bei der Hochtonauflösung jedoch etwas hinter dem RODE NT-SF1 zurück. Dafür liefert das Spatial Mic mit seinen acht Kapseln eine deutlich bessere Tiefenschärfe und Ortbarkeit, vor Allem bezogen auf Entfernungen. Das fällt besonders bei Mikrofonsimulationen positiv auf, wie ich im zweiten Klangbeispiel demonstriert habe. Ebenfalls mit dem LS-P4 am Kopfhörerausgang hört man hier auch gut den Unterschied zwischen dem Rauschverhalten von Monitor- und DAW-Signal. Hier beschreibe ich auch, wie man das Spatial Mic praktisch in REAPER einbindet.
Die Mikrofonsimulationen sind besonders genial, obwohl sie aufgrund der natürlichen Darstellung vielleicht etwas charakterlos klingen. Das ist allerdings Geschmackssache und die Lobar-Preseets zeigen, dass das Spatial Mic auch anders kann, vielleicht liefert Voyage Audio mit Updates noch andere Simulationen nach. Richtig spannend wird es, wenn man eine Aufnahme im Nachgang mit dem Plug-In bearbeitet. Im dritten Klangbeispiel steht das Voyage Audio Spatial Mic eine Zeit lang alleine im offenen Fenster, leider sind die Reflexionen an der Fensterscheibe etwas störend.
Beim Abhören habe ich den Eindruck, dass das virtuelle Ausrichten besonders bei den Stereosimulationen irgendwie anders klingt, als würde man ein normales Mikrofon bewegen. Das liegt auch nicht an fehlenden Handgeräuschen, sondern eher am Umstand der Phasenverschiebung. Schlimm ist das nicht, aber durchaus hörbar. Grandios finde ich die Dämpfung bei den Nierensimulationen, hier würde ich vermutlich das Spatial Mic nicht von einem echten Mikrofon mit Nierenkapsel unterscheiden können.
Fazit
Das Voyage Audio Spatial Mic ist ein sehr kompaktes VR-Mikrofon mit Ambisonics Second Order, das nicht nur mit seinem leichten Gehäuse und der einfachen Handhabung überzeugt. Viel mehr liegen die Stärken in den verschiedenen Mikrofonsimulationen und vor Allem in der guten Klangqualität mit hoher Detailschärfe. Besonders die räumliche Ortbarkeit ist beeindruckend und so ist es ein USB-Mikrofon der besonderen Art, das nicht nur den Audiorekorder überflüssig macht, sondern ganz nebenbei auch VR-Aufnahmen erzeugt. Zum Betrieb braucht es lediglich eine DAW, nicht zuletzt ist auch die ADAT-Schnittstelle ein dickes Plus für den Studioalltag. Für knapp 1.000 Euro bekommt man ein Gesamtpaket geboten, das kaum Wünsche offen lässt.
Vielen herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht.
Sie verwenden für die erste Demo des Mikrofons einen OlympusLS-P4.
Aufgrund der eingebauten Sprachausgabe verwende ich den Recorder ebenfalls und frage mich wie genau vorzugehen ist, um dieses Mikrofon anzuschliessen um damit binaurale Aufnahmen machen zu können?
Ich habe an das Gerät bereits schon Kondensatormikrofone über den analogen Eingang angeschlossen – wenn ich das aber hier richtig verstehe, erfolgt die Übertragung vom Voyager zum Recorder auf digitalem Wege?
Hallo, wahrscheinlich waren das keine Echtkondensatormikrofone, sondern Electred-Kapseln, das ist noch etwas anderes. Letztere kommen mit 1,5 bis 4,5 Volt Speisespannung zurecht, Echtkondensatoren würden einen externen Preamp benötigen, der sie auch mit Spannung versorgt, in der Regel 48 V.
Beim Spacial Mic handelt es sich in der Tat um ein volldigitales Mikrofon, das den Miniklinken-Ausgang eigentlich nur als Monitorbuchse nutzt. Was ich da mit dem Olympus gemacht habe, ist quasi ein Abfallprodukt und wird dem Mikrofon überhaupt nicht gerecht, denn man hat keinen Einfluss auf das Tonsignal. Dann kann man sich eher den Zoom H3-VR kaufen, der sich mit einer App auch gut bedienen lässt. Damit hätte man einen vollwertigen Audiorekorder mit einer unkomplizierten Bedienung.