Letzte Aktualisierung am 12. März 2021
Der amerikanische Traditionshersteller Mackie steht bei mir immer mal wieder im Fokus und hat sein Angebot in letzter Zeit kontinuierlich ausgebaut. Während Mischpulte und Beschallungssysteme den Anfang machten, zählen heute professionelle In-Ears und Smartphone-Headsets, Kopfhörer, Kopfhörerverstärker, Aktivmonitore, Monitor-ControllerMackie Big Knob Passive, Big Knob Studio und Big Knob Studio Plus, Monitor-Controller und verschiedene Problemlöser zum Sortiment, dabei sind die Produkte nicht nur gut, sondern auch preiswert. Schon letztes Jahr hat Mackie mit der FreePlay-Serie neue Bluetooth-Lautsprecher auf den Markt gebracht, die im Vergleich zu vielen Lifestyle-Boxen manches besser können. Im Test habe ich alle drei Modelle vorliegen, die sich hauptsächlich in der Größe unterscheiden und will schauen, was sie leisten. Zum Vergleich ziehe ich den Teufel Bamster Pro heran, ein gut klingender Lautsprecher aus dem HiFi-Genre. Der Name ist übrigens Programm, so können alle drei Kandidaten mit Akku betrieben werden und verfügen über Bluetooth. Beim FreePlay LIVE, der den Vorgänger FreePlay ablöst, handelt es sich schon um eine Personal-PA, die sich ebenfalls für Musikliebhaber eignen kann.
Bei PA-Systemen, das steht übrigens für Power Amplifier oder Public Address, handelt es sich in erster Linie um professionelle Beschallungsanlagen. Dabei denken HiFi-Freunde oft, dass Qualität und Auflösungsverhalten deutlich schlechter seien und es sich eher um Krawallbrüder handelt, das ist aber nicht immer richtig. Was eine gute PA nämlich auszeichnet ist nicht nur die Lautstärke, denn bei hohem Schalldruck soll die Musik schließlich genauso gut und verzerrungsfrei klingen und eben nicht in den Ohren weh tun. Entgegen eines HiFi-Systems werden PA-Boxen nicht auf Design getrimmt, sondern sie müssen auch den rauen Bühnenalltag wegstecken und robust gegenüber Witterungen sein. Dennoch geht es weniger um das optimale Stereodreieck, man stelle sich Mungo Jerry oder The Beatles auf zwei 15 Meter voneinander entfernten Lautsprechern vor. Im Fokus steht primär die homogene Beschallung und optimale Einmessung an die jeweilige Abhörsituation, so gibt es verschiedene Systeme je nach Raumgröße, bis hin zu übermannshohen Schalltürmen für Festivals.
Während in früheren Zeiten PA-Systeme schwer und unhandlich waren, sorgte die Digitaltechnik auch hier für eine Trendwende. So gibt es inzwischen am Markt unzählige kompakte Beschallungssysteme, die nicht nur leicht zu transportieren, sondern auch schnell aufgebaut sind und einen Club oder kleinen Saal mühelos beschallen können und das zum Teil ohne Stromanschluss. Für eine Abi-Feier reicht durchaus eine kompakte Säulen-PA, die mühsam sortierte Playlist wird vom Smartphone per Bluetooth übertragen und ein Mikrofon wird für kurze Ansagen eingesetzt. Wem selbst das zu groß ist, wird bei diesen neuen Lautsprechern fündig. Straßenmusiker brauchen Geräte mit Akkubetrieb, für kleine Veranstaltungen reicht meist eine unkomplizierte Lösung aus. So ist Der FreePlay LIVE mit drei Kanälen und zwei symmetrischen Anschlüssen ausgestattet, hingegen sind FreePlay HOME und GO klassische Bluetooth-Lautsprecher.
