DPA d:vice MMA-A Double Lavalier Kit, High-End-Mikrofone fürs iPhone

Letzte Aktualisierung am 9. Mai 2022

Eigentlich nutze ich bei meinen Aufnahmen schon gute Technik. Wenn man aber bessere zum Test bekommt, freut das natürlich und so nahm ich das Angebot von Mega Audio gerne an, mir das DPA d:vice MMA-A Double Lavalier Kit etwas genauer anzuschauen. Mega Audio ist der zuständige Vertriebspartner, der hierzulande unter anderem DPA vertritt. Neugierig war ich auch deshalb, weil meine YouTube-Videos klanglich aufgrund mangelnder Mikrofoneingänge meiner Kameras den Podcasts unterlegen sind. So kann ich vorausschicken, dass das DPA d:vice und die zum Set gehörenden d:screet Lavaliermikrofone meine Probleme lösen könnten, sprengt in der Anschaffung allerdings aktuell mein Budget. DPA hat das System vorwiegend für iOS-Geräte konzipiert, allerdings liegt auch ein gewöhnliches ‚USB-Kabel bei und erweitert somit den Anwendungsbereich auf Computer mit Windows und macOS. Das System ist class compliant, so dass auch einer Nutzung unter Android mit passendem Host-Adapter nichts im Wege steht. Das d:vice hat selbst eine Micro-USB-Buchse, so dass ein Kabel mit USB-C-Stecker auf der anderen Seite ein sinnvolles Zubehör sein kann. In Verbindung mit den vielfältigen Mikrofonen der d:-Serie ist man gerüstet für fast alle akustischen Lebenslagen. Im Video könnt Ihr Euch einen optischen Eindruck machen, im Podcast am 15. Februar werde ich mal ein Bisschen experimentieren und schauen, wofür sich diese kleinen Mikros noch alles einsetzen lassen.

Wer ist DPA?

Nicht nur seit ISOVOX, Dynaudio und Genelec weiß ich, dass die Skandinavier ein gutes Händchen für Audiotechnik haben. Dass DPA aus Dänemark kommt untermauert meinen Eindruck, zumal der Hersteller im vollprofessionellen Umfeld einen sehr guten Ruf genießt. Bei Sprachaufnahmen im Broadcasting-Umfeld, in Fernsehstudios und bei Reportagen, die diskret mit Miniaturmikrofonen abgenommen werden, zählt DPA zu den führenden Herstellern und ist damit schon seit Jahrzehnten am Markt vertreten. Neu ist allerdings, dass man nun auch ein direktes Audio-Interface anbietet, das sich mit vielen hauseigenen Mikrofonen versteht. Der Wermutstropfen ist allerdings, dass man sowohl die Miniaturmikrofone nicht ohne Weiteres an gewöhnlichen Rekordern betreiben kann, auch lässt sich das Interface nur mit Mikros der d:-Serie betreiben, das sind d:screet-, d:vote und d:fine. Das Gute dabei ist allerdings ein exzellent aufeinander abgestimmtes Ökosystem, mit dem auch Einsteiger auf Anhieb zurecht kommen und nicht überlegen müssen, welche Komponenten zusammen gut harmonieren. Gerade bei analogen Verbindungen ist diese Frage nicht unerheblich und im vollprofessionellen Umfeld muss jede Aufnahme ohne Wenn und Aber sitzen, manch Interview lässt sich kein zweites Mal nachstellen.

Was sind Lavaliermikrofone?