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Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Schaut man sich die kompakte FreePlay-Familie an, sind sie bis auf Größe und Material in einer eher klassischen Optik gehalten und weitgehend identisch. Gleich ist ihnen ein frontseitiges Schutzgitter aus Metall, das sich etwas über die Oberkante zieht und leicht geschwungen ist. Das Gehäuse besteht aus robustem Kunststoff mit großflächigem Gummipad auf der Unterseite. Die Oberseite hat ein Gefälle nach hinten, mittig ist das Bedienpanel vertieft und somit gerade eingefasst. Die gummierte Fläche ist nicht nur gut abwaschbar, sondern soll vermutlich auch einen leichten Regenschauer abhalten. Leider wurden nur die Lautstärketasten mit fühlbarem Plus und Minus haptisch versehen, das erschwert besonders beim FreePlay LIVE ein Bisschen die blinde Handhabung. Eine Musiksteuerung per AVRCP gibt es nur in Form einer Play/Pause-Taste, der FreePlay LIVE bietet diese nicht. Alle Lautsprecher funken nach Bluetooth 4.2 und es können zwei Modelle miteinander drahtlos verbunden und zu einem Stereo-Paar oder Zonen zusammengefasst werden.
Während FreePlay GO und HOME einen dualen passivradiator verwenden, der laut Mackie in den letzten 20 Jahren perfektioniert wurde und sich als front- und rückseitige Membran im geschlossenen Gehäuse zeigt, nutzt der FreePlay LIVE zwei Bassreflexöffnungen unter den Hochtönern. Weiterhin lässt sich nur der FreePlay GO über Micro-USB laden, allen Modellen liegen externe Netz-/Ladegeräte bei. Über Mini-Klinke lassen sich bei allen kabelgebundene Geräte ersatzweise anschließen und FreePlay GO und HOME bieten einen USB-Versorgungsausgang mit 2,4 A Leistung für Smartphones und MP3-Player. Der FreePlay LIVE verfügt zusätzlich über symmetrische Audioeingänge in Form zweier XLR/TRS-Buchsen und entsprechend einen Mixer mit drei Kanälen. Dabei arbeiten diese Eingänge latenzfrei und das summierte Signal kann vor der Master-Sektion per 6,35 mm Klinkenbuchse abgegriffen und an andere Lautsprecher oder einen Rekorder weitergereicht werden. Eine Kombination aus Bluetooth und symmetrischen Eingängen ist nicht vorgesehen, so dass man Mikrofon- und Instrumentensignale nicht drahtlos übertragen kann, das ist wegen der Latenz ohnehin nicht sinnvoll. Für alle FreePlay-Modelle bietet Mackie passende Schutztaschen an, die man auch hätte beilegen können. Ebenso ist die angegebene Akkulaufzeit von maximal 15 Stunden identisch und hängt natürlich stark von der Abhörlautstärke, Bluetooth-Modus und Umgebungstemperatur ab.
Die FreePlay-App für iOS und Android steuert auf Wunsch die Lautsprecher, wobei die Einstellmöglichkeiten der FreePlay LIVE deutlich weitreichender sind. Damit die App die Lautsprecher erkennt, sind sie per Bluetooth-LE koppelbar. Besteht eine Verbindung, können sie ohne Drücken und Halten der Bluetooth-Taste auch nicht von anderen Geräten übernommen werden, das ist gerade für Manipulationen im Live-Betrieb wichtig. Bei den kleinen Modellen beschränkt sich der Funktionsumfang auf den Modus der Kopplung zweier Lautsprecher, ob diese simultan oder jeweils als Stereo-Kanal arbeiten sollen. Das Koppeln funktioniert auch ohne App über eine dafür vorgesehene Taste. Dazu verbindet man sich zunächst mit einem der Lautsprecher und hält bei beiden die entsprechende Verbindungstaste gedrückt. Der in der App eingestellte Modus bleibt erhalten und wird von der Master-Box gesteuert, die wiederum das Signal an den zweiten Lautsprecher übergibt. Es handelt sich also nicht um TWS (True Wireless Stereo), in diesem Fall würde man die Boxen direkt mit dem Quellgerät verbinden, das wird von Bluetooth 4.2 noch nicht unterstützt. Demnach ist davon auszugehen, dass sich die Akkulaufzeit bei der Master-Box im dualen Betrieb etwas verkürzt.