Ursprünglich bedeutet Lavalier übersetzt in Etwa Juwelanhänger. Genau genommen passt das auch ganz gut, denn ein kleines Lavaliermikrofon wird ebenso unauffällig am Hemdkragen oder der Krawatte mit einer Klemme befestigt, das Kabel wird unter der Kleidung verborgen. Durch die Kugelcharakteristik und die statische Montage wird die Sprache zwar recht nah am Mund, jedoch auch diffus abgenommen. Poppgeräusche, Nahbesprechungseffekte und plötzliche Lautstärkeschwankungen werden vermieden, wie man sie von Gesangsmikrofonen mit Nierencharakteristik her kennt. Die Lautstärke des Vortragenden bleibt selbst bei Kopfbewegungen konstant, dafür klingt die Stimme allerdings etwas dumpfer und zurückgestellt, wenn man es zu nah am Kinn positioniert. Manche Hersteller wirken dem entgegen und passen den Frequenzgang entsprechend an. Das ist besonders bei günstigen Mikrofonen der Fall, weil vielen die Erfahrung oder Technik fehlt, Anpassungen selbst vornehmen zu können. Im professionellen Bereich ist das jedoch nicht gewollt, weil sich Toningenieure ungern Abweichungen durch Mikrofone vorgeben lassen. Lautsprecher sind hier ein guter Vergleich, HiFi-Produkte bieten Wohlfühl-Klang, Studiomonitore hingegen Neutralität.

Die Vorteile liegen klar in der einfachen Handhabung. Während sich ein Sänger oder Sprecher an die Eigenschaften eines üblichen Mikrofons gewöhnen muss, braucht es bei Lavaliermikrofonen keine Einarbeitung. Einmal richtig fixiert, schränken sie weder die Bewegungsfreiheit ein, noch muss der Träger auf irgendetwas achten. Die Stimmen werden ohne starke Raumreflexionen eingefangen, ein aufwendiges Mikrofonieren kann dadurch entfallen. Journalisten setzen sie gerne für Interviews ein, weil die Systeme sehr kompakt sind und in die Hosentasche passen. Man nutzt sie auch gerne für die diskrete Abnahme von akustischen Instrumenten, weil dies optisch unauffälliger ist. Nachteile gibt es aber auch, denn das Anbringen erfordert etwas Zeit und Erfahrung, weshalb sich Lavaliermikrofone nicht für ständig wechselnde Interviewpartner eignen. Kabelverbindungen können ein Fallstrick im wahrsten Sinne des Wortes sein, weshalb professionelle Mikrofonsysteme drahtlos arbeiten und das Kabel unter der Kleidung zu einem Taschensender verlegt werden muss. In Fernsehshows verkabelt man die Akteure bereits in der Maske und so scheint es, dass sie frei in die Kameras sprechen. Das wirkt optisch auch schöner, als wenn jeder hinter einem Einsprechkorb versteckt ist. Viele YouTuber haben ebenfalls die Technik für sich entdeckt, aber nicht jeder kann damit richtig umgehen. So klingen Viele dumpf und weit weg, weil die Qualität der Systeme nicht reicht oder das optimale Anbringen nicht gelingen wollte. Das Angebot von Lavaliermikrofonen ist überschaubar, neben DPA bieten RODE, Sennheiser und AudioTechnica als bekannte Hersteller solche Mikrofone an. Aber auch Wolfgang Winne hat mit dem Ohrwurm Lavalier ein Exemplar im Sortiment, das auch über einen optionalen Speiseadapter betrieben werden kann.

Die Grundausstattung


Das DPA d:vice MMA-A gibt es in unterschiedlichen Konfigurationen, sowohl ohne, als auch mit einem oder zwei Mikrofonen. Der MicroDot-Anschluss ist kompatibel zu anderen Produkten von DPA, so dass verschiedene Kits angeboten werden oder das Interface auch einzeln zu haben ist – ein feiner Zug für Bestandskunden. So kostet die mir vorliegende Version mit der etwas umständlichen Bezeichnung DPA d:vice MMA-A Double Lavalier Kit etwas unter 1.300 Euro und besteht aus dem d:vice MMA-A selbst, das einzeln über 500 Euro kostet. Per symmetrischem MicroDot-Stecker lassen sich an diesem zwei Mono-Mikrofone anschließen, die mit einer Art Bajonettverschluss verriegelt werden. Die steife „Seele“ des Steckers verhindert, dass man diesen in der Eile verkantet und das Kabel ungewollt rausrutscht. In meinem Karton liegen zwei d:screet SC4060 mit einem Stückpreis von je 390 Euro, jene beschriebene Lavaliermikrofone.

Der Karton lässt den Preis überhaupt nicht vermuten, das gilt auch für das unscheinbare Hardcase mit umlaufenden Reißverschluss, in dem alle Teile sicher verstaut sind. Das raue Obermaterial wirkt unauffällig und erinnert an die gängigen Zubehörtaschen für Festplatten und Kleinkram, sie fällt eigentlich nur durch das Logo und die Struktur auf der Oberseite auf. Unten drunter findet sich das Typenschild, eine Trageschlaufe erleichtert die Handhabung. Im oberen Teil ist ein Netz und Styropor-Block eingelassen, der den Stauraum halbiert und entnehmbar ist, hier hat man die Kleinteile verstaut. Im unteren Teil liegt in einer passenden Mulde das Interface, daneben schön aufgerollt die Mikrofone. Der Platz ist vor Allem wegen der USB-Kabel etwas eng bemessen, weshalb man sicher nicht alle Ersatzteile mitführen muss. Man sollte aber vor einem Take etwas Zeit zum Aufbauen einplanen, weil sich vor Allem die langen Kabel der Mikros scheinbar gerne verheddern. Eigentlich hätte man das Ganze etwas anders konstruieren müssen, so dass man die Mikrofone zusammengebaut in der Klemme einklinkt und die Kabel je einem getrennten Fach einrollen kann. Ein wiederverwendbarer Kabelaufroller hätte hier absolut Wunder bewirken können.

D:screet SC4060


Die Mikrofone sind extrem schlank und kaum dicker als das relativ dünne, aber doch sehr robuste Kabel. Erstaunlich ist das sehr geringe Gewicht von nur rund acht Gramm, so dass man sie faktisch nicht spürt. An Zubehör neben der soliden Kunststoffklemme, nach eigenen Angaben der kleinsten Klemme auf dem Markt, gibt es eine Tüte voller Windschütze, die sich aufgrund der Miniaturgröße fummelig anbringen lassen, daher vermutlich auch der reichhaltige Ersatz. Im Übrigen muss man aufpassen, den Stecker und das Mikrofon nicht zu verwechseln. Das kann aber nicht passieren, weil der Knickschutz am Stecker deutlich länger ausfällt. Für beide Mikrofone gibt es zwei Schutzkappen, quasi Einsprechkörbe. Die aufgesteckte Variante erlaubt einen Schalleinfall aus allen Richtungen, die alternative Kappe sorgt für etwas mehr Richtwirkung. Im Test sorgte diese für eine Reduktion der Umgebungsgeräusche, die Stimme trat etwas besser in den Vordergrund. Dies kann besonders in lauten Umgebungen hilfreich sein. DPA bietet für diese Mikrofone weiteres Zubehör an, das diesem Set jedoch nicht beiliegt. Aufgrund der MicroDot-Spezialstecker entfällt wie oben beschrieben der adapterfreie Anschluss an herkömmliche Audiorekorder und so gibt es auch einen XLR-Speiseadapter, den man aufgrund des d:vice hier nicht braucht. Mit einem Grenzflächenadapter kann man sie auch für freie Interviewsituationen einsetzen, aber auch dieser fehlt zumindest meinem Paket. Die Klemme erlaubt übrigens sowohl das vertikale, als auch das horizontale Einhängen des Mikrofons, das sorgt für eine zusätzliche Flexibilität bei der Montage und erleichtert das Ausrichten.