Wie immer noch viele Bluetooth-Lautsprecher unterstützt auch die FreePlay-Serie nicht den hochauflösenden AAC-Codec, mein Moto One Vision zeigte keinen Hinweis auf HD-Audio. Das bedeutet, dass iPhone und iPad den zwar inzwischen besseren, aber nicht perfekten SBC-Codec nutzen. Ob aptX unterstützt wird, kann ich Mangels Zuspieler nicht testen, Mackie schreibt zumindest nichts darüber. Für die Praxis ist das aber bei solch kleinen Lautsprechern weniger erheblich, da sie ohnehin keine wirklich gute Stereoabbildung liefern und man sicher keine hochauflösende Musik über Bluetooth schicken wird, für diesen Fall stehen immerhin die physischen Eingänge zur Verfügung. Trotzdem fällt mir das immer wieder auf und ist eigentlich ein Trauerspiel, denn der Verbraucher sollte sich darauf verlassen können, dass Bluetooth unkompliziert die bestmögliche Übertragung liefert. Dies trifft aber nur dann zu, wenn alle Komponenten den gleichen Standard unterstützen, im Falle von aptX bleiben iPhone-Nutzer außen vor.
FreePlay GO und FreePlay HOME
Betrachten wir als Erstes die beiden kleineren Modelle, die sich optisch bis auf die Größe kaum voneinander unterscheiden. Wie erwähnt kann nur der FreePlay GO per Micro-USB aufgeladen werden, das sehe ich nicht per se als Vorteil, vor Allem wenn man Geräte mit Lightning oder USB-C benutzt. Während der FreePlay GO nur 800 Gramm wiegt, ist der FreePlay HOME mit 1,8 kg etwas schwerer. Die Abmessungen betragen beim FreePlay GO 21 cm Breite, 8.3 cm Tiefe und 7.6 cm Höhe an der Vorderkante, beim FreePlay HOME entsprechend 24,1 x 13,3 x 10.2 cm. Unterschiede gibt es auch bei der Akkuleistung, wobei Mackie zumindest auf der Herstellerseite keine genaueren Angaben über die Kapazität macht. Der FreePlay HOME bietet zwei Treiber mit 2,5 Zoll Durchmesser, der FreePlay GO mit 2 Zoll liefert 40 statt 60 Watt an Ausgangsleistung. Demnach unterscheidet sich auch die untere Grenzfrequenz, während beim FreePlay GO bei 87 Hz Schluss ist, geht der HOME bis auf 70 Hz runter bei einer Abweichung von -10 dB. Das klingt theoretisch recht wenig, ist aber gemessen am Gehäusevolumen schon beachtlich und klingt praktisch voller als man denkt. Die passiven Radiatoren wirken wie ein Subwoofer und werden durch tiefe Frequenzen angeregt, physikalisch vergrößert sich dadurch die Membranfläche und in Verbindung mit dem DSP ist das Ergebnis schon hörenswert.