Mit einem Schalldruck von 134 dB können sie einiges ab. Der Frequenzgang reicht von praxistauglichen 20 Hz bis 20 kHz, der Präsenzbereich wurde von 8 kHz bis auf 20 kHz um 3 dB angehoben, das kommt Sprachaufnahmen etwas zu Gute, der weite Headroom (oder Tiefenschärfe) belässt die Natürlichkeit und ein niedriger Noise Floor sorgt dafür, dass auch in lauten Umgebungen Hintergrundgeräusche nicht stören. Das Kabel ist etwas 185 cm lang und flexibel genug, um es gut zu verlegen. Kabelgeräusche werden gut gedämpft, mit Windschutz kann man das Mikrofon auch leicht ohne größere Störungen berühren. Hier merkt man deutlich die Erfahrung des Herstellers, auch muss der Preis ja irgendwo herkommen. Die Klangqualität bezogen auf das Gesamtsystem ist sehr präsent, ruhig und authentisch, so merkt man deutlich, dass man einem Vortragenden möglicherweise auch wegen des Equipments gerne zuhört. Selbst meine erste Testaufnahme wäre sofort sendefähig gewesen, obwohl ich an den Grundeinstellungen kaum was verändert habe. Der volle Klangcharakter liegt sicher auch darin begründet, dass die Mikrofone einen weiten Frequenzgang im Vergleich zu den günstigeren Vertretern haben. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn der Grundsound der gesamten Aufnahmekette ist hier klangbestimmend. Nicht vergessen darf man nämlich, dass übliche Mikrofone über die TRRS-Klinkenbuchse am Smartphone betrieben werden. Das liefert zwar die denkbar ungünstigsten Ergebnisse, überflügelt häufig aber die internen Mikrofone. Hierbei packt auch die im iPhone integrierte Rauschunterdrückung zu, welche die Sprache in den Vordergrund stellt. Je nach Anwendung ist das zwar sinnvoll, raubt der Aufnahme jedoch die Natürlichkeit und so ein Bisschen klingt man dann wie eine Presswurst. Bei angesteckten Mikrofonen, auch mit Lightning-Anschluss, kommt es öfter zu Störungen aufgrund der komplexen Technik in Smartphones, welche in die analogen Schaltkreise einstreuen. Das Zoom IQ7 zeichnet das leise Knattern gelegentlich sogar bei aktiviertem Flugmodus auf, wenn man die Hand ungünstig hält und den Feldeffekt negativ beeinflusst. Diese Probleme gibt es mit dem d:vice und generell mit externen Interfaces nicht, weil sie durch die örtliche Trennung durch Einstreuungen weniger gefährdet sind. Symmetrische Verkabelungen tragen maßgeblich dazu bei, da hier auf den Masseleiter verzichtet werden kann.

Ein noch spannenderes Set bekommt man übrigens mit dem d:vice Lavalier Kombo Kit. Das enthält statt des zweiten Lavaliermikrofons das d:dicate 4018 Supercardioid. Das ist ein super kleines Richtmikrofon mit Superniere, das man exzellent für Interviewsituationen oder auch O-Töne mit Hintergrundgeräuschen verwenden kann. Wer jetzt mit dem Finger zuckt und denkt, das wäre eine Bestellung wert, sollte sich aber den Preis von rund 2.500 Euro vor Augen halten, das kostet die teuerste Ausführung, die wohl aber auch für meine Zwecke die beste Variante wäre. Auch wenn die Qualität mit Sicherheit ähnlich gut sein wird, gibt es aber zu diesem Preis dann doch so manche Alternative, die für einen kurzen Take ausreicht. Der Zoom H2n sei an dieser Stelle genannt, der durch seine fünf Kapseln und flexible Handhabung für mich zumindest das Interview-Problem bis auf eine lahme Hand, die beim längeren Halten der Kompromiss ist, ebenfalls gute Ergebnisse erzielt.

D:vice MMA-A


Kernstück des Systems ist das massive Audio-Interface. Beim Auspacken des runden Metallgehäuses mit einem Durchmesser von 5 cm und einer Dicke von vielleicht 2 cm dachte ich an eine Taschen- oder Stoppuhr. Letzteres passt ganz gut, als Kind hatte ich eine, die nach Oben hin drei Tasten zur Bedienung hatte. In einem ähnlichen Winkel sind hier die Buchsen eingelassen, in der Mitte der zwei Verschraubungen für die Mikrofone befindet sich ein versenkter Micro-USB-Anschluss. Das ist sehr durchdacht, denn so wird ein Ausleiern der Buchse vermieden und nichts kann abbrechen. Die MicroDot-Anschlüsse erinnern an winzige SMA-Stecker, die etwas aus dem Gehäuse ragen, sie wirken dennoch unverwüstlich. Ich konnte nicht glauben, dass dieses massive Kleinot nur 50 Gramm wiegen soll, aber es stimmt tatsächlich. Gefühlt hätte ich das Doppelte geschätzt, aber die Wahrnehmung lässt sich durch solide Materialien leicht täuschen.