Durch den relativ geringen Treiberabstand ist ein Stereobild dann zu vernehmen, wenn man sich direkt vor den Lautsprechern befindet. Je weiter man sich entfernt, nimmt zwar die Abstrahlfläche zu, aber die Überlagerung wirkt dem Stereoeffekt zugleich entgegen. Dieses Schicksal teilen sich FreePlay GO und HOME mit den meisten Bluetooth-Lautsprechern, der Teufel Bamster Pro bietet mit der Dynamore-Technologie einen strategischen Vorteil, aber ebenfalls nur bei optimaler Hörposition. Der Unterschied zwischen GO und HOME ist jedoch nicht zu unterschätzen, wobei der Klang zur jeweiligen Größe passt. Besser und schlechter sind schwierige Begriffe, denn was der HOME klanglich mehr kann, toppt der GO durch seine Portabilität und passt dafür locker in eine Manteltasche. Im Direktvergleich liefert der FreePlay HOME etwas mehr Bassfundament, wobei sich beide Lautsprecher im Bereich der Mitten und höhen sehr klar ähneln. Das ist auch logisch, denn Beschallungssysteme sollen im Idealfall leise wie laut gleich gut klingen. Laut können die beiden auch, der HOME etwas mehr. Dabei bleibt der Klangcharakter stets klar und auch bei größerer Entfernung angenehm. Von den drei Lautsprechern ist der FreePlay HOME mein klanglicher Favorit, denn er bietet von Allem ein Bisschen. und klingt noch dazu sehr ausgewogen.
Was macht aber jetzt der Bamster Pro? Er toppt irgendwo den FreePlay GO und unterliegt dem HOME. Im Prinzip ein schwieriger Vergleich, weil er im Gegensatz zur FreePlay-Serie mit Effektheischerei versucht, größer zu klingen als er ist, was ihm bei geringerer Lautstärke auch gut gelingt. Schlussendlich ist es eine Geschmacksfrage und eigenständig betrachtet ist er ein guter Lautsprecher. Dreht man Bamster Pro und FreePlay GO voll auf, komprimiert der Bamster Pro ab der Hälfte und es nehmen hauptsächlich die Mitten zu. Das wirkt, als würde ihm quasi die Luft ausgehen, während der FreePlay Go noch mühelos den Raum beschallt. Dieser Unterschied ist beim FreePlay HOME noch extremer, auch wenn man bei leiser Musik das Gefühl hat, dass der Bamster Pro voller klingt. Auf dem Papier schafft er 59 Hz und reicht wie die FreePlay-Serie rauf bis 20 kHz und wiegt auch nur 770 Gramm. Dafür regt er stärker den Untergrund zum Mitschwingen an, was je nach Aufstellort auch etwas übertrieben klingt, FreePlay GO und HOME sind diesbezüglich unkritischer. Verloren hat er dann, wenn man zwei FreePlay-Lautsprecher als Stereosystem zusammenschaltet, das klappt auch mit unterschiedlichen Modellen. Dann erhält man eine deutlich bessere Räumlichkeit und entsprechend mehr Schalldruck. Doppelt so laut sind sie natürlich nicht, weil unser Gehör logarithmisch funktioniert. Während sich die Lautstärke im Zonenmodus einzeln regeln lässt, wird diese im Stereomodus synchronisiert. Das Smartphone steuert übrigens direkt die Lautstärke der Boxen.
Die Bedienung erfolgt über die bereits erwähnten Drucktasten. Ein-/Ausschalter, Bluetooth, Leise, Laut, Play/Pause und die Link-Funktion, mehr braucht es nicht. Die zugehörigen LEDs informieren über den Betriebszustand und sind den jeweiligen Funktionstasten zugeordnet. Sie sind horizontal in einer Reihe angeordnet und blind kann man sich anhand der Lautstärketasten gut orientieren. Tonsignale informieren über das Ein- und Ausschalten sowie über das Paaren und Verbinden mit einer zweiten Box. Mit einer Transportsteuerung, die den schnellen Titelwechsel auch ohne Smartphone ermöglicht, wären FreePlay GO und HOME absolut perfekt.