Am Interface gibt es außer der genannten Anschlüsse rein gar nichts. Keine Einstellmöglichkeiten, keine Leuchtdioden, lediglich ein Logo prangt auf der Front. Zwei Anschlusskabel liegen bei, eines von Micro-USB auf USB-A, das mit 35 cm extrem kurz geraten ist, ein weiteres ist etwas länger und entsprechend mit einem Lightning-Stecker ausgestattet. Logisch, es ist ja vornehmlich für iOS-Geräte konzipiert worden. Stecke ich es an mein iPhone 7 Plus an, empfiehlt mir dieses den direkten Weg in den AppStore. Die d:vice-App ist zuständig für die Konfiguration und Firmware-Updates, hier lassen sich auch sämtliche Parameter und die Lautstärke anpassen. DPA meint es in der Beschreibung zur App ja gut, dass man über den Kopfhörerausgang quasi per Monitoring mithören kann. Das d-vice Headset Kit enthält sogar ein passendes Headset, das aber für den Kopfhörerausgang konzipiert ist und dadurch das Kabelgewirr etwas erhöht. Offenbar hatte man aber kein iPhone 7 in der Entwicklung, denn dieser Vorteil entfällt dort nicht nur wegen der fehlenden Kopfhörerbuchse, sondern weil auch die Lightning-Buchse belegt ist. Da wäre ein einfacher D/A-Wandler mit Kopfhörerbuchse am Interface sinnvoll gewesen. Wer AirPods oder andere Bluetooth-Headsets besitzt, kann die Qualität der Aufnahme allerdings nicht latenzfrei überwachen, das reicht aber im Prinzip für eine grobe Einschätzung aus. Wer sein Equipment kennt, wird auch ohne auskommen. Blinde Nutzer freuen sich hingegen über den Umstand, dass VoiceOver nicht umgeleitet wird, wie es beim Zoom IQ7 beispielsweise der Fall ist, das auch einen D/A-Wandler enthält und somit komplett die Audioausgabe übernimmt. Das Abstecken nervt, wenn man Einstellungen verändern will, hier hingegen nervt fast gar nichts. Einzig der Umstand, dass VoiceOver bei der App im Vordergrund nur noch über den Hörer spricht, damit lässt sich aber noch gut leben.

Die Bedienbarkeit mit VoiceOver ist weitgehend möglich, viele Einstellungen lassen sich trotz der englischen Bezeichnung gut ableiten. Vier Presets stehen zur Verfügung und übernehmen vordefinierte Situationen, das ist bei Verwendung unterschiedlicher Mikrofone sinnvoll. Ein dreisekündiger Druck speichert eine geänderte Einstellung ab. Die Werte werden in der App hinterlegt. Verändert man Parameter und nutzt das d:vice anderswo, werden die zuletzt eingestellten Werte vermutlich übernommen, dies konnte ich leider nicht testen. Das Design mit seinem dunklen Hintergrund und der minimalistischen Optik gefällt, alles ist recht groß und somit übersichtlich, wie man es von einem professionellen Tool erwartet. Wichtige Einstellung neben der Lautstärke ist die Art der Kanalverteilung, dies hängt auch von den angeschlossenen Mikrofontypen ab. Mono erlaubt den Mix beider Kanäle auf einer Spur und wird automatisch gewählt, wenn nur ein Mikrofon angeschlossen ist. Das verhindert, dass man womöglich den falschen Eingang gewählt hat und eine Aufnahme misslingt. Hier gibt es nur einen Pegelsteller, der beide Kanäle gleichzeitig regelt. Im Stereo-Modus nutzt man die selektierten Lavaliermikrofone gleichzeitig, hier werden über den Pegelregler ebenfalls beide Kanäle eingestellt. Ein Tiefpassfilter steht hier zur Verfügung, der tiefe Frequenzen abschneidet und unerwünschtes Rumpeln vermeidet. Dual ermöglicht es, den Pegel je Kanal einzustellen und bietet sich bei der Verwendung unterschiedlicher Mikrofone an. Mit dem Schalter Lock lassen sich Verstärkereinstellungen genutzter Apps blockieren, so dass die in der d:vice-App getroffenen Werte nicht überschrieben werden. Die Aufnahme kann in jeder beliebigen Audio- oder Videoanwendung erfolgen, das d:vice ist entweder direkt ausgewählt oder man kann es entsprechend wählen. Dabei sind Abtastraten bis zu 96 kHz bei einer Wortbreite von 24 Bit möglich. Die Abtastrate des Interface liegt übrigens zwischen 20 Hz und 22 kHz.

Das D:Vice in der Praxis

Dass mit dem d:vice in Verbindung mit den d:screet richtig gute Aufnahmen gelingen, habe ich bereits erwähnt und überrascht auch nicht bei dem Preis. -Wenn man aber so kleine Mikrofone in der Hand hat, kommen einem schon Ideen, was man damit noch anstellen könnte. Denn bei einem solch flexiblen Paket ergeben sich neben den genannten Situationen eine Reihe weiterer spannender Möglichkeiten. So wären vielleicht auch binaurale Aufnahmen denkbar, sofern man sich freiwillig die mitgelieferten Klemmen ans Ohrläppchen zwickt. Anhand der unscheinbaren Kapseln und den langen Zuleitungen kann man sich schon einiges ausdenken und ich stelle mir doch so manche Befestigungswege vor, die sicherlich spannende Ergebnisse erzielen könnten. Die Ergonomie beim iPhone ist natürlich so eine Sache und definiert sich auch etwas über die genutzten Apps, da kann man im Gegensatz zur festen Bedienstruktur eines Audiorekorders auch experimentieren. Vierspurrekorder oder Camcorder-Apps, alles ist möglich und kann in Verbindung mit dem d:vice genutzt werden. Zumindest so lange, wie der Akku mitmacht, erst ab dem iPhone 8 mit induktiver Lademöglichkeit ergäbe sich ein Weg, externen Strom zuzuführen. Dieses Schicksal teilt sich d:vice aber mit allem Lightning-Zubehör, das nicht eine USB-Buchse zum Laden anbietet. Apple gibt MFi-Zertifizierungen nur für die Stecker heraus, nicht aber für Buchsen, Aus diesem Grund gibt es auch kein Fremdzubehör, das mit einem Lightning-Kabel aufgeladen werden kann.

Trotzdem sehe ich einige Probleme, für die es bei alltäglicher Benutzung sicher Lösungen gibt. Denn richtig betriebssicher ist das Ganze nur, wenn man die Handhabung absolut drin hat. Stichwort Fallstricke, die entstehen nämlich bei einem System, das faktisch drei Verbindungspunkte hat. Einfach ist es, wenn man eines der Lavaliermikrofone oder beide selbst anlegt, dann wandert das Interface in die Hosentasche und das iPhone hängt in Griffweite am Kabel. Will man aber mit jemandem zusammen das System nutzen, könnte genau das ein Problem werden, wenn man sich zu weit voneinander entfernt oder das Mikrofon vergisst. Mir ist es beim Test selbst passiert, dass sich das Interface fast hätte der Schwerkraft ergeben müssen, wenn ich es nicht schnell genug gerettet hätte. Bei der soliden Konstruktion wird es ihm nicht schaden, vermeiden sollte man solche Unfälle allerdings schon. Denke ich mir nun die Situation, dass ein Interviewpartner mir gegenüber am Tisch sitzt und eines der Mikrofone angelegt hat und urplötzlich zur Toilette will und das vergisst, liegt vermutlich nicht nur das Interface am Boden, sondern auch iPhone und potentiell gefüllte Kaffeetassen. Hier würde ein drahtloses System aus meiner Sicht mehr Sinn ergeben, sofern man kein Mikrofon aus der d:dicate-Serie zur Hand hat. Gleiches gilt auch für YouTuber, die vor dem Camcorder-iPhone rumkaspern und wenn manche so denken wie sie reden, werden sie auch die Kabelstrecken vermutlich falsch einschätzen. Stellt man sich vor einen Tisch, müsste man das Interface darunter anbringen und hoffen, dass die Kabel von der Länge her reichen. Eine werkseitige Haltevorrichtung gibt es nicht, eine einfache Gürtelschlaufe könnte hier vielleicht helfen, diese ließe sich rückseitig vielleicht sogar ankleben. Das alles sind meine subjektiven Gedanken, die mir beim Ausprobieren kamen und sollen nicht als Abwertung verstanden werden.