Der FreePlay LIVE
Klanglich darf man die Lautsprecher schon als sehr interessant bezeichnen, wobei sich der FreePlay LIVE in vielen Punkten von den kleineren Modellen abhebt. Natürlich kann er keine vollwertige PA ersetzen, aber die Leistung reicht schon durchaus zur Beschallung eines mittelgroßen Saales und vor Allem dann, wenn man ihn mit einem zweiten FreePlay LIVE kombiniert. Die Klangsignatur erinnert an die kleineren Modelle und seine Stärken liegen vorwiegend in der Beschallung, so glänzt er bei geringer und hoher Lautstärke mit einem durchsetzungsfähigen und authentischen Klangcharakter. Hier kommt es ebenfalls nicht auf dröhnende Bässe an, sondern auf Klarheit und dass man den Sound gezielt ausrichten kann. Mit den Waveguides der beiden Hochtöner bei je einem Zoll Durchmesser dürfte er auf einen horizontalen Abstrahlwinkel von 90 Grad kommen, was besonders wichtig ist, wenn man ihn vor einer Gruppe aufstellt und keine Begrenzungsflächen vorhanden sind. Für einen Straßenkünstler würde ein FreePlay Live problemlos reichen, Gitarre und Mikrofon anschließen und das Smartphone zur musikalischen Untermalung, fertig. Im Unterschied zu den kleineren Modellen ist er faktisch ein 2.1-System und arbeitet zwar auch als Stereolautsprecher, jedoch bricht die Basis aufgrund des zentralen Woofers ein, so dass ich erst dachte, er sei Mono. Die ansonsten bei Lautsprechern dieser Größe übliche Übergangsfrequenz von 3 kHz verstärkt diesen Eindruck entsprechend, FreePlay GO und HOME klingen mit ihren kleinen Breitbandlautsprechern deutlich räumlicher. Wie erwähnt ist die Stereowiedergabe bei PA-Systemen eher nebensächlich, zumal nur der Bluetooth- und Line-Kanal in Stereo arbeiten. Die anderen Eingänge sind entsprechend Mono und werden über den erwähnten 6,35 mm Klinkenanschluss summiert ausgegeben.
Das Gehäuse mit 4 kg Gewicht ist mehr als doppelt so schwer wie der FreePlay HOME, Die Box ist 35,6 cm breit, 19,7 cm hoch und 17,8 cm tief und trotz ähnlicher Optik ganz anders aufgebaut. Während die kleinen Boxen über einen Soft-Taster zum Einschalten verfügen und sich automatisch abschalten, gibt es beim FreePlay LIVE einen rückseitigen Kippschalter. Anstelle des „Running Man“ auf der Oberseite ist eine großzügige Griffmulde ins Gehäuse eingearbeitet, so dass man die Box bequem mit einer Hand tragen kann. Dabei dient das Panel als Griff und die Mulde könnte bei Regen volllaufen, alternativ dient sie auch als Smartphone-Halter. Im Gegensatz zu den kleinen Modellen gibt es keine Statustöne bei Bluetooth-Verbindungen, was gemessen am Einsatzzweck auch die diskrete Installation ermöglicht.
Inmitten der zwei Hochtöner gesellt sich der erwähnte 6 Zoll Woofer, der einen Frequenzgang ab 60 Hz wiedergibt. Dreht man den FreePlay LIVE ganz auf, liefert die Endstufe mit 75 Watt Sinus und 150 Watt PEP eine Lautstärke von echten und nicht nur kurzzeitigen 115 dB SPL. Das ist natürlich im Vergleich zu einer ausgewachsenen PA eher wenig, kann sich aber durchaus mit kompakten und deutlich größeren Beschallungsanlagen messen. Wenn man die kleine Bauform noch mit einbezieht, ist die Lautstärke enorm und bei maximalem Pegel lässt sich das gesamte Haus beschallen. Zur Einordnung erreicht ein Kühlschrank um 35 dB, eine normale Unterhaltung etwa 50 dB, ein Staubsauger um 80 dB, ein Pressluftbohrer um 100 dB und im Club geht man von rund 110 dB aus. Bei 120 dB kommt man schon in den Bereich von unmittelbarem Fluglärm und so macht der FreePlay LIVE schon ordentlich Rabatz. Zwei gekoppelt zu einem Stereopaar und die Party kann beginnen, allerdings muss man das auch etwas relativieren. Um diese Lautstärke zu erreichen, ist der Woofer relativ langhubig und kann die Luft hauptsächlich im mittleren Frequenzbereich anregen, das wäre vor 20 Jahren wohl nur mit einem kreischenden Kompressionstreiber möglich gewesen. Eine Beschallungsanlage mit einem 12- oder 15-Zoll-Treiber bietet entsprechend mehr Fläche und regt den Raum gleichmäßiger und voller an, das macht sich vor Allem im unteren Frequenzbereich bemerkbar, manchmal auch negativ durch unangenehmes Dröhnen. Beim FreePlay LIVE scheppert und klirrt bei maximaler Lautstärke nichts, wobei die Box je nach EQ-Einstellung ab einem Punkt komprimiert. Trotzdem bleibt die Abbildung stets sauber und auch bei geringem Pegel angenehm. Dabei ist nahezu kein Eigenrauschen hörbar, was im Übrigen auch für die kleineren Modelle gilt.
Um die Aufstellung zu erleichtern verfügt der FreePlay LIVE über ein Loch auf der Unterseite für den mitgelieferten Dorn mit 5/8-Gewindeanschluss, so dass man die Box auf einem Mikrofonstativ montieren kann. Bei Stativen mit Rundsockel ist Vorsicht geboten, die Kopflastigkeit der Box sollte man nicht unterschätzen. Im Gegensatz zu FreePlay GO und HOME ist nicht die gesamte Unterseite gummiert, stattdessen müssen zwei Gummistreifen ausreichen. Die Bedienung ist aufgrund des Funktionsumfangs anders als bei den kleinen Modellen, nicht alles lässt sich direkt am Lautsprecher regeln. Identisch ist, dass der Mini-Klinkeneingang alternativ zum Bluetooth-Signal verwendet werden kann, er ist quasi Kanal 3 und schaltet um, sobald ein Kabel eingesteckt wird. Die anderen beiden Kanäle sind die Eingänge für Mikrofon-, Instrumenten- und Line-Quellen, die Anordnung der Tasten von Vorne betrachtet entspricht den Eingängen auf der Rückseite. Neben der Hauptlautstärke wird der Pegel aller drei Kanäle separat geregelt, eine Kette mit sechs LEDs informiert über den eingestellten Wert. Daher gibt es zwei Reihen an Folientasten, die mitunter nicht so leicht zu treffen sind. Links übereinander sind die Lautstärketasten zu finden, die oberen drei Tasten bezeichnen die einzelnen Kanäle, die Taste für den dritten Kanal wird auch für das Pairing genutzt. In der unteren Reihe sind zwei Tasten zu finden, die linke aktiviert und deaktiviert den Halleffekt, mit der rechten Taste wird der Master-EQ zwischen Music und Live umgeschaltet. Bei Music werden Tief- und Hochtonanteile leicht angehoben, wobei aufgrund der Kompression bei hoher Lautstärke die Unterschiede geringer ausfallen. Der Master-EQ wirkt sich auf das Ausgangssignal des Endverstärkers aus und verändert den Grundcharakter der Box. Um die Kanallautstärke zu verändern, drückt man eine der Tasten und die LED-Kette zeigt den Eingangswert. Nach einigen Sekunden wird die Hauptlautstärke wieder angezeigt, die dann entsprechend verändert werden kann, alle Werte bleiben nach dem Ausschalten erhalten. Man sollte darauf achten, dass man die Lautstärke der ersten beiden Kanäle minimiert, wenn keine Geräte angeschlossen sind, ansonsten führt dies zu einem hörbaren Eingangsrauschen. Das ist ganz normal und erwähne ich nur, weil mir dies beim Test passierte und ich mich schon wundern wollte. Ist ein dynamisches Mikrofon angeschlossen, in meinem Fall ein The t.bone MB 45 II und ein RODE PodMic, ist das Eigenrauschen erfreulich gering. Dies verwundert nicht, so hat Mackie doch genügend Erfahrungen mit den ONYX-Preamps sammeln können.
Alle weiteren Parameter sind nur über die FreePlay-App änderbar, deren Zugänglichkeit leider nicht ganz so gelungen ist, mit etwas Übung sind aber die wichtigsten Funktionen erreichbar. Dazu gehört ein Dreiband-EQ mit 250 Hz, 1 und 2 kHz mit einem Regelbereich von plus/minus 10 dB und Effektanteil für jeden Eingangskanal und separate Stummschaltung. Wie man das von vielen günstigen Mixern kennt, arbeitet der Hall als Send-Effekt und kann in der Master-Sektion global zugeschaltet werden. Hier hat Mackie etwas Potential verschenkt, denn durch geschickte Tastenkombinationen hätte man diese Einstellungen auch auf das Panel am Gerät legen können. Klanglich sind auch die Mikrofoneingänge überzeugend, wobei sich der Reverb-Anteil nur für beide Kanäle gleichzeitig aktivieren lässt. Wer Gitarre und Gesang kombinieren möchte, muss die Einstellungen jedes Kanals und damit verbunden auch den Effektanteil in der App regeln. Am Halleffekt ist nichts einstellbar, die weiche Hallfahne ist angenehm abgestimmt und kann Sprache durchaus veredeln. Schade ist, dass im Stereoverbund nur das Bluetooth-Signal geteilt wird. Wer eine Ansage auf beiden oder mehreren Lautsprechern hören will, muss diese per Kabel kaskadieren und separat einstellen. Probleme gab es mit der App, die offenbar etwas durcheinander kam, wenn alle drei Boxen mit dem iPhone verbunden waren. Beim ersten Test mit dem FreePlay LIVE gab es hingegen keine Probleme.
Fazit
Mackie hat mit FreePlay GO, HOME und LIVE drei interessante Lautsprecher im Angebot, wobei der FreePlay Live der Leistungskünstler ist und sich durchaus als kleines PA-System einsetzen lässt. Bei den kleineren Boxen hätte ich mir eine Transportsteuerung gewünscht, dafür überzeugen sie klanglich auf ganzer Linie. Mit rund 150 und 200 Euro bekommt man hochwertige und sauber verarbeitete Lautsprecher, die als Stereopaar noch mehr überzeugen. Der FreePlay LIVE für rund 350 Euro kann deutlich mehr, hat Eingänge für Instrumente und Mikrofon, ist deutlich lauter, hat dafür aber die hörbar engere Stereoabbildung. Die Kombination aus zwei FreePlay LIVE ist mit Einschränkungen verbunden, so funktioniert dies nur mit dem Bluetooth-Signal. Abgesehen davon kann man mit ihm nicht nur eine Gartenparty rocken, so viel Power auf engstem Raum ist mir zumindest noch nicht begegnet. Leider hat man viele Features ausschließlich in die App gepackt, die man durchaus am Gerät hätte unterbringen können. Der Nachteil ist zugleich ein Vorteil, denn im Live-Betrieb kann man die Einstellungen an der Abhörposition vornehmen.
Wie man die FreePlay-Serie dreht und wendet, für diesen Preis bekommt man hervorragende Kompaktlautsprecher, die vielseitig einsetzbar sind und für jeden Anspruch das Richtige bieten. Ob als Taschenbox fürs Camping, die Studentenfete im Wohnheim, die Gartenparty oder sogar kleine Geburtstagsfeiern, für einen FreePlay finden sich viele Gründe. Und sei es eine spontane Einlage mit Gitarre und Gesang auf der Hochzeitsparty, ohne sich mit dem DJ abstimmen zu müssen. Mich haben die Lautsprecher jedenfalls überzeugt.
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