Ganz unabhängig davon frage ich mich persönlich, ob das Smartphone überhaupt ein gutes Tool für Reporter sein kann. Einerseits lassen sich kurz gedrehte Videos zu aktuellen Geschehnissen umgehend über das Internet an die Sendezentrale zur weiteren Bearbeitung schicken, mit Audiobeiträgen geht es aufgrund der geringeren Datenmenge sogar noch einfacher. Auf der anderen Seite und fern ab von der Akkuproblematik würde doch jemand, der viel kommuniziert, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der Dokumentation irgendwann gestört werden. Sei es durch Nachrichten, deren Benachrichtigung man zumindest deaktivieren kann. Aber was ist mit Anrufen, die man vielleicht gerade wegen deaktivierter Benachrichtigungen nicht wahrnimmt? So passierte es mir beim Testen, dass ich einen Termin total verpasst habe, weil man mich über WhatsApp und selbst durch Anrufe nicht erreichen konnte. Das d:vice war angeschlossen, das iPhone lag auf dem Studiotisch, ich war im Haus ohne Apple Watch unterwegs. Das ist im Prinzip mit deaktivierten Benachrichtigungen vergleichbar. Ein weiteres Problem zeigte sich mit der Übertragung von Videos von ProMovie auf den iMac über iTunes, das empfinde ich persönlich als ziemlich umständlich und wird mit vielen Audio-Apps ähnlich kompliziert sein. Ich bin hier vielleicht etwas altmodisch, die SD-Karte ist für mich, wenn physisch okay, leichter zu handhaben. Eine Software, die automatisch die Dateien auf einem SMB-Speicher im Netz auslagert, wäre ein sehr guter Kompromiss. Vielleicht ist das der heimliche Wunsch nach einem d:rec, einem eigenständigem Rekorder mit Akku, der ein kleines OLED-Display hat und stundenlang auf Knopfdruck aufzeichnet. Zwei Rädchen für die Aussteuerung, zwei Schiebeschalter für Auflösung und Betriebsart, fertig. Am Besten noch für einen guten Preis und Bluetooth, so dass man auch Videos mit dem iPhone ohne Stolperfalle drehen kann. Vielleicht kommt das ja noch d:blue wäre auch ein toller Name. Ich werde jedenfalls auf DPA weiterhin ein Auge haben. Vielleicht reichen diese Ideen ja für ein Sponsoring durch den Hersteller, denn die Arbeitsweise gefällt mir sehr und ist wie versprochen Plug & Play.

Fazit

DPA bietet mit dem d:vice MMA-A Double Lavalier Kit ein hochpreisiges, aber auch qualitativ exzellentes Produkt, bei dem der Zusatz vollprofessionell seriöser klingt, als der ausgelutschte Begriff High-End. Flexibel einsetzbar, einfach in der Handhabung und vor Allem auch anpassbar, das sind neben der über jeden Zweifel erhabenen Klangqualität die absoluten Stärken. Schwächen liegen allerhöchstens in der Natur der Sache, nämlich der Kabelverbindung, hier beißt sich aber die Katze gewissermaßen in den Schwanz. Zwar wäre über Bluetooth die gute Klangqualität nicht realisierbar, dafür gäbe es jedoch in der Handhabung ergonomische Vorteile. Wer aber so viel Geld für ein vollprofessionelles Tool ausgibt, wird die Risiken und Nebenwirkungen allerdings abschätzen können und wird im Ergebnis wohl mit dem besten Klang am iPhone belohnt, den man aktuell für Geld bekommt.

Sei der Erste, der das kommentiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert